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Boxen

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Amateurboxer

Boxen ist ein Kampfsport, bei dem sich zwei Personen derselben Gewichtsklasse unter festgelegten Regeln nur mit den Fäusten bekämpfen.

Geschichte

Die nachweislichen ersten Faustkämpfe zum Zwecke der Unterhaltung von Menschen fanden bereits 2000 v. Chr. in Ägypten statt. In den darauffolgenden zwei Jahrtausenden breitete sich das Boxen im ägäischen Raum aus.

Der Faustkampf wurde erstmals im Jahre 688 v. Chr. in Griechenland bei den 23. olympischen Spielen des Altertums ausgetragen. Im antiken Rom wurde der Faustkampf vor allem bei Gladiatorenkämpfen (Lederriemen mit Metalldornen), der Caestus vorgeführt. Es lässt sich jedoch nicht genau festlegen, wie alt der Faustkampf wirklich ist, da aus 7000 Jahre alten Darstellungen hervorgeht, dass auch ähnliche Kämpfe zu jener Zeit ausgetragen wurden. Die hellenistische Bronzestatue vom Faustkämpfer vom Quirinal ist hiervon ein eindrucksvolles archäologisches Zeugnis. Belege zeigen, dass auch im alten Indien, China, Korea und Russland sowie unter den Ureinwohnern Amerikas und Afrikas der Faustkampf Bestandteil von Kulten und Zeremonien war. Mit Boxen im modernen Sinne hatten diese Formen des Faustkampfes nichts zu tun.

Die Ursprünge des modernen Boxens liegen in England des 18. Jahrhunderts, wo die ersten Regeln durch den Fechtmeister James Figg aufgestellt wurden. 1719 gewann Figg das erste offizielle Boxturnier seit der Antike und wurde Meister von England. 1743 wurde das erste Regelwerk (London Prize Rules) veröffentlicht. Wichtigste Neuerung: das Bandagieren der Hände, um Verletzungen zu vermindern.

Der erste offizielle Boxweltmeister nach den Regeln des Marques of Queensberry wurde am 7. September 1882 John L. Sullivan. Etwa 100 Jahre nach Einführung der ersten Regeln, im Jahre 1867, wurden die London Prize Rules vom Marquess of Queensberry soweit verändert, dass daraus die ersten Boxregeln für das Boxen mit Handschuhen, die sog. Queensberry-Regeln, hervorgingen. Bei den Olympischen Spielen 1904 in St. Louis feierte der Boxsport seine Premiere als olympische Sportart. 1906 wurde in Köln der SC Colonia gegründet und ist damit der älteste aktive Amateur-Boxclub Deutschlands. Am 5. Dezember 1920 schlossen sich in Berlin unter dem Namen „Deutscher Reichsverband für Amateurboxen“ die deutschen Amateurboxer zusammen. Am 6. Dezember 1920 wurden die ersten Deutschen Meisterschaften durchgeführt. Die Sieger wurden ab diesem Zeitpunkt in einer Bestenliste registriert..

Boxring

Der Boxring ist quadratisch und hat eine Kantenlänge zwischen 16 und 24 Fuß (488 bis 732 cm).
Der Standard-Boxring hat eine Kantenlänge von 20 Fuß (610 cm).

Regeln

Es gibt grundlegende Unterschiede zwischen dem Amateur- und Profiboxsport. Die Regeln für den Amateurboxsport, bei dem im Gegensatz zum Profiboxen der sportliche Vergleich eher im Vordergrund steht, werden von der AIBA, dem Weltverband des Amateurboxsports festgelegt. Diese Regeln sind zugleich die Grundlage für das Boxen als olympische Disziplin. Somit ist die Teilnahme an olympischen Spielen nur Amateurboxern, die dem Weltverband AIBA angehören, gestattet. Beide Richtungen, der Amateur- und der Profiboxsport, haben eigene Regeln und sind von Technik und Taktik her nur begrenzt vergleichbar. Darüberhinaus gibt es im Profibereich kleinere Unterschiede zwischen den einzelnen Verbänden.

