Benutzer:Petermichaelgenner/Spielwiese
Operndaten | |
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Titel: | La capricciosa corretta |
![]() Libretto einer Florentiner Inszenierung, 1811 | |
Form: | Dramma giocoso in zwei Akten |
Originalsprache: | Italienisch |
Musik: | Vicente Martín y Soler |
Libretto: | Lorenzo Da Ponte |
Uraufführung: | 27. Januar 1795 |
Ort der Uraufführung: | King’s Theatre am Haymarket, London |
Spieldauer: | gegen 3 Stunden |
Ort und Zeit der Handlung: | Neapel, Gegenwart |
Personen | |
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Die Oper La capricciosa corretta (Die gebesserte Eigensinnige[9]) oder La scuola dei maritati (Die Schule der Verheirateten)[10] ist ein Dramma giocoso des Venezianers Lorenzo Da Ponte (Verse) und des Valencianers Vicente Martín y Soler (Musik). Sie entstand 1794/1795 in London als viertes ihrer fünf gemeinsamen Werke.[11]
Da Ponte und Martín in London
Nachdem Komponist und Librettist im Wien Kaiser Josephs II. Triumphe gefeiert hatten, ging Ersterer 1788 nach Sankt Petersburg, Letzterer 1792 nach London. Martín unterbrach seinen Aufenthalt an der Newa, als Da Ponte und er 1794 vom Impresario William Taylor an das King’s Theatre verpflichtet wurden. 1795 brachten sie dort zwei Opern zur Aufführung, mit denen sie an ihre früheren Erfolge anknüpften: mit La capricciosa corretta an Il burbero di buon cuore (1786) und mit L’isola del piacere an L’arbore di Diana (1787).[12]
Angesichts des Kriegszustands zwischen Großbritannien und dem revolutionären Frankreich hatten sie dabei auf die politischen Untertöne zu verzichten, welche einen Teil des Reizes ihrer Wiener Werke ausmachen. Man merkt auch, dass Da Ponte in der Zwischenzeit eine Lebensgemeinschaft mit der 20 Jahre jüngeren Nancy Grahl eingegangen war: War die Ehe mit einem älteren Mann für Angelica im Burbero noch unvorstellbar, muss die leichtlebige Ciprigna sich damit abfinden. Und die Promiskuität – in Così fan tutte von Da Ponte und Mozart (1790) eine Naturgegebenheit und vom Bigamisten Martín weiterhin gelebt – wird nun als Gefahr für die Familie dargestellt.
Über die Entstehung des Werks schreibt Da Ponte: „In weniger als drei Wochen übergab ich La capricciosa corretta an Martini[13], der bei mir wohnte und mich nicht nur mit seiner immer fröhlichen Miene (…) zum Schreiben inspirierte, sondern auch meine Verse jeweils gleich nach der Niederschrift in Musik setzte (…)“[14]
Wie schon in L’arbore di Diana schrieb Martín die Hauptrolle für seine Lieblingssängerin Anna Morichelli.[15] Ihr Porträt von Johann Ernst Mansfeld nach Joseph Kreutzinger zeigt ein abgewandeltes Petrarca-Zitat:
„Non sa come amor sana, e come ancide
Chi non sa come dolce ella sospira,
E come dolce canta, e dolce ride.“
„Der weiß nicht, wie Amor heilt und wie er tötet,
Wer nicht weiß, wie süß sie seufzt
Und wie süß singt und süß lacht.“[16]
Neben Anna Moricelli als Ciprigna und Giovanni Morelli (tätig 1787–1815) als deren altem Gatten Bonario – in Wirklichkeit war er jünger als die Primadonna (Lebensdaten ca. 1755–1800) – sangen an der Uraufführung Elisabetta Colombati (Isabella), Paolo Torreggiani (Valerio), Luigi Brida (Lelio), Lorenzo Cipriani (Fiuta), Giovanna Pastorelli (Cilia) und Carlo Rovedino (Giglio).[17]
Handlung

(Johann Ernst Mansfeld
nach Joseph Kreutzinger).

(François Godefroy
nach Richard Cosway).
Irrtümlich wird hin und wieder geschrieben, La capricciosa corretta sei eine Adaption von Shakespeares The Taming of the Shrew. In Wirklichkeit aber spielt die Oper in der Welt Goldonis[18], wie schon Da Pontes und Martíns Erstlingswerk Il burbero di buon cuore[19] (1786). Und wie dort geht es in La capricciosa corretta um eine Schönheit, die ihrem hörigen Gatten auf der Nase herumtanzt. So wenig im Burbero Lucilla auf die finanziellen Verhältnisse des jungen Giocondo Rücksicht nimmt, so wenig hier Ciprigna auf die Gefühle des alten Bonario: Sie tendiert zur Promiskuität, deren männliche Spielart das Künstlerduo in Una cosa rara[20] (1786) thematisiert hatte. So versucht sie, den Grafen Lelio zu verführen, der ihre Stieftochter Isabella liebt, und beauftragt den Schmarotzer und Intriganten Giglio, das Mädchen ins Kloster zu stecken – eine Institution, die von Da Ponte und Martín in L’arbore di Diana[21] (1787) gegeißelt worden war[22]. Noch am selben Tag aber ändert Ciprigna ihre Pläne und beschließt, mit Irco Berlico durchzubrennen. Erst als sich dieser fremde Botschafter als Bonarios treuer Majordomus Fiuta entpuppt, lässt sie davon ab, „aus ihrem Wirkungskreis zu schreiten“ (Schikaneder/Mozart: Die Zauberflöte), und unterwirft sich dem antifeministischen Ideal der „züchtigen Hausfrau“ (Schiller: Lied von der Glocke), die „himmlische Rosen ins irdische Leben“ flicht (Schiller: Würde der Frauen). Das Patriarchat wird wiederhergestellt, Giglio weggewiesen, Isabella von Lelio, Ciprignas Zofe Cilia von Fiuta geheiratet.
Es bestehen auch Ähnlichkeiten mit Da Pontes Libretti für Mozart: An Le nozze di Figaro[23] (1786) erinnert, dass ein Ehepartner den andern dominiert und ein Bedienter durch eine List eine gefährdete Heirat rettet. Don Giovanni (1787) verleiht der Promiskuität diabolische Züge. Und wie in Così fan tutte, ossia La scuola degli amanti[24] (1790) wird in La capricciosa corretta bzw. La scuola dei maritati das weibliche Selbstbild durch einen orientalischen Traum „gebessert“.
Unterschiede zu Da Pontes früheren Libretti für Martín sind durch die veränderten Zeitumstände bedingt.
1. Akt
Erste Szene (Zimmer)
Szene 2 (Gartenhaus)
Szene 3
Szene 4
Wie die Amazonen der griechischen Mythologie oder Lilla und Ghita in Una cosa rara[25] greift Ciprigna im Krieg der Geschlechter zur blanken Waffe. Bonario berichtet Fiuta, dass seine Probleme mit der Gattin – wie jene Gunthers mit Brünhilde im Nibelungenlied – auf die Hochzeitsnacht zurückgingen: Ciprigna habe ihn damals aufgefordert, mit dem Säbel auszufechten, wer in ihrer Ehe die dominierende Rolle spielen werde. Er aber habe sich nicht mit der geliebten Frau duellieren wollen und dieser allzu ritterlich den Kommandostab überlassen:
„Le misi io stesso quel legno in mano
E mi sono spesso pentito invano,
Che quella barbara senza perchè
Fin sulla testa talor mel diè.“
„Ich selber gab ihr den Stab in die Hände,
Was ich dann oftmals, doch fruchtlos bereute,
Wenn die Barbarin mir damit eines
über den Schädel zog ohne Grund.“
Szene 5
Szene 6
Szene 7
Szene 8
In Naples, Bonario, a middle-class widower, married to his second wife Ciprigna, finds his two children, Valerio and Isabella, exasperated and about to leave home.
The same occurs with his servants, Fiuta and Cilia, who ask for their wages.
Bonario is compliant and promises to take control of the house again before the day is over.
For her part, Ciprigna is courted by her cicisbeo Giglio, but since the first time she saw Isabella's suitor, Count Lelio, who has come to ask for the hand of his beloved, Ciprigna has not taken eyes off the new arrival.
Heeding Fiuta's advice, Lelio allows himself to be courted so as to lead Ciprigna into a trap.
Bonario explains to Fiuta that his wife has robbed him of the power at home and the latter decides to take advantage of the situation, arming her master with pistols and advising him to use force and intimidation.
But in the end it is Ciprigna who, turning the guns on her husband, frightens him.
While Valerio, Cilia and Fiuta trick Giglio, who becomes trapped in a net, Ciprigna keeps trying to seduce Lelio.
The detection of the hidden Giglio provokes the great confusion at the end of the first act.
Andere Version
Bonario, a wealthy but mild-mannered merchant and former widower, is now married to Ciprigna.
Much younger than her husband, Ciprigna is vain, capricious, and bullying.
Bonario's children from his first marriage, Valerio and Isabella, and his servants, Fiuta the major domo and Cilia the maid, are so exasperated by her behaviour that they confront Bonario and threaten to leave his house unless he does something to curb his new wife's antics.
Giglio, Ciprigna's fawning and flamboyant cavaliere servente, arrives and pays court to her.
Their encounter in the garden is observed by Bonario, his children, and the servants.
Bonario prepares a speech which he plans to deliver to Ciprigna in an attempt to reassert his authority but accidentally drops it.
When she finds it, the outraged Ciprigna unbraids her husband in a lengthy tirade. Fiuta reproves his master for cowardice.
Szene 9
Der Narzissmus Ciprignas manifestiert sich besonders deutlich, als sich diese im Spiegel betrachtet und ihre Zofe Cilia auffordert:
„Guardami un poco dal capo ai piedi,
Dimmi se vedi difetto in me,
Se un idoletto così perfetto
Per man d’amore giammai si fe’!“
„Sieh mich doch an, vom Kopf zu den Füßen,
Ob einen Fehler an mir du siehst,
Ob wohl perfekter das Bild einer Göttin
Amors Hand jemals geschaffen hat!“
Szene 10
Szene 11 (Erstes Finale)
Szene 12
The young count Lelio, who is in love with Isabella, arrives to request her hand in marriage.
