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Eigentliche Paradiesvögel (Gattung)

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Eigentliche Paradiesvögel

Kleiner Paradiesvogel (Paradisaea minor)

Systematik
Ordnung: Sperlingsvögel (Passeriformes)
Unterordnung: Singvögel (Passeres)
Familie: Paradiesvögel (Paradisaeidae)
Unterfamilie: Eigentliche Paradiesvögel (Paradisaeinae)
Gattung: Eigentliche Paradiesvögel
Wissenschaftlicher Name
Paradisaea
Linnaeus, 1758

Die Eigentlichen Paradiesvögel (Paradisaea) sind eine Gattung aus der Familie der Paradiesvögel (Paradisaeidae) und umfassen sieben Arten. Alle Arten leben auf Neuguinea oder auf an Neuguinea angrenzenden Inseln. Allen Arten ist gemeinsam, dass die ausgewachsenen Männchen auffällig verlängerte, seidenartige Flankenfedern haben. Eigentliche Paradiesvögel sind langlebige Vögel, die in Gefangenschaftshaltung ein Alter bis zu 33 Jahren erreicht haben. Die Schmuckfedern und Bälge der Eigentlichen Paradiesvögel wurden und werden von den indigenen Ethnien Neuguineas zu traditionellem Kopf- und Körperschmuck verarbeitet. Die Schmuckfedern spielten außerdem in der westlichen Modeindustrie des 19. und frühen 20. Jahrhunderts eine große Rolle. Sie wurden zur Dekoration von Damenhüten genutzt.

Die meisten der Arten der Paradiesvögel werden von der IUCN als ungefährdet eingestuft. Unter den Arten, die zu den Eigentlichen Paradiesvögeln gerechnet werden, finden sich jedoch nicht weniger als drei Arten, deren Bestandsstatus Besorgnis erregend eingestuft wird. Der Blauparadiesvogel und der Lavendel-Paradiesvogel, ein Inselendemit, dessen Verbreitung auf die Inseln Normanby und Fergusson im Südosten Neuguineas begrenzt ist, werden als gefährdet (vulnerable) eingestuft.[1][2] Sie gehören damit gemeinsam mit dem Breitschwanz-Paradieshopf, der zur Gattung Epimachus gehört, zu den Arten innerhalb der Paradiesvögel, die am stärksten bedroht sind. Der Rote Paradiesvogel wird dagegen als potentiell bedroht (near threatened) beurteilt.[3]

Eigentliche Paradiesvögel gehören zu den Arten, die sich sowohl mit anderen Arten innerhalb der eigenen Gattung als auch anderen Arten der Familie der Paradiesvögel kreuzen. Zu den Gattungen, mit denen Hybride vorkommen, zählen Strahlenparadiesvögel, Reifelvögel, Sichelschwänze und der Fadenhopf.[4]

Beschreibung

Raggi-Paradiesvogel (Paradisaea raggiana), Männchen
Roter Paradiesvogel (Paradisaea rubra), Weibchen

Körperbau und -maße

Ohne das stark verlängerte mittlere Steuerfederpaar erreichen die Männchen eine Körperlänge zwischen 30[5] und 43 Zentimeter[6]. Die kleinste Art ist der Blauparadiesvogel, bei dem die Männchen ein Gewicht zwischen 158 und 189 Gramm erreichen.[2] Die größte Körperlänge erreicht der Große Paradiesvogel, bei dem für das Gewicht der Männchen jedoch keine Daten vorliegen.[7] Die Männchen sind durchschnittlich etwa 10 bis 15 Prozent größer als die Weibchen.[4] Der Schnabel ist immer gerade und bis um etwa 20 Prozent länger als der Kopf. Die Nasenlöcher sind mit Federn bedeckt. Abgesehen von dem stark verlängerten mittleren Steuerfederpaar ist das Schwanzgefieder nicht gestuft, sondern leicht gerundet. Die Flügel sind lang.[8]

