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Konzentrationslager (historischer Begriff)

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Konzentrationslager ist eine Bezeichnung für verschiedene Formen von Gefangenenlagern. Der Begriff wird im Deutschen meist mit KZ abgekürzt und seit der Zeit des Nationalsozialismus mit den Arbeits- und Vernichtungslagern des NS-Regimes assoziiert. Woher das Kürzel stammt, ist unklar; daneben gab es damals auch die von nationalsozialistischen Funktionären häufig verwendete Abkürzung KL. Nach Eugen Kogon (Der SS-Staat) gaben SS-Wachmannschaften „KZ" wegen seines härteren Klanges den Vorzug.

Der Begriff

Der Begriff bezeichnet alle möglichen Arten von Sammel-, Internierungs- und Arbeitslagern, sagt aber nichts über den Zweck eines solchen Lagers aus. Sammellager für Kriegsgefangene, Strafgefangenen- und Strafarbeitslager waren schon längere Zeit verbreitet, daneben entwickelte sich ab dem 19. Jahrhundert die Form des Internierungs- oder Auffanglagers im Kontext von Vertreibung, Auswanderung und kolonialistischer Eroberung. Die ersten sogenannten Concentration Camps ließ der britische Stabschef General Horatio Herbert Kitchener während des Burenkrieges (1899-1902) in Südafrika einrichten, um dort etwa 120.000 Farmbewohner, vor allem Frauen und Kinder, zu internieren.

Seit der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland 1933–1945 verbindet man den Begriff jedoch vor allem mit der gezielten staatlichen Verfolgung und Ermordung von Andersdenkenden und anderweitig gesellschaftlich Ausgegrenzten, insbesondere mit der Verfolgung der europäischen Juden und dem Holocaust. Die Nazis selbst verwendeten ihn, ohne zwischen den während ihrer Gewaltherrschaft errichteten Arbeitslagern und Vernichtungslagern zu unterscheiden. Sie nannten ihre KZs zynisch auch "Würdegarten" oder "Konzertlager", in denen den Juden und Marxisten die "richtigen Flötentöne beigebracht werden". Damit verschleierten sie den geplanten und industriell durchgeführten Massenmord an Millionen von Menschen, der ihre Lager von allen bisherigen Gefangenenlagern unterscheidet. Neonazi-Kreise propagieren solche Ausdrücke dennoch gern heute noch.

Vor diesem Hintergrund wirkt der Gebrauch des Wortes für alle Arten von Sammellagern leichtfertig. Er soll meist auf massive und eklatante Menschenrechtsverletzungen hinweisen, die verschiedene Lagerarten verbindet. Manchmal werden sogar nach den Genfer Konventionen zulässige Kriegsgefangenenlager fälschlich als "Konzentrationslager" bezeichnet. Dies kann die Vernichtungslager der NS-Zeit durch Relativierung zusätzlich verharmlosen.

Gleichwohl sind Konzentrationslager bisher nicht geächtet. Es gibt bis heute Gefangenenlager, die die Genfer Konvention missachten oder ihrem Geltungsbereich entzogen werden (s.u.), auch wenn diese anders genannt werden.

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Konzentrationslager im "Dritten Reich" und in den besetzten Gebieten

Definition

Ein Konzentrationslager ist eine Einrichtung, um politische Gegner oder missliebige Menschen aus ethnischen, religiösen oder sozialen Gruppen festzuhalten und zu isolieren. Dies geschieht meistens auf unbestimmte Zeit durch bürokratische, administrative Verwaltungsakte, ohne Gerichtsurteil, ohne die Möglichkeit einer Rechtsvertretung, Verteidigung oder gar des Widerspruches und der Haftprüfung.

In Arbeitslagern müssen die Insassen zudem Zwangsarbeit verrichten. In Vernichtungslagern, zu denen viele deutsche Konzentrationslager zählten, werden sie gezielt ermordet oder kommen durch menschenunwürdige Haftbedingungen, Krankheit, Unterernährung, Erschöpfung, Hitze oder Kälte ums Leben.

Zu den Vorgehensmethoden zählen drastische Bestrafungen, Folter und willkürliche Hinrichtungen. In den Konzentrationslagern des Nationalsozialismus verfolgte man das Programm der "Vernichtung durch Arbeit" (Überschrift: „Arbeit macht frei“). Die Parole der „Erziehung durch Arbeit“ wurde bereits vorher in den sowjetischen, später in den chinesischen und anderen Umerziehungslagern angewandt.

Ein Internierungslager dient der Kontrolle über politische Gegner oder als politisch unzuverlässig geltende Bevölkerungsgruppen. Ein Kriegsgefangenenlager hat den Zweck der Unterbringung gefangener Soldaten gegnerischer Streitkräfte. Nach der Genfer Konvention haben Internierte und Kriegsgefangene humanitäre Mindestrechte und dürfen auch nicht zur Arbeit gezwungen werden. Diese Regeln wurden und werden oft missachtet.

Es gab auch Gefangene, die durch Gerichtsurteil für eine bestimmte Zeit in ein Arbeitslager oder Konzentrationslager eingewiesen wurden, die Mehrheit der Häftlinge war jedoch ohne Gerichtsverfahren in Unfreiheit. Auch manche Flüchtlingslager unterscheiden sich von den Konzentrationslagern nur in Kleinigkeiten, oft werden Flüchtlinge genau so interniert und isoliert wie andere Missliebige, und deren schlechte Behandlung und Unterbringung soll gezielt weiteren Flüchtlingstrom unterbinden - so beispielsweise die Lager für Vietnamflüchtlinge in Hong Kong und Macao, Flüchtingslager in Australien, auf Nauru und auch anderswo heute. Während des Zweiten Weltkrieg wurden sogar die Flüchtlingslager in der Schweiz "Konzentrationslager" genannt. Das karge Leben dort war jedoch keinesfalls mit dem Dasein und Sterben in den Konzentrationslagern des Nationalsozialismus vergleichbar.

Es ist oft auch für den objektiven Beobachter schwer, die verschiedenen Lagertypen voneinander abzugrenzen. Allen Lagertypen ist gemeinsam, dass die Menschenrechte der Insassen missachtet und verletzt werden.

Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland

Die in der Zeit des Nationalsozialismus etablierten Konzentrationslager sind weltweit am bekanntesten: Liste der Konzentrationslager im Dritten Reich.

Man schätzt heute, dass ca. zwei Drittel der sechs Millionen Juden, die dem Holocaust zum Opfer fielen, in den Lagern des Dritten Reiches direkt ermordet worden oder dort an Folgen von Misshandlungen und Krankheiten gestorben sind. Das verbleibende Drittel starb in Ghettos, bei Massenerschiessungen und auf den sogenannten Todesmärschen. Es wurden in den KZ auch viele andere Menschen ermordet: Homosexuelle, geistig Behinderte, sogenannte Asoziale ... . Die Anzahl der Toten ist bis heute unklar, da die Mörder längst nicht über alle Opfer Akten führten und am Ende des Krieges keine Ermordungen mehr festgehalten wurden und viele Unterlagen wie Zeugen unwiderbringlich verloren gingen. Das NS-Regime betrieb damals im Reichsgebiet und den besetzten Gebieten mehr als 24.000 Lager, einschließlich aller Außenlager.

Historische Entwicklung

Man kann die Entwicklung der nationalsozialistischen Konzentrationslager in vier Phasen einteilen.

Während der ersten Phase in den frühen Jahren der NS-Diktatur bis zum Frühsommer 1934 begann man überall in Deutschland damit, größere oder kleinere Lager aufzubauen. Diese Lager ähnelten allerdings mehr Gefängnissen, die dazu da waren, die politischen Gegner des NS- Regimes einzusperren. Der Aufbau dieser Lager wurde anfangs aber nicht von einer einzigen Institution geleitet, sondern von verschiedenen, u.a von der SA, von den verschiedenen nationalsozialistischen Polizeichefs und natürlich von der SS („Schutzstaffel“, eine Eliteeinheit der NSDAP unter Reichsführer-SS Heinrich Himmler, die ursprünglich für den persönlichen Schutz von Adolf Hitler gegründet worden war). In dieser ersten Phase der Konzentrationslager waren ca. 26.000 Menschen inhaftiert, die der Willkür ihrer „Bewacher“ ausgesetzt waren. Diese erste Phase der KZs kann man als eine Art „Vorbereitung“ auf das sehen, was später kam.

Die zweite Phase begann 1936 und dauerte etwa zwei Jahre, also bis 1938. In dieser Zeit wurde der Bau von Lagern vorangetrieben. Der Grund dafür waren u.a die steigenden Häftlingszahlen. Es veränderte sich aber auch die Zusammensetzung der Häftlinge. Während in der ersten Phase noch hauptsächlich politische Gegner des Regimes inhaftiert waren, wurde in der zweiten Phase damit begonnen, diejenigen zu inhaftieren, die nicht dem nationalsozialistischen Bild entsprachen. Das waren vor allem „Asoziale“, Kriminelle und „Arbeitsscheue“ sowie alle anderen „Unnormalen“. Es wurde also versucht, die Menschen „auszurotten“, die in den Augen der Nationalsozialisten den Wert des deutschen Volkes minderten. Dazu wurden auch die Kriminalpolizei und die Gestapo zur sogenannten „Sicherheitspolizei“ unter Reinhard Heydrich zusammengelegt und außerdem wurden unter der Aufsicht der IKL („Inspektion der Konzentrationslager“, eine Art Zentralinstanz, wenn es um Konzentrationslager ging) neue Lager gebaut. In dieser zweiten Phase wurden auch die Konzentrationslager Sachsenhausen und Buchenwald gebaut, die schon ein Zeichen des drohenden Krieges und damit verbundenen steigenden Häftlingszahlen waren. Das Konzentrationslager Sachsenhausen wurde nach seinem Bau auch zum Zentrum der Konzentrationslager (Sitz desIKL). Nach der „Reichskristallnacht“ im November 1938 begann man verstärkt, Juden in Konzentrationslagern zu inhaftieren. Dies führte zu einer Überfüllung und aufgrund dessen wurde es notwendig, weitere Konzentrationslager zu errichten.

Zur weiteren Entwicklung der Konzentrationslager in der dritten Phase, die mit dem Krieg anfing und bis Mitte 1941 bzw. Anfang 1942 andauerte, trugen mehrere Faktoren bei. Die Häftlingszahlen stiegen rapide an und verdoppelten sich binnen kürzester Zeit. Diesem Anstieg der Häftlingszahlen war eine Inhaftierungswelle in Deutschland vorausgegangen. Außerdem veränderte sich wieder die Zusammensetzung der Häftlinge. Waren es am Anfang vor allem noch Deutsche, also politische Gegner, „Asoziale“ und „Unnormale“, die inhaftiert waren, so kamen mit Beginn des Krieges vor allem Menschen aus den von Deutschland eroberten Gebieten, also Polen, Franzosen, Tschechen, Jugoslawen, Holländer und Belgier. Unter diesen Häftlingen waren viele Juden und Zigeuner. Auch in den eroberten Gebieten wurden viele neue Lager errichtet; bald waren mehr Häftlinge in diesen Lagern eingesperrt als im Reichsgebiet (Deutschland und Österreich). Mit Beginn der dritten Phase wurden die Konzentrationslager in drei Kategorien eingeteilt, welche die Härte der Behandlung und die Lebensbedingungen der Häftlinge anzeigten. Die Todeszahlen in der dritten Phase stiegen, wie die Häftlingszahlen, enorm.

Die letzte Phase begann Anfang 1942 und endete 1945. Sie war vor allem durch die massive Judenverfolgung und durch den Krieg gegen Russland gekennzeichnet. In der letzten Phase lag die Hauptverwaltung der Konzentrationslager bei dem WVHA („Wirtschaftsverwaltungs-Hauptamt“ der SS). Die Häftlinge in dieser Phase wurden vor allem für die Verlagerung von Waffenfabriken in unterirdische Anlagen benötigt. Ungefähr 2,5 bis 3 Millionen Menschen waren in dieser Zeit in den Konzentrationslagern eingesperrt.