Ciprigna is unaware of the purpose of his visit and smitten by the handsome young man, begins to flirt with him.
Fiuta advises Lelio to play along with the flirtation in order to trap her.
Bonario rehearses a new speech to his wife in front of an empty chair.
Fiuta provides his master with pistols which he can use to intimidate Ciprigna when he makes his speech.
However, she grabs the pistols, turns them on Bonario, and further terrifies him.
Meanwhile, Valerio, Cilia and Fiuta trick Giglio into believing that assassins are after him.
He hides in a closet from which he observes Lelio and Ciprigna's flirtation and her attempts to seduce him.
When Giglio's hiding place is exposed, the act ends in uproar and confusion.
2. Akt
Szene 1
Szene 2
Szene 3
Szene 4
Szene 5
Szene 6
While Valerio reiterates his will to leave, Isabella rejects the idea of being kidnapped by Lelio.
Fiuta doesn't lose hope of gaining revenge after his first defeat, and promises to marry Cilia when her plan is over.
Ciprigna rids herself of Giglio and attributes him a wife, trying to ease Lelio's suspicions, whom she thinks is jealous, lavishing him with riches and squandering Bonario's fortune.
Lelio returns her gifts immediately and Bonario, moved by his honesty, promises him his daughter's hand in marriage.
Ciprigna, furious at what is being planned behind her back, allows herself to be seduced by a mysterious Oriental ambassador who pretends to come to take her away to his island, where her unusual beauty will reign forever.
She decides to leave home, but not without freeing herself of Isabella, who doesn't deserve Lelio or to be rich: Giglio will put her in a convent.
This plan, which Cilia uncovers, is revealed to the whole family.
Taking advantage of the darkness, Lelio neutralises Giglio and rescues Isabella.
Ciprigna, who is about to set off with her Oriental ambassador, is frightened by the sound of several gun shots in the middle of the night and a storm that surprises her at the front door.
She goes back, but the family reproach her for her dream of becoming queen.
Frightened by the storm and humiliated by this destroyed dream, she submissively returns to Bonario.
Fiuta reveals himself as the mysterious ambassador and asks to be forgiven.
Giglio is pardoned but asked to leave the house.
Bonario attempts to put an end to everything with a dinner of reconciliation.
Andere Version
Worried about her reputation, Isabella rejects the suggestion that she elope with Lelio, while Valerio reiterates his threat to leave home and join the army.
Undeterred, Fiuta vows to devise a new plan to defeat Ciprigna and promises to marry Cilia if he succeeds.
Ciprigna, still unaware of Lelio's love for Isabella, is determined to have him.
She tells Lelio that she has dismissed Giglio on finding out that he was already married and presents Lelio with jewels and property deeds belonging to Bonario.
Lelio returns them to Bonario, who is so impressed that he consents to his marriage to Isabella.
The furious Ciprigna then writes a letter to Giglio instructing him to kidnap Isabella and place her in a convent.
Later, a mysterious oriental ambassador calling himself Irco Berlico (but actually Fiuta in disguise) arrives in Ciprigna's rooms accompanied by a retinue of Turks and Moors and praises her beauty.
He convinces her to return with him to a magic island where she will be declared queen by forty young men and where she will remain forever young and beautiful.
Szene 7
Während ihres Flirts mit Lelio besingt Ciprigna – im Rhythmus der Polonaise, die Martín in Sankt Petersburg kennen gelernt hatte – ausgerechnet jene weiblichen Tugenden, die sie in ihrem Verhalten Bonario gegenüber vermissen lässt (Digitalisat ):
„La donna ha bello il core,
Come ha leggiadro il viso,
Col labbro invita al riso,
Cogl’ occhi inspira amor.
Felice chi l’adora,
Felice chi le crede:
Pietà, costanza, e fede
In lei si trova ognor.
E quando finge ancora
Un piccolo dispetto,
È per provar l’affetto
D’un tenero amator.“
„Das Herz der Frau ist gütig,
So schön wie ihr Gesicht,
Die Lippe bringt zum Lachen,
Das Auge Liebe weckt.
Beglückt, wer sie bewundert
Und ihr Vertrauen schenkt:
Erbarmen, Treue, Beistand,
Die findet er bei ihr.
Und wenn sie hin und wieder
Ein wenig Ärger macht,
So prüft damit sie nur
Des Liebsten Zuneigung.“
Szene 8
Szene 9
Szene 10
Szene 11
Szene 12
Szene 13
Szene 14
Szene 15
Szene 16
Szene 17 (Zweites Finale)
Szene 18
Szene 19
Letzte Szene (Marsch)
As Ciprigna makes preparations to leave that night with the mysterious ambassador, Cilia discovers the plot to kidnap Isabella who is then rescued by Lelio.
Later that night Ciprigna is about to depart for the magic island, but hears gunfire and then finds herself locked outside in a huge thunderstorm.
Terrified, she begs to be let back into the house, seeks Bonario's forgiveness, and promises to submit to his authority.
She is further humiliated when Fiuta reveals that he was the fictitious ambassador and the family berate her for her foolishness.
She acknowledges her debt to Fiuta for bringing about her reform.
Giglio is forgiven by the family but sent on his way.
Bonario orders a feast to be prepared to celebrate the family's reconciliation.
Erfolg

Obwohl der Theaterdichter Carlo Francesco Badini seinen Nachfolger Da Ponte wegen dessen jüdischer Herkunft und Martín als Spanier schlechtzumachen versuchte (was ihm Ersterer mit gleicher Münze heimzahlte), überbot sich die Presse in Lobeserhebungen.[27] So schrieb der Morning Chronicle:
„Es ist nicht leicht, angemessene Worte zu finden, um diese Komposition zu loben. Die Mannigfaltigkeit und die Schönheit der Arien beeindrucken das uninformierteste Ohr mit solcher Macht wie das geschulteste, und wir sind überzeugt, dass sie alle ihren Weg auf das englische Theater finden und auf John Bull denselben angenehmen Eindruck machen werden, den sie auf die italienischen Connaisseurs mit ihrem raffinierteren Geschmack gemacht haben.“[28]
Auf dreizehn Vorstellungen folgten in London 1798–1802 dreißig weitere. Bis zur Jahrhundertwende gab es Inszenierungen in über zwanzig europäischen Städten[29]. Auch erschienen eine deutsche und eine spanische Übersetzung.[30] Noch 1802 rühmte die Times, dass keine moderne Komposition dieser Oper gleichkomme.[31]
Über die Arie „Guardami un poco“ schrieben John Field (1782–1837) eine Fantasie für Klavier (Digitalisat ), Bénigne Henry eine solche für Harfe und Klavier, Pierre Zimmermann (1785–1853) und Charles Chaulieu (1788–1849) Variationen für Klavier.
Wiederentdeckung
Nach den 1820-er Jahren verschwand La capricciosa corretta aus den Spielplänen. Laut Christophe Rousset (Digitalisat ) wurde der Klang der Instrumente zu schwer und die Besetzung der Orchester zu stark für Martíns filigrane Musik. Und die Vokalisten hatten nun größer gewordene Säle zu beschallen, statt im intimen Kreis Figuren Individualität zu verleihen. Erstmals wieder zur Aufführung gebracht wurde das Werk auf Originalinstrumenten von Roussets Ensemble Les Talens Lyriques. Die Inszenierung am[32] Opéra de Lausanne (2002)[33] wurde später auch am Opéra national de Bordeaux und … gezeigt. 2003 erschien Roussets kritische Ausgabe des Werks[34]. Da sowohl Libretto als auch Partitur der Uraufführung verloren zu sein scheinen, basiert sie auf den repräsentativsten späteren Quellen. 2005 folgte der vom Martín-Biografen Leonardo J. Waisman herausgegebene Klavierauszug[35].
Literatur
- Abate Vittorio Carlo Nemesini (= Carlo Francesco Badini): Breve notizia dell’opera buffa, intitolata La scuola de’ maritati, o sia delle corna, scritta dal celebre Lorenzo Da Ponte, il quale dopo di essere stato ebreo, cristiano, sacerdote, e poeta, in Italia e in Germania, si trova secolare, marito e asino in Londra. Lisbona (London 1795).
- (Lorenzo Da Ponte:) Piacevoli noterelle sopra il turpe libello, intitolato Breve notizia dell’opera buffa, che ha per titolo La scola de’ maritati, composto dal sedicente Vittorio Nemesini, cioè da Carlo Francesco (Badini). (London 1795).
- La capricciosa corretta. Dramma giocoso per musica, da rappresentarsi nel teatro di S(ua) A(ltezza) E(lettorale) di Sassonia. Dresda 1796./So bessert sie sich. Ein scherzhaftes Singspiel für das Kurfürstliche Theater. Dresden 1796. (Digitalisat )
- Die gebesserte Eigensinnige von Martin für blasende Instrumenten (sic) eingerichtet (…) von Georg Sartorius, Hochfürstlich Hessen Darmstaedtischen General Musick Director. (Darmstadt 1805.) (Digitalisat )
- Arien und Gesänge aus der Oper: die gebesserte Eigensinnige, in zwei Aufzügen. Aus dem Italienischen übersetzt. Die Musik ist Vincenz Martín. Frankfurt am Mayn, 1824. (Digitalisat )
- Memorie di Lorenzo Da Ponte, da Cèneda. Scritte da esso. 2. Ausgabe, 2. Band, Teil 1, Lorenzo Da Ponte, Nuova-Jork 1829 (Digitalisat ), S. • 29 •, 33 • f., 36–38 •, 43.
- Vicente Martín y Soler, Lorenzo Da Ponte: La capricciosa corretta o sia La scuola dei maritati. Opera buffa in due atti. Edición crítica: Christophe Rousset. Instituto Complutense de Ciencias Musicales (Música Hispana. Partituras. Música Lírica. Orquesta. 40), Madrid 2003, ISBN 848048392X. Englische Fassung der Einführung (Digitalisat ).