Männchen

Allen ausgewachsenen Männchen der sieben Arten, die zu der Gattung der Eigentlichen Paradiesvögel gerechnet werden, weisen als Gemeinsamkeit lange, seidenartige Flankenfedern auf. Das mittlere Steuerfederpaar ist gleichfalls stark verlängert und hat nur an der Federbasis Außen- und Innenfahnen. Es geht dann in drahtartige Schäfte über, die das übrige Schwanzgefieder weit überragen. Sie haben außerdem vergleichsweise helle, häufig kalkig blaugrau wirkende Schnäbel. Bis auf den Kaiser-Paradiesvogel weisen haben sie entweder einen gelben Scheitel oder einen gelben Hinterkopf und diese Färbung setzt sich teils auf dem Mantel for. Das Kinn und die Kehle ist irisierend grünlich und bei mehreren Arten durch ein schmales Halsband vom braunen Brustgefieder abgesetzt.

Der Kaiser-Paradiesvogel ist die Art, die das am stärksten abweichende Gefieder aufweist. Kopf und Mantel sind schwarz, dagegen sind die Flügel und die Unterseite der Flankenfeder blau. Die Oberseite ist dagegen rötlichbraun. Bei den anderen Arten sind die seitenartigen Flankenfeder weiß, gelblich, orangerot bis karmesinrot.

Junge Männchen haben zunächst ein Gefieder, das dem der Weibchen gleicht. Das vollständige Gefieder der Männchen tragen sie erst, wenn sie mehrere Jahre alt sind.

Weibchen

Der Geschlechtsdimorphismus ist bei allen Arten ausgeprägt, die geringsten Unterschiede zwischen Männchen und Weibchen finden sich beim Blauparadiesvogel. Im Vergleich zu den Männchen sind die Weibchen generell deutlich unscheinbarer gefiedert. Bei ihnen dominieren Brauntöne. Sie sind auf der Körperunterseite entweder gar nicht oder nur in geringem Maße quergebändert. Im Vergleich zu dem Gefieder anderer Paradiesvogelarten ist es dadurch insgesamt etwas auffälliger.[4]

Verbreitungsgebiet und Lebensraum

Die Eigentlichen Paradiesvögel kommen überwiegend auf Neuguinea vor. Die einzelnen Arten kommen dabei in unterschiedlichen Regionen Neuguineas vor, ihr Verbreitungsgebiet überlappt sich nur teilweise. Neuguinea, die nach Grönland größte Insel der Welt, stellt daher den Verbreitungsschwerpunkt der Gattung dar. Zum Verbreitungsgebiet der Gattung gehören jedoch auch auf Inseln, die der Küste von Neuguinea vorgelagert sind. Paradiesvögel kommen auf folgenden Inseln vor:

Großer Paradiesvogel (Paradisaea apoda), Männchen in einem Vogelpark auf Bali
  • Misool: Die 2041 km² große Insel ist eine der vier Hauptinseln des Archipels von Raja Ampat vor der Küste Westneuguineas. Hier kommt der Kleine Paradiesvogel vor.
  • Waigeo, Gemien, Saonek, Gam und Batanta: Die Inseln zählen alle zum Raja Ampat-Archipel: Waigeo ist mit 3155 km² die größte der vier Hauptinseln des Archipels. Auf diesen Inseln ist der Rote Paradiesvogel vertreten.
  • Yapen: Die 2.278 km² große Insel liegt in der Cenderawasih-Bucht. Hier kommt gleichfalls der Kleine Paradiesvogel vor, der ansonsten einen Schwerpunkt auf Neuguinea hat.
  • Aru-Inseln: Die indonesische Inselgruppe liegt etwa 150 km südlich von Neuguinea in der Arafurasee. Hier kommt der Große Paradiesvogel vor, dessen Verbreitungsschwerpunkt ansonsten der Südwesten von Neuguinea ist.
  • Fergusson und Normanby: Beide Inseln gehören zu den D’Entrecasteaux-Inseln, einer Inselgruppe, die in der Salomonensee östlich von Neuguinea liegt. Sie sind das ausschließliche Verbreitungsgebiet des Lavendel-Paradiesvogels.

Anders als die meisten Paradiesvögel sind die Eigentlichen Paradiesvögel auch häufiger in den Tiefebenen anzutreffen. Lediglich der Blauparadiesvogel besiedelt ausschließlich Hochregionen. Es sind Waldvögel, bei denen weibchenfarbige Individuen häufiger auch am Waldrand zu sehen sind, während die Männchen tendenziell eher im Waldesinneren anzutreffen.