  • Amateure
US-Amateurboxer in Kalifornien, 2006
Der Kampf wird - normalerweise - in vier Runden von zwei Minuten Länge ausgetragen. Es entscheidet die Anzahl der Treffer. Ein Treffer wird anerkannt, wenn mindestens drei der fünf Punktrichter einen Schlag innerhalb einer Sekunde als Treffer anerkennen. Dies geschieht durch Eingabe in einen Computer. Dieser wertet die Eingaben aus und zeigt die Treffer an. Dieses System soll die Urteile nachvollziehbarer machen und Manipulationen einschränken. Das Tragen eines Kopfschutzes und eines ärmellosen T-Shirts sind bei Amateurboxkämpfen Pflicht. Das T-Shirt muss sich von der Hose farblich deutlich unterscheiden, damit die Gürtellinie klar erkennbar ist. Bei Boxhandschuhen im Amateursport ist die erlaubte Trefferfläche weiß markiert, um den Ringrichter und die Punktrichter bei der Erkennung regelwidriger Treffer zu unterstützen.
  • Profis
Im Profiboxen kann die Zahl der Runden (à drei Minuten) frei festgelegt werden, bewegt sich aber üblicherweise zwischen sechs und zwölf Runden. Drei Kampfrichter bewerten unabhängig voneinander nach jeder einzelnen Runde, welcher Boxer in der Runde stärker gekämpft hat. Dauert der Kampf über die volle Rundenzahl, wird durch Addition der Rundenbewertungen der Sieger bestimmt. Wenn ein Ringrichter den einen Boxer höher bewertet und zwei den anderen, ist das eine "Split Decision", also eine aufgeteilte Entscheidung. Wenn je ein Ringrichter einen anderen Boxer höher bewertet und der dritte Ringrichter für jeden Boxer die gleiche Punktzahl auf dem Zettel hat, ist es ein Unentschieden. Es ist ebenfalls ein Unentschieden, wenn zwei Ringrichter für jeden Boxer die gleichen Punkte haben, unabhängig davon, wie der dritte Ringrichter bewertet.

Kampfentscheidung - Amateure

Bei Amateurboxern gibt es elf verschiedene Möglichkeiten, wie eine Kampf gewertet werden kann:

Punktentscheidung Nach Beendigung der vier Runden siegt der Boxer, der mehr zählende Treffer landen konnte. Falls beide Boxer sich gleichzeitig verletzen oder sich gegenseitig zu Boden schlagen und ausgezählt werden, wird abgebrochen und ebenfalls nach erzielten Punkten entschieden.
Aufgabe Ein Boxer siegt, wenn sein Gegner während einer Runde oder in einer Rundenpause den Kampf aufgibt.
Disqualifikation Ein Boxer siegt, wenn sein Gegner wegen einer schwerwiegenden Regelverletzung vom Ringrichter disqualifiziert wird.
Knockout Ein Boxer siegt, wenn er den Gegner zu Boden schlägt und dieser nicht innerhalb von 10 Sekunden wieder kampfbereit ist.
RSC-O ("Referee stopped contest - Outclassed") - Der Gegner wird nach Einschätzung des Ringrichters deklassiert.
RSC-OS ("Referee stopped contest - Outscored") - Der Gegner liegt mit 20 (Senioren und Junioren) bzw. 15 (Frauen und Kadetten) Punkten zurück und wird aus dem Kampf genommen. Diese Regel gilt in der letzten Runde nicht.
RSC-I ("Referee stopped contest - Injury") - Der Gegner ist nach Einschätzung des Ringrichters aufgrund einer durch regulären Kampfverlauf erlittenen Verletzung nicht in der Lage, den Kampf fortzusetzen.
RSC-H ("Referee stopped contest - Headblows") - Der Gegner ist nach Ansicht des Ringrichters nach mehreren Kopftreffern nicht geeignet, den Kampf fortzusetzen. Das ist ebenfalls das Ergebnis, falls ein Boxer dreimal innerhalb einer Runde oder viermal innerhalb des gesamten Kampfes angezählt werden muss. Für Frauen gelten zwei bzw. drei Anzählungen.
Keine Wertung Der Kampf wird vom Ringrichter aufgrund nicht beeinflussbarer Umstände, die eine Kampffortsetzung behindern, abgebrochen. Dazu gehören z.B. ein beschädigter Ring, ungeeignete Wetterbedingungen, ungenügende Lichtverhältnisse und ähnliches.
Walkover Der Boxer tritt kampfbereit an und gewinnt automatisch, wenn sein Gegner nach dem Ausruf seines Namens nicht innerhalb von drei Minuten im Ring erscheint.
Unentschieden Beide Boxer wurden von der Mehrheit der Punktrichter mit der gleichen Punktzahl bewertet. Ein Unentschieden ist nur in Länder- oder Vereinsvergleichen mit zwei Parteien möglich, nicht jedoch in internationalen Turnieren.

