Zum Inhalt springen

Weltanschauung

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 20. Mai 2006 um 16:14 Uhr durch Lofor (Diskussion | Beiträge) (18. und 19. Jahrhundert: + ordentlicher wikisource link). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Unter einer Weltanschauung versteht man heute vornehmlich die auf Wissen, Erfahrung und Empfinden basierende Gesamtheit persönlicher Wertungen, Vorstellungen und Sichtweisen, die die Deutung der Welt, die Rolle des Einzelnen in ihr und die Sicht auf die Gesellschaft betreffen. Soweit sich diese Überzeugungen zu einem zusammenhängenden Ganzen fügen, kann von einer geschlossenen Weltanschauung gesprochen werden. Solche Systeme können auch von eine Gruppe, einer Gesellschaft und selbst einem Kulturkreis als ganzes geteilt werden.

Weltanschauungen sind teils soziokulturell determiniert (d.h. traditionsgebunden), teils durch transkulturelle philosophische oder religiöse Vorstellungen geprägt und drittens von der Summe objektiver einzelwissenschaftlichen Erkenntnisse bestimmt. Somit kann der normative Anspruch einer Weltanschauung einerseits als absolut-exklusiv verstanden werden, andererseits deutet der Begriff „Weltanschauung“ zugleich auf die Möglichkeit, dass auch andere Ansichten möglich sind und zugelassen werden.

Themenkreise, die von einer Weltanschauung in organischer Gesamtheit abgedeckt werden können, betreffen häufig Inhalte und Beziehungen zwischen Wissenschaft, Philosophie und Religion, Politik und Wirtschaft, Natur und Kultur, Brauchtum und Moral.

Zu Unterscheiden von einer „Weltanschauung“ im engeren Sinn sind die philosophischen Disziplinen (z.B. Metaphysik, Ethik, Erkenntnistheorie), die großen Religionen und der Begriff des Weltbilds, obwohl all diese im alltäglichen Sprachgebrauch häufig synonym mit diesem Begriff verwendet werden.

Begriffsgeschichte

18. und 19. Jahrhundert

Das Kompositum "Weltanschauung" findet sich zuerst in Immanuel Kants Kritik der Urteilskraft (Erster Theil, Zweites Buch, § 26) von 1790. Die "Kritik der Urteilskraft" ist Kants dritte Kritik und enthält seine philosophische Ästhetik. Der Begriff fällt -eher nebenbei- im Kapitel welches die Grundlegung des ästhetischen Empfindens überhaupt leisten soll: die "Analytik des Erhabenen". "Weltanschauung" meint also zunächst ganz allgemein die Fähigkeit, die Welt unter eine ästhetisch-rezeptive Anschauung zu bringen und sie als unendlich vielfältige Erscheinung in Begriffe zu fassen. In Kants Werk kommt diesem Begriff keine entscheidende systematische Bedeutung zu.

Zunehmend wichtig wird Begriff Weltanschauung ab 1810 in der Romantik, soweit sie sich gegen einen als überzogen empfundenen Rationalismus der Aufklärungsepoche wendet und diesem einen holistischen und integrierenden Ansatz entgegenhält. Insofern lässt sich schon hier ein entscheidender Bedeutungswandel des Begriffes feststellen: in den Vordergrund tritt das subjektive Empfinden, das persönliche Bild von der Welt als Summe eben nicht nur von rationaler Erkenntnis, sondern auch von Empfinden und Gefühl. Damit Behauptet die Weltanschauung auch ein unhintergehbares Eigenrecht gegen andere (persönliche) Anschauungen und aus dem Singular Weltanschauung wird der Plural der Anschauungen.

Friedrich Daniel Schleiermacher formuliert 1813 in den Vorlesungen über Pädagogik entsprechend:

"Es ist die Weltanschauung eines jeden, worin die Totalität aller Eindrücke zu einem vollständigen Ganzen des Bewusstseins bis auf den höchsten Punkt gesteigert, [...] gedacht wird."