Lebenserwartung

Raggi-Paradiesvogel, Neuguinea

Da viele Arten der Eigentlichen Paradiesvögel in abgeschiedenen Regionen vorkommen, sind bislang vergleichsweise wenige Individuen beringt und anschließend wiedergefunden worden. Grundsätzlich ist aber davon auszugehen, dass Paradiesvögel vergleichsweise alt werden. Darauf weisen auch die wenigen Wiederfunde beringter Vögel hin sowie die Erfahrungen aus Gefangenschaftshaltung hin:

  • Den Altersrekord für einen frei lebendes Männchen des Raggi-Paradiesvogels hält ein am Mount Missim am 1. September 1980 beringter Vogel. Er trug zu diesem Zeitpunkt noch das für subadulte Männchen typische weibchenähnliche Gefieder. Er wurde im Juli 1997 wieder gefangen und trug zu diesem Zeitpunkt das vollständige adulte Gefieder eines Männchens. Er war zu diesem Zeitpunkt mindestens 16 Jahre und 10 Monate alt.[9]
  • Ein von handaufgezogener männlicher Raggi-Paradiesvogel lebte im Baiyer River Sanctuary 25 Jahre lang.[9] Ein im Taronga Zoo, Sydney gehaltenes Männchen, paarte sich noch in einem Alter von mindestens 33 Jahren mit einem Weibchen. Aus der Paarung wurden erfolgreich zwei Jungvögel großgezogen.[10]

Arten mit ihrem jeweiligen Vorkommen

Kaiser-Paradiesvogel

Die Gattung umfasst sieben Arten:

  • Großer Paradiesvogel (Paradisaea apoda Linnaeus, 1758): Kommt im Tiefland südlich der zentralen Bergkette in Neuguinea vor. Dort reicht die Verbreitung etwa von Timika ostwärts bis zur Wasserscheide von Fly und Strickland River. Er kommt außerdem auf den südlicher gelegenen Aru-Inseln vor.
  • Lavendel-Paradiesvogel (Paradisaea decora Salvin & Godman, 1883). Inselendemit, dessen Vorkommen auf die Inseln Fergusson und Normanby.
  • Kaiser-Paradiesvogel (Paradisaea guilielmi Cabanis, 1888): Vorkommen auf der Huon-Halbinsel im Nordosten von Papua-Neuguinea.
  • Kleiner Paradiesvogel (Paradisaea minor Shaw, 1809): Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich von der Insel Misool über den Vogelkop und die nördliche Hälfte Zentralneuguineas bis zur Nordküste der Huon-Halbinsel als das östlichste Verbreitungsgebiet.
  • Raggi-Paradiesvogel (Paradisaea raggiana P. L. Sclater, 1873): Vorkommen im Süden und Nordosten von Papua-Neuguinea vor. Die westliche Verbreitungsgrenze ist die Wasserscheide von Fly und Strickland River sowie der äußerste östliche Rand der Ökoregion Trans-Fly. Im Norden reicht das Verbreitungsgebiet bis zum oberen Lauf des Ramu. In der Madang-Provinz kommt er auch in den Küstenregionen vor.
  • Roter Paradiesvogel (Paradisaea rubra Daudin, 1800): Vorkommen auf den Inseln Waigeo, Gemien, Saonek, Gam und Batanta vor der Westküste Neuguineas.
  • Blauparadiesvogel (Paradisaea rudolphi (Finsch & A. B. Meyer, 1885)): Das Vorkommen ist auf das Hufeisengebirge im Südosten von Papua-Neuguinea begrenzt.