- Vicente Martín y Soler, Lorenzo Da Ponte: La capricciosa corretta o sia La scuola dei maritati. Opera in due atti. Edición: Leonardo J. Waisman. Reducción para canto y piano. Instituto Complutense de Ciencias Musicales (Música Hispana. Partituras. Música Lírica. Canto y Piano. 22), Madrid 2005, ISBN 8480485655.
- Lorenzo Da Ponte: Libretti londinesi, hrsg. v. Lorenzo Della Chà. Band 1, Edizioni Il Polifilo, Milano 2007, ISBN 88-7050-464-6, S. …–….
- Leonardo J. Waisman: Vicente Martín y Soler. Un músico español en el Clasicismo europeo. (…) Instituto Complutense de Ciencias Musicales (Colección Música Hispana. Textos. Serie Biografías. 16), Madrid 2007, ISBN 978-84-89457-35-5, S. 109–111, 339–361, 613–636 et passim.
Diskografie
- Les Talens Lyriques, Christophe Rousset. Naïve 2003 (Digitalisat ). Selected Highlights (Digitalisat ).
Einzelnachweise und Anmerkungen
- ↑ Ciprigna = Zyprerin, Beiname der Venus. Ciprigno = böse, sauer, verdrießlich.
- ↑ Bonario = gutmütig.
- ↑ In der Commedia dell’arte Verliebte.
- ↑ Lateinisch valere = gesund, stark sein. Charakter der Commedia dell’arte.
- ↑ In der Commedia dell'arte Verliebter.
- ↑ Fiutare = schnüffeln, ausspionieren.
- ↑ Abkürzung von Cecilia. Anklang an celia = Scherz.
- ↑ Don = Anrede von Adligen, Giglio = Lilie (Symbol der Bourbonen).
- ↑ Z. B. Damstadt 1805. Andere zeitgenössische Übersetzungen: Der Widerspenstigen Zähmung (…, …), So bessert sie sich (Dresden 1796), … (…, …).
- ↑ Titel bei der Uraufführung in London. Andere Titelvarianten: Gli sposi in contrasto (Die streitenden Eheleute, Wien 1796), La moglie corretta (Die gebesserte Gattin, … …).
- ↑ Da Ponte und Martín schrieben außerdem Il burbero di buon cuore und Una cosa rara (beide Wien 1786), L’arbore di Diana (Wien 1787) und L’isola del piacere (London 1795).
- ↑ Leonardo J. Waisman: Vicente Martín y Soler (…), Madrid 2007, S. 339.
- ↑ Der lange in Italien tätige Komponist wird in der Landessprache Vincenzo Martini genannt.
- ↑ Memorie di Lorenzo Da Ponte (…) 2. Ausgabe, 2. Band, Teil 1, Nuova-Jork 1829, S. 33; „In meno di tre settimane diedi La Capricciosa corretta al Martini, che abitando con me, non solo m’inspirava l’estro di scrivere col volto ognor gajo (…) ma di mano in mano ch’io scrivea le parole egli ne faceva la musica (…)“
- ↑ Vgl. Dorothea Link: Anna Morichelli, Vicente Martín y Soler’s Champion Singer. 2010 (Digitalisat ), passim.
- ↑ Statt „canta“ („singt“) heißt es in Petrarcas Canzoniere „parla“ („spricht“). (Digitalisat )
- ↑ Gestrichen wurde nach der Premiere die von Luigi Bonfanti verkörperte Figur des Kapitäns Sbaraglia (Capitano = in der Commedia dell’arte prahlerischer Militär, sbaragliare = besiegen), Bass. Stumme Rollen: Diener Bonarios, Türken, Mohren, Sklaven, Seeleute.
- ↑ Leonardo J. Waisman: Vicente Martín y Soler (…), Madrid 2007, S. 343.
- ↑ Der Griesgram mit dem guten Herzen.
- ↑ Der seltene Fall.
- ↑ Der Baum der Diana.
- ↑ Vgl. Memorie di Lorenzo Da Ponte (…) 2. Ausgabe, 1. Band, Teil 2, Nuova-Jorca 1829 (Digitalisat ), S. 102.
- ↑ Die Hochzeit des Figaro.
- ↑ So machen es alle oder Die Schule der Liebenden
- ↑ … Akt, Szene ….
- ↑ 1. Akt, Szene 9.
- ↑ Vgl. Leonardo J. Waisman: Vicente Martín y Soler (…), Madrid 2007, S. 613–636.
- ↑ „It is not easy to speak in adequate praise of this composition. The variety and beauty of the airs strike the most uninformed as forcibly as the most classical ear, and we are persuaded that they will all find their way to the English Theatre, and strike John Bull as pleasantly as they have the more refined taste of the Italian cognoscenti.“ Zit. nach Lorenzo Da Ponte: Libretti londinesi, hrsg. v. Lorenzo Della Chà, Band 1, Edizioni Il Polifilo, Milano 2007, S. 735.
- ↑ Unter anderem in Venedig (1795), Dresden, Florenz, Genua, Mailand, Prag, Turin, Udine, Wien (1796), Pisa, Lissabon, Madrid, Neapel (1797), Weimar, Darmstadt (1799).
- ↑ Leonardo J. Waisman: Vicente Martín y Soler (…), Madrid 2007, S. 112 f.
- ↑ „No modern composition is equal to it.“ Zit. nach Theodore Fenner: Opera in London, Views of the Press, 1785–1830, Southern Illinois University Press, Carbondale/Edwardsville 1994, ISBN 0-8093-1912-8, S. 114.
- ↑ Anders als das lateinische „opera“ (neutrum Plural), das italienische „òpera“ und das deutsche „Oper“ (beide feminin Singular) ist das französische Nomen „opéra“ maskulin Singular.
- ↑ Vgl. Kritik in der Neuen Zürcher Zeitung vom 10. Dezember 2002 (Digitalisat ).
- ↑ Vicente Martín y Soler, Lorenzo Da Ponte: La capricciosa corretta o sia La scuola dei maritati. Opera buffa in due atti. Edición crítica: Christophe Rousset. Instituto Complutense de Ciencias Musicales (Música Hispana. Partituras. Música Lírica. Orquesta. 40), Madrid 2003, ISBN 848048392X.
- ↑ Vicente Martín y Soler, Lorenzo Da Ponte: La capricciosa corretta o sia La scuola dei maritati. Opera in due atti. Edición: Leonardo J. Waisman. Reducción para canto y piano. Instituto Complutense de Ciencias Musicales (Música Hispana. Partituras. Música Lírica. Canto y Piano. 22), Madrid 2005, ISBN 8480485655.
Gefecht bei Schindellegi
Nach einem Kritiker Paul Stygers
Ein anonymer Kritiker Paul Stygers[1] lässt diesen streitbaren Kapuzinerpater am Gefecht bei Wollerau teilnehmen. Dahinter ist aber wohl ein Fragezeichen zu setzen, da Styger noch am Vortag dabei gewesen war, als die Schwyzer einige Stunden lang Luzern besetzt gehalten hatten. Der Autor schreibt: „Den 30ten (…) griffen die Franken die bey Wollrau vereinigten Schweizer und Glarner mit einem heftigen Feuer aus dem kleinen Gewehr an, sie wurden aber im Beyseyn des Pater Pauls mit beträchtlichem Verlurst bis an den Grenzbach bey Rychtenschwyl zurückgeschlagen; allein die Schweizer (lies: Glarner) wurden durch unvermuthetete Kartetschenschüsse gezwungen, sich auf ihre vorigen Positionen bey Wollrau zu begeben.“ Den Rückzug der Glarner aus Wollerau verschiebt der Autor um einen Tag auf den 1. Mai und fährt fort: „die sich allein überlaßnen Schweizer zogen sich samt dem Pater Paul auf die Schindellegi zurück; indessen giengen die Franken durch die sogenannten Höf gegen dem Ezel zu (…)“[2]
Nach Zschokke
Wie der mit Reding befreundete, aber im Dienst der Helvetischen Republik stehende approbierte lutherische Prediger[3] Heinrich Zschokke[4] in seiner Geschichte vom Kampf und Untergang der schweizerischen Berg- und Waldkantone schreibt, war Wollerau der Ort, wo man den Angriff der Franzosen am wenigsten erwartet hatte.[5] Zschokke überliefert die Anekdote, wonach der verblutende Hauptmann Hauser von Näfels von einem französischen Offizier (Fressinet) für einen Landsmann gehalten, aufgehoben und mit den Worten „Muth, Kamerad, Muth!“ getröstet worden sei, worauf Hauser geantwortet habe: „es fehlt mir nicht an Muth, nur an Kräften.“ Auf Anordnung des Franzosen sei er dann in Wädenswil gesund gepflegt worden.[6]
Scharf klagt der Autor sodann den Benediktinerpater an, der die Verteidiger des Etzels kommandiert hatte: „(…) als der infame Pfarrer von Einsiedlen Marian Herzog die Franken vom weiten anrücken sah, verließ er mit seinem vielen Volk und Kanonen diesen unüberwindlichen Paß auf die schändlichste Weise, obschon er den Schweizern mit einem theuern Eyd versprochen hatte, denselben bis auf den letzten Mann zu vertheidigen.“ Dem Autor zufolge wehrten die Schwyzer bei Schindellegi einen Angriff der Franzosen ab, doch sei ihnen dann hinterbracht worden, „daß der meineydige Pfarrer von Einsiedlen den Franken, ohne einige Gegenwehr den Ezel eingeräumt habe, und daß selbige Einsiedlen wirklich besetzt hätten“. Der Autor fuhr fort: „Aus Furcht, sie möchten von ihren Waffenbrüdern, welche beym Rothenthurn lagen, gänzlich abgeschnitten werden, mußten sie ihre vortheilhafte Position an der Schindellegi verlassen, und sich samt ihren Kanonen über die Altmatt gegen den Rothenthurm zurückziehen.“[7]
Die revolutionären Anfänge der Kantonsschule Aarau

Die älteste nichtkirchliche Mittelschule der Schweiz wurde von Privaten als Kaderschmiede der Helvetischen Revolution gestiftet. Den Lehrplan bestimmten Postulate der Aufklärung, der Unterricht war antiautoritär. Die meisten Lehrer, worunter die Pestalozzianer Georg Franz Hofmann und Andreas Moser sowie der bedeutende Mathematiker Johann Christian Martin Bartels, stammten aus Deutschland, die meisten Schüler von ausserhalb des neu gegründeten Kantons Aargau, namentlich aus dem Kanton Léman. Schon im Jahr ihrer Gründung wurde die Schule Opfer einer Hexenjagd gegen angebliche Illuminaten. Nach der Auflösung der Helvetischen Republik durch Napoleon wurde sie durch den deutschen Nationalisten Ernst August Evers in ein Gymnasium verwandelt, wobei die verbliebenen Lehrer vertrieben wurden und die Zahl der Schüler auf ein Drittel zurückging. Die Geschichte ihrer Gründung wurde umgeschrieben, die revolutionären Anfänge totgeschwiegen, der Philanthrop Johann Rudolf Meyer Vater als Gründer, Evers als Retter der Schule dargestellt.