Weltanschauung wird dabei nicht als bloß subjektiv-spekulatives Meinen über die Dinge in der Welt verstanden, sondern als ein prozessualer Bildungsweg der zunehmenden persönlichen Integration von Wissen über Naturwissenschaft und Geschichte, die die "höchste Selbsttätigkeit des menschlichen Geistes" voraussetzt und deren Ziel ein "zusammenhängendes Ganzes" ist.

Für Johann Wolfgang Goethe versteht sich gerade der Begriff der Anschauung als dem des bloßen intellektuellen Verstehens entgegengesetzt und wohl überlegen: versucht doch der Blick, das Ganze in seinem organischen Zusammenhang zu fassen, während das "Verstehen" - das ein Hören oder Hören als Lesen ist- stets nur ein bearbeiten des Partikularen sein kann, dass der Sache nicht gerecht wird. In dieser Hinsicht ist Goethes Optizismus, seine Bevorzugung des Augenscheins gegenüber einer intellektuellen, sezierenden Analyse für die weitere kulturelle Bedeutung des Begriffes entscheidend: sie rechtfertigt gerade das Unterlassen der intellektuellen Analyse zugunsten der Anschauung als einer Anderen -überlegenen- Form der Erkenntnis. (Vrgl. hierzu die Kontroverse über Goethes Farbenlehre) Gerade in der Goethe-Rezeption am Anfang des 20. Jahrhunderts wird diese Eigenheit als eine spezifisch deutsche -und das soll heißen besonders tiefgründige- Betrachtungsweise den anderen europäischen Erkenntnismethoden entgegengesetzt: als schauendes Denken.

Goethes Einfluss auf Philosophie und Denkweise vor allem Schopenhauers führt bei diesem zu einem philosophischen System, dessen zentrale Denkfigur die weltanschauliche Perspektive ist, obwohl der Begriff selbst an keiner zentralen Stelle auftaucht: Die Welt als Wille und Vorstellung von 1818. Für Schopenhauer ist "alle Anschauung intellektual", d.h. sie ist je schon eine Arbeit des Verstandes.

"Die ganze Welt der Objekte ist und bleibt Vorstellung, und eben deshalb [...] durch das Subjekt bedingt."

Schopenhauer versteht Anschauung unter die auch jegliche Begrifflichkeit fällt, als eine zwar aktive Weltaneignung, aber ohne den Willen als einen "wesenlosen Traum oder gespensterhaftes Luftgebilde". Demgegenüber verhält sich das zweite Leitprinzip seiner Philosophie –der Wille– komplementär: er ist der Anschauung entzogen und äußert sich im Lebendigen, Strebenden, Wollenden und in der Musik. Dieses Wollen ist dasjenige, das jegliche Individualität, seine konkrete Existenz bedingt. Dieser Dualismus aus Anschauung und Willen, ist es, der auf erkenntnistheoretischem Niveau bereits, den unhintergehbaren Perspektivismus nicht nur der individuellen, sondern auch der menschlichen Wahrnehmung und Weltsicht bestimmt.

Friedrich Nietzsche paraphrasiert Schopenhauer am Anfang von "Über Wahrheit und Lüge im außermoralischen Sinn" und zieht aus dem Perspektivismus die Konsequenz, daß eine Entscheidung des Willens vonnöten ist: die 'Gestaltung der eigenen, individuellen Weltanschauung als sei man ein Künstler seines eigenen Lebens.