Systematik

Großer, Kleiner und Raggi-Paradiesvogel bilden eine Superspecies. Die Inselendemiten Lavendel-Paradiesvogel und Roter Paradiesvogel sind Schwesterfirmen des Großen Paradiesvogels.[4]

Die Eigentlichen Paradiesvögel gelten seit langem als eng verwandt mit den Reifelvögeln. Auf Grund ähnlicher Lebens- und Verhaltensweisen werden mittlerweile aber auch der Fadenhopf und der Bänder-Paradiesvogel als eng verwandte Arten eingestuft.[4]

Hybride

Die Neigung von Paradiesvögeln, sich mit anderen Arten ihrer Familie zu kreuzen, ist bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts von Anton Reichenow und damit fast früher als für jede andere Vogelfamilie beschrieben worden.[11] Innerhalb der Gattung der Eigentlichen Paradiesvögel sind lediglich für den Lavendel-Paradiesvogel Hybriden unbekannt.[11] Un seinem Verbreitungsgebiet kommen nur die Kräuselparadieskrähe und die Schall-Manucodia aus der Familie der Paradiesvögel vor und beide Arten sind monogam.[12]

Hybriden innerhalb der Gattung

Vorkommen des Großen Paradiesvogels (gelb) und des Raggi-Paradiesvogels (orange). In der Überlappungszone (schraffiert) kommen sowohl Hybriden als auch gemeinsame Balzplätze (Leks) vor.

Hybriden sind vor allem zwischen Raggi-Paradiesvogel und Großen Paradiesvogel häufig: Die Männchen dieser letzteren Art paaren sich mit Weibchen des Raggi-Paradiesvogels. An vielen Leks finden sich zahlreiche hybride Männchen, was jedoch nicht bedeutet, dass aus solchen Kreuzungen nur Männchen hervorgehen: Die meisten Hybriden, die entdeckt werden, sind Männchen, weil bei ihnen abweichende Gefiedermerkmale stärker als bei den unscheinbarer gefärbten Weibchen auffallen.[13]

Entlang des oberen Lauf des Ramu gibt einen 35 Kilometer breiten Korridor, in dem sich das Verbreitungsgebiet von Raggi-Paradiesvogel und Kleinem Paradiesvogel überlappen. In diesem Gebiet sind eine Reihe von Hybriden zwischen den beiden Arten beobachtet worden. Möglicherweise überlappt sich auch an der Westküste der Huon-Halbinsel das Verbreitungsgebiet der beiden Arten, so dass sie auch dort Hybriden finden.[14] Auch bei dieser Art sind es die Männchen, die sich mit den Weibchen des Raggi-Paradiesvogels paaren. Raggi-Paradiesvögel kreuzen sich außerdem mit dem Kaiser-Paradiesvogel. Es gibt außerdem ein Typusexemplar, das ursprünglich als Paradisaea bloodi beschrieben wurde und das mittlerweile als Kreuzung zwischen dem Raggi-Paradiesvogel und dem Blauparadiesvogel gilt.

Es sind bislang noch keine Hybriden zwischen dem Großen und dem Kleinen Paradiesvogel nachgewiesen worden. Es gilt aber als sehr wahrscheinlich, dass die beiden Arten sich kreuzen. Dagegen sind Hybriden zwischen dem Kaiser-Paradiesvogel und dem Kleinen Paradiesvogel im Gebiet des Finisterre-Gebirges auf der Huon-Halbinsel nachgewiesen worden.[14]

Hybriden außerhalb der Gattung

Blauparadiesvogel

Kreuzungen von Eigentlichen Paradiesvögeln mit Paradiesvögeln, die nicht zu dieser Gattung gehören, kommen seltener vor. Gelegentlich werden sie zunächst als eigenständige Art beschrieben.

Das Typusexemplar, das ursprünglich als Janthothorax bensbachi beschrieben wurde, ist ein solches Beispiel für einen Hybrid, dem ein Artstatus zugebilligt wird. Mittlerweile gilt dieses Exemplar jedoch als Kreuzung zwischen dem Prachtparadiesvogel und dem Kleinen Paradiesvogel. Es ist unter den in Museen vorhandenen Bälgen allerdings nur ein einziger Balg als ein solcher Hybrid bekannt. Dagegen kennt man fünf Bälge, die mit großer Wahrscheinlichkeit aus Kreuzungen zwischen dem Fadenhopf und dem Kleinen Paradiesvogel hervorgegangen sind. Sie wurden ursprünglich als Paradiese mirabilis oder Janthothorax mirabilis beschrieben.[14] Ein weiteres Typusexemplar gilt als Kreuzung des Kleinen Paradiesvogels mit dem Sichelschwanz-Paradiesvogel.[15]

