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Fahrradsattel

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Der Fahrradsattel hat die Aufgabe, dem Fahrradfahrer Halt zu geben, der auf dem Fahrradsattel des Fahrrades sitzt.

Tourenrad

billiger Sattel für aufrechte Sitzposition

Als wichtig wird von Gelegenheitsradlern eine gute Federung und eine genügend große Sitzfläche angesehen. Diese breiten Sättel sind nur für Tourenräder geeignet, auf denen man aufrecht sitzt und fast das ganze Körpergewicht auf dem Sattel ruht. Je sportlicher die Sitzposition ist (nach vorn gebeugt), umso mehr übernehmen auch die Arme einen Teil des Körpergewichts. Hier kann man mit breiten Sattelkonstruktionen nicht mehr fahren, weil man sich nach wenigen Kilometern das Gesäß aufreibt.

Rennrad/Reiserad

Ledersattel Brooks Professional
Rennsattel aus Kunststoff

Rennräder und die meisten Reiseräder haben ungefederte und sehr schmale Sattelformen. Während sich bei Rennrädern aus Gewichtsgründen Titangestelle mit Kunststoffschale und Lederüberzug weitgehend durchgesetzt haben, besitzen Reiseräder oft einen Sattel aus Kernleder.

Einige Jahrzehnte lang fuhren fast alle Profis das Modell 'Professional' der englischen Firma Brooks.


Ergonomie

Kunststoffsattel mit Geleinlage und Vertiefung

In den vergangenen Jahren wurden spezielle ergonomische Sattelformen entwickelt. So gibt es spezielle Konstruktionen mit Vertiefungen in der Mitte, die von der Industrie ursprünglich für Frauen konstruiert wurden, aber auch von Männern als angenehm empfunden werden. Andere Modelle haben in der Mitte besonders dicke Gelpolster. Als treibende Kraft im Bereich der Gelsättel gelten hier insbesondere die Sättel der Marke LOOKIN (siehe Bild) des Marktführer Selle Royal (Italien).

Durch das Sitzen auf dem Sattel werden Nerven und Blutgefäße in der Dammregion abgedrückt. Bei Männern führt dies häufig zu Impotenz (laut einer 2005 im Journal of Sexual Medicine veröffentlichten Studie entwickeln 5 bis 10 Prozent aller ambitionierten Hobbyradfahrer schwere bis mäßige Erektionsstörungen, die sich nicht mehr zurückbilden). Auch viele Ergonomiesättel schützen davor nicht. Mediziner raten zu runden Sätteln ohne den üblichen vorspringenden vorderen Teil ("noseless"), diese haben jedoch nie größere Verbreitung gefunden, da man keinen Seitenhalt hat und die Kontrolle über das Fahrrad bei Kurvenfahrt verliert.

Stufensattel

Die Firma SQ-lab hat die Idee "noseless" aufgenommen und daraus mit Hilfe von Urologen ein Stufensattelkonzept entwickelt, das die Vorteile der "noseless" Idee, die Entlastung der Dammregion, verwirklicht aber deren Nachteile ausschließt. Das bereits 2003 vorgestellte Konzept räumte in den letzten Jahren etliche Testsiege ab. Das Körpergewicht verteilt sich hier zu 80% auf die Sitzknochen und nur zu unbedenklichen 20% auf den Dammbereich anstatt umgekehrt wie bei herkömmlichen Sätteln.


Kernleder

Sattelfett

Die komfortabelsten Sättel sind solche aus Kernleder. Die Bequemlichkeit dieser Sättel ist aber mit vielen Nachteilen verbunden, sie verlangen viel Pflege, sind feuchtigkeitsempfindlich, teuer und viel schwerer als moderne Sättel.

Mit Gel gefüllte Sättel werden oft als angenehm empfunden, den Sitzkomfort eines Ledersattels erreicht man aber nicht, weil sich das Naturprodukt Leder dem Körper anpaßt. Um dies zu erreichen, werden fabrikneue Ledersättel dick mit Sattelfett eingestrichen und vorsichtig gebacken (max. 60°C). Nach ca. 1000 km Fahrt hat sich der Sattel dem Körper angepasst. Traditionshersteller und quasi Monopolist der Herstellung von Kernledersatteln ist die Firma Brooks.

Ein Ledersattel sollte nicht dem Regen ausgesetzt werden; das Sattelfett, welches zweimal pro Jahr von unten aufgetragen werden sollte, verhindert ein Durchnässen nur bedingt. Wer viel im Regen und ohne Schutzbleche fährt, fettet den Sattel auch leicht von oben ein. Mittels eines speziellen Schlüssels kann man die Vorspannung des Sattelleders einstellen. Deshalb wird ein Ledersattel im Laufe der Zeit immer länger.