Unternehmen Holzauge
Koordinaten: 74° 37′ N, 18° 49′ W
Das Unternehmen Holzauge war eine Wetterstation der deutschen Wehrmacht, die durch das Deutsche Reich im Zweiten Weltkrieg nach der fast kampflosen Besetzung Dänemarks im Unternehmen Weserübung auf der politisch zu Dänemark gehörenden Insel Grönland errichtet wurde.
Verlauf
Am 22. August 1942 landete der zum Wetterbeobachtungsschiff umgerüstete Fischdampfer Sachsen mit einer Wehrmachtseinheit unter dem Kommando des Leutnants zur See Hermann Ritter (1891–1968) sowie einer Gruppe Meteorologen unter der Leitung von Dr. Gottfried Weiss, zusammen 17 Mann, von Tromsö aus in Ostgrönland. Die Gegend um den 75. Breitengrad hatte Weiss einen Monat zuvor auf einem Erkundungsflug als idealen Standort für eine Wetterstation ausgemacht.
Vor Ort wählte Ritter dann die Hansabucht auf der Sabine-Insel als Überwinterungsplatz. Der Gruppe gelang es, bis zum 11. März 1943 unentdeckt zu bleiben und ihre Wetterbeobachtungen nach Deutschland zu melden.
Als sie am 13. Mai 1943 zufällig von Mitgliedern der Nordøstgrønlands Slædepatrulje (Schlittenpatrouille Nordostgrönlands) entdeckt wurden, kam es zu einem Feuergefecht, in dessen Verlauf der dänische Korporal (Unteroffizier) Eli Knudsen tödlich verwundet wurde. Zwei Mitglieder der Patrouille wurden gefangengenommen und das Hauptquartier der Schlittenpatrouille Eskimonæs nahe der Südspitze der Insel Clavering Ø rund 95 Kilometer Luftlinie südwestlich am 25. März teilweise zerstört. Später gelang es den beiden, zu flüchten und dabei den Leutnant Ritter als Gefangenen mitzubringen. Er verbrachte den Rest des Krieges in amerikanischer Gefangenschaft.
Die restlichen Mitglieder der Schlittenpatrouille zogen sich 600 km südwärts nach Scoresbysund zurück und meldeten die Position der deutschen Wetterstation, die am 25. Mai von vier in Island stationierten US-amerikanischen Bombern angegriffen und weitgehend zerstört wurde. Daraufhin wurde die Besatzung zum größten Teil am 6. und 17. Juni durch ein deutsches Flugboot evakuiert. Die durch Eis stark beschädigte Sachsen wurde am 17. März 1943[1] (selbst) versenkt.
Die Nordøstgrønlands slædepatrulje wurde 1941 im Einvernehmen mit den Amerikanern vom dänischen Landvogt in Grönland aufgestellt, um mögliche deutsche Aktivitäten in Nordostgrönland überwachen zu können. Die Patrouille setzte sich aus dänischen Polizeibeamten samt dänischen, grönländischen und norwegischen Pelztierjägern zusammen. Die meisten von ihnen lebten bereits seit Jahren in Nordostgrönland und kannten sich im ungastlichen Gebiet gut aus. Die Patrouille wurde 1945 aufgelöst und 1950 an ihrer Stelle die Sirius-Schlittenpatrouille aufgestellt.
Wetterstationen der Wehrmacht in der Arktis
- Unternehmen Holzauge
- Unternehmen Haudegen
- Unternehmen Edelweiß
- Unternehmen Zugvogel
- Unternehmen Bassgeiger
- Wetterstation Schatzgräber
- Unternehmen Knospe
- Wetterstation Kurt
Unternehmen/Station | Lage | Zeitraum | Koordinaten |
---|---|---|---|
Unternehmen Knospe | Albert-I-Land, Spitzbergen | 29. Oktober 1941 bis ... | 79° 16′ N, 11° 32′ O |
Unternehmen Haudegen | Nordaustlandet, Spitzbergen | Oktober 1941 bis 4. September 1945 | 80° 3′ N, 22° 31′ O |
Wetterstation Schatzgräber | Alexandraland, Franz-Josef-Land | 22. September 1943 bis 11. Juli 1944 | 80° 51′ N, 47° 28′ O |
Unternehmen Bassgeiger | Shannon-Insel, Nordostgrönland | Oktober 1943 bis 3. Juni 1944 | 75° 19′ N, 17° 48′ W |
Unternehmen Edelweiß 2 (Tyskerdepot) | Lille Koldewey, Nordostgrönland | Oktober 4. November 1944 | 76° 41′ N, 18° 44′ W |
Unternehmen Holzauge | Sabine Ø, Nordostgrönland | August 1942 bis März 1943 | 74° 37′ N, 18° 49′ W |
Unternehmen Zugvogel | Grönlandsee | Oktober bis 8. Dezember 1944 | 80° 0′ N, 2° 0′ O |
Literatur
- Wilhelm Dege, William Barr: War North of 80 – The Last German Arctic Weather Station of World War II. University of Calgary Press, 2003, ISBN 1-55238-110-2.
- Anders Odsbjerg: Nordøstgrønlands slædepatrulje 1941–1945. Komma-Verlag, Kopenhagen 1990, ISBN 87-7512-442-4 (dänisch).
- Gottfried Weiß: Das arktische Jahr. Eine Überwinterung in Nordostgrönland. Westermann, Braunschweig u. a. 1949 (2. Auflage. Haag und Herchen, Frankfurt am Main 1991, ISBN 3-89228-535-7).
- Jens Fog Jensen, Tilo Krause: Wehrmacht occupations in the new world: archaeological and historical investigations in Northeast Greenland. (PDF; 1,97 MB). In: Polar Record 48, 2012, S. 269–279 doi:10.1017/S0032247411000180 (englisch)
Weblinks
- Seekrieg Grönland auf der Seite der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart
Einzelnachweise
- ↑ Webseite der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart, abgerufen am 2. Juni 2014