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Ludwig Kraus (Ingenieur)

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Ludwig Kraus (* 26. Dezember 1911 in Hettenshausen; † 19. September 1997 in München) war von 1963 bis 1973 Technikvorstand der Audi NSU Auto Union AG.

Der Maschinenbauer Kraus hatte zunächst bei Mercedes gearbeitet, in erster Linie an der Konstruktion der Mercedes-Silberpfeile W 154 und W 196. Als Oberingenieur und Leiter der Vorentwicklung waren seine bekanntesten Mitarbeiter in dieser Zeit: Rudolf Uhlenhaut, Hans Scherenberg und Fritz Nallinger[1].

Am 8. Oktober 1963 übernahm er die Stelle als stellvertretender Geschäftsführer und technischer Direktor der Mercedes-Tochterfirma Auto Union. Seine Hauptaufgabe ist es, dem eingefleischten Zweitaktverfechter und Auto Union Geschäftsführer Werner Henze den heimlich geplanten 1,3-Liter-V6-Zweitakter aus der Feder des bekannten Konstrukteurs Hans Müller auszutreiben und endlich einen Viertaktmotor einzuführen. Daher verpflanzte Kraus als eine seiner ersten Tätigkeiten den sogenannten Mitteldruckmotor in den DKW F102 und ließ damit auf Geheiß von Mercedes die Marke Audi mit dem Audi F103 wiederauferstehen. Die Entwicklung des Motors war ursprünglich bei Mercedes als Vielstoffmotor mit dem internen Code: "Mexico" für militärische Zwecke begonnen worden.

Kaum läuft die Produktion bei Audi richtig gut, erläßt der neue Vorstandsvorsitzenden der Volkswagen AG, Heinrich Nordhoff die Anordnung, dass Entwicklungsarbeiten in Ingolstadt auf serienbegleitende Maßnahmen zu beschränken sind. Neue Autos sollen nur noch in Wolfsburg konstruiert werden. Deshalb sollten in Ingolstadt 150 Mitarbeiter der Entwicklungsabteilung entlassen werden aber Kraus entwickelt heimlich ein neues Modell, den Audi 100, der letztlich zum Erhalt der Marke Audi führte. Kraus' Erfahrungen bei der Entwicklung der Silberpfeile in den 1950er Jahren flossen direkt in die neue Entwicklung ein: als Konstrukteur hatte er in der Rennabteilung von Mercedes eine computergestützte Berechnung entwickelt, welche nun bei der Berechnung der Karosseriestruktur des neuen Audi 100 erstmals im Serienfahrzeugbau eingesetzt wurde.

Außerdem stellte Kraus den Kontakt zum Star-Designer Giorgio Giugiaro her, der Anfang der 1970er Jahre für Audi tätig wurde und später für Volkswagen den Golf zeichnete.

Anfang der 1970er Jahre wiederum geriet Volkswagen in erhebliche wirtschaftliche Schwierigkeiten, die in letzter Minute mit Techniktransfer von Audi abgewendet werden konnten: VW stellte sein Fahrzeugprogramm von luft- auf wassergekühlte Modelle um. Ohne die engagierte Arbeit von Kraus wäre der Konkurs von VW unabwendbar gewesen.

1973 verließ Kraus das Unternehmen Audi, sein Nachfolger wurde Ferdinand Piëch.

1974 verlieh die TU Hannover Kraus die Ehrendoktor-Würde.

Sonstiges

Der Firmensitz von Audi wurde Anfang der 1970er Jahre scherzhaft auch als „Ludwigsburg“ bezeichnet.

Einzelnachweise

  1. [1]Artikel in oldtimer-markt 7/2013 "Der Mercedes-Mann, der Audi und VW rettete"