Allgemein kann man zwei Sorten von Konzentrationslagern unterscheiden: Die normalen, nach den drei vorher genannten Kategorien sortierten und die reinen Vernichtungslager wie z.B. Treblinka. In den Lagern des nationalsozialistischen Regimes starben über 6 Millionen Menschen. Die meisten wurden in den Gaskammern ermordet, wurden erschossen oder erschlagen, starben aufgrund der harten Arbeitseinsätze, an Unterernährung und Krankheiten, viele auch bei verbrecherischen medizinischen Versuchen, die an ihnen durchgeführt wurden.

Arbeitslager

Auch die Arbeitslager dienten der Vernichtung, nämlich durch Arbeit. Menschen, die keine Arbeit mehr leisten konnten, wurden, soweit sie nicht an den unmenschlichen Bedingungen zugrunde gingen, ermordet. Diejenigen Kranken, die nicht in voraussichtlich vier Wochen wieder arbeitsfähig waren, wurden vom medizinischen Personal mit Phenol oder anderem zu Tode gespritzt. In den Arbeitslagern überlebten viele Gefangene nur kurze Zeit.

Im Verlauf des Krieges erlangten die Arbeitslager eine kriegswichtige Funktion, die zu dem Vernichtungsziel in gewissem Gegensatz stand. Die Lager waren Produktionsstätten der SS, zunächst zur Gewinnung von Natur- und Ziegelsteinen, später in vielen anderen Bereichen. Außerdem wurden Arbeitskräfte an die (Rüstungs-)Industrie ausgeliehen. Der bekannteste Fall betrifft die IG Farben. Praktisch die gesamte Großindustrie machte von solchen Zwangsarbeitern Gebrauch.

Vernichtungslager

Vernichtungslager wurden zu dem einzigen Zweck errichtet, jüdische Menschen, Sinti, Roma (und auch andere Minderheiten), Homosexuelle und andere Missliebige zunächst mit Hilfe von Gaswagen, später vor allem in Gaskammern massenhaft zu ermorden. Der nationalsozialistische Mordapparat konzentrierte sich dabei auf Juden und die anderen genannten Gruppen, zu den Opfern zählten aber auch russische Kriegsgefangene. Lager dieses Typs wurden zwischen Dezember 1941 und Juli 1942 in Chelmno im Wartheland, Belzec, Sobibor und Treblinka im Generalgouvernement, sowie Maly Trostinez in Weißrussland errichtet.

Etwas anders gelagert sind die Fälle KZ Auschwitz-Birkenau und Majdanek. In beiden Konzentrationslagern wurden erst nach Inbetriebnahme der ersten Vernichtungslager Gaskammern zum Massenmord an Juden eingerichtet. Wegen der ungeheuren Opferzahl werden daher auch Auschwitz-Birkenau und Majdanek zu den Vernichtungslagern gezählt. Anders als die erstgenannten Vernichtungslager waren sie aber zugleich Konzentrationslager im herkömmlichen Sinn.

Vernichtungslager unterscheiden sich weiter von den anderen Konzentrationslagern durch die Zahl jüdischer Opfer. In allen KZs zusammen, Birkenau und Majdanek ausgenommen, kamen weniger Juden um als im kleinsten Vernichtungslager. Auschwitz-Birkenau ist zwar das weltweit bekannteste aller Vernichtungslager, dennoch wurden im weniger bekannten Treblinka deutlich mehr jüdische Menschen vergast als in Auschwitz-Birkenau.

Es erscheint wissenschaftlich nicht haltbar und ethisch bedenklich, die Judenvernichtungslager unter "Konzentrationslager" zu subsumieren und dadurch letzten Endes Verharmlosungen Vorschub zu leisten, denn allein in Auschwitz wurden über eine Million Juden ermordet.

Organisation

Insgesamt gab es 23 KZ-Stammlager, die selbstständig waren und denen weit über 1000 Außenlager als "Außenkommandos" organisatorisch unterstellt waren. Diese Stammlager waren in Deutschland die Konzentrationslager Arbeitsdorf, Bergen-Belsen, Buchenwald, Dachau, Flossenbürg, Groß-Rosen, Dora-Mittelbau, Neuengamme, Ravensbrück, Sachsenhausen und Niederhagen-Wewelsburg, in Österreich Mauthausen, in Polen Auschwitz I Stammlager, Auschwitz-Monowitz, Majdanek, Warschau, Plaszow und Stutthof, in Estland Waiwara, in Litauen Kauen, in Lettland Riga-Kaiserwald, in Frankreich Natzweiler-Struthof sowie in den Niederlanden Herzogenbusch. Waren die Häftlinge als Arbeitskräfte nicht bzw. nicht mehr einsetzbar, wurden sie umgebracht oder in die sieben Vernichtungslager transportiert.

Diesem System waren Durchgangslager und Sammellager vorgeschaltet. Abgetrennte Stadtteile wurden als Ghettos bezeichnet, welche es in Europa längst nicht mehr gab. Allein in Osteuropa gab es ca. 600 Ghettos, in denen mindestens 4 Millionen Menschen zwischenzeitlich interniert wurden.

Medizinische Experimente

An Inhaftierten wurden von Ärzten wie Josef Mengele (Auschwitz), Robert Ritter (KZ Buchenwald) u.a. medizinische Experimente vorgenommen, an denen die Häftlinge meist qualvoll starben. Sie wurden mit Fleckfieber ([1]) infiziert, um Impfstoffe zu testen, ebenso geschah es mit dem Infizieren durch TBC Erreger, dem Beifügen von Brandbombenverletzungen ([2]) und der Durchführung von Salzwasserversuchen an diesen Personen. Der Nürnberger Ärzteprozess fand vom 9. Dezember 1946 bis zum 20. August 1947 vor dem Ersten Amerikanischen Militärgerichtshof in Nürnberg statt. Angeklagt war u.a. der Abteilungsleiter für Tropenmedizin am Robert-Koch-Institut in Berlin Dr. med. Gerhard Rose für die Fleckfieberversuche an Sinti und Roma in Buchenwald ([3]). Weiterhin wurde der SS-Hauptsturmführer Dr. med. Waldemar Hoven, Lagerarzt KZ Buchenwald angeklagt.