Aaraus Stadtschulen emanzipieren sich
Realien statt toter Sprachen (1787–1798)
Aaraus Knaben besuchten Ende des 18. Jahrhunderts gewöhnlich neun Jahre die Stadtschulen. Deren Oberstufe stand (abgesehen vom Religionsunterricht) noch immer unter dem Einfluss des Deutschen Humanismus. Da die Unternehmer der Stadt ihre Söhne aber nicht mehr wie künftige Geistliche ausbilden lassen wollten, teilte die Schulordnung von 1787 die Oberstufe auf: In der lateinischen Schule, die auf den Besuch der Hohen Schule in Bern vorbereitete, gab es ausser den alten Sprachen einzig die Fächer Geografie und Geschichte. Ein Jahr später hatte diese Schule nur noch zwei Schüler, was auch am Lehrer lag. An der neu eröffneten Realschule dagegen wurden Vernunftlehre, Naturlehre, Politik (Geschichte, Geografie), Statistik (Staatskunde) und Mathematik unterrichtet, wenn auch an erster Stelle immer noch die Religion stand. Die deutsche Sprache kam endlich zu ihrem Recht, doch wurde das Aufsatzschreiben an den Schreib- und Zeichenmeister delegiert. Französischunterricht erteilte – falls überhaupt – der Unterstufenlehrer. Von Opposition gegen die Herrschaft Berns, dessen Werkzeug die reformierte Staatskirche war, zeugt der Beschluss des Schulrats, Direktor (und einziger Lehrer) der Realschule dürfe nie ein einheimischer Geistlicher werden. Diese Stelle erhielten dann in Zürich ausgebildete Theologen: zuerst Konrad Fischer (…–…) und nach dessen Wahl zum Pfarrer von Tegerfelden (1796) Ludwig Rahn (1770–1836).[8]
1793 erreichten die berntreuen Pfarrer Johann Jakob Pfleger (1746–1819) und Franz Ludwig Stephani (1749–1813), dass schon vom dritten Schuljahr an und möglicherweise auch wieder an der Realschule Latein unterrichtet wurde. Im Gegenzug veränderten zwei spätere Revolutionäre, Fabrikant Johann Georg Hunziker (…–…) und Pfarrer Johann Georg Fisch (1758–1799), beim Weggang von Direktor Fischer den Lehrplan der Realschule: An die Stelle der Fächer Vernunftlehre, Statistik, Moral und Briefschreiben traten Technologie, Gesundheitslehre und Aufsatzschreiben. Naturlehre und Arithmetik wurden auf die Praxis in Landwirtschaft, Handel und Gewerbe ausgerichtet.[9]
1798 wirkten an der Oberstufe der Stadtschulen je ein Lehrer der unteren Lateinschule, der oberen Lateinschule und der Realschule, ein Schreib- und Zeichenmeister sowie ein Singmeister.[10] Daneben existierte eine Privatschule für Knaben, die vom Zürcher Johann Heinrich Rahn (1726–1801) unter Beteiligung seines Bruder Johann Jakob (1728–1802) gegründet worden war.[11] Johann Heinrich war mit einer Freundin von Pestalozzis Frau verheiratet. Das Rahnsche Institut bereitete etwa 24 Zöglinge vorwiegend auf den Kaufmannsberuf vor.[12] Es war durch eine betont familiäre und freie Atmosphäre gekennzeichnet.[13] Leiter war seit 1793 der erwähnte Ludwig Rahn (ein Sohn Johann Heinrichs), mit dem Pestalozzi ebenfalls herzliche Kontakte pflegte.[14]
Fachlehrer statt Theologen (1798–1801)
Im Februar 1798 wollten die Schulknaben, die seit 1789 ein bewaffnetes und uniformiertes Kadettenkorps bildeten, die Aarauer Revolution verteidigen helfen, was ihnen aber nicht gestattet wurde.[15] Zu Beginn der Revolution wurde die obere Lateinschule wegen zu geringen Besuchs aufgehoben.[16]
Als zuständiger Minister der Helvetischen Republik versuchte Philipp Albert Stapfer das Schulwesen zu verbessern. Unter anderem setzte er in jedem Kanton einen Erziehungsrat und in jedem Distrikt einen Schulinspektor ein. Der aargauische Erziehungsrat stand unter der Leitung von Stapfers Freund und Mitarbeiter Fisch und nahm seine Arbeit im November 1798 auf. Im Januar 1799 wandte er sich Aaraus Stadtschulen zu, die Vorbildcharakter erhalten sollten.[17] Bei Fischs Tod im März lag bereits der Entwurf für die Reorganisation der Knabenschulen vor. Auf der Oberstufe, die vier Jahre dauerte[18], unterrichteten neu drei Fachlehrer. Der Religionsunterricht wurde durch eine Stunde Moral ersetzt. Es gab aber – wohl aus Kostengründen – auch einen Rückschritt: Latein war wieder obligatorisch (bis 1804) und beanspruchte am meisten Wochenstunden. Dazu trat neu das Französische. Das Deutsche fristete immer noch ein Schattendasein. Den übrigen Lehrstoff bildeten Geschichte, Konstitution (Verfassungskunde), Geografie, Archäologie (Altertumskunde), Rechnen, Geometrie, Algebra, Trigonometrie, angewandte Mathematik, Naturbeschreibung, Physik, Naturgeschichte, Technologie und Buchhaltung. Daneben war der Unterricht des Schreib- und Zeichenmeisters sowie des Singmeisters zu besuchen.
Der Erziehungsrat ernannte die meisten Mitglieder der neu geschaffenen Stadtschulkommission selber.[19] Der Reform der Stadtschulen erwuchs kein Widerstand, zumal sie keine zusätzlichen Stellen erforderte. Im April 1799 wurde die Stadtschulkommission mit der Ausführung beauftragt. Es ging aber noch bis zum Frühjahr 1800, bis das Lehrpersonal der Oberstufe komplett war: Johann Christian Martin Bartels (1769–1836) aus Braunschweig unterrichtete Mathematik, Wilhelm Benjamin Gautzsch (1771–1835) aus dem hannoverschen Hoya Geschichte und Geografie und Andreas Wanger[20] (1774–1836) aus Aarau Sprachen. Bartels und Gautzsch sassen auch in der Stadtschulkommission. Gautzsch fungiert dort und später in der Kantonsschulkommission als Aktuar.[21] Der Theologe Wanger hingegen wurde nicht an die Kantonsschule übernommen.
Kaderschmiede der Helvetischen Revolution
Stiftung (1801)
Eröffnung (1802)
Illuminatenverfolgung (1802)
Schüler aus dem ganzen Land (1803)
Umwandlung in ein Gymnasium
Berufung des deutschen Nationalisten Evers (1804)
Vertreibung der Lehrer
Zwei Drittel weniger Schüler
Sexskandal im Hause Evers (1817)
Umschreibung der Gründungsgeschichte
Totgeschwiegene Revolutionäre
„Vater Meyer“ als angeblicher Gründer
Evers als angeblicher Retter
Literatur
- Johann Georg Fisch: Denkschrift über die letzten Begebenheiten in der Bernerischen Munizipalstadt Arau im Argau. Basel 1798.
- Andreas Moser: Gesunder Menschenverstand über die Kunst Völker zu beglücken (…) (Sankt Gallen 1800).
- Feyerliche Eröffnung der Kantons-Schule in Aarau, zum Druke befördert von der neuen literärischen Gesellschaft in Aarau. (Aarau) 1802.
- Andreas Moser: Lieder zur Aufmunterung zur Tugend, zur Beförderung menschlicher Geselligkeit, zur Erhöhung der Freuden und zur Belebung des beglückenden Frohsinns (…) Erstes Heft (mehr nicht erschienen), Aarau 1802.
- Johann Jakob Pfleger: Ein Wort an seine lieben Mitbürger zur Belehrung, Warnung und Beruhigung über Mosers gesunden Menschenverstand (…) Arau 1802.
- Andreas Moser: Der Kampf eines Laien mit einem Priester, oder Vertheidigung und Beleuchtung des gesunden Menschenverstandes gegen den erklärten Feind desselben Johann Jakob Pfleger, ersten Pfarrer in Aarau. (…) Helvetien (Bern) 1802.
- Georg Franz Hofmann: Ueber Entwicklung und Bildung der menschlichen Erkenntnisskräfte, zur Verbindung des Pestallozzischen (sic) Elementarunterrichts mit dem wissenschaftlichen Unterrichte in Realschulen. Basel/Arau 1805.
- (Ernst August Evers:) Fragment der Aristotelischen Erziehungskunst, als Einleitung zu einer Prüfenden Vergleichung der antiken und modernen Pädagogik, nebst einem Beytrag zur Geschichte der Kantonsschule in Aarau. Basel/Aarau 1806.
