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Neue Kadampa-Tradition

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Die Neue Kadampa Tradition (NKT) ist ein anerkannter gemeinnütziger Verein [1] und eine weltweite buddhistische Organisation, die 1991 von Geshe Kelsang Gyatso in England gegründet wurde. Im Jahre 2003 wurden die Worte "International Kadampa Buddhist Union" dem Namen hinzugefügt. Seitdem ist sie unter dem Namen Neue Kadampa Tradition - International Kadampa Buddhist Union (NKT-IKBU) bekannt.

Gründer und Entstehungsgeschichte

Geshe Kelsang Gyatso ist ein tibetischer Lehrer, buddhistischer Mönch und Gelehrter, der am Gelugpa Kloster Sera studierte. Lama Thubten Yeshe lud 1977 Geshe Kelsang nach England ein und bat ihn an einem seiner FPMT-Zentren, dem Manjushri Institute in Ulverston, England zu unterrichten. Die Einladung erfolgte mit Hilfe von Trijang Rinpoche, dem Hauptlehrer beider Lamas.

Im Jahre 1983 wurde das Manjushri Institute unabhängig von der FPMT, und 1991 war es dann vollständig von dieser Organisation getrennt. Die Gründe hierfür sind nicht vollständig bekannt und sind Thema einer Kontroverse[2]. Das ehemalige Manjushri Institute nennt sich heutzutage Manjushri Kadampa Meditation Centre. Es wurde zum Hauptsitz der Neuen Kadampa Tradition – Internationale Kadampa Buddhismus Union (NKT-IKBU), in der alle NKT-Zentren Mitglied sind.

Geshe Kelsang erklärte später, dass Trijang Rinpoche ihn gebeten hatte, nach England zu gehen, um Shantideva’s "Leitfaden für die Lebensweise eines Bodhisattva", Chandrakirti’s "Leitfaden für den Mittleren Weg" und Lamrim zu unterrichten und dann zu entscheiden, ob es irgendeinen Nutzen hätte zu bleiben.

Nachdem Geshe Kelsang seine Lehrtätigkeit am Manjushri Institute aufgenommen hatte, begannen er und seine Schüler, eigene Zentren, wie z.B. das Madhyamaka Centre in York (1979) und das Instituto Dharma in Menorca, Spanien, (1981) zu gründen. Insgesamt waren es in den folgenden Jahren 15 Zentren, die neu gegründet wurden. Indem Geshe Kelsang 1991 die Neue Kadampa Tradition gründete, gab er seinen Anhängern eine eigene Identität. Die Zentren und Schüler schlossen sich unter seiner Führung in der "Neuen Kadampa Tradition" zusammen. Gleichzeitig konnten sie sich von der tibetisch-buddhistischen Tradition, der Gelugpas, aus der Geshe Kelsang stammt, abnabeln und unterscheiden. Dadurch schuf er das Fundament, dass die NKT eine westliche Tradition werden kann, die nur noch von Geshe Kelsangs Autorität und seinem Wissen abhängt; oder wie es die NKT selbst ausdrückt: sie wurden „vollkommen unabhängig".

Wachstum und Verbreitung

Die Neue Kadampa Tradition wuchs rasch. Nach eigenen Angaben gründete sie bis zum Jahre 2005 weltweit über 900 Zentren [3], unter anderem in Europa, Asien, Nord-, Zentral- und Südamerika und Südafrika. Davon sind ca. 200 Zentren als eigenständige Vereine mit festem Wohnsitz organisiert und werden innerhalb der NKT als "Hauptzentren" bezeichnet. Die meisten Orte jedoch (ca. 700) sind vorübergehend angemietete Räume. Diese werden von der NKT als "Zweigzentren" bezeichnet.

In den "Hauptzentren" ist meist ein NKT-Lehrer ansässig und es wird dort mindestens eines der drei NKT Lehrprogramme angeboten. Häufig wohnen dort auch Anhänger der NKT als reguläre Mieter.

In den sogenannten "Zweigzentren" werden monatlich oder wöchentlich Meditationen oder Vorträge angeboten.

Die Aktivitäten der NKT beinhalten auch den Bau von NKT-Tempeln. So enstanden bereits Tempel in Großbritannien und ebenso in Kanada, den USA und Spanien. Zur Zeit entstehen Tempel in Brasilien, Australien und Italien. Auch in Deutschland ist ein NKT-Tempel geplant.

Überlieferungslinie

Gemäß der NKT sind die wichtigsten Lehrer ihrer Überlieferungslinie:

  1. Buddha Shakyamuni
  2. Atisha
  3. Je Tsongkhapa
  4. Pabongka Rinpoche
  5. Kyabje Trijang Dorjechang
  6. Geshe Kelsang Gyatso

Lehrgrundlagen und Lehrprogramm

Die Lehre der NKT basiert auf einer Auswahl von Gelug Lehren, die Geshe Kelsang Gyatso für seine Schüler lehrt und in Büchern zusammenfasst.