Die meisten Hybriden, die entdeckt werden, sind Männchen - bei ihnen fallen abweichende Gefiedermerkmale stärker auf als bei den unscheinbarer gefärbten Weibchen. Vogelbälge der Männchen kommen außerdem häufiger in den Handel, weil sie als Brautpreis bei den indigenen Völkern Neuguineas eine große Rolle spielen. Abweichend davon ist ein Weibchen wissenschaftlich beschrieben worden, das aus einer Kreuzung des Blaunacken-Paradiesvogels mit dem Blauparadiesvogel hervorgegangen ist.[14]

Paradiesvögel und Mensch

Dedikationsnamen

Gefangenschaftshaltung

Darstellung eines Blauparadiesvogel in einer Handbuch zur Vogelhaltung, 1910

Arten der Eigentlichen Paradiesvögel werden seit langem in Gefangenschaft gehalten. Der britische Naturforscher Thomas Pennant (1726-1798) erwähnte, dass bereits vor 1790 ein lebender Großer Paradiesvogel nach Großbritannien gesendet worden war. René Primevère Lesson (1794-1849) berichtet, dass er 1828 auf der indonesischen Insel Ambon zwei Große Paradiesvögel gesehen habe, die ein chinesischer Kaufmann gehalten habe.[17]

Alfred Wallace sandt in den 1860er Jahren ein Paar Kleiner Paradiesvögel nach Großbritannien, das Paar wurde ab April 1860 im Londoner Zoo gehalten. Kleine Paradiesvögel sind bereits erfolgreich in Zoohaltung nachgezüchtet worden. Bei einer Nachzucht erfolgte die Paarung zwischen einem Weibchen und einem Männchen, das noch sein dem weiblichen Gefieder gleichenden Jugendkleid trug.[6] Es wurden außerdem eine Reihe anderer Beobachtung zu Brutdauer und Aufzucht der Nestlinge gesammelt, die bislang bei in freier Wildbahn vorkommenden Vögeln noch nicht beobachtet werden konnte.

Raggi-Paradiesvögel werden gleichfalls seit langem gehalten und erfolgreich nachgezüchtet. Solche Haltungserfolge sind unter anderem in Papua-Neuguinea, Indien, dem Taronga Zoo in Sydney, in Volieren in Hong Kong sowie im San Diego Zoo gelungen. Im Baiyer River Sanctuary gelang die Nachzucht 1979, 1980, 1091 und 1983 mit dem gleichen Zuchtpaar.[9] Der Rote Paradiesvogel findet sich dagegen häufiger in Asien in Gefangenschaftshaltung. So pflegt ihn beispielsweise ein Zoologischer Garten in Singapur. Zuchterfolge mit dieser Art gelangen jedoch bis zum Ende des 20. Jahrhunderts vorwiegend Zoologischen Gärten in den USA.[18] Kaiser-Paradiesvögel wurden unter anderem erfolgreich in Sydney sowie im Baiyer River Sanctuary, Papua-Neuguinea, nachgezüchtet.[5]

Ein ausgewachsenes Männchen des Blauparadiesvogels wurde 1907 dem britischen Politiker William Ingram geschickt und ein Zuchtpaar in den 102ßer Jahren von der New York Zoological Society gehalten. Erfolgreiche Nachzuchten sind bislang vor allem in Volieren auf Neuguinea gelungen.[19]

Bälge und Federn als Prestigeobjekt indigener Ethnien Neuguineas

Die Federn einer Reihe von Paradiesvögeln werden von den indigenen Ethnien Neuguineas zu traditionellem Kopf- und Körperschmuck verarbeitet. Dieser Schmuck wird mit wenigen Ausnahmen ausschließlich von den Männern getragen. Bei der Verarbeitung zu solchem Schmuck werden auch die Federn und Bälge der Männchen der Eigentlichen Paradiesvögel mit ihren seidenartig verlängerten, weißen bis rötlichen Flankenfedern verwendet.