Quellengrundlage für die Experimente in Buchenwald sind das Stationstagebuch von Dr. med. Erwin Ding-Schuler SS-Hauptsturmführer, Aussagen von europäischen Medizinern, die im KZ inhaftiert waren, sowie Häftlingen wie der österreichische Soziologe und Philosoph Eugen Kogon, der 1946 unter dem Titel Der SS-Staat über das Leben in Buchenwald berichtete. Die Publikation der vollständigen Dokumentation, der Wortprotokolle, des Anklage- und Verteidigungsmaterials erfolgte erst 1999 durch den Saur-Verlag München. Die Analyse dazu lieferte 2001 Angelika Ebbinghaus/Klaus Dörner (Hg.): Vernichten und Heilen. Der Nürnberger Ärzteprozess und seine Folgen. Die Bundesärztekammer weigerte sich, diese Edition finanziell zu unterstützen. Erst Einzelspenden von 8000 Ärzten ermöglichten sie.

Todesarten der KZ-Häftlinge

Die Todesursachen der Häftlinge wurden im Aktenverkehr der NS-Organe zum Zweck der Geheimhaltung häufig chiffriert. Als Kürzel wurden die Aktenzeichen verwendet, unter denen der Aktenvorgang bei der Inspektion der Konzentrationslager(IKL) (1) bearbeitet wurde.

Folgende Chiffre-Formen wurden verwendet:

  • 14 f 1 : "natürliche Todesfälle"
  • 14 f 2 : "Freitod oder Tod durch Unglücksfall"
  • 14 f 3 : "Erschießung auf der Flucht"
  • 14 f I : "Exekution"
  • 14 f 13 : "Sonderbehandlung kranker und gebrechlicher Häftlinge" (siehe auch: Aktion 14f13, Sonderbehandlung)

Todesmärsche

Der Holocaust-Überlebende Arno Lustiger trug in seiner Rede vor dem deutschen Bundestag am 27. Januar 2005 vor: "Zwischen November 1944 und Mai 1945 wurden etwa 700.000 Häftlinge, 200.000 von ihnen Juden, bei der Räumung und Liquidierung der KZs in Polen und Deutschland, auf etwa hundert Todesmärschen durch ganz Deutschland getrieben. Es wird geschätzt, daß über die Hälfte von ihnen umgekommen ist. Sie wurden erschossen, in Scheunen verbrannt, sind verhungert oder an Seuchen verstorben. (...) Bis heute gibt es keine Gesamtdarstellung dieser sich auf Deutschlands Straßen abspielenden tausendfachen Tragödien, ..."

Siehe auch: SS, Zyklon B, Kapo, Wannsee-Konferenz, Nürnberger Kriegsverbrechertribunal, Schutzhaft, Jugendkonzentrationslager, Arbeitserziehungslager, Liste der Konzentrationslager

Verschiedene Lager aus der Geschichte

Nach obiger Definition gab es nicht nur im Nationalsozialismus Konzentrationslager. Dabei muss beachtet werden, dass insbesondere Rechtsextreme die Existenz von Konzentrationslagern in unterschiedlichen Ländern zu verschiedenen Zeitpunkten bewußt betonen und auch überbetonen, um den deutschen Konzentrationslagern zu Zeiten des Nationalsozialismus den Einmaligkeitscharakter zu nehmen und deren Schrecken somit zu relativieren.

Erste Lager

Erstmalig wurden 1838 von der US-Armee die Cherokee-Indianer vor ihrer zwangsweisen Umsiedlung in Lagern gefangengehalten. Diese Maßnahme wurde vom Präsidenten Andrew Jackson angeordnet, um den "Indian Removal Act" durchzusetzen. Die Cherokee erinnern sich noch heute an den "Trail of Tears" ihrer Umsiedlung.

Auch die in der Folgezeit von den USA angelegten Indianerreservationen für zahlreiche indigene (eingeborene) Ethnien sind als Konzentrationslager anzusehen: Die Menschen wurden aus rassistischen Motiven unter inhumanen Umständen auf Gebieten festgehalten, die ein eigenes Auskommen unmöglich machten und dazu führten, dass Kinder, Frauen und auch Männer verhungerten. Flucht oder Gegenwehr wurden mit dem Tod bestraft.

Die Geschichte des Begriffes Konzentrationslager beginnt wohl im kubanischen Unabhängigkeitskampf gegen Spanien 1868-1898, als zunächst der spanische General Valmaseda und später in weitaus größerem Umfang General Valeriano Weyler y Nicolau anordneten, dass sich diejenigen Bauern, die nicht als Aufständische behandelt werden wollen, in befestigten Lagern konzentrieren müssen, den so genannten campos de reconcentración. (siehe auch: Guerilla)

Der Begriff "concentration camp" (Konzentrationslager) wurde danach vom Militär Großbritanniens benutzt, um die im Burenkrieg (1899-1902) angelegten Lager zu beschreiben. Frauen und Kinder der Buren sowie Afrikaner, die im Burengebiet lebten, wurden in Lagern in Südafrika zusammengetrieben. Obwohl diese Lager keine speziellen Vernichtungslager waren, bedingten die schlechte Ernährung sowie die schlechten hygienischen Verhältnisse eine hohe Sterblichkeitsrate. Hier starben etwa 26 000 Frauen und Kinder. Die Offenlegung der Verhältnisse in Südafrika durch Emily Hobhouse führte dort zu einer Entspannung der Situation.

Auch die deutschen Kolonialtruppen setzten in der damaligen Kolonie Deutsch-Südwestafrika beim Völkermord an den Herero und Nama entsprechende Lager ein. Nach Angaben der deutschen Militärverwaltung starben zwischen Oktober 1904 und März 1907 insgesamt 7.682 Inhaftierte. Die Sterblichkeit betrug je nach Lager zwischen 30 und 50% der insgesamt Gefangenen.