20. Jahrhundert

Die sozialphilosophische Diskussion am Beginn des 20. Jahrhunderts ist vor allem geprägt, durch einen sehr weitgehende Relativierung von philosophischen und religiösen Wahrheitsansprüchen. Die Wahrheit wird zum "Verhältnisbegriff" (Simmel, 1907) was man letztlich als eine ‘‘Vergesellschaftung des Perspektivismus‘‘ verstehen kann. Bei Georg Simmel finden sich etwa neben Weltanschauung auch Bildungen wie "Lebensanschauung" (Simmel, 1918) des "Grenzwesens Mensch". In diesen Zusammenhang gehört auch die Vorstellung, dass es sich bei einer Weltanschauung um ein begrenztes Gehäuse handele: dass allerdings im Sinne Simmels auch der Überschreitung ("Mehr-Leben") fähig sei.

Einen wichtigen Beitrag zur Relativierung von Wahrheitsansprüchen bietet nicht nur die soziologische Beobachtung gesellschaftlichen Pluralismus' und sozialer Wirklichkeitskonstruktion (In diesem Sinne ist auch der Anspruch von Simmels ‘‘Philosophie des Geldes‘‘ zu verstehen), sondern sie wird schon als Diskussion in der Philosophie selbst, geführt. Zunächst noch im Bemühen um eine normative –nicht relativistische oder historische– Grundlegung des Verhältnisses der Naturwissenschaften zu den Geisteswissenschaften hatte etwa Wilhelm Windelband noch aus der allgemeinen Gesetzmäßigkeit der Dinge den festen Rahmen unseres Weltbildes abzuleiten versucht. Sein Schüler Heinrich Rickert (s.a.: Neukantianismus, südwestdeutsche Schule) entledigt sich dieses normativen Anspruchs zugunsten einer Problematisierung geisteswissenschaftlicher Methodologie und versteht menschliche Kultur, wie soziales Leben allgemein als Wertebeziehung (s.a.: Wertphilosophie und Axiologie). Damit fokussiert sich die Problemstellung künftig auf das Phänomen der Geltung von Werten, und nicht mehr auf dessen –wie auch immer verstandenen– Realitätsbezug.

Wilhelm Dilthey versucht eine Typologie der Weltanschauungen in seiner "Weltanschauungslehre". (Die Typen der Weltanschauung und ihre Ausbildung in den Metaphysischen Systemen, Berlin, 1919.) Sie stellt weiter den Versuch dar, die existierenden philosophischen Systeme in ihrem Zusammenhang mit dem Leben, der Kultur und Religion, den spezifischen Erfahrungen des Menschen zu verstehen und beansprucht letztlich eine "Philosophie der Philosophie" zu sein. Dilthey formuliert als seinen "Hauptsatz" der Weltanschauungstheorie:

"Die Weltanschauungen sind nicht Erzeugnisse des Denkens. Sie entstehen nicht aus dem bloßen Willen des Erkennens. [...] Aus dem Lebensverhalten, der Lebenserfahrung, der Struktur unserer psychischen Totalität gehen sie hervor."

Auch das Thema des Kampfes der Weltanschauungen untereinander taucht bei Dilthey auf.

Karl Jaspers' Psychologie der Weltanschauungen (Berlin, 1919.) versucht sich an einer Analyse der Elemente von Weltanschauungen. Er unterscheidet als die ""statischen Elemente"" einer Weltanschauung: auf der einen Seite Verhaltensweisen des Subjektes ( gegenständliche, selbstreflektierte, enthusiastische) und auf der anderen Seite Weltbilder (sinnlich-räumliche, seelisch-kulturelle, metaphysische). Diese Anschauungen zerbrechen in existentiellen Situationen wie Leiden, Kampf und Tod und zeigen dabei den Charakter des Menschen.