Ein RSC-Kampfabbruch kann dem Ringrichter während des Kampfes auch durch den Ringarzt durch Zeichen empfohlen werden. Der Ringarzt hat darüber hinaus das Recht, den Kampf unterbrechen zu lassen, um einen Teilnehmer hinsichtlich seiner Kampffähigkeit zu untersuchen. Der Ringrichter ist nach dem Ende der Untersuchung an die Entscheidung des Ringarztes gebunden.

Kampfentscheidung - Profis

Wenn einer der beiden Boxer nach einem Niederschlag nicht mehr in einem vorbestimmten Zeitraum (10 Sekunden) aufzustehen vermag, ist der Kampf durch Knockout (KO) entschieden. Wenn der Kampf abgebrochen wird oder einer der Kampfteilnehmer aufgibt, ist der Kampf durch technischen Knockout (TKO) entschieden. Eine Disqualifikation (s.u.) gilt nicht als TKO. Wird der Kampf nicht vorzeitig entschieden, wird nach Ende des Kampfes die Punktwertung der drei Punktrichter ausgewertet.

Disqualifikation

Disqualifiziert wird bei,

  1. als "absichtlich" angesehenem Kopfstoß.
  2. grober Unsportlichkleit.
  3. Nachschlagen, das als eindeutig absichtlich angesehen wird und Schlagwirkung hinterlässt.
  4. wiederholten Tiefschlägen. Bei erstmaligem Tiefschlag wurde nur vor Anwendung des Tiefschutzes disqualifitziert.

Kampfstile

Defensiv

Lässt der Boxer den Gegner kommen nennt man diese Vorgehensweise kontern, ein Boxer, der in der Regel so kämpft, ist ein Konterboxer.

Man unterscheidete dabei:

a. "Stick and Move": Der Konterboxer weicht vor dem angreifenden Boxer eher tänzelnd zurück (wie Gene Tunney, Billy Conn, Muhammad Ali, Larry Holmes, Virgil Hill), oder eher flach auf dem Boden stehend(wie Henry Maske), was den Schlägen etwas mehr Kraft verleiht. Dabei ist die Führhand der entscheidende Schlag, mit ihm wird der Gegner hauptsächlich auf Distanz gehalten. Wird die Schlaghand als Gerade nachgezogen, nennt man das Eins-Zwei-Kombination. Im englischen Sprachraum nennt man solche Kämpfer missverständlicherweise oft einfach "Boxer", im deutschen Sprachraum ebenfalls missverständlich "Stilist" oder "Techniker", ganz so als ob Angriffsboxen keine Technik erforderte. Die Entfernung zum Gegner etwa auf Führhandlänge (ausgestreckter vorderer Arm), außerhalb der Hakenreichweite, nennt man "Distanz".

b. Kontern aus Oberkörperbewegung (rollen, abducken); in den USA nennt man solche Kampfweise "To give angles", wörtlich: "Winkel geben", der Begriff ist aber praktisch unübersetzbar): Der Boxer bleibt vor dem Gegner stehen und bewegt nur den Oberkörper. Das ergibt ein ganz anderes Kampfbild als Stick and move, hat für den konternden Boxer den großen Vorteil, dass er selber aus der Halbdistanz Schlagwirkung erzielen kann.

Dies ist besonders die Kampfweise von James Toney, in Europa hat der englische Trainer Brandon Ingle ein besonderes Faible dafür, so dass Herol Graham, Johnny Nelson und vom Versuch her zumindest auch Naseem Hamed so boxten. Hameds Versuch, die Hände an den Hüften zu lassen, ist nicht schulmäßig und anfällig für die Schlaghand des Gegners.

c. "Rein und Raus" (Englisch "In and Out"). In Deutschland vor allem von Sven Ottke bekannt, aber auch ein reifer gewordener Evander Holyfield, vor allem im zweiten Kampf gegen Bowe und im ersten gegen Tyson, sowie Roy Jones Jr. kämpften oft so. Der Boxer vertraut auf bewegliche Beine, schlägt selten mit der Führhand, sondern wartet auf eine Gelegenheit zum Gegenangriff, bei dem überfallartig in der Halbdistanz eine Kombination angesetzt wird, bevor er wieder in die "Distanz" zurückweicht.

