Walther Brecht (Jurist)
Ernst Walther Brecht (* 8. November 1841 in Ochtmersleben; † 10. November 1909 in Arosa) war ein deutscher Jurist und Direktor der Lübeck-Büchener Eisenbahngesellschaft.
Leben und Wirken
Walther Brecht war Sohn von Christoph Heinrich Brecht (* 22. Oktober 1789 in Gröningen; † 29. Dezember 1872 in Rudolstadt) und dessen Ehefrau Ida, geborene Schobelt (* 14. April 1806 in Kroppenstedt; † 23. März 1876 in Berlin). Vorfahren der Familie kamen aus Gröningen, wo der Großvater väterlicherseits, Johann Heinrich Brecht (1766–1825), als Sattlermeister arbeitete. Brechts Vater führte die Familie als Pastor in das Bürgertum und wirkte zuletzt in Ochtmersleben.
Nach einem Besuch des Magdeburger Gymnasiums ging Brecht 1861 an die Universität Jena. Er studierte zunächst Philologie, später Jura und wechselte nach Zürich und Berlin. 1867 legte er das Referendarexamen ab. 1870 wurde er zum Militär eingezogen. Bei der Schlacht bei Weißenburg erlitt er Verletzungen und bekam das Eiserne Kreuz verliehen. Anschließend bestand er das Assessorexamen. Bei Ende des Deutsch-französischen Krieges arbeitete er als Auditeur in Posen.
1871 erhielt Brecht eine Stelle als Kreisrichter in Perleberg. Im Folgejahr trat er in den Dienst der Verwaltung der Preußischen Eisenbahn und arbeitete als Regierungsassessor bei der Eisenbahnverwaltung Hannover, geleitet von Albert Maybach. 1874 wechselte er als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter zur Eisenbahnabteilung des Preußischen Handelsministeriums. Er war danach kurzzeitig in der Direktion der Oberschlesischen Bahn in Breslau tätig.
1878 wechselte Brecht als 2. Direktor zur Lübeck-Büchener Eisenbahngesellschaft. Bei dem Unternehmen in Lübeck handelte es sich um die seinerzeit einzige größere Privateisenbahn Deutschlands. 1888 folgte er auf Anton Ferdinand Benda als 1. Direktor der Gesellschaft. Unter Brechts Führung entwickelte sich das Unternehmen wirtschaftlich und finanziell sehr erfolgreich. Während der Dienstzeit entstand 1881/82 die Lübeck-Travemünder Eisenbahn sowie 1901/1902 die Bahnstrecke Lübeck–Lübeck-Schlutup.
Brecht engagierte sich auch im Verein Deutscher Eisenbahnverwaltungen und kam so zu Einfluss über die Weiterentwicklung der gesamten deutschen Eisenbahnindustrie. Er übernahm den Vorsitz eines Fachausschusses, der ein Wagenübereinkommen überarbeitete. Dieses legte die Wagenführungen zwischen den jeweiligen Eisenbahnverwaltungen fest. Der preußische König ernannte ihn hierfür 1896 zum Geheimen Regierungsrat.
Brecht gehörte der Nationalliberalen Partei in Lübeck an. Hin und wieder vertrat er die Ortsgruppe bei größeren Parteiveranstaltungen. Als gebürtiger Nichtlübecker zog er 1885 in die Lübecker Bürgerschaft ein. Er saß mehrfach im Bürgerausschuss und arbeitete oft in Kommissionen mit.
Er war verheiratet mit Regina Erdmuthe Marie geb. Weishaupt (* 9. Juni 1856 in Weissenfels; † 8. März 1928 in Berlin)[1], einer Tochter von Theodor Weishaupt. Das Paar hatte zwei Töchter und drei Söhne, darunter den Juristen Arnold Brecht und Gustav Brecht, der in der Braunkohlewirtschaft tätig war.[2]
Auszeichnungen
- Königlicher Kronen-Orden (Preußen), 2. Klasse (1907)[3]
- Roter Adlerorden, 2. Klasse
- Dannebrog-Orden, Ritter
- Herzoglicher Sachsen-Ernestinischer Hausorden
- Greifenorden, Komturkreuz (1908)
Literatur
- Hedwig Seebacher: Brecht, Walther. in: Biographisches Lexikon für Schleswig-Holstein und Lübeck. Band 7. Wachholtz Verlag, Neumünster 2011, S. 31–32.
Einzelnachweise
- ↑ Karsten Blöcker: Vor achtzig Jahren: Arnold Brecht belehrt Hitler. In: Lübeckische Blätter 178 (2013), S. 33.
- ↑ Hedwig Seebacher: Brecht, Walther. in: Biographisches Lexikon für Schleswig-Holstein und Lübeck. Band 7. Wachholtz Verlag, Neumünster 1985, S. 32.
- ↑ Lübeckische Blätter 49 (1907), S. 66
Personendaten | |
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NAME | Brecht, Walther |
ALTERNATIVNAMEN | Brecht, Ernst Walther (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Jurist und Direktor der Lübeck-Büchener Eisenbahngesellschaft |
GEBURTSDATUM | 8. November 1841 |
GEBURTSORT | Ochtmersleben |
STERBEDATUM | 10. November 1909 |
STERBEORT | Arosa |
- Verwaltungsjurist
- Mitglied der Bürgerschaft (Lübeck)
- NLP-Mitglied
- Geheimer Regierungsrat
- Träger des Dannebrogordens
- Träger des Herzoglich Sachsen-Ernestinischen Hausordens
- Träger des Roten Adlerordens 2. Klasse
- Träger des Greifenordens
- Deutscher
- Geboren 1841
- Gestorben 1909
- Mann
- Person im Deutsch-Französischen Krieg
- Person (Lübeck-Büchener Eisenbahngesellschaft)
- Eisenbahnmanager
- Träger des Preußischen Königlichen Kronenordens 2. Klasse