- Ernst August Evers: Vater Johann Rudolf Meyer, Bürger von Aarau, eine Denkschrift. Aarau 1815.
- Franz Xaver Bronner: Der Canton Aargau, historisch, geographisch, statistisch geschildert (…) 2 Bände, Sankt Gallen/Bern 1844.
- Martha Reimann: Die Geschichte der Aarauer Stadtschulen von ihren Anfängen bis zum Ende der bernischen Herrschaft (1270–1798). Aarau 1914.
- Ernst Jörin: Der Aargau 1798–1803, vom bernischen Untertanenland zum souveränen Großkanton (Argovia 42). Aarau 1929.
- Peter Genner: Von Aarau nach Bayern, Auswanderung und Niedergang der Unternehmerfamilie Meyer. In: Aarauer Neujahrsblätter, 2. Folge, 85/2011, S. 36–69, 86/2012, S. 97–143.
- Peter Genner: Nach dem Ende der Klosterherrschaft – Schweizer Revolutionäre im Pfaffenwinkel. In: Der Welf (Schongau). 13/2013, S. 69–192.






Franz Xaver Bronner.

Ernst August Evers.
Johann Rudolf Meyer (Fabrikant, 1768)
Der Seidenbandfabrikant und Naturforscher Johann Rudolf Meyer Sohn (1768–1825) betrieb die Gründung der ältesten Kantonsschule der Schweiz.
1801 stellte Meyer den bayerischen Pestalozzi-Schüler Andreas Moser (1766–1806) als Hauslehrer und Bibliothekar ein. Wohl unter dessen Einfluss forderte er in einem Aufsatz, „daß bey jeder öffentlichen Erziehung, die sey körperlich oder geistig, keine Einmischung von Glaubensmeinungen irgend einer Art statt habe“.[22] Zusammen mit Gruner gab er den Anstoss zur Gründung der 1802 eröffneten ältesten Kantonsschule der Schweiz. Auch Moser beteiligte sich daran. Ausserdem führte er an Aaraus Stadtschulen die Pestalozzische Unterrichtsmethode ein. Wegen Mosers anderweitiger Beanspruchung schickte Meyer seine Söhne in Pestalozzis Institut in Burgdorf. Sein Vater und Jérôme halfen bei der Finanzierung der Kantonsschule. Er selber unterrichtete dort unentgeltlich Chemie und Physik. Leiter der Schule wurde der erste Redaktionssekretär der helvetischen Regierung, Georg Franz Hofmann. Mathematiklehrer Johann Christian Martin Bartels war wie Meyer ein Lichtenberg-Schüler. Moser schuf mit dem Telliring den ältesten Turnplatz der Schweiz. In seinem 1800 erschienenen Werk Gesunder Menschenverstand[23] hatte er neben der Demokratie auch offen den Deismus propagiert. Deshalb machte ihn Aaraus erster Pfarrer Johann Jakob Pfleger wenige Monate nach Eröffnung der Kantonsschule zur Zielscheibe einer Hetzkampagne.[24] Damit gab der altgesinnte Geistliche das Signal zum Ausbruch der Konterrevolution gegen die Helvetische Republik (Stecklikrieg), die Berns Aristokratie von langer Hand vorbereitet hatte. Mit dem Tod bedroht, musste Moser nach München fliehen. In der Folge wurden alle übrigen Kantonsschullehrer der revolutionären Periode entlassen und die meisten von ihnen aus Aarau vertrieben.
Die Verfolgung von Anhängern der Helvetischen Republik liess die Familie Meyer ihre Fabrik und ihr Vermögen nach Bayern transferieren, wo Kurfürst Max Joseph und sein Minister Montgelas radikale Reformen durchführten.
Johann Samuel von Gruner
Zusammen mit seinem Freund Meyer betrieb Johann Samuel von Gruner (1766–1824) die Gründung der Kantonsschule. Laut der Schrift Feyerliche Eröffnung der Kantons-Schule in Aarau war er es, „der den ersten Gedanken und Plan zur Errichtung der Kantonsschule entworfen und in Aufnahme gebracht hat“.[25]
Johann Rudolf Meyer (Fabrikant, 1739)
Dass Meyers gleichnamiger Vater (1739–1813) der Gründer der Kantonsschule gewesen sei, ist eine der Legenden, die dessen Leben umweben.
Die Gründung der ältesten Kantonsschule der Schweiz (1801/02) wurde von Meyers Sohn Johann Rudolf und von dessen Freund Bergdirektor Johann Samuel Gruner betrieben. Beteiligt daran war auch der Hauslehrer von Meyers Enkeln, der bayerische Pestalozzi-Schüler Andreas Moser (1766–1806). Meyer zeichnete den höchsten Beitrag an die Betriebskosten und hielt die Eröffnungsrede[26].
1802 veranstaltete Aaraus oberster Pfarrer Johann Jakob Pfleger eine Hetzkampagne gegen Moser, der sich in einem 1800 veröffentlichten Werk[27] offen zum Deismus bekannt hatte. Der Moserhandel und die nachfolgende Konterrevolution gegen die Helvetische Republik (Stecklikrieg) veranlassten Meyer, Fabrik und Vermögen nach Bayern zu transferieren.
Hieronymus Meyer
Auch Meyers Bruder Hieronymus (1769–1844) half 1801/02 bei der Finanzierung der ältesten Kantonsschule der Schweiz. Deren Gründung wurde von seinem Bruder Johann Rudolf und von dessen Freund Bergdirektor Johann Samuel Gruner (1766–1824) betrieben. Beteiligt daran war auch der Hauslehrer von Johann Rudolfs Kindern, der bayerische Pestalozzi-Schüler Andreas Moser (1766–1806). Eine Hetzkampagne gegen Moser, der in einem 1800 veröffentlichten Werk[28] den Deismus propagiert hatte, und die anschliessende Konterrevolution gegen die Helvetische Republik veranlasste die Familie Meyer 1802, nach Bayern auszuwandern.
Andreas Moser (Schriftsteller)
An der Gründung der Kantonsschule war der bayerische Schriftsteller Andreas Moser (1766–1806) beteiligt. Er schuf für die Schüler den ältesten Turnplatz der Schweiz. Am Vorabend der Konterrevolution von 1802 (Stecklikrieg) wurde er als angeblicher Illuminat zur Zielscheibe einer Hetzkampagne.
Mit der Aussicht, Nachfolger Pestalozzis als Waisenvater in Stans zu werden, liess er sich von Januar bis Mai 1801 von dem Pädagogen in dessen Lehrerseminar in Burgdorf ausbilden. Als die erwähnte Stelle nicht wiederbesetzt wurde, wurde Moser im Juni Hauslehrer und Bibliothekar bei Johann Rudolf Meyer Sohn. In dessen Villa (Meyerhaus) hatte Pestalozzi während seiner Tätigkeit als Propagandist der Helvetischen Revolution 1798 Gastrecht genossen. Meyer hatte drei Kinder.[29] Weil er die Herausgabe einer Enzyklopädie der Chemie[30] vorbereitete, kaufte er ab 1790 gegen 40 000 naturwissenschaftliche Bücher zusammen[31]. Mosers Dienste wurden aber bald auch anderweitig in Anspruch genommen: Er war an der Gründung der Kantonsschule beteiligt, die sein Arbeitgeber und dessen Freund Bergdirektor Johann Samuel Gruner (1766–1824) betrieben. Gleichzeitig führte er zusammen mit dem Unterstufenlehrer Christian Würsten an Aaraus Stadtschulen die Unterrichtsmethode Pestalozzis ein. Um Moser zu entlasten, schickte Meyer seine Söhne in Pestalozzis Erziehungsinstitut in Burgdorf.
Die Anfang 1802 eröffnete Kantonsschule sollte besonders auf „die Berufsarten des Landwirths und Kaufmanns, des Gelehrten und Staatsmannes“ vorbereiten.[32] Als Lehrer der Landwirtschaft war Moser eine zentrale Rolle zugedacht. Daneben unterrichtete er „Zeichnungskunst in Mechanik, Architektur und Maschinenwesen“, Vokalmusik und Gymnastik.[33] Für den Gesangsunterricht veröffentlichte er ein Liederheft mit dem Motto: „Wer arbeitet und sich seines Lebens freut, der ehret Gott.“[34] Neben Freimaurerliedern enthält es auch eine Übersetzung des Revolutionslieds Ah! ça ira, das zum Aufhängen der Aristokraten aufruft. Mit dem Telliring schuf Moser den ältesten Turnplatz der Schweiz – Jahre vor den entsprechenden Anlagen von Turnvater Jahn in Berlin (1811) und von Phokion Heinrich Clias in Bern (1817). Der Präsident der Kantonsschulkommission (Lehrerkonferenz), Georg Franz Hofmann, zählte zu seinen Freunden.
Im Oktober 1801 hatten sich in der Helvetischen Republik die Föderalisten (Anhänger des Ancien Régime) an die Macht geputscht. Nach dem Gegenputsch der Unitarier im April 1802 wurde den Stimmberechtigten am 2. Juni eine neue Verfassung vorgelegt. Dabei bekannten sich die Kantone Aargau und Baden zum Einheitsstaat.[35] Am selben Tag hob der Kleine Rat der Helvetischen Republik die von den Föderalisten eingeführte Zensur auf. Dies ermöglichte es Aaraus erstem Pfarrer Johann Jakob Pfleger (1746–1819)[36], eine Woche später ein Pamphlet zu veröffentlichen, das wie eine Bombe einschlug. Darin bezeichnete er Moser als Haupt einer Verschwörung von Illuminaten[37], die ein neues Heidentum einführen wollten, ja als Antichrist.[38] Dies, obwohl der Angegriffene an seiner neuen Wirkungsstätte nicht für seine religiösen Überzeugungen geworben hatte.
