Jerusalemer Tempel
Die Israeliten besaßen jeweils nur einen einzigen Tempel, zuerst den Zelt-Tempel, später den berühmten Tempel zu Jerusalem, ihr Nationalheiligtum.
Der Zelt-Tempel
Im 2. Buch Mose ist die Konstruktion eines zerlegbaren und transportablen Zelt-Tempels sehr detailiert beschrieben. (In der Lutherbibel heißt er "Hütte des Stifts".) Dieser diente den Israeliten während ihrer Wüstenwanderung und bis zur Zeit König Davids als Heiligtum. Zuerst wurde er auf den Wanderungen mitgeführt, später hatte er seinen Standort in Schilo etwa in der Mitte des Landes Israel. Nachdem David Jerusalem von den Jebusitern erobert und zur Hauptstadt Israels gemacht hatte, ließ er das Tempelzelt dorthin bringen.
In der Forschung wird heute angenommen, dass manche Details in der Beschreibung des Zelt-Tempels und seiner Zeremonien in Wirklichkeit dem späteren steinernen Tempel entstammen und erst nachträglich dem Zelt-Tempel beigelegt wurden.
Der salomonische Tempel
Der erste feste Tempel (Salomonischer Tempel), von Salomo seit 990 v. Chr. auf dem Berg Moria in Jerusalem mit Hilfe phönizischer Baumeister errichtet, war ein steinernes Gebäude von 60 Ellen Länge, 20 Ellen Breite und 30 Ellen Höhe, an drei Seiten mit Seitenzimmern umgeben, welche, in drei Stockwerken übereinander, zur Bewahrung der Schätze und Gerätschaften des Tempels dienten, an der vordern Seite aber mit einer 10 Ellen breiten Vorhalle geziert, welche von zwei bronzenen Säulen, Iachin und Boas ("Festigkeit und Stärke"), getragen wurde. Umgekehrt in Vergleich zu vielen christlichen Kirchen befand sich der Eingang im Osten, das Allerheiligste im Westen.
Das Innere enthielt einen 40 Ellen langen Vorderraum, das Heilige, worin die goldenen Leuchter, der Schaubrottisch und der Räucheraltar standen, und einen durch einen Vorhang davon geschiedenen Hinterraum von 20 Ellen Länge, das Allerheiligste, mit der Bundeslade. Beide Räume waren an den Wänden, das Allerheiligste (Adyton) auch am Boden und an der Decke mit Holzwerk getäfelt.
Letzteres war nur dem Hohenpriester, das Heilige nur den Priestern zugänglich.
Das Tempelgebäude war von einem innern Vorhof der Priester mit dem Brandopferaltar, dem Reinigungsbecken und andern Gerätschaften umgeben und dieser durch Säulengänge mit ehernen Thoren von dem für das Volk bestimmten und von einer Mauer umschlossenen äußern Vorhof geschieden.
Der herodianische Tempel
Nachdem er 586 durch Nebukadnezar zerstört worden war, erhob sich an seiner Stelle nach der Rückkehr der Juden aus der Babylonischen Gefangenschaft der zweite, nach Serubbabel genannte Tempel, der wahrscheinlich wie auf der Stätte, so auch (zumindest im groben) nach dem Plan des ersten errichtet und 516 vollendet wurde, diesem aber an Größe und Pracht nachstand. Durch Antiochos Epiphanes 169 entweiht, wurd er von Judas Makkabäus wiederhergestellt und millitärisch befestigt.
Unter Herodes dem Großen begann seit 21 v. Chr. eine gänzliche Umgestaltung des Tempels in großartigeren Maßstab im griechischen Stil (daher Herodianischer Tempel). Dieser Tempelbau war nach Flavius Josephus eine Stadie lang und eine Stadie breit. Im jüdisch- römischen Krieg im Jahr 70 war der Tempel die letzte Schutzwehr der Juden.
Seit 644 stehen auf der Tempelstätte eine Moschee (die so genannte "Al-Aksa-Moschee") und der Felsendom.
Die Aufzeichnungen über den Salomonischen Tempelbau finden sich, außer einzelnen Notizen bei Jeremia 52 und im 2. Buch der Könige 25, im 1. Buch der Könige, Kap. 5-7, und 2. Chron., Kap. 2-4.