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Südossetien

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Südossetien
Vorlage:Border
Lage in Georgien
Staat: Georgien
Fläche: 3.885 km²
Einwohner: 38.000
Hauptstadt: Zchinwali
Bevölkerungsdichte: 10 Einwohner/km²
Kfz-Kennzeichen: XX

Das im Kaukasus gelegene Gebiet Südossetien (georgisch Samchret Osseti,ossetisch Республикæ Хуссар Ирыстон, Xyssar Iryston, russisch Республика Южная Осетия, Yuzhnaya Osetiya) gehört zu Georgien. Es erklärte sich 1990 für staatlich unabhängig, wird jedoch durch keinen Staat anerkannt.

Hauptstadt ist Zchinwali. Das Gebiet umfasst eine Fläche von 3.885 Quadratkilometern. Das südlich des Kaukasushauptkamms gelegene gebirgige Land liegt auf einer Höhe von 1.000 bis 4.000 Metern über dem Meeresspiegel. Von den 1989 hier lebenden 164.000 Osseten wurden nach Krieg und Abwanderung 2002 nur noch 38.000 gezählt.

Geschichte

Die Osseten wanderten im Mittelalter aus Gebieten südlich des Don in den Kaukasus ein. 1198 heiratete der ossetische Herrscher David Soslani Georgiens Königin Tamara und Ossetien wurde ein Teil Georgiens. Damals lag aber Ossetien vollständig nördlich vom Kaukasus. In dieser Periode beginnen ersten Wanderung der Osseten südlich von Kaukasus. Die ersten historischen Belege dieses Sachverhaltes liegen im 4-5 Jahrhunderten. Danach hat König von Iberien (Ostgeorgien) Vachtang Gorgassali die Schlucht Darial (Heute Russische-georgische Grenze) mit Festeungen gesperrt, um die Angriffe der Osseten zu verhindern, da er gleichzeitig einen grossen Befreiungskrieg gegen Persisches Reich geplant hatte. Heutiges Nordossetien trat 1774 dem Russischen Reich bei. Südossetien wurde mit Georgien 1801 von Russland annektiert. 1842 wurde die russische Verwaltungseinheit Okrug Ossetien (Gebiet Ossetien) gegründet. 1918 bis 1921 war das Gebiet Teil der von Russland unabhängigen Demokratischen Republik Georgien. 1922 wurde es als Südossetische Autonome Oblast Georgiens Teil der Sowjetunion.

Am 10. November 1989 beschloss der Oberste Sowjet des Oblast die Gründung einer Südossetischen Autonomen Sowjetrepublik, die von der Sowjetunion wieder abgeschafft wurde. Es kam zum ersten Südossetienkonflikt, der bis Januar 1990 dauerte. Georgische Nationalisten belagerten Zchinwali. Truppen des sowjetischen Innenministeriums versuchten, die verfeindeten Seiten zu trennen.

Am 20. September 1990 erklärte sich Südossetien als Demokratische Sowjetrepublik erneut unabhängig. Georgische Milizen marschierten in das Gebiet ein. In Zchinwali wurden Häuser von Georgiern angezündet. Russland entsandte Truppen, die zumeist auf Seiten der Südosseten eingriffen. Die Kämpfe forderten etwa 2.000 Tote. Ca. 100.000 Osseten flohen aus Georgien und Südossetien nach Russland, 20.000 Georgier flohen nach Georgien und strandeten zumeist in Tiflis. Am 1. September 1991 benannte sich das Gebiet in Republik Südossetien um. Im Juni 1992 unterzeichneten der russische Präsident Boris Jelzin und Georgiens Präsident Eduard Schewardnadse in Dagomys ein Waffenstillstandsabkommen. Seither sichert eine etwa 1.500-köpfige Friedenstruppe von Russen, Osseten und Georgiern den Frieden. Sie wird von einer gemischten Kontrollkommission, in der Georgien, Russland, Süd- und Nordossetien vertreten sind, beaufsichtigt. Am 27. August 1996 unterschrieben Georgiens Präsident Schewardnadse und der Präsident Südossetiens eine Vereinbarung über den künftigen Status des Gebiets. Am 21. September 2005 - dem Unabhängigkeitstag des Landes - wurde Südossetien von Georgien aus mit Granaten beschossen.

Wirtschaft

Südossetiens wichtigste Wirtschaftsfaktoren sind der Anbau von Getreide, Obst und Wein sowie der Gütertransport nach Russland.

Die Abspaltung von Georgien hat die Wirtschaft der Region stark geschwächt. Offiziell sind 40%, inoffiziell 60% der Einwohner arbeitslos. Südossetien ist ein wichtiger Marktplatz für den Transit von Gütern von Georgien nach Russland geworden. Am Roki-Tunnel, der die Grenze zu Russland bildet, werden lediglich 3% Zoll erhoben, während es sonst an der georgisch-russischen Grenze 25% sind. Zugleich ist die Transkaukasische Fernstraße durch Südossetien eine Hauptroute für Schmuggel, Drogen- und Waffenhandel. Nach Schätzungen des russischen Zolls betrug der Wert der geschmuggelten Güter im Jahr 1996 fast eine halbe Milliarde US-Dollar. Dabei handelt es sich vor allem um Benzin und Lebensmittel aus Russland.