Im anschließenden Moserhandel[39] wichen Aaraus Patrioten der Gretchenfrage aus, wie sie es mit dem Christentum hielten. Moser selbst schwankte in seiner Antwort an Pfleger[40] zwischen Verteidigung und Gegenangriff. Nur vom liberalen Politiker und Publizisten Paul Usteri (1768–1831) erhielt er Unterstützung. Glaubenseiferer verwüsteten den Gemüsegarten von Mosers Freund Würsten und fällten am Telliring Bäume. Die Gegenpartei suchte Pfarrer Pflegers Garten heim.[41] Schließlich ließ man Moser fallen, um den Weiterbestand der Kantonsschule zu sichern. An Leib und Leben bedroht[42], floh Moser nach München[43].
Georg Franz Hofmann
Die Schulkommission der neu eröffneten Kantonsschule wurde von dem aus der Pfalz stammenden Pädagogen Georg Franz Hofmann (1765–nach 1838) präsidiert, der eine der wichtigsten Kanzleistellen in der Helvetischen Republik bekleidet hatte.
Hofmann schreibt: „Jemehr meine Hoffnungen, eine Reformation der Menschen durch politische Revolutionen befördert zu sehen, durch meine täglich schlimmere Erfahrungen sank, desto höher stieg mein Glauben an die Verbesserung des Menschengeschlechts durch die pädagogische Umschaffung Pestallozzi’s (sic) (…)“[44] Nach dem Staatsstreich der Föderalisten (Gegner des helvetischen Einheitsstaates) im Oktober 1801 wurde er mit der Organisation der Kantonsschule in Aarau betraut.[45] Die Gründung dieses bis 1813 privaten Instituts ging von Bergdirektor Johann Samuel Gruner (1766–1824)[46] und Seidenbandfabrikant Johann Rudolf Meyer (1768–1825) aus. Das im November veröffentlichte Programm der Schule trägt Hofmanns Unterschrift. Es heisst darin: „(…) sclavische Huldigung gegen fremde Autorität ist der wahre Tod der Vernunft.“ Die Zöglinge sollten „nützliche Glieder eines freyen Staates“ werden. Jedes Kind dürfe sich entwickeln, wie es seinen Anlagen und Neigungen entspreche.[47] Bei der Erziehung werde man „den Winken und Vorschriften der Natur, der weisesten und sichersten Gesetzgeberin folgen“ und nach dem „Stuffengange der Natur“ vorgehen.[48]
Bei der Eröffnung der Schule im Januar 1802 war Hofmann der Hauptredner.[49] Die führende Zeitung der Helvetik nannte ihn „die Seele des Instituts“.[50] Er übernahm die Fächer Philosophie und Rhetorik. Wie er selber schreibt, wurde sein Unterricht in „Menschen-, Sitten- und Pflichtenlehre (…) oft angefochten und verdächtiget“.[51] Er war mit seinem Lehrerkollegen Andreas Moser (1766–1806) befreundet,[52] einem Deisten und angeblichen Illuminaten, der zur Zielscheibe der im April 1802 entmachteten Föderalisten wurde. Im Vorfeld der Konterrevolution vom darauffolgenden September (Stecklikrieg) musste Moser aus Aarau fliehen. Im Oktober verlangte die Standeskommission des Kantons Bern erfolglos auch Hofmanns Ausweisung.[53]
Klassische versus Menschenbildung
Hofmann war bis 1804 gewählter Präsident der Schulkommission (Lehrerkonferenz). Er bestand darauf, dass sich seine Kollegen an gemeinsam gefasste Entscheidungen hielten. Es kam zu Zwistigkeiten mit Pfarrer Ludwig Rahn (1770–1836), der vor der Gründung der Kantonsschule ein eigenes Erziehungsinstitut in Aarau und die städtische Realschule geleitet hatte.[54] Das System der kollektiven Führung missfiel dem nach dem Ende der Helvetik (1803) eingestellten Altphilologen Luzius Hold (1778–1852). Vom Studium in Halle her an preussisch-autoritäre Verhältnisse gewöhnt, betrieb er die Einsetzung eines Rektors. Als man dieses mit weitreichenden Kompetenzen ausgestattete Amt nicht ihm anvertrauen wollte, erreichte er die Berufung seines erst 25-jährigen Studienfreunds und Fachkollegen Ernst August Evers (1779–1823). Wie der Mathematiker Johann Christian Martin Bartels (1769–1836) und der Theologe Wilhelm Benjamin Gautzsch (1771–1835) sah auch Hofmann in Evers die „Beschränktheit der niederdeutschen Magister“ verkörpert, „die meistens außer ihren griechischen und lateinischen Schulbüchern kaum andere Kenntnisse besäßen“.[55] Vergeblich schlug er vor, den jungen Mann nur zum Rektor der kleinen Abteilung für künftige Akademiker (Humanistische Schule) zu machen, ihn selber aber zu jenem der größeren für Kaufleute (Realschule).[56]
Mit Hold und Evers trat an der Kantonsschule der Neuhumanismus mit seinem klassischen Bildungskanon an die Stelle des auf Menschenbildung abzielenden Erziehungssystems von Pestalozzi. Alle bisherigen Lehrer verliessen die Schule, die Zahl der Schüler sank auf die Hälfte. Als 1805 ein neues Schulprogramm erschien,[57] über das Hofmann nicht informiert worden war, kündigte auch er. Dies, obwohl er erst im Vorjahr ein Haus an der Laurenzenvorstadt samt dem Bürgerrecht von Aarau erworben und ein Pensionat für Kantonsschüler eröffnet hatte. „Als öffentliche Rechtfertigung gegen öffentliche Kränkungen“ verfasste er die Schrift Über Entwicklung und Bildung der menschlichen Erkenntnisskräfte zur Verbindung des Pestallozzischen (sic) Elementarunterrichts mit dem wissenschaftlichen Unterrichte in Realschulen.[58] Darin schonte er seine beiden Kontrahenten nicht. Hold reichte darauf ohne Erfolg eine Verleumdungsklage ein.[59] Evers aber wurde im Prolog seines Fragments der Aristotelischen Erziehungskunst noch weit polemischer als Hofmann. So bezeichnete er es – an diesen gewandt – als überflüssig, „Ihre pädagogische Ignoranz, das armselige Blendwerk Ihrer hohltönenden Phrasen und die Puppeneitelkeit auf nichtige Vorzüge Ihrem Paar Ohren vernehmlicher darzustellen“.[60]
Johann Christian Martin Bartels
Johann Christian Martin Bartels (1769–1836) aus Braunschweig war wie Johann Rudolf Meyer Sohn ein Schüler Lichtenbergs. 1800 wurde er Lehrer für Mathematik und Naturwissenschaften an der Realschule sowie Mitglied der städtischen Schulkommission. Ab 1802 unterrichtete er an der neu eröffneten Kantonsschule Mathematik, Handelsfächer und Italienisch. Von Aarau aus besuchte er Pestalozzi]] in Burgdorf. 1802 heiratete er Anna Magdalena Saluz, deren Vater Rektor der Stadtschulen von Chur war. Seine spärliche Freizeit widmete er der höheren Mathematik. Als 1804 Evers Rektor der bisher im Geist Pestalozzis geführten Kantonsschule wurde, kündigte er seine Stelle.
Wilhelm Benjamin Gautzsch
Wilhelm Benjamin Gautzsch (1771–1835) aus Hoya, Hannover, wurde 1800 Lehrer für Geschichte und Geografie an der oberen Knabenschule. Gleichzeitig gehörte er als Aktuar der Stadtschul- und später der Kantonsschulkommission an. 1801/02 führten Andreas Moser und Christian Würsten an den Stadtschulen die Unterrichtsmethode von Johann Heinrich Pestalozzi ein. Darüber berichtete Gautzsch der Munizipalität und der Gemeindekammer, wobei er die Methode „eines der vorzüglichsten Mittel zur Verbesserung des Elementarunterrichts“ nannte.[61]
Er unterrichtete auch an der 1802 eröffneten Kantonsschule, und zwar Geografie, Geschichte und Latein. Dazu brachte er den zahlreichen Waadtländern unter den Schülern die deutsche Sprache bei. Anlässlich der Eröffnung des Instituts sagte der Präsident der Kantonsschulkommission (Lehrerkonferenz), Georg Franz Hofmann, im Zusammenhang mit dem „geographischen, historischen und staatistischen Unterricht“ von Gautzsch, der Geist der Zeit, dem sich auch die Schweiz nicht entziehen könne, verlange über die Grenzen hinaus eine „Annäherung und Verähnlichung der Menschen“.[62] Mit seinen Lehrerkollegen setzte sich Gautzsch für den Deisten Moser ein, als dieser im Vorfeld der Konterrevolution von 1802 (Stecklikrieg) zur Zielscheibe einer Hetzkampagne wurde.
Der Dichter Franz Xaver Bronner, welcher 1803 als Aufseher in einem Pensionat für Kantonsschüler nach Aarau kam, beschreibt Gautzsch als „hochstämmigen, gutmütigen Mann, sehr fleissig in seinem Berufe“[63]. Als 1804 ein Landsmann von Gautzsch, der Neuhumanist Ernst August Evers, Rektor der Kantonsschule wurde, verliessen der Mathematiker Johann Christian Martin Bartels[64] sowie Gautzsch und Hofmann Aarau. Laut Bronner glaubten sie „die Beschränktheit der niederdeutschen Magister zu kennen, die meistens ausser ihren griechischen und lateinischen Schulbüchern kaum andere Kenntnisse besässen, und wollten einem solchen Schulherrn nicht untergeordnet sein“.[65]
Franz Xaver Bronner
Der Dichter Franz Xaver Bronner (1758–1850) aus Höchstädt an der Donau war 1804–1810 und 1817–1827 Lehrer an der Kantonsschule.