In Deutschland wurden um 1920 die ersten als ‘Konzentrationslager’ bezeichneten Einrichtungen zur Abschiebung unter anderem in Stargard errichtet. In diesen Lagern wurden vor allem Juden aus Osteuropa, aber auch Sinti und Roma interniert. Sie wurden 1923 nach Protesten aufgrund der unmenschlichen Bedingungen aufgelöst.

Nordamerika

Im Ersten Weltkrieg internierte Kanada tausende von Ukrainern, und zwang diese 'feindlichen Fremden' zur Arbeit in Stahlindustrie und Forstwirtschaft.

Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges richteten die USA Concentration camps für alle potentiell gefährlich werden könnenden Bürger japanischer, italienischer oder deutscher Abstammung ein. Aber auch Menschen mit anderem Hintergrund wurden zwangsinterniert (z.B. Zeugen Jehovas). Bekannt wurden insbesondere die kalifornischen Camps, weil sich dort die meisten japanstämmischen Familien aufhielten. Ein Gerichtsbeschluss war für die Zwangseinweisungen nicht nötig.

Heute betreiben die USA ein Lager auf Kuba (US-Stützpunkt Guantanamo Bay) für Menschen, die der Unterstützung des Terrors verdächtigt werden. Von offizieller Seite wird die Bezeichnung als "concentration camp" zurückgewiesen, jedoch genügt bereits der bloße Verdacht der aktiven Unterstützung des Terrors für eine Inhaftierung ohne ein nach der US-Verfassung zwingend vorgesehenes Gerichtsverfahren. Kritiker sehen damit alle wesentlichen Kriterien eines Konzentrationslagers als erfüllt an. Es gibt ernste Anzeichen, dass die Haftbedingungen für die Internierten, welche von Menschenrechtsorganisationen scharf gerügt werden, den Insassen physisch und psychisch massiv schaden. Auch das IKRK hat nach Informationen der New York Times im November 2004 gegenüber der US-Regierung die Haftbedingungen in ungewöhnlich scharfer Form kritisiert und von Folter gesprochen. [4]. Wiederholte Medienberichte weisen ebenfalls in diese Richtung. [5]

Die völkerrechtliche Zulässigkeit des Lagers in Guantanamo, aber auch die Rechtmäßigkeit nach der US-Verfassung ist äußerst umstritten. Einige US-Gerichte haben das Festhalten von Verdächtigen ohne ordnungsgemäßen Gerichtsprozess inzwischen als illegal bezeichnet, so zum Beispiel Hens Joyce Green, Richter am District Court for the District of Columbia in seinem Urteil [6] vom 31. Januar 2005. Eine endgültige gerichtliche Klärung der Rechtmäßigkeit nach US-Recht steht jedoch noch aus.

Sowjetunion und Osteuropa

Das seit August 1918 und verstärkt zur Zeit des Stalinismus in der Sowjetunion existierende Lagersystem wird heute oft als „Gulag“ bezeichnet, nach der Hauptabteilung des sowjetischen Innenministeriums, die maßgeblich für die Verwaltung der Lager zuständig war. Sie dienten als Gefangenenlager sowohl für „gewöhnliche“ Kriminelle als auch für politische Opponenten und waren in erster Linie Arbeitslager. Alexander Solschenizyn hat in seinen Werken „Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch“ und „Archipel Gulag“ die Haftbedingungen in literarischer Form offengelegt. Viele Bauvorhaben, beispielsweise der Weißmeer-Ostsee-Kanal, die Stadt Norilsk oder die Moskauer Universität, wurden von Lagerhäftlingen gebaut. „Der erste Kreis der Hölle“ beschreibt die „Scharaschka“, in denen Wissenschaftler und Ingenieure gezwungen wurden, für den Staat zu arbeiten. Von 1930 bis 1959 haben insgesamt etwa 18 Millionen Menschen das Lagersystem durchlaufen, mindestens 1,5 Millionen Menschen sind im Lager umgekommen. Die Schätzungen der Opfer der Jahrzehnte des leninistischen und stalinistischen Terrors sind jedoch schwierig, manche gehen in mehrere Millionen.

Unter der Herrschaft Lenins und Stalins konnte es passieren, dass jemand wegen einer kritischen Äußerung im Familienkreis oder wegen des Diebstahls eines Apfels denunziert und verhaftet wurde. Während des Großen Terrors (1937-38) wurden von der Staats- und Parteiführung Verhaftungsquoten festgelegt, die dazu führten, dass eine Vielzahl Unschuldiger inhaftiert und verurteilt wurden, viele darunter zu Lagerhaft. Ähnliche Methoden wurden teilweise schon in der Bauzeit des Weißmeer-Ostsee-Kanals angewandt. Derartige Urteile stützten sich meist auf vom Geheimdienst fabrizierte „Beweise“ oder auf unter Folter erpresste Geständnisse. Sehr vage und undeutlich war insbesondere der berüchtigte Paragraph 58 des sowjetischen Stafgesetzbuches, der „konterrevolutionäre Verbrechen“ betraf. Sogar „Verbeugung vor dem Westen“, das „Äußern von Hoffnungen auf das Ende des Kommunismus“ und der angeblich „beabsichtigte Versuch der Spionage“ waren strafbar.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden in Osteuropa Menschen, die wirklich oder angeblich mit dem deutschen Kriegsverbrechern zusammengearbeitet hatten oder selbst Deutsche waren, in Lagern interniert (zum Beispiel in der Tschechoslowakei - hier wurden auch viele Ungarn interniert - und Polen). Die Bedingungen für die deutschen Kriegsgefangenen entsprachen ebenfalls nicht den Vorschriften der Genfer Konvention, und viele Menschen starben oder überlebten nur mit Folgeschäden.

Unter der kommunistischen Diktatur Nicolae Ceauşescus in Rumänien „verschwanden“ Regimekritiker in Gefängnissen und Irrenhäusern. Ceauşescus Versuch, die Anzahl der Rumänen zu vergrößern und im Übrigen die „Qualität des Volkes“ zu verbessern, führte zur Einrichtung von „Kinder-GULAGs“ z.B. für behinderte Kinder, wie beispielsweise in Cighid.