Karl Mannheims Ideologie und Utopie von 1929 untersucht die weltanschaulichen Kämpfe der Moderne vor allem unter sozialhistorischen Gesichtspunkten. Er formuliert die Idee einer Wissenssoziologie, die als wertfreie Ideologieforschung konzipiert ist und den "allgemeinen totalen Ideologiebegriff" in Relation zur eigenen wissenschaftlichen Position setzen soll, indem sie den Zusammenhang von jeweiliger "sozialer Seinslage" und "historisch bewußtseinsmäßiger Perspektive" herausarbeitet. Unter totalem Ideologiebegriff versteht Mannheim: die "totale Bewußstseinsstruktur eines ganzen Zeitalters" – welche in diesem Fall genau der Umstand ihrer tiefgreifenden Ideologisierung ist. Sinn des Unterfangens ist letztlich die "Selbstkorrektur" nicht nur der sozialwissenschaftlichen Methodologie und die Zurückweisung der zunehmenden Ideologisierung in der Soziologie ("partikulare Ideologie" als gegenseitige Ideologieunterstellung), sondern letztlich überhaupt die "Offenheit des Denkens" –wieder– zu gewährleisten. Dass Mannheim hier nahezu durchgehend von Ideologie und nicht von Weltanschauung spricht, obwohl die Wissenssoziologie genau auf das weltanschauliche Denken zielt , deutet auf zwei Sachverhalte: zum einen glaubt sich die Ideologieanalyse als "Metatheorie der Weltanschauung " der weltanschaulichen Perspektive enthoben, zum anderen hat sich der Begriff bereits auf eine engere, d.h. politisch rechte Bedeutung zurückgezogen.

Politisierung des Begriffes

Für die 20er und 30er Jahre des 20. Jahrhunderts lässt sich eine geradezu inflationäre Verwendung des Begriffes der Weltanschauung - vor allem in rechts-konservativen und nationalistischen Kreisen konstatieren, die dessen romantischen Bedeutungsgehalt zum Teil wieder aufzunehmen scheint. Diese affirmative Selbst-Identifikation der Rechts-Konservativen mit dem Weltanschauungsdenken hat den Begriff lange geprägt und beginnt erst heute in Vergessenheit zu geraten. Armin Mohler, ein sich selbst dem rechten Lager zurechnender Chronist der "Konservativen Revolution" definiert:

"Weltanschauung ist nicht dasselbe wie Philosophie. Während die Philosophie ein Teil des alten geistigen Gehäuses des Abendlandes ist, fassen wir die Weltanschauung als ein Ergebnis des Zerfalls dieses Gehäuses auf. Der Versuch die Weltanschauung bloß als eine weniger klar durchgebildete Philosophie [...] zu verstehen, sieht am wesentlichen vorbei."

Das Wesentliche für Mohler ist: "[...], daß in ihr [der Weltanschauung] Denken, Fühlen, Wollen nicht mehr reinlich geschieden werden können."

Damit wird Weltanschauung geradzu zu einem Kampfbegriff gegen den Begriff der Ideologie gesetzt.

Von entscheidendem Einfluss für die spätere nationalsozialistische Verwendung des Begriffes Weltanschauung dürfte nicht zuletzt auch Oswald Spenglers universalhistorische Ausweitung des Begriffes in Der Untergang des Abendlandes von 1918, sein: nicht nur lehnt sich Spenglers eigene wissenschaftliche Erkenntnismethode eng an Nietzsche Perspektivismus und Goethes Metamorphosenlehre an, -und versteht sich in dieser Hinsicht als besonders deutsch und tiefgründig. Auch stellt sich für Spengler die Geschichte der Kulturen als ein Kampf der Weltanschauungen dar. Weltanschauungen sind in diesem Verständnis kollektive, unausgesprochen geteilte Ansichten über Gestalt und Sinn der Welt und Bestimmung des Menschen. Seine besondere Betonung liegt auf der Unausweichlichkeit einer einmal getroffenen Anschauungsweise für den gesamten Werdegang einer Kultur, sie bestimmt dessen Schicksal bis zum Schluss. Im Laufe der Geschichte einer Kultur, würden letztlich nur die Grundmotive einer spezifischen Weltanschauung stilistisch variiert. Dabei deutet aber gerade der konkrete Begriff "Weltanschauung" für den Kulturpessimisten Spengler, bereits auf eine Reflexion der eigenen Grundlagen und der eigenen Perspektive und damit schon auf dessen innere Schwäche und ihren Niedergang.

