Das Lied der Deutschen
Das Lied der Deutschen wurde von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben am 26. August 1841 auf der damals britischen Insel Helgoland gedichtet. Die dritte Strophe wird heute bei offiziellen Anlässen als Nationalhymne der Bundesrepublik Deutschland gesungen. Dieses Deutschlandlied (Hoffmann-Haydn'sche Lied) wurde erstaunlicherweise aber bis heute nicht offiziell, z.B. per Gesetz oder parlamentarischen Beschluß, verbindlich zur Nationalhymne für Deutschland erkoren.
Damals waren die deutschen Gebiete nur lose zum 1815 geschaffenen Deutschen Bund zusammengeschlossen. Die Sehnsucht der Menschen nach Einheit drückte Fallersleben mit der Liedzeile der ersten Strophe aus: "Deutschland, Deutschland über alles". Damit war ursprünglich nicht gemeint, dass Deutschland über anderen Staaten stehen soll, dass es besser als sie sein soll, sondern dass Deutschland als Ganzes über den einzelnen (Bundes-)Ländern stehen sollte. Diese Zeile wurde allerdings im Laufe der Geschichte teilweise uminterpretiert oder bewusst falsch gedeutet.
Das Gebiet Deutschlands definierte er mit der heute ebenfalls umstrittenen Zeile "Von der Maas bis an die Memel, von der Etsch bis an den Belt", vier Gewässern, die bestimmte historische Siedlungsgrenzen deutschsprachiger Volksgruppen markieren und damals Grenzgewässer des Deutschen Bundes bildeten.
Für die zweite Strophe ließ sich Hoffmann v. Fallersleben vom Preislied des Minnesängers Walther von der Vogelweide inspirieren [1].
Die Melodie des Liedes entstammt dem von Joseph Haydn 1797 komponierten Streichquartett Nr. 77, das unter der Bezeichnung "Kaiser-Quartett" in die Musikgeschichte einging. Die Melodie der Nationalhymne wird daher gelegentlich auch als "Kaiserhymne" bezeichnet. Dieselbe Melodie lag dem "Kaiserlied" der Österreichisch-Ungarischen Monarchie zugrunde, mit dem Text: "Gott erhalte, Gott beschütze Unsern Kaiser, unser Land! ..."
Als 1871 Deutschland Kaiserreich wurde, bestimmte man das Lied "Heil dir im Siegerkranz" als Nationalhymne; die Melodie entsprach der englischen Nationalhymne "God Save the King/Queen". Beim Volk war zu dieser Zeit auch das Lied "Die Wacht am Rhein" als Hymne beliebt. Nach Ende des Ersten Weltkriegs wurde das Lied von den Besatzern verboten. Zur Nationalhymne wurde das Lied der Deutschen erst in der Weimarer Republik am 11. August 1922 und blieb es auch im Dritten Reich, hier auf fatale Weise umgedeutet. Als eine Art inoffizielle Nationalhymne fungierte daneben das Horst-Wessel-Lied.
Bei der Gründung der Bundesrepublik Deutschland 1949 wurde zunächst keine Nationalhymne benannt; vielfach wurde Beethovens Ode an die Freude als Ersatzhymne eingesetzt. Der Vorschlag des damaligen Bundespräsidenten Theodor Heuss, die von Rudolf Alexander Schröder gedichtete und von Hermann Reutter vertonte Hymne an Deutschland als Nationalhymne zu verwenden, konnte sich nicht durchsetzen. Erst ein Brief von Bundeskanzler Dr. Konrad Adenauer an Bundespräsident Prof. Dr. Theodor Heuss "das Hoffmann-Haydn'sche Lied als Nationalhymne anzuerkennen. Bei staatlichen Veranstaltungen soll die dritte Strophe gesungen werden" im April/Mai 1952 und Heuss' Antwort erhoben das Lied der Deutschen zur Nationalhymne. Nach der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten erklärten Bundespräsident Dr. Richard von Weizsäcker und Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl im August 1991 in einem Briefwechsel die dritte Strophe des Deutschlandlieds zur Nationalhymne. Allerdings gilt weiterhin, dass Deutschland formell über keine Nationalhymne verfügt: es gibt kein einziges Gesetz, kein "offizielles" Dokument und keine parlamentarische oder sonstige Verfügung in der ein bestimmtes Deutschlandlied als Nationalhymne bestimmt und festgelegt wurde.
Während allerdings die schwarz-rot-goldene Bundesflagge als nationales Symbol sogar im Grundgesetz festgeschrieben ist, ist das Lied der Deutschen lediglich aufgrund von mehreren Absprachen zwischen Bundespräsident und Bundesregierung als Nationalhymne anzusehen. (Vgl. hierzu die offiziellen Seiten des Bundes.)
Bei Gründung der DDR 1949 entschied man sich für Johannes R. Bechers/Hanns Eislers "Auferstanden aus Ruinen" als Nationalhymne. Als Textvariante stand auch Bertolt Brechts Kinderhymne ("Anmut sparet nicht noch Mühe") zur Verfügung. Beide Texte folgen dem Versmaß der "Kaiserhymne", sind also auch mühelos auf diese Melodie zu singen.
Text (des Lieds der Deutschen)
1.
- Deutschland, Deutschland über alles,
- über alles in der Welt,
- wenn es stets zu Schutz und Trutze
- brüderlich zusammenhält.
- Von der Maas bis an die Memel,
- von der Etsch bis an den Belt,
- |: Deutschland, Deutschland über alles,
- über alles in der Welt! :|
2.
- Deutsche Frauen, deutsche Treue,
- deutscher Wein und deutscher Sang
- sollen in der Welt behalten
- ihren alten schönen Klang,
- uns zu edler Tat begeistern
- unser ganzes Leben lang. -
- |: Deutsche Frauen, deutsche Treue,
- deutscher Wein und deutscher Sang! :|
3. (Text der Deutschen Nationalhymne)
- Einigkeit und Recht und Freiheit
- für das deutsche Vaterland!
- Danach lasst uns alle streben
- brüderlich mit Herz und Hand!
- Einigkeit und Recht und Freiheit
- sind des Glückes Unterpfand;
- |: blüh' im Glanze dieses Glückes,
- blühe, deutsches Vaterland. :|
Siehe auch: Liste der Nationalhymnen
Weblinks
- Nationalhymne.de
- Die deutsche Nationalhymne zum Download
- Wissenschaftliche Dienste des Deutschen Bundestages: Textverständnis und Rezeptionsgeschichte des Deutschlandliedes
- http://www.dhm.de/lemo/html/Nachkriegsjahre/EntstehungZweierDeutscherStaaten/nationalhymne.html
- http://www.bund.de/Hintergrund/Protokoll/Protokoll-und-staatliche-Repraesentation/Deutsche-Symbole/Nationalhymne/Briefwechsel-zur-Nationalhymne-1952-.5559.htm
- Bundesgesetzblatt Briefwechsel 1991
- http://www.deutschlandlied.de/
- http://www.von-fallersleben.de/hymne/index.htm
- http://www.bundesregierung.de/dokumente/,-430594/PureHtml.htm
- Das Deutschlandlied auf Rädern - Ein Kunstprojekt zur Wiedervereinigung