Die Jagd konzentriert sich ausschließlich auf die Männchen, weil den Weibchen diese Schmuckfedern fehlen. Bevor auf Neuguinea Gewehre verbreitet waren, erfolgte die Jagd ausschließlich mit Pfeil und Bogen, Leimruten und Fallen.[20] Jäger nutzten häufig die traditionellen Leks - die Balzplätze, an denen sich mehrere Männchen versammelten – um die Männchen mit ihrem Schmuckgefieder zu jagen. Bei der Jagd wurden bevorzugt stumpfe Pfeile genutzt, um das Gefieder nicht zu verletzen.[21] Die traditionelle Jagd muss sich nicht zwangsläufig bestandsmindernd auswirken: Trotz der seit Generationen bestehenden Jagd auf den Kleinen Paradiesvogel ist die Population stabil und in einigen Regionen ist die Art sogar sehr häufig - so zählt der Kleine Paradiesvogel auf der Insel Yapen zu den häufigsten Vögeln sowohl in der Tiefebene, im Vorgebirge als auch in Bergwäldern.[22] Anders ist es dagegen bei dem Großen Paradiesvogel: In den 1970er Jahren wurde festgestellt, dass der Bestand an Großen Paradiesvögeln in den Regionen, in denen Gewehre eingeführt worden waren, deutlich zurückging. Dort, wo dies noch nicht der Fall war, blieben die Bestandszahlen vergleichsweise hoch. Die Individuen dieser Art waren dort auch auffallend zahmer.[17]

Bälge und Federn in der westlichen Hutmode

Damenkappe mit präpariertem Kleinem Paradiesvogel, Edwardische Epoche, Pacific Grove Museum of Natural History

In Europa und Nordamerika wurden Damenhüte zwischen dem letzten Viertel des 19. Jahrhunderts und etwa 1920 bevorzugt mit Vogelfedern, aber auch mit Vogelfell dekoriert. Unter Vogelfell wird in der Pelzwirtschaft die abgezogene, gefiederte Haut von Vögeln verstanden, die durch Gerben haltbar gemacht ist. Verwendet wurde Flügel, Köpfe, aber auch vollständige Vogelbälge. Bälge von Paradiesvögel und darunter besonders die Eigentlichen Paradiesvögel mit ihren auffälligen, verlängerten Flankenfedern waren dabei besonders begeht, wie zahlreiche Fotos belegen, die die Jäger mit den von ihnen geschossenen Bälgen zeigen.[23] Im Kaiser-Wilhelms-Land, dem nordöstliche Teil Neuguineas, der bis 1919 zum deutschen Kolonialreich zählte, mussten wegen der hohen Preise, die mit den Paradiesvogelbälgen erzielt werden konnten, hohe Lizenzgebühren für das Jagdrecht bezahlt werden. Der Großhandelspreis für einen solchen Balg betrug auf dem deutschen Markt vor dem Ersten Weltkrieg etwa 130 Mark. Das entsprach dem halben Monatsgehalt eines Polizisten.[23] Es wird geschätzt, dass auf den entsprechenden Auktionen in London, New York und Paris zwischen 1905 und 1920 jährlich zwischen 30.000 und 80.000 Paradiesvogelbälge in den Handel kamen.[24] Bereits 1912 hatte die USA ein Einfuhrverbot für Federn und Bälger wild lebender Vogelarten erlassen. IN Deutsch-Neuguinea wurde ab 1914 die Jagd auf Paradiesvögel verboten.[25]

Die Hutmode, die zur Folge hatten, dass neben Paradiesvögel auch zahlreiche andere Vogelarten stark bejagt wurden, wurde bereits ab der Wende zum 20. Jahrhundert zunehmend kritisiert.

Verwendung von Federn in anderen Kulturen

König Birendra, Nepal. Der Federschmuck der Krone stammt vom Großen Paradiesvogel

Die Flankenfedern des Großen Paradiesvogels schmückten über Jahrhunderten die Kopfbedeckung von hochgestellten Mitgliedern des nepalesischen Königshofes. Getragen wurden sie vom König, dem Premierminister und Generälen zu besonderen zeremoniellen Anlässen.[26] Die Federn gelangten vor dem Exportverbot über traditionelle Handelswege von Neuguinea nach Nepal. Bei der nepalesischen Krone werden besonders lange Flankenfedern verwendet, die pferdeschweifähnlich einer juwelenbesetzten Fassung entspringen.