Eine komplexe und anspruchsvolle Beschäftigung mit dem Thema Weltanschauung stellt Martin Heideggers Die Zeit des Weltbildes von 1938 dar.(...)

Der Begriff in der NS-Propaganda

Für den Wortschatz der Nationalsozialisten macht gerade die Betonung der Unausweichlichkeit einer einmal getroffenen Entscheidung und dessen unüberbrückbare Opposition zu anderen Weltanschauungen den Begriff propagandistisch so attraktiv. (s.a.: Dezisionismus) Der Nationalsozialismus bezeichnete sich selbst als Weltanschauung und nicht als Ideologie. Während man einer Ideologie nur anhängen kann, so werden Weltanschauungen geteilt - oder auch nicht. Im Sinne des NS wird eine Weltanschauung gelebt: sie entzieht sich der Kritik, da sie die Wahrnehmung selbst schon bestimmt und sie enthält die Möglichkeit alle Lebensbereiche unter ihrer Perspektive zu interpretieren und umzuformen.. So werden zugleich (darauf macht Victor Klemperer in LTI aufmerksam) alle möglichen Positionen und selbst die Philosophie, zu bloß konkurrierenden Anschauungen degradiert - gegen welche sich der NS, als "totale Weltanschauung" durchsetzen soll - und zwar durch die Mittel der Überzeugung der Zaudernden (Propaganda) und der physischen Vernichtung all jener, die die "Weltanschauung" des NS nicht Teilen wollen oder sollen (KZ).

Die von Menschen vertretenen Weltanschauungen und Werte, deren Funktion in der persönlichen Lebensbewältigung, wie auch ihre gesellschaftlichen Verbindlichkeit und ihre soziale Funktion, ihre philosophischen, politischen oder religiösen Wurzeln, können als eine Problemstellung der philosophischen Anthropologie betrachtet werden. (...)

Der Begriff Weltanschauung in anderen Sprachen

Das deutsche Wort Weltanschauung ist in vielen Sprachen der Welt ein Germanismus. Im englischen Sprachgebrauch sind dabei sowohl die Lehnübertragungen worldview, „world outlook“, als auch der Xenismus „Weltanschauung“ verbreitet. (...)

Inhalte von Weltanschauungen

Zu religiösen Weltanschauungen, siehe auch Liste der Religionen und Weltanschauungen und Liste der christlichen Konfessionen, sowie Geschichte der Philosophie.

Die Welt betreffend:

Den Einzelnen betreffend:

Das Sollen betreffend:

Die Gemeinschaft betreffend:

Den Glauben betreffend:

Erstrebenswerte Güter:

Gibt es eine "(Natur-)wissenschaftliche Weltanschauung"?

Es wird manchmal behauptet, auch die Naturwissenschaft bzw. Wissenschaft im Allgemeinen müsse als Weltanschauung betrachtet werden, weil bereits ihre Methodik von unbeweisbaren Axiomen ausgehe. Dies ist jedoch ein falscher Schluss. Eine Weltanschauung trifft Aussagen darüber, ob unbeweisbare Axiome wahr sind, wohingegen Wissenschaft von ihnen nur ausgeht, unabhängig davon, ob sie tatsächlich wahr sind oder nicht (darüber wird keine Wertung getroffen).

Wenn im Zusammenhang mit Naturwissenschaft von einer Weltanschauung gesprochen wird, so ist meist der Naturalismus gemeint, der im Gegensatz zur Naturwissenschaft die Aussage macht, die Axiome der Naturwissenschaft seien tatsächlich wahr. Beiden Begriffe werden häufig von Anhängern unwissenschaftlicher Theorien sowie im Widerspruch zur Naturwissenschaft stehender Weltanschauungen gleichgesetzt. Dadurch soll der Eindruck erweckt werden, letztendlich stünde Naturwissenschaft mit allen Weltanschauungen auf einer Ebene, obwohl es sich nicht um vergleichbare Begriffe handelt.

