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Tuntenball

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Tuntenball, häufig im Plural Tuntenbälle, auch nach Magnus Hirschfeld Urnings- und Urnindenbälle, sind ballartige Tanz-Festlichkeiten in Großstädten, von denen die Veranstaltungen in Berlin eine mehr als hunderjährige Tradition haben. Das Publikum unterscheidet zwischen Schwulen- und Lesben-Veranstaltungen: während auf den Lesbenveranstaltungen häufiger flotte Couleurstudenten mit mächtigen Renommierschmissen auftreten, Landsknechte, dicke Bettelmönche oder Matrosen den Ballsaal bevölkern, lassen sich auf den Schwulen-Bällen häufiger große weibliche Rokkoko-Roben aus Taft und Seide sehen, hochtoupierte Frisuren mit passenden Hüten samt eindrucksvollem Parfum.

Mit Unterbrechungen nach dem Eulenburg-Skandal und dem so genannten Dritten Reich (mit einem Aufflackern während der Olympiade 1936) gab es besonders in den Wintermonaten im Zwanzigsten Jahrhundert regelmäßig derartige Veranstaltungen. Unterschieden wurden Maskenbälle, Orchester-Bälle und auch Debutantinnenbälle. In der Zeit der Jahrhundertwende vor dem Ersten Weltkrieg und in den Zwanziger Jahren waren die Tuntenbälle gesellschaftliche Höhepunkte, auf den auch gesellschaftliche Prominenz verkehrte. Im Berliner ICC wurden bis in die jüngste Vergangenheit Tuntenbälle jährlich zu Beginn der Saison im November veranstaltet. Nach Aufkommen der zweiten deutschen Schwulenbewegung, die anfangs politisch stark links, kommerzielle Veranstaltungen ablehnte, wurden Tuntenbälle mehr und mehr durch Großdiskotheken wie dem Heaven in London oder - kleiner - das Metropol und Lipstick sowie gesamtdeutsch Die Busche in Berlin abgelöst.


Siehe auch

Literatur