Geschichte Kroatiens seit 1990
Der Krieg um die Unabhängigkeit Kroatiens
Erste freie Wahlen seit 1945
Als nach den ersten freien Wahlen 1990 die HDZ unter dem autoritären Politiker Franjo Tuđjman in Kroatien mit Abstand gewann, und der Trend zur Unabhängigkeit, aber auch steigender Nationalismus offensichtlich wurden, fühlten sich die in Kroatien lebenden Serben in einem solchen Staat in ihrer Existenz gefährdet. Dabei spielten auch die von der Belgrader Regierung kontrollierten serbischen Medien eine große Rolle. Belgrad versorgte serbische Extremisten in Kroatien mit Waffen und Geld, damit sie sich gegen die Kroaten „verteidigen“ konnten, denen in Teilen vorgeworfen wurde, dass sie bestimmte Parolen, Symbole und Traditionen des Ustascha-Regimes übernehmen würden. Straßensperren wurden errichtet, um Nicht-Serben davon abzuhalten, in das als serbisch proklamierte Gebiet der Krajina zu gelangen. Als die kroatische Regierung Polizisten sandte, kam es zu ersten Kämpfen. Der Krieg in Kroatien war ausgebrochen.
Der Krieg in Kroatien aus der Sicht des Abschlussberichtes der UNO-Expertenkommission 1992

Quelle: [1]
„Eine Reihe von Anzeichen deutet darauf hin, dass die politische und militärische Führung des ehemaligen Jugoslawien die Vorbereitungen für ein militärisches Eingreifen in Kroatien im Jahr 1990, möglicherweise auch davor getroffen hatte.
Die Waffen der kroatischen Territorialverteidigung wurden bereits im Mai 1990 von der JNA beschlagnahmt. Lediglich die kroatische Polizei behielt ihre leichte Bewaffnung.
Weiter steht im Bericht der UNO-Expertenkomission, dass „die jugoslawische Bundesarmee JNA bei den sich abzeichnenden Unabhängigkeitsbestrebungen ihre Truppenstärke in Kroatien erhöhte. Sowohl in taktischer Hinsicht als auch in ihrer Intensität unterschied sich die Rolle der JNA dramatisch von der Rolle, die sie zuvor bei den Auseinandersetzungen in Slowenien gespielt hatte. Lokale serbische Aufständische wurden direkt mit Waffen und Ausrüstung aus den Beständen der JNA versorgt. Eine spezielle Einheit für psychologische Kriegsführung begann, Pläne für Provokationen und ethnische Säuberungen auf lokaler Ebene durch Sondereinheiten auszuführen.“
Die Maximalzielsetzung der JNA war, die kroatischen Unabhängigkeitsbestrebungen militärisch niederzuwerfen oder zumindest (als Minimalziel) Teile Kroatiens zu amputieren, um diese an ein Restjugoslawien bzw. Großserbien einzugliedern.
Gemäß dem Absatz D diese Dokumentes [2] griffen zwischen August 1990 und April 1991 serbische paramilitärische Einheiten kroatische Polizisten durch Bombenanschläge und Feuerüberfälle an.
Bis Mitte Juli 1991 verlegte die JNA schätzungsweise 70.000 Soldaten nach Kroatien. Der Vorwand war, einen Puffer zwischen den Fraktionen bilden zu wollen.
Die Kämpfe eskalierten und umfassten hunderte von Quadratkilometern in Slawonien, der Banovina und Norddalmatien. Die lokalen JNA-Führer waren laut diesem Expertenbericht in Gebieten, die wenig von Serben besiedelt waren, mehrheitlich nicht gewaltorientiert. Die JNA und die serbischen Paramilitärs schworen die serbischen Aufständischen auf die Schaffung eines Großserbien ein.