Angriffsboxen

Wenn ein Boxer angreift, dann liegt das an unterschiedlichen Gründen. In der Regel muss der kleinere Mann den Kampf machen, Ausnahmen sind die oben angesprochenen "Rein und Raus"-Boxer. Ein kleinerer Mann kann aber mangels Reichtweite mit der Führhand nur selten einen größeren Gegner auf Distanz halten. Ein anderer Grund, den Kampf zu machen kann auch daran liegen, dass man seine eigenen körperlichen Möglichkeiten (Schlagkraft, eigenes Kinn, etc.) im Vergleich zum Gegner so überlegen einschätzt, dass man sich in einem offenen Abtausch Siegchancen ausrechnet. Angriffsboxer sind somit oft gute Nehmer (Mike Tyson, Roberto Duran, [[Marvin Hagler[], Jake LaMotta, Julio César Chávez, [[Emile Griffith], Harry Greb, Mickey Walker), haben sie ein jedoch schlechtes Nehmerfähigkeiten, werden sie vielleicht gelegentlich mal einen großen Kampf gewinnen (z.B. Clifford Etiennes Sieg gegen Lamon Brewster), aber meist durch KO verlieren, denn mit einem schwachen Kinn braucht man eine Defensivstrategie.

Wenn ein Boxer ungewöhnlich viel schlägt, nennt man das "Pressure Fighter" (wörtlich "Druckkämpfer"), das sind oder waren z.B. Henry Armstrong, Harry Greb, Tony Canzoneri, Mickey Walker ,Jake LaMotta, Marcel Cerdan, Emile Griffith, Roberto Duran, Julio César Chávez, Joe Frazier, Leon Spinks, am Anfang seiner Karriere auch Evander Holyfield) und heute vor allem Ricky Hatton.

"One-Punch-Knockouter", die offensiv boxen, werden in der Regel nicht als "Pressure Fighter" bezeichnet, sondern einfach nur als "Puncher" (Jack Dempsey, Rocky Marciano, Mike Tyson, etc.), ihr Stil ist aber fast identisch.

Im Vergleich zu reinen (offensiven) "Punchern" haben "Pressure Fighter" den Vorteil Konterboxer auspunkten zu können, so gewann Frazier gegen Ali nach Punkten, während bessere "Puncher" wie George Foreman auf den KO angewiesen waren.

Wie Joe Louis und Dariusz Michalczewski zeigten, kann auch die Führhand eine effektive Offensivwaffe sein, mit der Führhand in den Gegner zu gehen, ist aber eher unüblich, klassisches Angriffsboxen baut auf Oberkörperbewegung (Pendeln, Abducken) wie bei Frazier, Tyson und Duran auf, diese "überspringen" die Führhand einfach und gehen gleich mit Abducken in die Halbdistanz.

Offensive Kämpfer, die in der Halbdistanz den Schlagabtausch suchen, werden im englischen Sprachraum vor allem in den unteren Gewichtsklassen oft auch einfach nur "Fighter" genannt, im Gegensatz zum konternden "Boxer". Der Begriff wird nahezu synonym mit "Pressure Fighter" verwendet, letzteres betont mehr die besonders hohe Zahl von Schlägen.

Verbände

Im Gegensatz zu vielen anderen Sportarten gibt es beim Profiboxen keine zentrale Organisation, die weltweit alle wichtigen Landesverbände umfasst und somit auch das alleinige Recht hat, den Titel "Weltmeister" zu vergeben. Stattdessen gibt es eine große Anzahl von Verbänden, die etwas missverständlich "Weltboxverbände" genannt werden. Es handelt sich dabei allerdings eher um gewinnorientierte Unternehmen, so dass ein Vergleich mit anderen Sportverbänden nur schwer gezogen werden kann. Vielmehr geht es im Boxen sehr stark um das Geld, das bei der Veranstaltung eines Boxkampfes fließt. Man versucht, zwei vermarktbare Kontrahenten für einen Kampf zu engagieren, einerseits um die sportliche Qualität hoch zu halten, andererseits aber auch um die Einnahmen so weit wie möglich zu erhöhen, da die Gebühr der Verbände in der Regel 3% der Kampfbörsen beträgt.

Vor den 60er Jahren

Vor den 60er Jahren bestand praktisch nur der Disput zwischen der "National Boxing Association" (Vorläuferin der "World Boxing Association" WBA, damals noch in den USA ansässig) und der "New York State Athletic Commission" (NYSAC) von Bedeutung, die gelegentlich aber nicht dauerhaft Gegenweltmeister aufstellte. Das war von Bedeutung weil viele wichtige Box-Arenen, wie Madison Square Garden, das Yankee-Stadium und das Baseballstadion Polo Grounds, in New York standen. Die europäische Gegenorganisaton "International Boxing Union" (die nichts mit dem 1996 gegründeten, völlig unbedeutenden IBU-Verband zu tun hat) war weniger einflussreich, da zu dieser Zeit nur wenige Europäer (Ted Lewis, Jimmy Wilde, Benny Lynch, Randy Turpin, George Carpentier, Marcel Cerdan, Max Schmeling, Ingemar Johansson) sich mit den US-Amerikanern messen konnten. Auf der anderen Seite boxten auch nur selten Ausländer, wie Panama Al Brown und Jack Johnson in Europa. Die IBU gilt als Vorläuferin der Europäische Box Union, hat eher kontinentale Bedeutung.