Ernst August Evers
Ernst August Evers (1779–1823) aus Isenhagen bei Celle kam 1804 nach Aarau, um die Kantonsschule zu reorganisieren, die nach dem Wunsch ihrer Gründer das geistige Zentrum des neuen Großkantons Aargau werden sollte. Evers gab der Schule eine feste Organisation und einen Lehrplan. Als Kritiker der aufklärerischen Pädagogik wandte er sich dabei gegen die Vorstellung, dass das Individuum der Brauchbarkeit und Nützlichkeit und den Zwängen von Staat und Beruf zu opfern sei. Er stellte vielmehr die umfassende Bildung des Menschen und besonders das Studium der philologischen Fächer in den Vordergrund. … heiratete er … Nüsperli und wurde dadurch zum Schwager Heinrich Zschokkes, der aber seine Begeisterung für den deutschen Nationalismus nicht teilte. 1811 wurde ihm das Ehrenbürgerrecht von Aarau verliehen. 1815 veröffentlichte er eine geschönte, entpolitisierte Biografie Vater Meyers. 1817 musste Evers die Stadt verlassen, nachdem es im Pensionat für Kantonsschüler, das er in seinem Haus betrieb, zu sexuellen Verfehlungen gekommen war.
Egid von Kobell

Egid oder Ägid Kobell, ab 1809 von Kobell (* 7. April 1772 in Mannheim; † 17. Juni 1847 in München) war Mitglied des bayerischen Staatsrats.
Seine Eltern waren der Maler und Galeriedirektor Ferdinand Kobell (1740–1799) aus Mannheim und die Hofratstochter Maria Anna Lederer (1744–1820) aus Düsseldorf. Einer seiner Brüder war der Maler Wilhelm von Kobell (1766–1853). 1793 übersiedelte er mit diesem von Mannheim nach München.
Egid war 35 Jahre lang Sekretär der bayerischen Regierung[66], dazu Oberaufseher des von König Max Joseph 1817 erworbenen Landsitzes Tegernsee. 1834 wurde er Mitglied der Regentschaft von Griechenland[67], 1835 Gesandter in Athen, 1836 wirklicher Staatsrat. 1809 wurde er Ritter, 1817 Komtur des Zivilverdienstordens, auch erhielt er mehrere ausländische Auszeichnungen. Im Amt des Generalsekretärs des Staatsrats folgte ihm Wilhelms Sohn Sebastian von Kobell (1801–1875), der es 40 Jahre lang ausübte. Die beiden andern Brüder Egids, Innozenz (1765–1818) und Franz (1779–1850), waren Oberappellationsgerichtsrat bzw. Generalsekretär des Staatsministeriums des Innern.
Egid von Kobell hatte mit seiner Gattin, der Lottoadministratorstochter Antonie von Geyser (1779–1816), zwei Töchter: Sophie (1797–1846) heiratete Friedrich von Schlichtegrolls Sohn Antonin (1793–1873), Karoline (1801–1846) den Mineralogen und Mundartdichter Franz von Kobell (1803–1882), Sohn ihres gleichnamigen Onkels. Die Tochter des letztgenannten Paares war die Schriftstellerin Luise von Kobell verheiratete von Eisenhart (1827–1901).
Einzelnachweise und Anmerkungen
- ↑ Vgl. Christian Schweizer: Styger, Paul. In: Historisches Lexikon der Schweiz..
- ↑ Leben und Thaten des in der Revolutions-Geschichte Helvetiens so berühmten Kapuziners Pater Paul Stiger (…) Ohne Erscheinungsort 1799, S. 10 f.; übernommen von (Heinrich Zschokke:) Der aufrichtige und wohlerfahrene Schweizer-Bote, 1. Band, (Luzern) 1798, Nr. 14 (2. Vierteljahr 1799), S. 110.
- ↑ Werner Ort: Heinrich Zschokke (1771–1848). Eine Biografie. Baden 2013, S. 118/120.
- ↑ 1799 Regierungskommissär in Unterwalden, 1799/1800 im Kanton Waldstätten, 1800 im Tessin, 1800/01 Regierungsstatthalter des Kantons Basel.
- ↑ Heinrich Zschokke: Geschichte vom Kampf und Untergang der schweizerischen Berg- und Waldkantone (…) Bern/Zürich 1801, S. 308 f.
- ↑ Heinrich Zschokke: Geschichte vom Kampf und Untergang der schweizerischen Berg- und Waldkantone (…) Bern/Zürich 1801, S. 310 f.
- ↑ Leben und Thaten des in der Revolutions-Geschichte Helvetiens so berühmten Kapuziners Pater Paul Stiger (…) Ohne Erscheinungsort 1799, S. 10–12; übernommen von (Heinrich Zschokke:) Der aufrichtige und wohlerfahrene Schweizer-Bote, 1. Band, (Luzern) 1798, Nr. 14 (2. Vierteljahr 1799), S. 110.
- ↑ Reimann, S. 179/Anm. 1, 185–188, 203–205, 215–217.
- ↑ Reimann, S. 205–213.
- ↑ Reimann, S. 182 f., 205/Anm. 1.
- ↑ Die beiden Seidenfärber und -drucker waren 1772 wegen Zahlungsunfähigkeit aus ihrer Vaterstadt verbannt worden. Vgl. Carl Keller-Escher: Die Familie Rahn von Zürich. 2 Teile, Zürich 1914/1951, ZB (Zürich) LHS 95 GG Ra 1 f.
- ↑ Bronner, 2. Band, S. 10.
- ↑ Tobler, S. 7 f.; Stiefel, S. 126.
- ↑ Reimann, S. 204 (?); Beat Hodler: Junge Schule – lange Geschichte, die Neue Kantonsschule Aarau, Baden 2014, S. …, AKB AG 2598.
- ↑ Fisch, S. 50, 57.
- ↑ Jörin (1929), S. 153, 156.
- ↑ Jörin (1929), S. 151 f.
- ↑ Jörin (1929), S. 153.
- ↑ Jörin (1929), S. 154 f.; Jörin (1963–1965), …/…, S. ….
- ↑ Vgl. Mathias Hefti-Gysi: Wanger, Andreas, in: BLA, S. 819 f.
- ↑ StAAa, Briefband Kirche und Schule, Schulkommission an Munizipalität, 3. April 1800; Protokoll der Munizipalität, 4. April 1800; StAAG, Protokoll des Erziehungsrats, 15. April und 20. Mai 1800; Bronner (Ms.), S. 9; Roedel, S. 142/Anm. 38.
- ↑ Ueber Grundsätze der gesellschaftlichen Verbindungen. In unbekannter Publikation, S. 47–58, Separatabdruck Arau 1801. Zitiert nach Rezension in: Der neue schweizerische Republikaner, Bern 11. August 1801, S. 416. In: Der Republikaner nach liberalen Grundsätzen, Bern 27. Dezember 1801, S. 143 f., wird „Meyer, Sohn“ als Autor angegeben.
- ↑ Gesunder Menschenverstand über die Kunst Völker zu beglücken (…) gedruckt im Lande der Freiheit für das Jahr der Gegenwart und die Zeit der Zukunft. (Johann Jakob Hausknecht, St. Gallen 1800); 2. Auflage, (Huber & Co., St. Gallen) 1807 (Digitalisat ).
- ↑ Johann Jakob Pfleger: Ein Wort an seine lieben Mitbürger zur Belehrung, Warnung und Beruhigung über Mosers gesunden Menschenverstand, Arau (9. Juni) 1802. Vergleiche Johann Rudolf Meyer et al.: Dem Bürger Pfleger, Kammerer und erster (sic) Pfarrer in Aarau, (Aarau) 29. Juni 1802; Beyträge zur Beurtheilung der Fehde des Pfarrers und Kammerers Pfleger, mit Mosers gesundem Menschenverstande, (Aarau 1802); dito, Erste Fortsetzung, (Aarau 1802); Johann Rudolf Meyer: Ein freymüthiges Wort über die Zuschrift der 40 Bürger an Herrn Kammerer Pfleger, nebst Beurtheilung seiner Antwort auf dieselbe, (Aarau 1802); Johann Rudolf Meyer: Beleuchtung einiger Stellen in Herrn Kammerer Pflegers Schrift, die Erziehungsanstalten in Arau betreffend, Aarau 1802; Andreas Moser: Der Kampf eines Laien mit einem Priester (…) Helvetien (Bern) 1802 (Digitalisat ).
- ↑ Feyerliche Eröffnung der Kantons-Schule in Aarau, (Aarau) 1802, S. 33.
- ↑ Feyerliche Eröffnung der Kantons-Schule in Aarau. Zum Druke befördert von der neuen literärischen Gesellschaft in Aarau. (Aarau) 1802, S. 5–8.
- ↑ Andreas Moser: Gesunder Menschenverstand über die Kunst Völker zu beglücken (…) gedruckt im Lande der Freiheit für das Jahr der Gegenwart und die Zeit der Zukunft. (Johann Jakob Hausknecht, St. Gallen 1800.)
- ↑ Andreas Moser: Gesunder Menschenverstand über die Kunst Völker zu beglücken (…) gedruckt im Lande der Freiheit für das Jahr der Gegenwart und die Zeit der Zukunft (Johann Jacob Hausknecht, St. Gallen 1800); 2. Auflage, (Huber & Co., St. Gallen) 1807 (Digitalisat ).
- ↑ Johann Rudolf (1791–1833), Justine (1792–1806) und Johann Gottlieb (1793–1829).
- ↑ Systematische Darstellung aller Erfahrungen in der Naturlehre, entworfen von Johann Rudolph Meyer dem Jüngern, bearbeitet von mehreren Gelehrten. 4 Bände (mehr nicht erschienen), Aarau 1806–1808.
- ↑ Katalog über die von Johann Rudolph Meyer sel. hinterlassene naturwissenschaftliche Bibliothek. Aarau 1827 (überklebt: Schaffhausen 1831).
- ↑ Feyerliche Eröffnung der Kantons-Schule in Aarau. Zum Druke befördert von der neuen literärischen Gesellschaft in Aarau. (Aarau) 1802, S. 19.
- ↑ Der Kampf eines Laien mit einem Priester, oder Vertheidigung und Beleuchtung des gesunden Menschenverstandes gegen den erklärten Feind desselben Johann Jakob Pfleger, ersten Pfarrer in Aarau. Helvetien (Bern) 1802, S. 14.
- ↑ Lieder zur Aufmunterung zur Tugend, zur Beförderung menschlicher Geselligkeit, zur Erhöhung der Freuden und zur Belebung des beglückenden Frohsinns. Erstes Heft (mehr nicht erschienen), Aarau 1802.