Politik

Staatschef Südossetiens von 1993 bis 2001 war Ludwig Tschibirow, ein Geschichtsprofessor. 2002 wurde Eduard Kokoity zum Präsidenten gewählt. Er strebt eine Vereinigung Süd- und Nordossetiens innerhalb Russlands an. Als Verteidigungsminister und Chef des Staatssicherheitsdienstes berief er russische Staatsbürger. Im August 2003 unterzeichnete er mit der russischen Republik Kabardino-Balkarija einen Freundschafts- und Kooperationsvertrag. Am 24. November 2003 bezeichnete Kokoity Südossetien bereits als russisches Territorium.

Premierminister Südossetiens ist der russische Industrielle Juri Ionowitsch Morosow. Er war bis zu seiner Wahl im Juli 2005 als Finanzdirektor einer russischen Ölgesellschaft tätig. Außenminister ist Murat Jiojew.

Obgleich Südossetien eine eigene Sprache hat, ist die Amtssprache russisch. Währung ist der russische Rubel. Die Einwohner Südossetiens sind von der Visumregelung Russlands ausgenommen, die für Georgier gilt. 95% der Einwohner haben die russische Staatsbürgerschaft angenommen.

Südossetien leidet wie alle Länder des Kaukasus unter politischem Terrorismus. Am 31. Mai 1998 wurde der stellvertretende Premierminister Waleri Chubulow bei einem Besuch Nordossetiens ermordet.

Konflikt nach Machtwechsel in Adscharien

Die Regierung in Tiflis beabsichtigt, Südossetien nach dem Modell des Machtwechsels in Adscharien wieder in Georgien einzugliedern. Präsident Micheil Saakaschwili hat am 22. September 2004 vor der UN-Generalversammlung einen Drei-Stufen-Plan zur Beilegung der Konflikte in Südossetien und Abchasien vorgelegt. Eine erste Stufe sieht vertrauensbildende Maßnahmen zwischen regierungsunabhängigen Organisationen, Studenten, Journalisten, Ärzten, Sportlern und Müttern vor. Auf der zweiten Stufe sollen die Konfliktzonen unter internationaler Aufsicht demilitarisiert werden. Auf der dritte schließlich will Georgien Südossetien und Abchasien eine größtmögliche Autonomie gewähren. Die Regierungen von Südossetien und Abchasien haben den georgischen Plan zurückgewiesen. Eine Rückkehr nach Georgien werde es nicht geben.

Seither befindet sich Südossetien in einem ständigen Unruhezustand. Im Mai 2004 errichtete Georgiens Regierung 10 Kilometer von Zchinwali entfernt, an der von Russland kommenden Transkaukasischen Fernstraße, einen Polizeikontrollpunkt gegen Schmuggler, verlegte Spezialeinheiten und Truppen des Innenministeriums an den Kontrollpunkt. Südossetiens Regierung revanchierte sich mit einer Entführung von 50 georgischen Soldaten, die später wieder freigelassen wurden. Immer wieder kam es zu Schußwechseln zwischen georgischen und südossetischen Verbänden.

Am 11. Juli 2004 verständigten sich Georgien und Südossetien auf einen Waffenstillstand, unterzeichneten vier Tage später in Moskau ein Protokoll, das eine Entmilitarisierung Südossetiens vorsah. Georgien sollte außer 500 Friedenssoldaten alle Einheiten abziehen, Südossetien abchasische und russische Freischärler aus dem Land weisen. Am 5. November 2004 wurde die Entmilitarisierung vertraglich vereinbart.

Zu einem Ende der gewalttätigen Auseinandersetzungen kam es aber nicht. Am 20. September 2005 wurde die südossetische Hauptstadt Zchinwali mit Mörsern beschossen. Georgiens Parlamentspräsidentin Nino Burdschanadse drohte parallel, das im Juni 1992 geschlossene Waffenstillstandsabkommen von Dagomys zu kündigen, wenn die russischen Friedenstruppen in Südossetien ihre Unterstützung der separatistischen Regierung nicht bis zum 15. Juni 2006 aufgäben. Die USA drängten Russland, die südossetische Regierung nicht länger zu unterstützen, verdeutlichten der georgischen Regierung jedoch zugleich, dass sie eine Gewalteskalation nicht mittragen würden.

Literatur

  • Mariam Lortkipanidse: Georgien und seine Autonomien: Kurzer Abriß der Geschichte Abchasiens, Atscharas und Südossetiens. In: Georgica. Bd. 15 (1992), S. 34-37
  • L. A. Karbelasvili: Jugo-Osetija. Izd. Akad. Nauk. Gruzin. SSR, Tbilisi 1962
  • Tamaz Diasamidze: Regional Conflicts in Georgia - the Autonomous Oblast of South Ossetia, the Autonomous Republic of Abkhazia (1989-2002): The Collection of Political -Legal Acts. Regionalism Research Center, Tbilisi 2003
  • Helsinki Watch (Hrsg.): Bloodshed in the Caucasus: violations of humanitarian law and human rights in the Georgia-South Ossetia conflict. Human Rights Watch, New York, NY 1992, ISBN 1-56432-058-8
  • Avtandil M. Mentesasvili: Trouble in the Caucasus. Nova Science Publ., Commack, New York 1995, ISBN 1-56072-177-4
  • Dennis Sammut, Nikola Cvetkovski: The Georgia-South Ossetia conflict. Verification Technology Information Centre, London 1996, ISSN ISBN 1899548068
  • Tim Potier: Conflict in Nagorno-Karabakh, Abkhazia and South Ossetia: a legal appraisal. Kluwer Law International, The Hague 2001, ISBN 90-411-1477-7
  • Alexandre Kukhianidze, Alexandre Kupatadze, Roman Gotsiridze: Smuggling Through Abkhazia and Tskhinvali Region of Georgia. Transnational Crime and Corruption Center Georgia Office, Tbilisi 2004