Ab den 60er Jahren

Ab den 60er Jahren ließ die relative Macht der NYSAC stetig nach, Joe Frazier war der letzte bedeutende Weltmeister, der von ihr gegen die WBA anerkannt wurde. In den 60ern und 70ern etablierte sich schließlich eine Konkurrenzsituaion zwischen der WBA und der "World Boxing Council", aus dem in den den 80er Jahren durch die Gründung der "International Boxing Federation" und der "World Boxing Organization" ein Vierkampf wurde.

Vier Verbände sind heute besonders einflussreich:

  • WBA: 1920 in den USA als National Boxing Association gegründet, 1962 in den aktuellen Namen umbenannt, noch in Venezuela
  • WBC: 1963 als Konkurrenz zur WBA gegründet, jetzt in Mexiko
  • IBF: 1983 wegen Meinungsverschiedenheiten mit der WBA gegründet mit Sitz in den USA
  • WBO: 1988 gegründeter Verband mit Sitz in Puerto Rico

Ihr Einfluss liegt darin, dass sie bekannte Boxer und Promoter davon überzeugen können, um ihre Titel zu boxen und einen Anteil ihrer Kampfbörse für ihren "Titel" zu überlassen. Um große Gelder geht es nur bei diesen vier Verbänden, weil Titelhalter bei den auflagenstarken Fachzeitschriften wie dem "Ring Magazine" (oder in Deutschland z.B. dem "Deutschen Boxsport") hoch eingestuft werden. Es lohnt sich für einen guten Boxer nicht, um Titel abseits dieser Verbände zu boxen. In der Regel wird er, wenn er den Titel einer Konkurrrenzorganisation hält, auch aus den Ranglisten der alten Verbände entfernt. In Japan und Südkorea waren (und sind wahrscheinlich auch heute noch) nur WBA und WBC als die ältesten Verbände erlaubt.

Die dabei vergebenen "Weltmeister"-Titel sind allerdings immer mit einem Hinweis versehen, bei welchem Verband dieser erworben wurde. In der öffentlichen Wahrnehmung gibt es also immer vier Weltmeister-Titel. Allerdings gibt es für die Boxer die Möglichkeit, mehrere der Titel zu vereinigen. Im Schwergewicht kommt dies recht häufig vor, weil die Fans hier intoleranter gegenüber aufgeteilten Titeln sind. Allerdings hängt es von der Zustimmung des Verbandes ab - dass diese verweigert wird, ist in der Vergangenheit schon häufig passiert.

So war es in der Regel nicht möglich, die Titel von WBC und WBO dauerhaft miteinander zu vereinigen. Bis 2002 waren sich WBO und WBA so verfeindet, dass es nicht mal zu Vereinigungen kam. So musste beispielsweise Dariusz Michalczewski seinen WBO-Titel im Kampf gegen Virgil Hill ruhen lassen und war auf dem Papier titelloser Herausforderer. Nach dem Sieg wurde ihm der gewonnene WBA-Titel jedoch aberkannt, da er sich entschied, seinen WBO-Titel zu behalten. Die erste akzeptierte Vereinigung der WBO- und WBA-Titel fand 2002 zwischen Acelino Freitas und Joel Casamayor statt.

Das Prestige der einzelnen Verbände unterscheidet sich leicht. Allerdings ist es schwer, einen zu benennen, der unumstritten ist. Jeder der Verbände hatte in seiner Geschichte zweifelhafte Ereignisse. So gab es häufig Diskussionen über fragwürdige Kampfentscheidungen. Aber auch finanziell gab es schon Turbulenzen. So stand der WBC schon einmal kurz vor der Pleite.