Kriegstaktik der JNA gemäß Abschlussbericht der UNO-Expertenkommission
Quelle: UNO 1992
Die JNA-Einsätze in Kroaten verliefen in drei Phasen: In der ersten Phase wurden Brücken über größere Flüsse eingenommen und kroatische Polizeieinheiten „neutralisiert“. In der zweiten Phase versuchte die JNA, die Verkehrsverbindungen zwischen der Hauptstadt Zagreb und den Kriegsgebieten zu unterbrechen. In der dritten Phase wurden in den Gebieten, die unter serbischer Kontrolle standen, ethnische Säuberungen an Nicht-Serben durchgeführt.
Während des Krieges in Kroatien kämpften schätzungsweise 12.000 serbische Freischärler in Kroatien. Im Oktober 1991 wurden annähernd 200.000 Gebäude, 50 Brücken, 100 Flussboote, tausende Privat-PKWs, über 200 katholische Kirchen, 500 Kulturdenkmäler, 20 Schulen und 250 Postämter zerstört.
Nahezu 30 Prozent Kroatiens geriet unter die Kontrolle extremistischer serbischer Aufständischer. Aufgrund der für die JNA unerwartet heftigen Gegenwehr der Kroaten verlor die JNA bis Oktober 1991 über 600 Panzer, 395 andere Militätfahrzeuge und 100 Kampfflugzeuge. Nach dem Waffenstillstand im November 1991 zog die JNA mit einen Teil ihrer Waffen aus Kroatien ab und verlegte ihre Einheiten nach Bosnien-Herzegowina.
Im Jahr 1991 wurden 170.000 Kroaten aus den kroatischen Gebieten vertrieben, die unter die Kontrolle serbischer Freischärler und der JNA gelangten.
Quelle für die Zahlen: ITCY, Anklage gegen Slobodan Milošević, Absatz 69
Die Anfänge des Unabhängigkeitskrieges

Während die Kriegshandlungen in Slowenien binnen kurzer Zeit zugunsten Sloweniens eingestellt wurden, entbrannte in Kroatien (und auch Bosnien-Herzegowina) der viele Jahre dauernde Krieg um die Unabhängigkeit Kroatiens.
Bald griff die jugoslawische Volksarmee, die nach der De-facto-Auflösung des Bundesparlaments ausschließlich unter serbischer Kontrolle stand, auf Seiten der aufständischen Serben in den Konflikt ein, während aus Einheiten der Polizei die Kroatische Armee zusammengestellt wurde. Die Kroatische Regierung hatte zu jener Zeit kaum diplomatische Beziehungen, keinen funktionierenden Sicherheitsdienst und befand sich in einer finanziell schwierigen Situation. Zu jener Zeit unterstützten die mächtigen Staaten der Welt eine Fortsetzung Jugoslawiens.
Im Dezember 1991 errichteten bewaffnete extremistische Serben die so genannte Republik Serbische Krajina, die etwa 30 Prozent der Staatsfläche Kroatiens umfasste. Zur Hauptstadt wurde die ehemalige kroatische Königsstadt Knin erwählt. Sie wollten den Anschluss an die Republika Srpska in Bosnien-Herzegowina und an Rest-Jugoslawien erzwingen.
Es kam es zu Morden an Zivilisten und Massenvertreibungen (ethnischen Säuberungen) von Kroaten und anderen Nicht-Serben. Allerdings kam es auch im kroatischen Kernland, vor allem in Slawonien und Dalmatien, zur Ermordung, Inhaftierung und Ausweisung serbischer Zivilisten.
Zu schwereren Kämpfen kam es im Herbst 1991 in Vukovar im Osten Slawoniens. Dabei kam es zu den ersten großen Massakern an Zivilisten (Massaker von Vukovar) im Laufe des Krieges. Näheres unter Vukovar.
Bürgerkrieg oder serbische militärische Aggression?
Häufig wird der auch Begriff Bürgerkrieg für die Geschehnisse im ehemaligen Jugoslawien verwendet. Aus kroatischer Sicht handelte es sich um eine serbische militärische Aggression auf völkerrechtlich anerkannte Staaten.
Während es den Kroaten um den Erhalt ihres Staates in den bestehenden Staatsgrenzen ging, die zuletzt nach dem zweiten Weltkrieg als Grenzen der „sozialistischen Teilrepubliken“ festgelegt wurden, war das Ziel Serbiens eine Gebietserweiterung.
Obwohl Serbien politisch, materiell, militärisch und personell (serbische Freiwilligenverbände + JNA) die selbsternannte Republik Serbische Krajina unterstützte, lehnte es formell einen Anschluss der „RSK“ an Serbien ab.
Der Hintergrund für diese Haltung lag vor allem darin, die These zu stützen „Serbien befinde sich mit keinem Staat im Kriegszustand“ und es sei allein der „Kampf des bedrohten serbischen Volkes“ und allein deren bewaffneter Aufstand“.
Der politische Weg zur Unabhängigkeit
Kroatien wurde vor dem Dezember 1991 von Slowenien, Litauen, der Ukraine, Lettland und Estland anerkannt. Diese Staaten waren zu dieser Zeit jedoch selbst noch nicht international anerkannt. Am 19. Dezember 1991 wurde Kroatien von Island anerkannt, das somit lange vor allen anderen Staaten der Welt bereits Kroatien anerkannte. Auch Deutschland ließ am selben Tag eine derartige Entscheidung verkünden, entschloss sich aber etwas mit der Ratifizierung abzuwarten. Am 13. Jänner 1992 wurde Kroatien noch vor allen anderen EU-Staaten vom Heiligen Stuhl anerkannt. Tags darauf folgte San Marino. Am 15. Jänner schließlich, inmitten des heftigen Krieges, folgte die Anerkennung der unabhängigen Republik Kroatien durch damals alle 12 Staaten der EU, wie auch durch Österreich, Bulgarien, Kanada, Malta, Polen, die Schweiz und Ungarn. Bis Ende Jänner 1992 wurde Kroatien noch von sieben anderen Staaten anerkannt: Finnland, Rumänien, Albanien, Bosnien und Herzegowina, Brasilien, Paraguay und Bolivien. Der erste asiatisch-islamische Staat (wenn man die Türkei nicht dazu zählt), der Kroatien anerkannte, war der Iran. Erstes afrikanisch-islamisches Land, das Kroatien anerkannte war Ägypten.
Unter internationaler Vermittlung wurde Anfang 1992 ein Waffenstillstand geschlossen. Demnach verpflichtete sich die jugoslawische Armee, ihre Truppen aus Kroatien abzuziehen. In die umkämpften Gebiete wurde eine Friedenstruppe der Vereinten Nationen entsandt (UNPROFOR), die jedoch kein militärisches Mandat hatte, sondern lediglich beobachtende Funktionen wahrnehmen durfte. Die serbisch kontrollierten Teile Kroatiens blieben völkerrechtlich Teil Kroatiens. Über ihren endgültigen Status sollte in Verhandlungen zwischen der kroatischen Regierung und den örtlichen Serben entschieden werden.
Tatsächlich änderte sich durch die Präsenz der UN-Truppen an der Lage vor Ort wenig. Die jugoslawische Armee übergab bei ihrem Abzug ihre Waffen an die örtlichen serbischen Milizen. Die Republik Serbische Krajina betrachtete die Waffenstillstandslinie als ihre Staatsgrenze und bildete aus den örtlichen Milizen eine eigenen Armee. Die Führung der Republik Serbische Krajina sah in der Kontrolle der wichtigsten Verkehrsverbindungen vom nördlichen Kroatien nach Dalmatien durch die von ihr kontrollierten Gebiete in der Lika und Norddalmatien und nach Slawonien durch das von ihr kontrollierte Gebiet in Westslawonien ihr Hauptdruckmittel gegenüber der kroatischen Regierung. Die Verhandlungen über die Öffnung der Verkehrwege und eine Rückkehr von Flüchtlingen und Vertriebenen kamen nicht voran, da die serbische Seite als Vorbedingung die Anerkennung der Unabhängigkeit der Republik Serbische Krajina durch Kroatien verlangte, wozu dieses niemals bereit war. Die von internationalen Vermittlern vorgelegten Friedenspläne, die eine weitgehende Autonomie der Serben innerhalb Kroatiens vorsahen, konnten unter diesen Umständen keinen Erfolg haben.
Bis zur Vollmitgliedschaft in den Vereinten Nationen am 22. Mai 1992 wurde Kroatien von Russland, Japan, den USA, Israel und China anerkannt. Seit der internationalen Anerkennung und der Aufnahme in die UNO verfolgte Kroatien konstant den Weg in Richtung einer Vollmitgliedschaft in der EU. Seit dem 24. März 1992 ist Kroatien Mitglied der OSZE.
1993 waren Teile der kroatischen Armee im Krieg in Bosnien und Herzegowina involviert.
Flüchtlingsströme in den Jahren 1991 bis 1995
In Kroatien fanden sich in den Jahren 1991-1995 hunderttausende Vertriebene aus serbisch besetzten Gebieten und aus Bosnien-Herzegowina Zuflucht.
Ein Teil der Vertriebenen zog weiter in EU Staaten oder in die USA, ein anderer Teil kehrte nach 1995 zurück.
Im Jahr 1992 befanden sich in Kroatien insgesamt 400.000 Flüchtlinge, davon etwa 60 % Bosniaken. Auch zu Zeiten, als in Teilen Bosniens Kroaten und Bosniaken gegeneinander kämpften, wurde in Kroatien Bosnischen Flüchtlingen Zuflucht gewährt.
Die Unterbringung, medizinische Versorgung, Versorgung mit Nahrung und z. B. der Schulunterricht wurden nahezu völlig vom kroatischen Staat getragen und finanziert.
Von internationalen Hilfsorganisationen wurden Nahrungslieferungen erhalten, jedoch für etwa 95 % der Kosten kam Kroatien auf.
Rückeroberung Westslawoniens und der von Serben besetzen Gebiete

Nach vielen erfolglosen Versuchen der Schlichtung des Konfliktes, die am Widerstand der Serbischen Führung scheiterten, wurden die besetzten Gebiete Kroatiens in zwei kombinierten Aktionen 1995 von der Kroatischen Armee und Polizei zurückerobert.
Der Ausbau der kroatischen Armee ermöglichte 1995 die Militäroperation Blitz (Bljesak) und Gewittersturm (Militäroperation Oluja), durch die Westslawonien in zwei Tagen und die so genannte Krajina in 5 Tagen zurückerobert wurden. In der unmittelbar folgenden, und im Abkommen von Split mit der Regierung Bosnien Herzegowinas vereinbarten Militäroperation Maestral drängte die Kroatische Armee zusammen mit bosniakischen Regierungstruppen die Armee der Republika Srpska in Westbosnien weit zurück. Die Angriffe verliefen sehr schnell und erfolgreich. Hätten die USA die Kroaten bei ihrer letzten Offensive nicht gestoppt, hätten diese möglicherweise den Westteil der heutigen Republika Srpska in zwei bis drei Tagen erobert. Die Militäroperationen wurden politisch und militärisch gründlich vorbereitet.
Der für die Operation Oluja hauptverantwortliche General, Ante Gotovina, wurde 2001 vom Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien (ICTY) wegen schwerer Kriegsverbrechen an serbischen Zivilisten angeklagt. Laut Staatsanwaltschaft wurden zwischen 150.000 und 200.000 Serben vertrieben und Hunderte getötet. Auch Präsident Tudjman sei an der Planung und Durchführung beteiligt gewesen. Die Anklageschrift spricht von einer „kriminellen Vereinigung“ (joint criminal enterprise), bestehend u.a. aus Gotovina, Tuđman, Ivan Čermak und Mladen Markač, deren Ziel die gewaltsame und dauerhafte Vertreibung der serbischen Bevölkerung aus der Krajina-Region gewesen sei.
Am 2. und 3. Mai 1995 feuerten die Serben als Vergeltung für die Offensive der kroatischen Armee Raketen auf die Innenstadt von Zagreb ab. Die Bombardements – angeordnet vom Polizeichef Knins, Milan Martić – waren militärisch sinnlos, forderten aber mindestens fünf Todesopfer und zahlreiche Verletzte unter der Zivilbevölkerung (Martić stellte sich im Mai 2002 dem Haager Kriegsverbrechertribunal).
Nach diesen Militäraktionen wurde der Krieg in Bosnien-Herzegowina durch das Abkommen von Dayton beendet. Die serbisch kontrollierten Gebiete an der Grenze zur Vojvodina, Ostslawonien um Vukovar und die Baranja kamen unter eine provisorische UN-Verwaltung (UNTAES – United Nations Transitional Administration of Eastern Slavonia, Baranja and Western Syrmia) und wurden erst 1998 auf friedliche Weise in Kroatien wiedereingegliedert. Etwa 80.000 Serben zogen jedoch vor der Reintegration nach Serbien.
Während und nach diesen Aktionen flohen die weitaus meisten Serben, großteils in die Republika Srpska in Bosnien-Herzegowina und nach Serbien und Montenegro, aber auch in die UNTAES-Zone. Dabei ist bis heute umstritten, ob es sich um geplante Vertreibungen von Seiten der kroatischen Streitkräfte gehandelt hat. Die politische Führung der Krajina-Serben hatte angesichts der sich abzeichnenden Niederlage die Evakuierung angeordnet. Danach wurden jedoch zahlreiche der verlassenen serbischen Häuser vernichtet oder es wurden dort kroatische Flüchtlinge aus Bosnien angesiedelt, was die Rückkehr der serbischen Bevölkerung bis heute sehr schwierig macht. Doch auch hier ist umstritten, welche Rolle die Streitkräfte hatten und inwiefern es sich um Zerstörungen aus Rache von rückkehrenden kroatischen Zivilisten handelt.
Von den ursprünglich mehr als 220.000 geflohenen Serben sind mindestens ca. 140.000 bis heute zurückgekehrt. Den etwa 50.000 direkt am bewaffneten Aufstand beteiligten Serben wurde eine generelle Amnestie gewährt, sofern keine individuellen Verbrechen nachgewiesen werden können.
Der einstige Führer der Krajina-Serben, Milan Babić (1956-2006), wurde im Jahr 2004 vom Tribunal in Den Haag für in Kroatien begangene Verbrechen zu 13 Jahren Haft verurteilt. Bereits im Januar 2004 hatte sich Babić vor dem Tribunal für schuldig bekannt und von „tiefer Scham und Reue“ über seine Taten gesprochen. Er entschuldigte sich bei der kroatischen Nation und bot seine Mitarbeit bei anderen Kriegsverbrecherprozessen an, vor allem bei dem gegen den ehemaligen serbischen Präsidenten Slobodan Milošević. Babić hatte schon nach der kroatischen Gegenoffensive 1995 und der daraus resultierenden Flucht des Großteils seiner Krajina-Serben Zweifel an seiner eigenen Politik geäußert. Er erklärte in Interviews, Milošević und andere serbische Führer hätten die Krajina-Serben mit ihren Versprechungen und großserbischen Plänen 1991 in eine Falle gelockt. 1991 wäre es noch möglich gewesen, mit Kroatien über ein Autonomiestatut für die Serben zu verhandeln. Stattdessen habe Belgrad auf die ethnische Säuberung des Gebiets, das immerhin ein Drittel Kroatiens umfasste, gedrängt. Dieses Verbrechen hätten die Krajina-Serben später teuer bezahlen müssen. Babić beging am 5. März 2006 in seiner Zelle Suizid.
Kroatien nach dem Krieg
Am 21. Dezember 1995 unterzeichnete der kroatische Präsident Franjo Tuđman zusammen mit dem serbischen Präsidenten Slobodan Milošević und dem bosnischen Präsident Alija Izetbegović den Vertrag von Dayton. Somit kam es zu einer Beendingung der mehrjährig-andauernden Kriegshandlungen in Kroatien und in Bosnien und Herzegowina.
Von 1995 bis Anfang 1998 bereitete die UNTAES die endgültige Eingliederung der Gebiete um Vukovar und in der Baranja vor.
Am 6. November 1996 wurde Kroatien in den Europarat aufgenommen.
Bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1998 erreichte die kroatische Nationalmannschaft den dritten Platz. Kroatiens Stürmer Davor Šuker wurde zum Torschützenkönig des Turniers ernannt.
Nach dem Tod Tuđmans am 11. Dezember 1999 und den Parlamentswahlen am 3. Januar 2000 kam es zum ersten Regierungswechsel in 10 Jahren. Eine breite Koalition aus sechs bisherigen Oppositionsparteien unter Führung der SDP übernahm die Regierung. Präsident wurde nun Stipe Mesić und Ministerpräsident Ivica Račan. Die anfängliche Euphorie bei vielen Gegnern der HDZ legte sich schnell, als offensichtlich wurde, dass die erhofften Veränderungen nicht über Nacht stattfinden konnten.
2001 kam es zu ersten internen Konflikten um die Zusammenarbeit mit dem internationalen Gerichtshof in Den Haag, und die HSLS unter Dražen Budiša verließ die Regierung. Der Koalitionsregierung wurde oft vorgeworfen, sie sei zu zögerlich mit der Aufarbeitung von 10 Jahren HDZ-Regierung vorgegangen und habe vor wichtigen Reformen zurückgeschreckt.
Bei den Wahlen im November 2003 wurde die HDZ wieder stimmenstärkste Partei. Sie bildete im Dezember eine Minderheitsregierung mit Unterstützung durch die Pensionistenpartei HSU und weiterer Kleinparteien sowie die meisten Vertreter der nationalen Minderheiten. Neuer Ministerpräsident wurde Ivo Sanader.
2003 strichen die USA ihre Militärhilfe an Kroatien, da dieses das Statut des Internationalen Strafgerichtshofs ratifiziert hatte.
Am 18. Juni 2004 verliehen die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union Kroatien den Status eines offiziellen Beitrittskandidaten. Der ursprünglich für den 17. März 2005 vorgesehene Beginn der Beitrittsverhandlungen wurde jedoch zunächst zurückgestellt, da das UNO-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag Kroatien vorwarf, nicht genug für die Ergreifung des Angeklagten Ante Gotovina unternommen zu haben. Erst am 3. Oktober 2005 fällte der EU-Ministerrat in Luxemburg die Entscheidung über den Beginn von Beitrittsverhandlungen, da der Internationale Strafgerichtshof Kroatien nun „vollständige Zusammenarbeit“ bescheinigte. Am 7. Dezember 2005 konnte Gotovina auf der spanischen Insel Teneriffa festgenommen und am 10. Dezember dem Den Haager Strafgerichtshof überstellt werden.
Kroatien möchte bereits bis zu den EU-Wahlen 2009 Mitglied in der Union werden. Im Falle eines Beitritts wäre Kroatien nach Slowenien der zweite Nachfolgestaat des ehemaligen Jugoslawien, der Mitglied der Union werden würde.
Weblinks
- Le monde diplomatique – Sammlung von Landkarten der Region
- Auflistung und Bilder der von serbischen Freischärlern und der Jugoslawischen Volksarmee zerstörten katholischen Kirchen
- Bericht des Kriegsberichterstatters Mark Danner
- Abschlussbericht der UNO Expertenkomission 1992, Englisch
- The policy of ethnic cleansing, Final report of the United Nations Commission of Experts
- The military structure, strategy and tactics of the warring factions, Englisch, UNO
- The battle of Dubrovnik, Final report of the United Nations Commission of Experts, Englisch