Möglich ist im Gegensatz dazu der Vergleich von anderen Weltanschauungen mit dem Naturalismus. Beim Versuch, neue Anhänger zu finden, wird von Vertretern dem Naturalismus widersprechender Weltanschauungen oft betont, alle Weltanschauungen seien gleichwertig. Dabei wird zwar manchmal erwähnt, dass man die Wahrheit der Axiome der Naturwissenschaft anzweifeln muss, um eine dem Naturalismus widersprechende Weltanschauung in Erwägung zu ziehen, jedoch werden äußerst selten diese Axiome konkret aufgelistet (z.B. die Widerspruchsfreiheit der Logik), und so gut wie nie wird erwähnt, warum sie äußerst plausibel sind (z.B. dass es bis heute trotz täglicher Verwendung der Logik niemandem gelungen ist, diese Widerspruchsfreiheit zu falsifizieren).

Siehe auch

Literaturhinweise

Theoretisch-systematische Schriften:

  • Wilhelm Dilthey: Gesammelte Schriften. (Erstm.: Berlin 1911). 6. Auflage. Teil 8: Weltanschauungslehre. Abhandlungen zur Philosophie der Philosophie. Teubner u.a., Stuttgart 1991, ISBN 3-525-30309-2.
  • Karl Jaspers: Psychologie der Weltanschauungen, (Erstm.: Berlin 1919). Frankfurt a. M. 1994, ISBN 3-492-11988-3.
  • Karl Mannheim: Ideologie und Utopie, (Erstm.: Bonn 1929). Frankfurt a. M. 1995, ISBN 3-465-02822-8.
  • Oswald Spengler: Der Untergang des Abendlandes. Umrisse einer Morphologie der Weltgeschichte, (Erstm.: Wien 1918, München 1923). München 1997, ISBN 3-423-30073-6.
  • Max Scheler: Schriften zur Soziologie und Weltanschauungslehre, Werke in 16 Bde., Bd.6., Bonn 2006, ISBN 341601992X.
  • Kurt Salamun (Hrsg.): Aufklärungsperspektiven. Weltanschauungsanalyse und Ideologiekritik. Mohr, Tübingen 1989, ISBN 3-16-245473-5.

Enzyklopädische Schriften:

  • Konrad Stock, Michael Moxter u.a.: Art. Welt/Weltanschauung/Weltbild. In: Theologische Realenzyklopädie 35 (2003), S. 536-611 (Überblick mit philosophisch-theologischem und historischem Schwerpunkt)
  • Harald Baer: Lexikon neureligiöser Gruppen, Szenen und Weltanschauungen. Orientierungen im religiösen Pluralismus. Herder, Freiburg im Breisgau u.a., 2005
  • Horst Reller: Handbuch religiöse Gemeinschaften und Weltanschauungen. Freikirchen, Sondergemeinschaften, Sekten, synkretistische Neureligionen und Bewegungen, esoterische und neugnostische Weltanschauungen und Bewegungen, missionierende Religionen des Ostens, Neureligionen, kommerzielle Anbieter von Lebensbewältigungshilfen und Psycho-Organisationen. 5. Auflage, Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2000
  • Religion, Staat, Gesellschaft. Zeitschrift für Glaubensformen und Weltanschauungen. Duncker & Humblot, Berlin 2000ff.
Wiktionary: Weltanschauung – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
  1. Info-Portal Religion
  2. Leo Apostel Center, Projekt einer interdisziplinären Weltanschauung (eng.)
  3. Manfred Adler Antijudaismus
  4. Glaube an Gott und „Idee Mensch“ nach Auschwitz
  5. Antisemitismus als massenpsychologisches Phänomen
  6. Naturalismus versus Supernaturalismus