Zwei weitere Verbände sind noch am Rande erwähnenswert:

  • IBO (International Boxing Organization) ist deswegen relativ bekannt, weil sie die unabhängige Computerrangliste IWBR gekauft hat, es allerdings nie geschafft hat, daraus Kapital zu schlagen. Sie hatte jedoch schon mehrere Boxer als Titelträger, die in den unabhängigen Ranglisten als Nummer Eins gewertet wurden, obwohl sie zu dem Zeitpunkt keinen Titel der anderen Weltverbände hielten. Ein prominentes Beispiel ist Antonio Tarver, der nach seinem Sieg über Joy Jones Jr. linearer Weltmeister wurde und als "richtiger Halbschwergewichtsweltmeister" gilt.
  • WBU (World Boxing Union) ist ein Verband, der praktisch nur in Südafrika und vor allem in Großbritannien von Frank Warren unterstützt wird. Dessen früherer WBU-Halbweltertitelträger Ricky Hatton schlug den linearen Weltmeister Kostya Tszyu und wurde damit anerkannter, unumstrittener Weltmeister der Klasse.

Weitere, praktisch einflusslose Verbände sind: IBA, IBC, IBU (nicht zu verwechseln mit dem historischen Verband IBU), NBA (nicht zu verwechseln mit dem Vorgängerverband der WBA), UBF, WAA, WBB, WBF (praktisch nur in Thailand aktiv).

Boxen als olympische Sportart

Modus

Die Kampfzeit bei den Olympischen Spielen beträgt 4 * 2 Minuten (effektiv), mit drei Pausen zu je einer Minute. Ein Ringrichter leitet den Kampf, fünf Punktrichter bewerten ihn nach einem festgelegten Punktsystem. Seit den Spielen 1996 werden die besten Boxer nach der Weltrangliste (ähnlich wie im Tennis) gesetzt. Boxen ist noch die einzigste olympische Sportart, bei der nur Amateure zugelassen sind.

Olympische Geschichte

In das moderne olympische Programm wurde Boxen erstmals 1904 in St. Louis aufgenommen. Es nahmen allerdings nur Amerikaner teil, insgesamt 44 in sieben Gewichtsklassen (Fliegen, Bantam, Feder, Leicht, Welter, Mittel und Schwer). Hinzu kamen bis heute Halbfliegen (1968), Halbwelter und Halbmittel (1952), Halbschwer (1920). 1984 wurde das Schwergewicht unterteilt in die Klassen bis 91 kg Körpergewicht (Schwer) und über 91 kg (Superschwer).

In London 1908 traten nur 42 Boxer aus vier Ländern (32 Engländer, sieben Franzosen, zwei Dänen und ein Australier) in nur fünf Gewichtsklassen (Bantam, Feder, Leicht, Mittel und Schwer) an, wobei als einziger Nicht-Engländer der Australier Baker einen Spitzenplatz (Zweiter im Mittelgewicht) errang.

1912 in Stockholm gab es kein olympisches Boxturnier, weil Boxen damals in Schweden verboten war. Von 1920 bis 1948 wurde dann in acht, von 1952 bis 1964 in zehn und von 1968 bis 1984 in elf Gewichtsklassen gekämpft. Seit 1936 wird der technisch beste Boxer der Spiele mit dem Val Barker Pokal ausgezeichnet.

Popularität

Boxen ist eine der populärsten Sportarten weltweit. Als eine der ältesten Wettkampfarten des Menschen hat diese Popularität eine lange Tradition und ist beispielsweise Teil der olympischen Spiele, seit diese 1896 wiederbelebt wurden. Heutzutage sind Schwergewichtskämpfe um die Weltmeisterschaft die bestdotierten Sportwettbewerbe überhaupt. In Deutschland gilt der Boxer Max Schmeling, obwohl seine aktive Zeit über 60 Jahren zurückliegt, als populärster Sportler. Gleiches gilt im Weltmaßstab für Muhammad Ali, der in den 1960er und 1970er Jahren weit über den Sport hinaus bekannt wurde.

Allerdings ist das Boxen aufgrund der offen zur Schau gestellten Gewaltausübung, der Gefahr für die Gesundheit der Sportler und seiner Anziehungskraft für das Halbweltmilieu keineswegs unumstritten.

Andererseits führt das richtige Training zu erstklassiger Fitness. Für den, der sich verteidigen lernen will, ist das der ideale Einstieg. Beim Boxen lernt man durch das Vollkontakt-Sparring bestmögliche Fähigkeiten zur Selbstverteidigung.

Das kontinuerliche, wiederholte Kampftraining, wie es im Boxen mit der Faust geübt wird (Sparring), optimiert die Wirksamkeit, die in der Einfachheit der Boxtechniken liegen.

Siehe auch