Bei der Krönung des nepalesischen Königs Mahendra im Jahre 1957 waren die im Besitz des nepalesischen Königshauses noch befindlichen Federn jedoch weitgehend beschädigt. uf Grund des mittlerweile erlassenen Exportverbotes auf dem Handelsweg keine Federn mehr legal erwerbbar. Auf Vorschlag des Ornithologen Ernest Thomas Gilliard wurde durch Vertreter der US-amerikanischen Botschaft dem nepalesischen Königshaus Federn übersand, die sich seit einer Zollbeschlagnahmung seit längerem im American Museum of Natural History befanden.[27]

Literatur

  • Michael Apel, Katrin Glas und Gilla Simon (Hrsg.): Natur- und Kulturgeschichte der Paradiesvögel. München 2011, ISBN |978-3-00-0352219-5.
  • Bruce M. Beehler, Thane K. Pratt: Birds of New Guinea; Distribution, Taxonomy, and Systematics. Princeton University Press, Princeton 2016, ISBN 978-0-691-16424-3.
  • Clifford B. Frith, Bruce M. Beehler: The Birds of Paradise – Paradisaeidae. Oxford University Press, Oxford 1998, ISBN 0-19-854853-2.
  • Eugene M McCarthy: Handbook of Avian Hybrids of the World. Oxford University Press, Oxford 2006, ISBN 0-19-518323-1.
  • Thane K. Pratt und Bruce M. Beehler: Birds of New Guinea. Princeton University Press, Princeton 2015, ISBN 978-0-691-09562-2.
Commons: Eigentliche Paradiesvögel (Paradisaea) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelbelege

  1. Handbook of the Birds of the World zum Lavendel-Paradiesvogel, aufgerufen am 20. August 2017
  2. a b Handbook of the Birds of the World zum Blauparadiesvogel, aufgerufen am 20. August 2017
  3. Handbook of the Birds of the World zum Roten Paradiesvogel, aufgerufen am 20. August 2017
  4. a b c d e Frith & Beehler: The Birds of Paradise - Paradisaeidae. S. 438.
  5. a b Frith & Beehler: The Birds of Paradise - Paradisaeidae. S. 488.
  6. a b Frith & Beehler: The Birds of Paradise - Paradisaeidae. S. 448.
  7. Frith & Beehler: The Birds of Paradise - Paradisaeidae. S. 449.
  8. Frith & Beehler: The Birds of Paradise - Paradisaeidae. S. 439.
  9. a b c Frith & Beehler: The Birds of Paradise - Paradisaeidae. S. 469.
  10. Frith & Beehler: The Birds of Paradise - Paradisaeidae. S. 468.
  11. a b McCarthy: Handbook of Avian Hybrids of the World. S. 228.
  12. Frith & Beehler: The Birds of Paradise - Paradisaeidae. S. 471.
  13. McCarthy: Handbook of Avian Hybrids of the World. S. 230.
  14. a b c d McCarthy: Handbook of Avian Hybrids of the World. S. 231.
  15. McCarthy: Handbook of Avian Hybrids of the World. S. 229.
  16. Frith & Beehler: The Birds of Paradise - Paradisaeidae. S. 483.
  17. a b Frith & Beehler: The Birds of Paradise - Paradisaeidae. S. 456.
  18. Frith & Beehler: The Birds of Paradise - Paradisaeidae. S. 482.
  19. Frith & Beehler: The Birds of Paradise - Paradisaeidae. S. 498.
  20. Apel et. al: Natur- und Kulturgeschichte der Paradiesvögel.. S. 57.
  21. Apel et. al: Natur- und Kulturgeschichte der Paradiesvögel.. S. 58.
  22. Frith & Beehler: The Birds of Paradise - Paradisaeidae. S. 447.
  23. a b Apel et. al: Natur- und Kulturgeschichte der Paradiesvögel.. S. 75.
  24. The Bird hat - Murderous millinery, aufgerufen am 22. August 2017
  25. Apel et. al: Natur- und Kulturgeschichte der Paradiesvögel.. S. 90.
  26. Frith & Beehler: The Birds of Paradise - Paradisaeidae. S. 146.
  27. Frith & Beehler: The Birds of Paradise - Paradisaeidae. S. 147.