Eine juristische Aufarbeitung der Konzentrationslager hat auch nach den Demokratisierungen der Länder nur in wenigen Fällen stattgefunden. Hierfür werden auch noch vorhandene Machtstrukturen aus der Zeit der staatlichen Unterdrückung verantwortlich gemacht, die an einer kritischen Auseinandersetzung mit der Vergangenheit nicht interessiert sind.

Italien

Die größten Konzentrationslager des faschistischen Italiens

Bezeichnung Von Bis Geschätze Anzahl gefangener Menschen Geschätze Anzahl ermordeter Menschen
Arbe (Rab) Juli 1942 11. September, 1943 15,000 1,500
Chiesanuova in der Nähe von Padua Juni 1942      
Gonars in der Nähe von Palmanova März 1942 8. September, 1943 7,000 453; >500
Molat        
Monigo in der Nähe von Treviso Juni 1942      
Renicci di Anghiari, in der Nähe von Arezzo Oktober 1942      
Visco in der Nähe von Palmanova Winter 1942      

In italienischen Konzentrationslagern im besetzten Dalmatien und der besetzten nordkroatischen Küste Bakar, Kraljevica, Molat, Rab, Zlarin wurden von 1941- 1943 einige zehntausend gefangener Zivilisten festgehalten.

Zwangsarbeit und widrige Lebensumstände kosteten zahlreiche Insassen, die nicht gleich hingerichtet wurden, das Leben.

Die Lager in Molat und in Rab (34% der Insassen überlebten nicht) waren als Todeslager besonders berüchtigt.


Jugoslawien

Zur Zeit der deutschen Okkupation Jugoslawiens, während des 2. Weltkrieges, wurden von der faschistischen Ustascha [7] und Kollaborateuren Konzentrationslager errichtet. Diese befanden sich in: Topovske Supe, Šabac und Jasenovac im KZ Jasenovac. In den Konzentrationslagern wurden 66.000 jugoslawische Juden ermordet. Dies entspricht in etwa 83 % der damals dort ansässigen jüdischen Bevölkerung. Es starben auch Nazigegner sowie Sinti und Roma. Die Gefangenen starben nicht durch Gas, sondern wurden vielfach erschlagen, erhängt, lebend verbrannt und mittels anderer grausamer Tötungsarten ermordet.

Jugoslawienkrieg 1991 - 1995

In Bosnien-Herzegowina, Serbien und Kroatien wurden während der Kriege zwischen den ehemaligen Teilstaaten Jugoslawiens in den folgenden Orten Konzentrationslager errichtet:

Während des Bosnienkrieges wurden mehrere Hunderttausend Bosniaken, Kroaten und Serben inhaftiert, Akten physischer und psychischer Gewalt und inhumanen Lebensbedingungen ausgesetzt. Mehrere 10.000 Menschen wurden ermordet. Frauen wurden in manchen Lagern massenhaft vergewaltigt. Schwere Misshandlungen durch Schikanen, Folter, Aushungern und Scheinerschießungen waren an der Tagesordnung.

Der vom UNO Kriegsverbrechertribunal zu 20 Jahren Haft verurteilte serbische Kriegsverbrecher Dusko Tadic war einer der Aufseher im Konzentrationslager Omarska.

Spanien

Auch in Francos Spanien richteten die Falangisten zahlreiche Konzentrationslager ein, über deren Existenz auch zwei Jahrzehnte nach der Diktatur immer noch sehr wenig bekannt ist.

Griechenland

Unter der Diktatur von Georgios Papadopoulos von 1967 bis 1973 gab es auch in Griechenland für Regimegegner zahlreiche Konzentrationslager von denen die Öffentlichkeit und insbesondere der Tourismus keine Kenntnis hatten.

Kroatien

Das während des Zweiten Weltkrieges selbständige Kroatien errichtete nach dem Vorbild des Deutschen Reichs für seine Gegner, aber auch hauptsächlich für die serbische, jüdische und antifaschistische kroatische Bevölkerung Konzentrationslager, die jüdische Bevölkerung wurde auch willig den deutschen Mördern ausgeliefert. Im Konzentrationslager Jasenovac wurden zwischen 100.000 und 700.000 Serben, Juden, Sinti und Roma und Kroaten (Antifaschisten) umgebracht. Die Angaben schwanken stark und sind Gegenstand politisch-historiografischer Kontroversen.

Japan

In den besiegten Ländern richteten im Zweiten Weltkrieg auch die japanischen Besatzer zahlreiche Konzentrationslager ein, die Umstände waren den deutschen Vorbildern ähnlich, besonders traurig war das Schicksal der vielen koreanischen Sklavenarbeiter und noch mehr der vielen Tausenden von jungen chinesischen und koreanischen Frauen, die als Trostfrauen (Zwangsprostituierte) den japanischen Frontsoldaten zur Verfügung gestellt wurden. Zudem wurden medizinischen Versuche an russischen, chinesischen und anderen Gefangenen, bei denen beispielsweise mit Krankheitserregern experimentiert wurde, durchgeführt. In diesem Zusammenhang tritt besonders die Einheit 731 hervor. Das offizielle Japan hat bis heute keine Stellung zu dieser Kriegsschuld bezogen und auch nie Entschädigungen an die Opfer bezahlt.

Australien, Neuseeland, Schweiz

Während beider Weltkriege wurden fast überall Staatsangehörige von Kriegsgegenparteien in Internierungslager eingesperrt, in der Schweiz auch Menschen, die zuvor noch dem Schicksal eines Nazi-KZ geflohen waren. Diese Lager wurden ganz ungeniert auch Konzentrationslager genannt, das Wort hatte damals noch einen anderen, rationalen Klang. Jedoch waren die Lebensbedingungen darin auf keinen Fall mit denen in einem deutschen KZ zu vergleichen.