- ↑ Im Kanton Aargau lautete das Ergebnis 6356 Ja gegen 1793 Nein bei 6412 Nichtstimmenden, im Kanton Baden 6474 Ja gegen 1422 Nein bei 3562 Nichtstimmenden. (Johannes Strickler: Amtliche Sammlung der Acten aus der Zeit der Helvetischen Republik. 8. Band, Bern 1902, S. 260.)
- ↑ Bruder von Daniel Pfleger (1751–1829), der 1798 Aaraus Revolutionskomitee präsidiert hatte. Vergleiche Georges Gloor: Pfleger, Johann Jakob. In: Biographisches Lexikon des Aargaus 1803–1957, Aarau 1958, S. 596 f.
- ↑ In den 1780er Jahren hatte der Geheimbund einen Ableger in der Schweiz besessen, den Pestalozzi leitete (Peter Stadler: Pestalozzi, Geschichtliche Biographie. Band 1, Zürich 1988, S. 275–281).
- ↑ Ein Wort an seine lieben Mitbürger zur Belehrung, Warnung und Beruhigung, über Mosers gesunden Menschenverstand, von Joh. Jakob Pfleger, erster (sic) Pfarrer in Arau. Arau (9. Juni) 1802.
- ↑ Paul Erismann: Aarau im Stecklikrieg Anno 1802, in: Aarauer Neujahrsblätter 1952, S. 3–21, hier: S. 8; Nold Halder: Geschichte des Kantons Aargau. 1. Band, Aarau 1953, S. 51.
- ↑ Der Kampf eines Laien mit einem Priester, oder Vertheidigung und Beleuchtung des gesunden Menschenverstandes gegen den erklärten Feind desselben Johann Jakob Pfleger, ersten Pfarrer in Aarau. Helvetien (Bern) 1802.
- ↑ Stadtarchiv Aarau, Protokoll der Munizipalität, 6. Juli 1802, S. 337; 23. Juli 1802, S. 342; 10. August 1802, S. 347 f.
- ↑ Franz Xaver Bronner: Der Canton Aargau (…) 2. Band, St. Gallen/Bern 1844, S. 13. („Ein Metzger verfolgte ihn mit gezogenem Messer; mit Noth vermochte er sich in ein Bürgerhaus zu retten und durch die Hinterthür zu entfliehen.“)
- ↑ Münchner Tagblatt, 27. September 1802, S. 619 (23. September: „Moser, Prof. an der Kantonsschule in Arau“); Kurpfalzbaierischer Münchner Anzeiger, 29. September 1802 (22. September: „Hr. Moser, Professor aus der Schweitz“).
- ↑ Hofmann (1805), S. V f.
- ↑ Morf (1889), S. 712/Anm.; Morf (1897), S. 1.
- ↑ Gruner heiratete 1817 die verwitwete Schwester von Hofmanns Landsmann Philipp Franz von Walther.
- ↑ Kantons-Schule in Aarau, S. 1.
- ↑ Kantons-Schule in Aarau, S. 2 f.
- ↑ Feyerliche Eröffnung der Kantons-Schule in Aarau, S. 14–29.
- ↑ Der Republikaner (Luzern), 16. Januar 1802, S. 17, vergleiche 4. Februar 1802, S. 45/Anm. 1.
- ↑ Hofmann (1805), S. XVII inklusive Anm.
- ↑ Christian Roedel: Pestalozzi und Graubünden. Winterthur 1960, S. 143.
- ↑ Standeskommission von Bern an Regierungsstatthalter David Rudolf Bay, 1. Oktober 1802. In Johannes Strickler (Bearbeiter): Amtliche Sammlung der Acten aus der Zeit der Helvetischen Republik, 9. Band, Bern 1903, S. 71; von Ernst Jörin: Der Aargau 1798–1803 (Argovia 42), Aarau 1929, S. 227/Anm. 66, falsch interpretiert.
- ↑ Franz Xaver Bronner (1758–1850), ab 1804 Lehrer für Mathematik und Naturwissenschaften: „(…) die oft erneuerten Gezänke auf den Hausgängen gaben Lehrern und Schülern Aergerniß.“ (Bronner, S. 13.) Vergleiche Evers (1806), S. V, XV, XVI inklusive Anm.
- ↑ Bronner, S. 14.
- ↑ Evers (1806), S. XIX.
- ↑ Evers (1805).
- ↑ Hofmann (1805), S. III.
- ↑ Kaiserlich und Königlich bairische privilegirte Allgemeine Zeitung (Ulm), 28. März 1806, S. 347.
- ↑ Evers (1806), S. XXIV. Vergleiche vom selben Autor: Über die Schulbildung zur Bestialität. Aarau 1807.
- ↑ Roedel, S. 143.
- ↑ Feyerliche Eröffnung der Kantons-Schule in Aarau. Zum Druke befördert von der neuen literärischen Gesellschaft in Aarau. 1802, S. 24.
- ↑ Roedel, S. 142.
- ↑ Bartels war wie Gautzsch 1800 nach Aarau gekommen.
- ↑ Franz Xaver Bronner: Der Kanton Aargau. 2. Band, St. Gallen/Bern 1844, S. 14.
- ↑ Ab 1799 Sekretär des Staats- und Konferenzministeriums, ab 1808 Generalsekretär des geheimen Rates, ab 1817 als Titularstaatsrat Generalsekretär des Staatsrats.
- ↑ Seit 1832 war Otto von Wittelsbach, ein bis 1835 minderjähriger Sohn Ludwigs I., erster König von Griechenland.
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Kategorie:Botschafter in Griechenland
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Kategorie:Träger des Verdienstordens der Bayerischen Krone (Komtur)
Kategorie:Person (Mannheim)
Kategorie:Geboren 1772
Kategorie:Gestorben 1847
Kategorie:Mann
Kategorie:Nobilitierter (Bayern)
Personendaten | |
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NAME | Kobell, Egid von |
ALTERNATIVNAMEN | Kobell, Egid (bis 1809); Kobell, Ägid (bis 1809); Kobell, Ägid von |
KURZBESCHREIBUNG | bayerischer Staatsrat |
GEBURTSDATUM | 7. April 1772 |
GEBURTSORT | Mannheim |
STERBEDATUM | 17. Juni 1847 |
STERBEORT | München |
Franz von Ittner
Franz von Ittner (* 11. Februar 1787 in Heitersheim[1]; † 29. August 1821[2] in Freiburg im Breisgau) war ein deutscher Chemiker.
Leben
Seine Eltern waren Joseph Albert von Ittner (1754–1825), Kanzler des Großpriors der deutschen Malteser, und Maria Theresia von Frank (* 1760), Tochter des Kanzlers der Fürsten von Hohenzollern. Ittner war das jüngste von vier Kindern. Den ersten Unterricht erhielt er von Hauslehrern, vom Vater und von französischen Emigranten.
Studium
Als Ittner sechzehn wurde (1803), nahm er das Hochschulstudium auf. Zuerst verbrachte er zwei Semester in Landshut, wo er bei Mediziner Andreas Röschlaub (1768–1835) wohnte und von Botaniker Franz von Paula Schrank (1747-1835) und Pharmazeut Georg Augustin Bertele (1767–1818) gefördert wurde. In Würzburg blieb er drei Semester und wohnte bei Chemiker Franz Lothar August Sorg (1773–1827). In Göttingen blieb er zwei Jahre und hörte Physiker Johann Tobias Mayer (1752–1830) und die Mediziner Johann Friedrich Blumenbach (1752–1840), Karl Gustav Himly (1772–1837), Friedrich Benjamin Osiander (1759–1822) und Konrad Johann Martin Langenbeck (1776–1851). 1807 wurde er in Freiburg im Breisgau mit einer Dissertation über Blausäure zum Dr. med. promoviert.
Aufenthalt in Paris
Bei einem einjährigen Aufenthalt in Paris lernte Ittner … kennen. Nach seiner Rückkehr arbeitete er im Laboratorium des Pharmazeuten Maximilian Keller in Freiburg im Breisgau. Johann Rudolf Meyer aus Aarau beauftragte ihn damit, als Nachfolger des verstorbenen Ludwig von Schmidt, genannt Phiseldeck (* 1781) die Redaktion der Meyerschen Naturlehre[3] zu leiten, die dann aber aus finanziellen Gründen nicht fertiggestellt werden konnte.[4]
Professor in Freiburg im Breisgau
1808 erhielt Ittner die Approbation als Arzt. Die Universität Freiburg im Breisgau ernannte ihn 1813 zum außerordentlichen, 1818 zum ordentlichen Professor der Medizin und der Naturwissenschaften. Ein Jahr vor seinem Tod erhielt er als Nachfolger von Franz Ignaz Menzinger (1745–1830) den Lehrstuhl für Chemie und Mineralogie. Ittner war Mitglied wissenschaftlicher Gesellschaften in Sankt Petersburg, Bonn und Zürich. Er starb mit bloß 34 Jahren.
Werke
Literatur
- J(ohann) M(atthias) Alexander Ecker: Biographische Skizze zum Andenken des ordentlichen öffentlichen Professors Dr. Franz von Ittner, vorgetragen am 6. März 1823 in der öffentlichen Sitzung der Gesellschaft für Beförderung der Naturwissenschaften zu Freiburg im Breisgau. Freiburg im Breisgau 1825.
- Albert Ladenburg: Ittner, Franz von. In: Allgemeine Deutsche Biographie, 14. Band, Leipzig 1881, S. 646 f.
Einzelnachweise und Anmerkungen
- ↑ Residenz des Großpriors der deutschen Malteser.
- ↑ Ladenburg gibt als Todesjahr irrtümlich 1823 an.
- ↑ Systematische Darstellung aller Erfahrungen in der Naturlehre, entworfen von Johann Rudolph Meyer dem Jüngern, bearbeitet von mehreren Gelehrten. 4 Bände (mehr nicht erschienen), Aarau 1806–1808.
- ↑ Ecker, S. 10.