Gitarrenverstärker
Gitarrenverstärker, ein elektrisches Gerät zur Verstärkung des Klangs einer gespielten Gitarre. Das Signal der Gitarre wird dabei über ein Kabel oder auch über eine Funkapparatur an den Verstärker übertragen.
Aufbau eines Gitarrenverstärkers
Die einzelnen Komponenten eines Gitarrenverstärkers sind der Eingang (Signaleingang), meist realisiert durch eine Verbindung mittels eines 6,3mm-Monoklinkenstecker, Vorverstärkung (Gain), Equalizer zur Regelung der Anhebung einzelner Frequenzbereiche (Bass, Mitten, Höhen), Verstärkerstufe, Lautsprechersystem. Das Lautsprechersystem besteht üblicherweise aus 10" bis 12" (Zoll) Lautsprechern, so ist zum Beispiel eine typische Marshallbox mit 4 Lautsprechern zu je 12" ausgestattet und besitzt 100 bis 300 Watt Musikleistung.
Gitarrenverstärker gibt es in verschiedenen Leistungsstufen und variieren von 25 Watt (kleiner Comboverstärker) bis 300 Watt (Topteil und Box).
Verzerrung
Eine Verzerrung des Signals ist gerade in der Rockmusik gewünscht und wird (bzw. wurde) durch ein überhöhtes Eingangssignal an der Vorstufe oder der Endstufe erreicht. Heutzutage werden Signale auch oft durch elektronische Schaltkreise verzerrt. Wird der Vorverstärker übersteuert, so spricht man von Distortion. Diese Art der Verzerrung wird bevorzugt für sattere Verzerrungen (wie z.B. bei Heavy Metal) verwendet. Wird die Endstufe übersteuert, so spricht man von Overdrive. Diese Art der Verzerrung wird bevorzugt für leichtere Verzerrungen (wie z.B. bei Blues/Rock) verwendet.
Bauarten
Combo
Bei Combovestärkern sind alle Bauteile in einem Gehäuse zu finden.
Topteil & Box
Sind Vestärker und Box getrennt, so spricht man von Topteil und Box.
Rack (Vor- & Endstufe)
In traditionellen Verstärkern, bilden Vor- und Endstufe eine Einheit. Es gibt aber auch zahlreiche Varianten, in denen Vor- und Endstufe eigenen Einheiten bilden. Diese werden zumeist in 19" (Zoll) Racksystemen eingebaut.
Röhre
Bei Röhrenverstärkern werden zur Verstärkung des Signals elektronische Röhren eingesetzt. Obwohl in der Elektronik üblicherweise heutzutage nur noch selten Röhren eingesetzt werden, ist dies bei Gitarrenverstärkern anders: Röhrenvestärker erzeugen einen warmen, druckvollen Klang, welcher bei Transistorverstärkern nicht immer erreichbar ist.
Über die Dynamik hinausgehend, hat hier das Verhalten bei Übersteuerung ("Overdrive") des Verstärkers besondere Bedeutung: das ist eine Betriebsart, in der so starke Signale erzeugt werden, dass der Verstärker nicht in der Lage ist, sie originalgetreu wiederzugeben. Die Folge ist eine Verzerrung des Signals.
Dabei lassen sich – bedingt durch den quasi modularen Aufbau moderner Röhrenverstärker (ein oder zwei hintereinandergeschaltete "Vorstufen" sowie eine "Endstufe) – unterschiedliche Verzerrungen erzeugen. Die Vorstufen werden üblicherweise mit Triodensystemen (Doppeltrioden ECC81, ECC82, ECC83) realisiert, die Endstufen mit Leistungspentoden (EL 84, EL34 ua.). Übersteuert man die Vorstufe, erhält man schon ein verzerrtes Signal am Eingang der Endstufe und kann so, indem man die Endstufe herunterregelt, dieses verzerrte Signal mit relativ geringer Spannung an die Lautsprecher leiten. Der Vorteil ist also eine geringe Gesamtlautstärke, der Nachteil jedoch ist, dass diese Triodenverzerrung als nicht so wohlklingend empfunden wird wie die Endstufenverzerrung. Bei den ersten Röhrenverstärkern aus den 1950igern konnte man die Vorstufen kaum übersteuern, sondern die Verzerrung wurde dadurch erreicht, dass man den Verstärker so laut wie möglich einstellte. Das hieß die Endstufenröhren wurden übersteuert, was den berühmten Klang von Gitarristen wie etwa Jimi Hendrix oder Ten Years After ausmachte.
Würde man es als Kurve auf einem Oszilloskop-Bildschirm darstellen, dann würde man sehen, dass die Signalspitzen mit steigender Leistung allmählich abgeflacht werden.
Nachrichtentechnisch gesprochen werden dem Signal bei Röhren zunehmend geradzahlige harmonische Obertöne hinzugefügt, das Signal wird also zunehmend weich begrenzt. Der Transistorvertärker dagegen arbeitet bis zu seiner Maximalleistung linear. Wird er übersteuert, setzt die Begrenzung ("Clipping") schlagartig ein und es treten plötzlich ungeradzahlige, unharmonische Obertöne auf.
Der Höreindruck des verzerrten Röhrenverstärkers ist dichter, lauter, rauer, "fetziger" als bei nicht übersteuerter Einstellung. Dieser Klang ist in allen Sparten der Rockmusik äußerst wichtig und als typischer "E-Gitarren-Sound" nicht mehr wegzudenken (z.B.: Hard Rock, Heavy Metal).
Aufgrund der Dynamik von Röhren gilt folgende Faustregel: Gleiche Ausgangsleistung Röhre klingt doppelt so laut wie entsprechende Transistorleistung.
- Beispiele:
- Marshall JCM 800, Topteil 100 Watt (Box 4x12")
- Mesa Boogie Dual Rectifier 100 Watt (Box 4x12")
Transistor
Bei Transistorverstärkern kommen maßgeblich Transistoren (z.B. MOSFET-Schaltungen) zur Verstärkung zum Einsatz.
- Beispiel:
- Marshall Lead 100 Mosfet (100 Watt, Hall, Name aufgrund Mosfet-Leistungstransistoren, Box 4x10")
Hybrid
Eine weitere Variante ist ein Hybridverstärker, bei dem genau aus oben genannten Grunde in der Vorstufe Röhren eingesetzt werden, während die Leistungsstufe mit Transistoren betrieben wird.
- Beispiele:
- Hughes & Kettner ATS 100 (erster Hybridverstärker der Welt)
- Marshall Valvestate 8200 (2x100 Watt, eingebaut Hall, Bichorus)
Simulator
Die Firma Roland simulierte erstmals erfolgreich durch integrierte Rechnermodelle, vollständige durch Mikrofone, akkustisch abgenommene Gitarrenverstärker der verschiedensten Bauarten und Firmen. Die Firma Line 6 machte dieses Verfahren populär. Heutzutage gibt es zahlreiche Gitarrenverstärker, die diese Methode der Klangerzeugung anwenden.
- Beispiele:
- Roland VGA-7
- Line 6 Spider
Hersteller
Hersteller von Gitarrenverstärkern bzw. Boxen sind (in alphabetischer Reihenfolge): ENGL, Fender, Gibson, Hughes & Kettner, Ibanez, Line 6, Marshall, Mesa Boogie, Matchless, Music Man, Orange, Peavey, Roland, VOX, Yamaha