Kambodscha

In Kambodscha starb unter Pol Pot ein bedeutender Anteil der Bevölkerung. Die gesamte Bevölkerung der Hauptstadt wurde in den Wochen nach der Machtübernahme der Roten Khmer zum Aufbau eines utopischen Agrarkommunismus zur Feldarbeit aufs Land gebracht. Von einer Gesamtbevölkerung von sieben Millionen starben 1,7 bis 2 Millionen Menschen an den Folgen der Zwangsarbeit, verbunden mit Nahrungsknappheit und fehlender medizinischen Versorgung oder wurden ermordet - siehe Tuol-Sleng-Museum, Killing Fields.

Chile

Nach der faschistischen Machtergreifung sperrte die Junta ihre Gegner in Fußballstadien ein, unter freiem Himmel wurden sie der glühenden Sonne, dem Durst und dem Hunger ausgesetzt, aber auch gefoltert und ermordet. In der von Paul Schäfer und anderen faschistischen deutschen Kolonisten gegründeten Colonia Dignidad sind viele Menschen nach dem blutigen Putsch von 1973 ums Leben gekommen oder bis heute verschwunden. Nach der Verhaftung Schäfers im Jahr 2005 fand man umfassende Waffenlager auf dem Gelände.

Siehe auch: Geschichte Chiles

Portugal

In den Jahren 1936–1954, der Salazar-Diktatur, richtete Portugal auf der Insel Kapverden ein Konzentrationslager ein. Am 29.10.1936 kamen die ersten Gefangenen im Lager Tarrafal an. Insgesamt waren in den 17 Jahren des Bestehens des Lagers etwa 340 Gefangene hier konzentriert. Bei ihnen handelte es sich vorwiegend um Matrosen der Organização Revolucionário da Armada die sich am 08.09.1936 an einer Revolte beteiligten, aber auch "Republikaner, antifaschistische Oppositionelle und das gesamte Sekretariat der kommunistischen Partei Portugals PCP" gehörten zu den Eingekerkerten. In der Zeit ihrer Inhaftierung starben 32 Gefangene, darunter 1940 Mário Castelhano, Führer der Gewerkschaft CGT und Direktor der anarchosyndikalistischen Tageszeitung A Batalha, sowie 1942 der PCP-Generalsekretär Bento Gonçalves.

Ab 1938 war João da Silva Leiter des Konzentrationslagers. Silva besichtigte vorher die deutschen Konzentrationslager. Die Wachmannschaften bestanden aus 25 Mitgliedern der portugisieschen Geheimpolizei PVDE (ab 1945 PIDE), sowie einem Bataillon von über 75 kapverdischen und angolanischen Hilfswächtern. Die Gefangenen wurden zahlreichen Foltermethoden unterzogen. Fluchtversuche in den Jahren 1937 und danach scheiterten.

Nach dem Ende des Nationalsozialismus entspannte sich die Lage im Lager. Bis zu seiner Schließung am 26. Januar 1954 starben noch zwei Gefangene. Auch wurden bis dahin die meisten Gefangenen nach Portugal verlegt oder amnestiert ([8]).

Von 1961 bis 1974 wurde das Lager für Gefangene aus antikolonialen Kämpfen genutzt. Es herrschten KZ-ähnliche Bedingungen.

Volksrepublik China

Die in der Volksrepublik China Laogai 劳改 (Umerziehungslager, wörtl. Umerziehung durch Arbeit) genannten Gefangenenlager werden auch als eine Art von Konzentrationslagern angesehen. Sie wurden nach der Machtergreifung der Kommunistischen Partei eingerichtet. Vor allem Regimekritiker werden dort inhaftiert, es wird allerdings vermutet, dass zur Erfüllung von Insassenquoten auch andere Häftlinge dort untergebracht werden.

Nach dem Massaker auf dem Tiananmen-Platz von 1989 und der damit verbundenen Machtübernahme von Jiang Zemin wurden und werden in der Volksrepublik wieder Millionen von Dissidenten in Arbeitslagern gefangen gehalten, nachdem in den 70er Jahre durch Deng Xiaopings Reformen viele der politischen Gefangenen freigelassen worden waren.

Darunter befinden sich von der Partei verfolgte Gruppen wie Tibeter, Christen, Demokraten, Falun Gong Übende, Betreiber von Qigong-Schulen, Menschenrechtler, Uiguren, Gewerkschafter und viele mehr.

Die Lager sind fabrikmäßig organisierte Produktionsstätten. Ihre jährliche Produktionskraft entspricht der eines durchschnittlichen europäischen Landes wie Spanien oder Frankreich.

In chinesischen Propaganda-Filmen werden die Arbeitslager als harmlos hingestellt und Beweise für Misshandlungen und Folter werden von der chinesischen Regierung geleugnet.

Des weiteren gab es vor einigen Jahren Berichte über Waisenheime für ungewollte, von ihren Eltern ausgesetzte oder behinderte Kinder. Als Folge der staatlich verordneten Ein-Kind-Politik werden ungewollte oder behinderte Kinder, oftmals Mädchen, in Heime gegeben. Die Lebensbedingungen in diesen Lagern sind so schlimm, dass 30% bis 50% der Insassen innerhalb kurzer Zeit sterben.

Polen

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde in Polen in den vorher - bis 1918 - zu Deutschland (Deutsches Reich) gehörenden Gebieten das ehemalige deutsche Kriegsgefangenenlager Szczypiorno [1] vom polnischen Staat als Internierungslager für die in ihrer Heimat verbliebene deutsche Zivilbevölkerung und deutsche Kriegsgefangene weitergenutzt, ebenso das Lager im Kernwerk Posen. Es kam dort zu schwersten Menschenrechtsverletzungen, Morden und unmenschlichen Quälereien (Folter) wie sie für Konzentrationslager kennzeichnend sind. Allein in Szczypiorno waren etwa 1500 Zivilisten im Alter von 13 bis 70 Jahren inhaftiert.

Nach 1926 wurden weitere KZ eingerichtet, nicht nur für Deutsche, sondern auch für Ukrainer und andere Minderheiten in Polen sowie für polnische Oppositionelle, die Lager Bereza-Kartuska und Brest-Litowsk. Über die Zahl der dort Inhaftierten und Ermordeten wurden offizielle Zahlen nicht bekanntgegeben.