Die NKT setzt ihren Schwerpunkt auf die Praxis des Lamrim und die Praxis der Wertschätzung anderer. Die NKT betrachtet ihre Präsentationsform als der modernen westlichen Kultur angepasst und praktiziert eine Vereinigung von Sutra und Tantra.

Geshe Kelsang Gyatso hat drei Studienprogramme geschaffen:

  • Das Allgemeine Programm,
  • Das Grundlagenprogramm und
  • Das Lehrerausbildungsprogramm.

Grundlagen des Studiums sind die Bücher von Geshe Kelsang Gyatso. Eines oder mehrere dieser Programme kann man an allen Zentren der Neuen Kadampa-Tradition studieren.

Die Neue Kadampa Tradition bezeichnet ihre Präsentation des Buddhismus als Kadampa Buddhismus.


Ordination

Die Ordination in der Neuen Kadampa Tradition wurde neu geschaffen. NKT Mönche und Nonnen erhalten 10 Gelübde von Geshe Kelsang Gyatso.

Zusammenfassung

Die Neue Kadampa Tradition kann man als neue, westliche Organisation betrachten, die sich in ihrer Präsentation auf die Lehren und Bücher des gebürtigen Tibeters Geshe Kelsang Gyatsos stützt. Seine Bücher basieren auf einer Auswahl von Gelug Lehren des indo-tibetischen Buddhismus. Die Präsentation der NKT wurde von K. Gyatso nach eigenen Angaben speziell auf die westliche Gesellschaft angepasst. Die Tradition der mündlichen Überlieferung des buddhistischen Kanons (tib. Lungh), bei der der Text vorgelesen und dadurch übertragen wird, wird nicht fortgesetzt. Auch die auf Buddha Shakyamuni zurückgehenden Regeln für Mönche und Nonnen, zusammengefasst im "Disziplin-Korb" (skrt. Vinaya), werden innerhalb der NKT nicht fortgesetzt. Es wurde ein eigenes System der Ordination geschaffen.

Kelsang Gyatso sieht seine Präsentation des Mahayana-Buddhismus als besonders geeignet für Buddhismus-Interessierte und Buddhisten westlicher Herkunft. Nicht alle Buddhismus-Kenner teilen diese Ansicht.

Rezeption der Neuen Kadampa Tradition

Rezeption innerhalb der internationalen buddhistischen Gemeinschaft

Innerhalb der internationalen buddhistischen Gemeinschaft ist die NKT weitgehend isoliert und wenig anerkannt. Das liegt sowohl an der Ablehnung durch buddhistische Autoritäten, als auch an der islolatorischen Tendenz der NKT, die ihre Zuflucht auf Geshe Kelsang Gyatso, seine Bücher, seine Zentren, seine Ordination, seine Lehrer und Anhänger baut und andere Bücher, traditionelle Ordensangehörige wie Novizen (tib. Getsul) und vollordinierte Mönche (tib. Gelong, pali: Bhikkhu) und Nonnen oder andere Lehrer in ihren Zentren nicht akzeptiert. Weitere Gründe sind:

  • Das als fanatisch empfundene Vorgehen von Geshe Kelsang Gyatso und seiner Organisation gegen S.H. den Dalai Lama
  • Interne Strukturen der Organisation (Vorwurf der Sekte)
  • Schaffung einer neuen Ordinationslinie und dadurch
  • Abspaltung von der buddhistisch-monastischen Gemeinschaft (Sangha) und ihren demokratisch angelegten korrektiven Möglichkeiten
  • Praxis der umstrittenen "Schutzgottheit" Shugden

Kritik zur Selbstdarstellung der Linie der NKT

Von einigen kritischen Buddhisten mit Kenntnis über die Traditionen des tibetischen Buddhismus, wird die Selbstdarstellung der Neuen Kadampa Tradition als "vollständige Linie", "Kadampa Buddhismus", "altehrwürdige Kadampa Tradition des Atisha", "reine Tradition Lama Tsongkhapas (Gelug)" usw. eher als Täuschung westlicher Suchender betrachtet, die kein Hintergrundwissen über den Tibetischen Buddhismus besitzen. Begründungen sind:

  • Die ursprüngliche Kadampa Tradition des indischen Meisters Atisha wurde in die vier Linien des tibetischen Buddhismus, besonders die Gelug Tradition, absorbiert und besteht nicht als eigenständige Linie fort.
  • Wesentliche Merkmale der Präsentation, der Texte und Kommentare der Kadampa und der Gelug Tradition fehlen innerhalb der NKT. So kann man sie weder mit der Kadampa oder Gelug Tradition gleichsetzen, noch sie als Teil oder als Fortsetzung dieser traditionellen Schulen betrachten. Zudem werden anerkannte lebende buddhistische Autoritäten, wie z.B. das Oberhaupt der Gelug Linie, der Ganden Tripa, S.H. der Dalai Lama und erfahrene, ältere Ordensanghörige nicht als Autoritäten akzeptiert.
    • Bezüglich der Texte wird darauf hingewiesen, dass nur ein einziger Originaltext von den jeweils 6 Haupttexten der Kadampa und der Gelug Tradition studiert wird und nur ein einziges Sutra. Es werden zudem keine Originaltexte von Tsongkhapa, Nagarjuna, Atisha und Asanga/Maitreya, also klassische, in beiden Traditionen übliche Schriften studiert (bis auf einen Text von Shantideva und einen Text von Chandrakirti.)
    • Bezüglich des Fehlens wesentlicher Merkmale beider Traditionen, wird darauf hingewiesen, dass das Kalachakra Tantra, die kombinierte Praxis von Chakrasambhava, Guhyasamaja und Yamantaka u.a. essentielle Vajrayana Lehren, sowie die Vinaya Linie völlig fehlen.
    • In Bezug auf den Schützerkult um Shugden wird verwiesen, dass dieser nicht auf Buddha, Atisha, Tsongkhapa oder anerkannte indische bzw. tibetische Panditas zurückgeht.

Rezeption unter den Anhängern der Neuen Kadampa Tradition

Geshe Kelsang wurde in den 1990er Jahren von seinen Anhängern als "Dritter Buddha" bezeichnet. In den letzten Jahren wird er von ihnen als Manifestation Je Tsongkhapas und "vollendeter" bzw. "voll verwirklichter" Meditationsmeister verehrt. Die NKT beruft sich darauf, dass mit Geshe Kelsang Gyatsos Kommentar zum Lamrim (Buch: "Der freudvolle Weg") und zweier Texte zur Geistesschulung (tib. Lodschong), dem Vajrayana Mahamudra (das Tantra von Heruka/Vajrayogini) und einem Kommentar zur Natur des Geistes (tib. Lorig), die essentiellen Punkte der Überlieferung präsent sind und bezeichnet seine 19 Bücher als: "vollständigste und systematischste Präsentation des buddhistischen Pfads zur Erleuchtung, die in irgendeiner westlichen Sprache erhältlich ist." Zudem machen sie geltend, dass die Praxis von Shugden wesentlich vom tibetischen Lama Pabongkha Rinpoche und dem Lehrer Geshe Kelsangs - Kyabje Trijang Dorjechang, der auch der jüngere Tutor des Dalai Lamas war - betont und etabliert wurde und somit auch Inhalt der NKT ist. Die Dharma-Präsentation der NKT bezeichnen Geshe Kelsang Gyatso und seine Schüler auch als die "Reine Tradition", "Kadampa Buddhismus", "Reine Gelugpas" oder "Der Reine Dharma" "in ungebrochener Überlieferung seit Buddha Shakyamuni" oder "NKT-Lehren".

Hintergrund der Kritik

Die NKT und die Praxis von Shugden wird vom Dalai Lama, anderen buddhistischen Autoritäten, wie Namkai Norbu Rinpoche und ehemaligen Anhängern der NKT kritisiert.

Zum Thema Shugden gab es einen kritischen Beitrag in der ARD bei in dem auch Prof. Jens-Uwe Hartmann von der Humboldt-Universität Berlin und Prof. Donald Lopez von der Universität Michigan, USA in einem Interview sich kritisch zum tibetischen Gesellschaftssystem äußerten. Der Beitrag lief am 20.11.1997 in einer Panorama Sendung.

Deutsche Buddhistische Union (DBU) und Kloster Sera (Indien)

Der Antrag zur Aufnahme in die DBU durch das Dipankara Zentrum in Berlin, ein NKT-Hauptzentrum in Deutschland mit ca. 15 Zweigzentren, wurde von den Mitgliedern der DBU nicht akzeptiert und im Jahre 2000 abgelehnt.

Geshe Kelsang Gyatso wurde aus seinem Stammkloster Sera, im indischen Exil, ausgeschlossen. [4]

Pro

Kontra

Quellen

  1. "The New Kadampa Tradition (NKT) is an international nonprofit organization registered in England as a charitable company: Registered charity No.1015054 Registered company No. 2758093" [1]
  2. "The founder of the NKT, Geshe Kelsang Gyatso (b. 1931), was originally brought to Britain to teach at an FPMT center, but in 1991 he split from this organization in order to found the NKT. This schism,..." Dr. Inken Prohl in the book review of David N. Kays research on NKT. © [2]
  3. "With over 900 Kadampa Buddhist centers around the world, there are thousands of people now practicing Kadampa Buddhism under the guidance of Geshe Kelsang Gyatso."©, May 2006, [3]
  4. "15 Äbte und Lehrer (Geshes) aus Geshe Kelsangs ursprünglichen Kloster, Sera Je Dratsang (jetzt in Südindien) schrieben daraufhin einen offenen Brief gegen Kelsang, schlossen ihn aus der Gemeinschaft aus, nannten ihn einen Apostaten und verglichen ihn mit Mohammed von Gazni.", © Kösel Verlag, München 1999, Seite 159 in Michael von Brück: Religion und Politik im Tibetischen Buddhismus, ISBN 3466204453