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Friedrich Wilhelm IV.

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Friedrich Wilhelm IV. (* 15. Oktober 1795 in Berlin, † 2. Januar 1861 in Potsdam) war der älteste Sohn von Friedrich Wilhelm III. von Preußen und Luise von Mecklenburg-Strelitz. Nach dem Ableben seines Vaters war er von 1840 bis zu seinem Tode König von Preußen.

Friedrich Wilhelm galt als ein schüchterner junger Mann, der wohl behütet im fast bürgerlichen Milieu seines Elternhauses aufwuchs. Er war hochgebildet und galt als Romantiker, der von den Idealen des mittelalterlichen Heiligen Römischen Reiches inspiriert wurde.

Kindheit und Jugend

Friedrich Wilhelm wurde 1795 geboren, als sein Vater noch Kronprinz von Preußen war. Am 28. Oktober 1795 wurde er in Berlin im Kronprinzenpalais Unter den Linden getauft. 1797 nach dem Tode seines Großvaters Friedrich Wilhelms II. bestieg sein Vater den preußischen Thron; der zweijährige Friedrich Wilhelm ist Kronprinz von Preußen. Zum Erzieher Friedrich Wilhelms bestimmten die Eltern zunächst Friedrich Delbrück und später Jean Pierre Francois Ancillon, dem Friedrich Wilhelm ein Leben lang verbunden bleiben sollte.

Die erste große Zäsur im Leben des Kronprinzen sollte die Niederlage der preußischen Armee gegen die französischen Truppen Napoleons I. in der Doppelschlacht bei Jena und Auerstedt am 14. Oktober 1806 werden: die königliche Familie floh nach Ostpreußen. Von den Kindern ist Friedrich Wilhelm wohl der einzige, der das Tragische dieser Flucht versteht und den die Erfahrung der Niederlage nachhaltig prägte. Während seine Schwester Charlotte, die spätere Gemahlin des Zaren Nikolaus II. sich später erinnern sollte, daß für die Kinder die Freude zu reisen größer gewesen sei, als der Kummer zu flüchten, erhielt der Kronprinz hier einen ersten Begriff von der Verantwortung, welche die politische Führung eines Landes mit sich brachte. Er sollte die Tage der Sorge nicht mehr vergessen.

Vermählung

Am 29. November 1823 heiratete er Prinzessin Elisabeth von Bayern, mit der er nie Kinder hatte.

Friedrich Wilhelm als Baumeister

Politische Verhältnisse

Unter der Regierung seines Vaters Friedrich Wilhelm III. herrschte in Preußen nach dem Sieg über Napoleon I. eine Restaurationspolitik mit äußerst repressiven Maßnahmen. Unter dem Einfluss von Metternich führte man die Pressezensur ein, die bürgerlichen Freiheitsbestrebungen wie die nationalen Einheitsbewegungen im Land wurden unterdrückt. Allein im Jahr 1836 verhaftete man 204 aufständische Studenten. Gegen einige von ihnen sprach man Todesurteile aus. Ebenfalls entstand durch das Mischehengesetz ein handfester Streit mit der katholischen Kirche. 1825 wurde dieses Gesetz in ganz Preußen angewandt. Es besagte, dass Kinder aus Mischehen die Konfession des Vaters annehmen mussten. Viele Bischöfe setzten sich darüber hinweg, weswegen einige von ihnen verhaftet wurden (das populärste Opfer war der Erzbischof von Köln Clemens August Droste zu Vischering) und sich der Konflikt mit dem Vatikan weiter verstärkte.

Die Regierung Friedrich Wilhelms IV.

Als Friedrich Wilhelm IV. 1840 den Thron bestieg, beendete er die restaurative Politik seines Vaters, sowie den Streit mit den Katholiken, denen er einige wichtige Zugeständnisse machte. Viele Todesurteile wurden aufgehoben, die Demagogenverfolgung abgeschafft und etliche liberale Denker aus der Haft entlassen. Einzig die Pressezensur wurde weiterhin aufrecht erhalten.

Erste Regierungsjahre

1842 trat der König auf dem Dombaufest auf, wo der Weiterbau des Kölner Doms beschlossen wurde. Zuvor hatte er im Jahr 1840 die Gründung eines Dombau-Vereins genehmigt. Er selber begrüßte das Fest als ein wichtiges Symbol der Einheit Deutschlands und legte zusammen mit Erzbischof Johannes von Geissel den Grundstein für den Weiterbau. Friedrich Wilhelm war ein Freund der Künste. Unter anderem ließ er sich in Potsdam im Park bei Sanssouci eine neoromanische Kirche bauen, welche die romanische Kirche in Pomposa bei Ravenna nachahmte. Südlich von Koblenz ließ er Schloß Stolzenfels im maurischen Stil errichten und auf dem Hohenzollern, der Stammburg seines Geschlechts, ließ er eine Burg im neogotischen Stil erbauen.

Der preußische Vereinigte Landtag

1847 rief Friedrich Wilhelm den Vereinigten Landtag zusammen, der die Forderung nach einer Verfassung stellte. Der König selber lehnte dies jedoch ab.

Die Revolution von 1848

Als die Märzrevolution 1848 begann, entschloss sich Friedrich Wilhelm zu Zugeständnissen. Unter anderem hob er am 18. März die Pressezensur auf und versprach die Ausarbeitung einer gesamtdeutschen Verfassung. Als daraufhin die Berliner Bevölkerung losmarschierte, um den König zu danken oder ihn zu weiteren Maßnahmen zu ermutigen, gaben die Befehlshaber der preußischen Truppen den Befehl zum Angriff, wodurch es zu verlustreichen Straßenkämpfen kam. Am 19. März wurde das Militär abgezogen. Am 21. März ritt der König mit einer schwarz-rot-goldenen Schärpe durch die Stadt und verkündete seinen Willen für die Einheit und Freiheit Deutschlands. Insgeheim aber schrieb er seinem Bruder, dem Prinzen Wilhelm: "Die Reichsfarben mußte ich gestern freiwillig aufstecken, um Alles zu retten. Ist der Wurf gelungen ..., so lege ich sie wieder ab!" Demzufolge war Friedrich Wilhelm von Anfang an entschlossen, bei veränderten Kräfteverhältnissen der Revolution durch Gegenrevolution zu begegnen. In neueren Veröffentlichungen (zum Beispiel von David Barclay und von Rüdiger Hachtmann) wird das wohlüberlegte Kalkül Friedrich Wilhelms in der Revolution hervorgehoben, das es ihm erlaubte, bei vorübergehendem Zurückweichen auf Dauer die absolutistische Macht zurückzugewinnen. Nachdem er im November 1848 die Berliner Bürgerwehr hat entwaffnen lassen, ließ er die Preußische Nationalversammlung in die Provinz nach Brandenburg verlegen und schließlich auflösen.

Am 6. Dezember 1848 wurde durch das gegenrevolutionäre Ministerium Brandenburg eine neue preußische Verfassung oktroyiert, die zwar ein frei gewähltes Parlament vorsah, aber die Macht doch größtenteils bei den Monarchen beließ. Friedrich Wilhelm akzeptierte die Verfassung, die jedem seiner Nachfolger bei Gelegenheit der Inthonisation erneut zur Anerkennung vorgelegt werden mußte, ordnete jedoch im Geheimen an, daß bei dieser Vorlage dem jeweiligen Descendenten auch ein Schriftstück mit vorzulegen sein würde, in welchem Friedrich Wilhelm in aufforderte, der Verfassung die Anerkennung zu versagen. Dieses zusätzliche Schriftstück wurde von Wilhelm I. und Friedrich III. ignoriert und von Wilhelm II. verbrannt.

Am 28. März 1849 wollte eine Delegation der Frankfurter Nationalversammlung dem König die Kaiserkrone antragen, doch Friedrich Wilhelm lehnte mit der Begründung ab, dass er keine „Krone aus der Gosse“ akzeptieren könne (siehe Reichseinigung von unten). Nachdem die Reichsverfassungskampagne und die in ihrem Kontext ausbrechende Mairevolution 1849 durch die militärische Niederschlagung durch Reichstruppen unter preußischem Kommando gescheitert waren, war die Deutsche Revolution endgültig gescheitert. Wenig später machte der konservative Vertraute Friedrich Wilhelms, General Joseph Maria von Radowitz, den Vorschlag für eine kleindeutsche Lösung mit enger Bindung an Österreich, für den sich auch der König begeistern konnte. Doch die Österreicher und viele konservative Berater lehnten dies entschieden ab, so dass der Deutsche Bund wieder gegründet wurde.

Die preußische Verfassung von 1850

Letzte Regierungsjahre

1850 wurden die Fürstentümer Hohenzollern-Sigmaringen und -Hechingen Preußen als neuer süddeutscher Regierungsbezirk angegliedert.

Erkrankung und Regierungsunfähigkeit

1857 erlitt Friedrich Wilhelm IV. mehrere Schlaganfälle. Wegen der damit verbundenen Einschränkungen seines Sprachzentrums konnte er die Regierungsgeschäfte nicht mehr selbst wahrnehmen, weshalb sein Bruder Wilhelm I. zum Regenten bestellt wurde.

Tod und Bestattung

Über das schließliche Sterben des kranken Königs liegt vor allem das Zeugnis seines Flügeladjutanten Prinz Kraft zu Hohenlohe-Ingelfingen vor. Zu dessen Aufgaben gehörte vor allem auch die Benachrichtigung der nächsten Anverwandten. Um Mitternacht, mit Beginn des Jahres 1861 telegrafierte Hohenlohe an den Prinzregenten: "Plötzlich schnellerer Verlauf zum Ende als dies zu erwarten war. Ableben jeden Augenblick möglich. Alleruntertänigstes Anheimstellen, ob und wann von der Königlichen Familie dies in der Nacht mitzuteilen."

Prinz Wilhelm ließ die gesamte königliche Familie benachrichtigen und reiste unverzüglich nach Potsdam. Es wird berichtet, daß in Berlin bald keine Lokomotiven mehr zu bekommen waren, weil jeder aus dem Königshause einen Extrazug nahm, um von dem Sterbenden Abschied zu nehmen. Prinz Friedrich Karl soll mit dem Schlitten nach Schloss Sanssouci gekommen sein.

So vollzog sich der Tod des Monarchen fast öffentlich. Am 2. Januar 1861 setzte ein letzter Schlaganfall den Leiden des Königs ein Ende.

Der König wurde seinen testamentarischen Anweisungen von 1854 entsprechend in der Friedenskirche in Potsdam bestattet, nachdem sein Herz dem Körper entnommen und am Eingang der Gruft im Schloss Charlottenburg an der Ruhestätte seiner Eltern begraben worden war.

Literatur

  • Walter Bußmann: Zwischen Preußen und Deutschland. Friedrich Wilhelm IV. Berlin 1990
  • Ernst Lewalter: Friedrich Wilhelm IV. Das Schicksal eines Geistes. Berlin 1938
  • Frank Lothar Kroll: Friedrich Wilhelm IV. und das Staatsdenken der deutschen Romantik. Berlin 1990

Vorgänger :
Friedrich Wilhelm III.

Liste der preußischen Könige

Nachfolger:
Wilhelm I.
(Kaiser des Deutschen Reiches)