Von Anfang bis September des Jahres 1939 kamen weitere Lager für Deutsche hinzu, u.a. in Chodzen. Es kam in diesem Zeitraum zu einer gesteigerten Anzahl von Massenverhaftungen und Pogromen an der deutschen Bevölkerung, die zur Flucht von Zehntausenden führte. Aus 1131 Ortschaften in Posen und Pommerellen kam es zu Verschleppungsmärschen in Lager.

Nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht am 1. September 1939 kam es zum Pogrom des sogenannten Bromberger Blutsonntag vom 3. September 1939.

Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es im Zuge der Vertreibung der deutschen Zivilbevölkerung aus den Gebieten des Deutschen Reiches, die damals unter polnische Verwaltung gestellt wurden und seitdem zu Polen gehören, zur Errichtung von 1255 Konzentrationslagern mit einer Sterblichkeitsrate von 20 bis 50 %, z.B. in Tost (Toszek), Lamsdorf, Potulice, Schwientochlowitz. Tost stand allerdings nicht unter polnischem Oberkommando, sondern war ein Lager des sowjetischen NKWD. In den Lagern wurden Mißhandlungen, exzessive Grausamkeiten und planmäßige Morde verübt. Besonders bekannt wurden die Fälle der Lagerkommandanten Lola Potok, Czeslaw Geborski und Salomon Morel (KZ Zgoda). Der in jüngster Zeit ergangene Auslieferungsantrag des polnischen Staates bezüglich Morels an Israel als dessen jetzigem Aufenthaltsort wurde abschlägig beschieden, da Israel auch Staatsbürger, die der Verbrechen gegen die Menschlichkeit beschuldigt werden, nicht an andere Staaten ausliefert.

Bei den Inhaftierten handelte es sich nicht um NS-Täter, sondern um deutsche Wohnbevölkerung, die 1945 nicht schnell genug hatte fliehen können. Inhaftierungsgrund war nicht irgendeine persönliche Täterschaft, sondern die deutsche Nationalität oder Sprache. Die Bevölkerung ganzer Dörfer - vom Säugling bis zum Greis - wurde in Lager verschleppt, dort ermordet oder vorsätzlich dem Hungertod ausgesetzt. Dabei spielte auch die etwaige polnische Staatsangehörigkeit, die manche hatten, keine Rolle.

Proteste des amerikanischen Roten Kreuzes, des US-Senators Langer (North-Dakota), des britischen Botschafters Bentinck und des britischen Premierministers Winston Churchill bei der polnischen Regierung mit der Mahnung, sich an die Genfer Konvention und das Völkerrecht zu halten, bewirkten nichts.

Belegt ist die Zahl von mindestens 60.000-80.000 Menschen, die in diesen Lagern der Nachkriegszeit ums Leben kamen.

Es gab auch die Lager für Ukrainer und Polen z.B. Jaworzno. Tausende Insassen mussten in schlesischen Gruben arbeiten, wo viele starben.

Quellen

  • Congressional Record, Senate, Vol. 92, 2. August 1946 (Evacuation and Concentration Camps in Silesia)
  • US-Nationalarchiv, Washington
  • Parliamentary Debates, House of Commons, Fifth Series, Vol. 413, London
  • Provinzgericht Kattowitz, Polen
  • Staatsarchiv Kattowitz, Polen
  • Archiv des IKRK (Internationales Komitee des Roten Kreuzes), Genf
  • Zivilverschollenenliste des Suchdienstes des DRK
  • UOKG (Union der Opferverbände kommunistischer Gewaltherrschaft): Dokumentationen der Einzelverbände
  • Deutsches Bundesarchiv, Koblenz: Dokumentation der Vertreibungsverbrechen
  • Deutsches Bundesamt für Statistik
  • Bundesministerium für Vertriebene: Dokumentation der Vertreibung der Deutschen aus Ost-Mitteleuropa, Bonn 1953-1962
  • Zentralstelle des Kirchlichen Suchdienstes: Gesamterhebung zur Klärung des Schicksals der deutschen Bevölkerung in den Vertreibungsgebieten, München 1965
  • John Sack-Collection, Boston University

Siehe auch

Literatur

  • Alfred M. DeZayas: Die Anglo-Amerikaner und die Vertreibung der Deutschen. Ullstein, Berlin 1999, ISBN 3-548-33206-4
  • Heinz Esser: Die Hölle von Lamsdorf. Dokumentation über ein polnisches Vernichtungslager. Landsmannschaft der Oberschlesier, Bonn 2000, ISBN 3-8766-015-X
  • Ulrich Herbert (Hrsg.): Die nationalsozialistischen Konzentrationslager. Entwicklung und Struktur. Fischer, Frankfurt/M. 2002, ISBN 3-596-15516-9 (2 Bde.)
  • Stephan Jegielka: Das KZ-Aussenlager Genshagen. Struktur und Wahrnehmung der Zwangsarbeit in einem Rüstungsbetrieb 1944/45. Tectum Verlag, Marburg 2005, ISBN 3-8288-8895-X
  • Eugen Kogon u.a.: Nationalsozialistische Massentötungten durch Giftgas. Eine Dokumentation. Fischer, Frankfurt/M. 1995, ISBN 3-596243-53-X
  • Eugen Kogon: Der SS-Staat. Das System der deutschen Konzentrationslager. Heyne, München 2004, ISBN 3-453-0278-X
  • Heinz Nawratil: Schwarzbuch der Vertreibung 1945-1948. Universitas Verlag, München 2005, ISBN 3-8004-1387-6
  • Karin Orth: Das System der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Hamburger Edition, Hamburg 1999, ISBN 3-930908-52-2
  • John Sack: Auge um Auge ("An eye for an eye"). Kabel Verlag, Hamburg 1995,ISBN 3-8225-0339-8
  • Johannes Tuchel: Die Inspektion der Konzentrationslager 1938-1945. Edition Hentrich, Berlin 1994, ISBN 3-89468-158-6

Anmerkungen

  1. Joseph Lamla Der Aufstand in Posen Carl Heymanns Verlag, Berlin 1919
Commons: Nationalsozialistische Konzentrationslager – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien