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High Mobility Multipurpose Wheeled Vehicle

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Datei:Hummer in schwierigem Gelände.jpg
HMMWV in schwierigem Gelände

Das HMMWV oder Humvee ist ein geländegängiges Fahrzeug, das als Nachfolger des M151 für die US-amerikanische Armee entwickelt wurde und seit 1985 von dem US-amerikanischen Hersteller AM General in verschiedenen Versionen produziert wird.

Allgemein

Am 22. März 1983 schloss die United States Army mit der AM General Division (heute AM General Corporation) einen Vertrag in Höhe von 1,2 Milliarden US-Dollar zur Lieferung von 55.000 Einheiten des High Mobility Multipurpose Wheeled Vehicle (HMMWV, von den Soldaten der Einfachkeit halber meist Humvee ausgesprochen) in 15 verschiedenen Ausführungen ab. Die US Army bestellte schließlich 70.000 Stück und erhöht damit das Auftragsvolumen auf 1,6 Milliarden USD. Das war der größte, jemals durch die US Army abgeschlossene Kontrakt zur Lieferung militärischer Radfahrzeuge. Gegenwärtig besitzt das Marine Corps etwa 20.000 Humvees, die Army mehr als 120.000.

Die interne Bezeichnung der Army lautet M 998 Series. Es handelt sich um ein allradgetriebenes Mehrzweckfahrzeug mit einer Nutzlast von 1,25 Tonnen. Der Humvee ist vielseitig einsetzbar und hat eine hohe Mobilität und Geschwindigkeit. Er ersetzte eine ganze Reihe von veralteten leichten Transportfahrzeugen, wie beispielsweise den M151 MUTT, die Dodge M 880 Pick-Ups, sowie den M 561 Gama Goats und M 274 Mules.

Datei:Umgebauter Hummer im Schnee.jpg
Humvee mit Ketten als Radersatz

Die HMMWV wurden von der US-Army unter anspruchvollsten Bedingungen getestet, wie unter Kampfbedingungen im schwersten Gelände, über felsige Hügel, durch 1,50 m tiefes Wasser, in tiefem Wüstensand, wie auch in arktischer Kälte.

AM General baut das Fahrzeug in Mishawaka im US-Bundesstaat Indiana. O'Gara Hess & Eisenhardt baut die Panzerung für die Modelle M1113 und M1114.

Technische Daten des Grundtyps M998

Humvee im Grünen
  • Beschleunigung: 0-48 km/h in 7 Sekunden; 0-80 km/h in 20 Sekunden
  • Geschwindigkeit: Straße max. 113 km/h; Gelände max. 40 km/h; Durchschnitt 50 km/h
  • Besatzung: 1 Fahrer, 1 Beifahrer, 8 Passagiere oder Ladung
  • Leergewicht: 2.361 kg
  • Nutzlast: 1.135 kg
  • max. Gewicht: 3.496 kg
  • Zugkraft: 1.500 kg
  • Länge: 4,57 m
  • Höhe: 2,60 m mit Plane, ohne Plane 1,37 m
  • Breite: 2,16 m
  • Aufbauvariationsmöglichkeiten (dadurch auch Typänderung möglich): Plane, 4 Türen, Maxi/Mini Ambulanz, Schrägheck, Shelter
  • Steigfähigkeit: 60% max (31°), Hang (seitliche Kippsicherheit) 40% max (22°)
  • Wendekreis: 7,32 m
  • Wassertiefe: Normal 0,75 m; mit Vorbereitung (Deep Water Kit) 1,50 m
  • Bodenfreiheit: 41 cm
M 966 mit MG

Allgemeine Daten zum Fahrzeug (M998):

  • Diesel
    • 6,5 Liter V8 von AM General (Modell A2); 120 kW (163 PS) bei 3400 U/min; 395 Nm bei 1.700 U/min
    • 6217 ccm V8 (übrige Modelle); 112 kW (152 PS) bei 3600 U/min; 339 Nm bei 2.000 U/min
  • Bohrung x Hub: 10,3 x 9,7 cm
  • Hubraum: 6.466 cm³
  • Verdichtung: 21,5 : 1
  • Er besitzt 2 Tanks mit einem fassunsvermögen von insgesamt 163 Litern Diesel
  • Getriebe: 4L65-E 4-Gang Automatik
  • Allradantrieb: permanent, Kraftverteilung vorn/hinten: 50:50
  • Zentraldifferential manuell sperrbar
  • Übersetzung:
    • 1. Gang 3,06:1
    • 2. Gang 1,62:1
    • 3. Gang 1,00:1
    • 4. Gang 0,75:1
  • Bremsen: 4 x Scheibenbremsen
  • Bereifung:
    • 37 X 12,5 R 16,5 LT
  • Felgen:
    • Stahl
Humvee mit Star-T (Satellitenkommunikation) der US Army Reserve

Flexibilität

Ein gefordertes Konstruktionsziel war die hohe Standardisierung und Austauschbarkeit der Einzelteile innerhalb der Fahrzeugflotte. Zu Beginn hatten die 15 verschiedenen Fahrzeugtypen den gleichen Motor, das gleiche Chassis und den gleichen Antriebsstrang. Das bedeutete eine Vereinfachung in der Ersatzteillogistik, Einsparungen im Unterhalt sowie bei der Ausbildung der Mechaniker. Mittlerweile gibt es die einzelnen Typen in mehreren Versionen (A1, A2) und nicht zuletzt durch die Einführung der gepanzerten Version (XM 1114) konnte die uneingeschränkte Austauschbarkeit der Ersatzteile nicht mehr gewährleistet werden.

Gepanzerte Ausführung

Datei:HMMWV auf Landmine.jpg
Von einer jugoslawischen Landmine zerstörter XM 1114 oder M 1114

Die ursprüngliche Spezifikation des HMMWV resultiert aus den Militärdoktrin des Kalten Krieges, welche eine hohe Mobilität und Reichweite bei niedrigem Gewicht forderten, weshalb auf eine Panzerung weitgehend verzichtet wurde. Die fehlende Panzerung widerspricht jedoch den Anforderungen der asymmetrischen Kriegsführung und macht den Humvee zu einem leichten Ziel für Hinterhalte.

Der XM 1114 war eine von O'Gara Hess & Eisenhardt gepanzerte Version des M 996 und wurde erstmalig 1997 im experimentellen Stadium (X-Stadium) an die US-Militärpolizei in Bosnien ausgeliefert. Da die Grundstruktur der Federung, des Antriebstranges und der Karosserie beibehalten und nicht dem zusätzlichen Gewicht durch die Panzerung angepasst wurde, war der Wagen sehr reparaturanfällig. Die Zuverlässigkeit wurde erst mit der Einführung des Modells M 1114 verbessert. Die ursprünglichen XM 1114 wurden und werden durch ein sogenanntes Retrofit Kit zum M 1114 umgebaut.

Datei:Hummer im Irak.jpg
HMMWV mit zusätzlich gepanzerten Türen

Obwohl der XM 1114 sowie auch sein Nachfolger, der M 1114, viel Anlass zu Kritik geben, ist seine Panzerung auch heute noch der Panzerung der meisten Radfahrzeuge überlegen. Die Panzerung schützt die Insassen vor sämtlichen Landminen, die aus Restbeständen der roten Armee stammen, und die Windschutzscheibe kann einen Beschuss mit 7,62 mm NATO AP (AP = Armor Piercing) widerstehen.

Flugzeug-Ladekapazitäten

Ein HMMV wird an der Küste Brasiliens abgeladen

Drei Humvee finden in einem Transportflugzeug vom Typ C-130 Hercules Platz, sechs können im C-141 Starlifter und fünfzehn in der C-5 Galaxy befördert werden. Unter einem Transporthubschrauber vom Typ CH-47 Chinook und einem CH-53 können zwei M998 transportiert werden, unter dem UH-60 Black Hawk einer. Die Humvee (mit Ausnahme des M997A2) können im Kampfeinsatz mit einer Spezialpalette abgeworfen werden.

Typenübersicht

  • M 966 TOW Missile Carrier Basic Armor (NSN 2320-01-107-7153 - Preis: 47.069 US-$)
  • M 996 Mini Ambulance
  • M 997 Maxi Ambulance - C3I
  • M 998 Cargo Troop Carrier Grundtyp (NSN 2310-01-111-2275 - Preis: 49.357 US-$)
  • M 1025 Armament Carrier Basic Armor (NSN 2320-01-128-9551 - Preis: 38.496 US-$)
  • M 1026 Armament Carrier Basic Armor (NSN 2320-01-128-9552 - Preis: 39.518 US-$)
  • M 1035 Soft Top (Ambulance)
  • M 1036 Mini Ambulance
  • M 1037 S 250 Shelter Carrier (NSN 2320-01-146-7193 - Preis: 36.932 US-$)
  • M 1038 Cargo Troop Carrier Grundtyp (NSN 2320-01-107-7156 - Preis: 34.461 US-$)
  • M 1042 S 250 Shelter Carrier
  • M 1043 Armament Carrier W. Supplement Armor
  • M 1044 Armament Carrier W. Supplement Armor
  • M 1045 TOW Missile Carrier W. Supp. Armor
  • M 1046 TOW Missile Carrier W. Supp. Armor
  • M 1069 Prime Mover (NSN 2320-01-234-0497 - Preis: 35.000 US-$)
  • M 1097 Cargo Troop Carrier (NSN 2320-01-346-9317 - Preis: 35.209 US-$)
  • M 1109 gepanzert
  • M 1113 Expanded Capacity Vehicle (ECV)(NSN 2320-01-412-0143 - Preis: 61.042 US-$)
  • M 1114 Up Armored HMMWV (NSN 2320-01-413-3739 - Preis: 146.844 US-$)
  • M 1116 gepanzert

Inzwischen werden einige der oben genannten HMMWV in der Version A1 und A2 in verbesserter Ausführung geliefert.



Wirtschaftlichkeit

Wartung

Die zunächst geforderte Wartungsfreundlichkeit wurde nie erreicht und ist für die US Army weiterhin ein bestehendes Problem. Der wohl bekannteste Beweis für die fehlende Wartungsfreundlichkeit ist der Austausch des Motors, für den beim HMMWV um die 37 Stunden gerechnet werden müssen. Im Vergleich dazu benötigt der Austausch des Motors eines Leopard 2 Kampfpanzers bei einem eingespielten Team nicht mehr als 15 Minuten.

Zuverlässigkeit

Die Zuverlässigkeit der HMMWV ist unterdurchschnittlich. Die Maintenance-Ratio (Unterhaltzeit geteilt durch Einsatzzeit) liegt bei der M998-Series um die 0,25 und bei den M1113 ECVs sogar bei 0,313 (moderne Wagen haben eine MR von 0,01 bis 0,001). Dies bedeutet, dass permanent zwischen einem Drittel und einem Viertel der Wagen nicht betriebsbereit sind.

Unterhaltskosten

Ausblick

Die US-Army wird im Laufe der nächsten Jahre ein Recap-Programm durchführen. Ziel dieses Programms ist es, HMMWVs mit über 15 Betriebsjahren komplett zu überarbeiten und sämtliche MWOs (Modification Work Order) durchzuführen. Dieses Programm soll die Lebensdauer der HMMWVs um circa zehn Jahre verlängern und den Zeitraum bis zur Indienststellung eines Future Tactical Truck System (FTTS) bzw. Combat Tactical Vehicle (CTV) überbrücken. Der Nachfolger des Humvee soll dann größer, leistungsfähiger und stärker gepanzert als sein Vorgänger sein. Damit wird die bisherige Rolle des Humvee als universelles Nutzfahrzeug in Richtung kampftaugliches Gefährt erweitert.

Exportversion

In Europa wird er der HMMWV unter anderem von den Armeen folgender Länder eingesetzt: Spanien, Portugal, Griechenland, Luxemburg, Dänemark und Schweiz. Es gibt ebenfalls eine von der schweizer Firma MOWAG modifizierte Karosserie Version mit der abweichenden Bezeichnung Eagle.

Zivile Ableger

Die aktuellen Hummer Modelle: H3, H1, und H2 (von links nach rechts)

Aufgrund des stetig steigendem öffentlichen Interesses (u.a. durch die Golfkriegsberichterstattung) brachte AM General 1992 eine zivile Version des M998 HMMWVs auf den Markt: Den Hummer.
1999 wurden die Markenrechte an General Motors verkauft. In den folgenden Jahren erweiterte GM die Hummer-Produktpallete um 2 SUVs - den H2 und den H3 - und änderten den Produktnamen des Ur-Hummer zu H1. Anders als der reinrassige Geländewagen H1, basieren die beiden SUVs allerdings nicht auf dem Humvee, sondern auf SUVs aus dem GM-Sortiment und erinnern eigentlich nur durch ihre Optik an das militärische Vorbild. Allerdings sind sie dennoch geländetauglicher ausgelegt als ihre GM-Brüder, werden dem Markennamen Hummer also nicht nur durch die Optik gerecht.

Commons: HMMWV – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien