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Der Froschkönig oder der eiserne Heinrich

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Der Froschkönig oder der eiserne Heinrich ist das erste Märchen der Sammlung der Kinder- und Hausmärchen (KHM 1) der Brüder Grimm.

Inhalt

Die in den Brunnen schauende Königstochter aus dem Froschkönig nach einer Illustration von Bernhard Wenig

Eine Prinzessin erhält ihre goldene Kugel, die beim Spiel in den Brunnen gefallen ist, von einem Frosch zurück. Sie muss ihm dafür versprechen, seine Spielkameradin zu sein und Tisch und Bett mit ihm zu teilen. Auf Drängen ihres Vaters löst sie ihr Versprechen widerwillig ein. Als sie jedoch den Frosch mit ins Bett nehmen soll, ist ihre Abscheu so groß, dass sie das Tier gegen die Wand wirft, um ihn endgültig loszuwerden. Im gleichen Augenblick verwandelt sich der Frosch in einen Prinzen. Nach dem Willen ihres Vaters führt der Prinz die Königstochter als seine Gemahlin in einer Kutsche in sein Königreich. Während der Fahrt springen Heinrich, dem treuen Diener des jungen Königs, voller Freude über die Erlösung seines Herrn die drei eisernen Bande mit lautem Krachen entzwei, die er sich hatte um sein Herz legen lassen, als sein Herr in einen Frosch verwandelt wurde.

Deutung

a) Der Froschkönig kann (auch) als Geschichte sexueller Initiation eines jungen Mädchens gelesen werden. Der Brunnen und der als ekelig empfundene Frosch stehen dabei für die Welt der dunklen, beängstigenden, männlichen Triebe, in die die Unschuld der Prinzessin in Gestalt ihres goldenen Kleinods gerät. Erst wenn Angst und Ekel überwunden sind, entpuppt sich der Frosch als Prinz.--

b) Eine andere Deutung geht von folgendem Befund aus: Der junge König war von einer Hexe verwandelt worden und befand sich außerhalb seines Reiches im Ausland, d.h. in Gestalt eines Frosches in doppelter Weise im Elend. -- Sodann reimt zum Schluß der eiserne Heinrich die Zeilen: ".... als ihr in dem Brunnen saßt, als ihr eine Fretsche wast." Damit eröffnet sich möglicherweise ein anderer verborgener Sinnzusammenhang und eine andere Deutung. Das Wort Fretsche wäre etymologisch mit engl. wretch verwandt. Siehe CHAMBERS, DICTIONARY OF ETYMOLOGY C 1988: " wretch n. very unfortunate person. Probably before 1200 wrecche, in The Ormulum; developed from Old English wrecca wretch, stranger, exile ...; related to wrecan to drive out, punish...Old English wrecca is cognate with Old Saxon wrekkio exile, and Old High German reccho, reckio (modern German Recke warrior, hero), from Proto-Germanic *wrakjon from Indo-European *wrog-....." (Ende Zitat). Hiernach wäre es also ein ins Ausland Vertriebener, ein Recke, dessen Schicksal hier märchenhaft beschrieben und umschrieben, ja letztlich geradezu "vergoldet" wird. S.auch die deutschen Wörter Wrack und Rache.

c) In dem Märchen wird ( nach dem etwas brutalen Wurf an die Wand ) möglicherweise zuletzt eine (diesmal regelgerechte) Entzauberung geschildert: Der junge Königssohn war von einer Hexe verzaubert worden. Das geschah vermutlich nicht durch einen Wandwurf, sondern unter Verwendung eines Zauberspruches ( wohl in Versform ), in welchem u.a. das Ziel der Verzauberung >Fretsche ( wie auch immer man dieses Wort deuten mag ), enthalten war. Dieses Ziel wurde im Zauberspruch vermutlich verfremdet, nicht allgemeinverständlich, u.U. auch von vornherein doppeldeutig (!), angegeben. - Indem nun der eiserne Heinrich zu guter Letzt, wiederum in Versform : "... als ihr in dem Brunnen saßt, als ihr eine Fretsche wast." das Zauberwort Fretsche ausspricht und dieses Wort damit offenlegt und kundtut, ist der Zauber nochmals (diesmal lege artis) gebrochen. -- Die Vermutung liegt nahe, daß die Wurzeln des Märchens aus einer Zeit stammen, als für den Zuhörer die sprachliche Doppeldeutigkeit, vielleicht auch das Wortspiel von Fretsche und wrecche, noch ersichtlich und nachvollziehbar war. Diese Doppeldeutigkeit, wenn es sie gegeben hat, ist für den heutigen Zuhörer/Leser allerdings längst verloren gegangen.

Eine Entsprechung für eine regelgerechte Entzauberung findet sich z.B. in dem Märchen von Rumpelstilzchen. In dem Augenblick, in dem dessen wahrer Name ausgesprochen wird, ist der Zauber gebrochen bzw. gebannt. - Eine Parallele besteht in der Psychoanalyse. Erst mit dem Bewußtwerden und Aufdecken von Ängsten und Verdrängungen ist der Zauber gebrochen, kann der Heilungsprozeß beginnen.

Das Märchen Froschkönig ist erstmal von den Mainzer Heinzelmännchen auf dem ersten Ratsitzung im Dom zu Mainz (während dem die BRD gegründet wurde) erzählt worden. Sie wurden ausgebuht. Schade aber wahr.

Quellen