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Fürstengrab von Helmsdorf

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Koordinaten: 51° 36′ 0″ N, 11° 34′ 0″ O

Bornhöck
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Bornhöck (Sachsen-Anhalt)
Bornhöck (Sachsen-Anhalt)
Wann um 1840 v. Chr., Frühbronzezeit
Wo Gerbstedt, OT Augsdorf in Sachsen-Anhalt, Deutschland

Das Fürstengrab von Helmsdorf war ein um 1840 v. Chr. errichteter Grabhügel der frühbronzezeitlichen Aunjetitzer Kultur (2300 v. Chr.–1550 v. Chr.) zwischen Augsdorf und Helmsdorf, heute Ortsteilen von Gerbstedt im Landkreis Mansfeld-Südharz (Sachsen-Anhalt). Der Grabhügel wurde auch als Großer Galgenhügel bezeichnet. Wegen der Bedrohung durch den Bergbau erfolge zwischen 1906 und 1907 eine archäologische Untersuchung unter Leitung von Hermann Größler. Danach wurde der Hügel vollständig abgetragen. An seinem einstigen Standort erhebt sich heute die Abraumhalde des Otto-Brosowski-Schachtes. Die bei der Ausgrabung gemachten Funde befinden sich heute in den Regionalgeschichtlichen Sammlungen in der Lutherstadt Eisleben.

Lage

Am Standort des Fürstengrabes erhebt sich heute die Abraumhalde des Otto-Brosowski-Schachtes

Das Grab befand sich recht nache an der Grenze zwischen Augsdorf und Helmsdorf, etwa 1,5 km von ersterem und 2 km von letzterem Ort entfernt. Obwohl es noch auf Augsdorfer Gebiet lag, hat sich in der Forschungsliteratur allgemein die Bezeichnung Fürstengrab von Helmsdorf durchgesetzt. Nördlich dieses auch als Großer Galgenhügel bezeichneten Grabhügels gab es ursprünglich eine weitere Erhebung, die Kleiner Galgenhügel genannt wurde. Hierbei könnte es sich um einen weiteren Grabhügel gehandelt haben. Die Erhebung wurde jedoch spätestens in den 1860er Jahren ohne vorhergehende Untersuchung abgetragen und angeblich aufgefundene Grabbeigaben sind verschollen.

Forschungsgeschichte

Der Große Galgenhügel war Größler bereits in den 1870er Jahren als möglicher Grabhügel aufgefallen. Eine Ausgrabung wurde von ihm seit längerem erhofft, konnte aber aus Kostengründen zunächst nicht realisiert werden. Sie wurde erst möglich, als im Zuge der Verbindung zweier Schächte durch ein Bahngleis der Hügel vollständig abgetragen werden sollte. Mit den Arbeiten wurde am 16. November 1906 begonnen und am 24. November konnte Größler mit einer wissenschaftlichen Untersuchung beginnen.[1]

Beschreibung

Der Hügel

Querschnitt durch den Hügel

Der Hügel war annähernd kreisförmig. Sein Durchmesser betrug von Nord nach Süd 33 m und von Ost nach West 34,5 m. Im Westen lag er 1,56 m höher als im Osten. Seine Höhe konnte auf 6,82 m bestimmt werden, sein Volumen auf 2031,7 m³. Er hatte damit annähernd die gleiche Größe wie das Fürstengrab von Leubingen in Thüringen.[2]

Das bronzezeitliche Fürstengrab

Der Steinmantel

Die Grabkammer

Das Grab der Merowingerzeit

In 0,7 m Tiefe unter dem Gipfel wurde ein süd-nördlich orientiertes Skelett in gestreckter Rückenlage entdeckt. Das Gesicht blickte nach Westen. Der Schädel war gut erhalten und wies Anzeichen für Dolichocephalie auf. Der Bestattete war bereits als Jugendlicher verstorben. Hinter dem Nacken des Skeletts wurden als einzige Grabbeigaben ein Keramikgefäß und ein Bronzering gefunden. Das Gefäß war doppelkonisch mit röhrenförmigem Hals und wies als einzige Verzierung mehrere waagerechte Leisten auf. Der Bronzering hatte einen Durchmesser von 10,5 cm und wog 230 g. Mit einiger Unsicherheit wurde das Begräbnis von Größler der Merowingerzeit (5. Jahrhundert–751) zugeordnet.[3]

Der Hügel im Mittelalter und der Neuzeit

In den ersten Tagen der Abtragung des Hügels, noch vor Größlers Eintreffen, waren Fundamentsteine des namensgebenden Galgens gefunden worden. In der Nähe lagen vier menschliche Skelette die in Paaren kreuzweise übereinander gelegt waren. Weiterhin wurden die Reste eines Pferdeskeletts entdeckt.[4]

Funde

Keramikgefäß und Goldschmuck

Datierung

Literatur

  • Juliane Filipp, Martin Freudenreich: Dieskau und Helmsdorf – Zwei frühbronzezeitliche Mikroregionen im Vergleich. In: Harald Meller et al. (Hrsg.): Arm und Reich - Zur Ressourcenverteilung in prähistorischen Gesellschaften. 8. Mitteldeutscher Archäologentag vom 22. bis 24. Oktober 2015 in Halle (Saale) (= Tagungen des Landesmuseums für Vorgeschichte Halle. Band 14/I). Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt Halle 2016, ISBN 978-3-944507-45-3, S. 407-425 (Online).
  • Ines Götze: Die Totenlade des Fürstengrabes von Helmsdorf. Untersuchung und Bewertung der Altrestaurierungen, Erstellung einer Konzeption zur Konservierung und Präsentation. Diplomarbeit, Erfurt 2009.
  • Hermann Größler: Das Fürstengrab im großen Galgenhügel am Paulsschachte bei Helmsdorf (im Mansfelder Seekreise). In: Jahresschrift für die Vorgeschichte der sächsisch-thüringischen Länder. Band 6, 1907, S. 1–87 (Online).
  • Bernd Zich: Die Fürstengräber von Leubingen und Helmsdorf. In: Harald Meller (Hrsg.): Der geschmiedete Himmel. Die weite Welt im Herzen Europas vor 3600 Jahren. Theiss, Stuttgart 2004, ISBN 978-3806219074, S. 156–159.
Commons: Fürstengrab von Helmsdorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Hermann Größler: Das Fürstengrab im großen Galgenhügel am Paulsschachte bei Helmsdorf (im Mansfelder Seekreise). 1907, S. 1–4.
  2. Hermann Größler: Das Fürstengrab im großen Galgenhügel am Paulsschachte bei Helmsdorf (im Mansfelder Seekreise). 1907, S. 3–4.
  3. Hermann Größler: Das Fürstengrab im großen Galgenhügel am Paulsschachte bei Helmsdorf (im Mansfelder Seekreise). 1907, S. 6–7.
  4. Hermann Größler: Das Fürstengrab im großen Galgenhügel am Paulsschachte bei Helmsdorf (im Mansfelder Seekreise). 1907, S. 3.

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