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Kolibris

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Im Flug fressender Kolibri
Kolibris fressen im Flug
Foto: www.pueblo.gsa.gov

Rubinkehlkolibri im Schwebflug
Rubinkehlkolibri
(Archilochus colubris)

Foto: midwest.fws.gov

sitzender Dreifarbenkolibri
Dreifarbenkolibri
(Selasphorus platycercus)

Foto: www.nps.gov

Zimtkolibri, von einer Hand gehalten
Zimtkolibri
(Selasphorus rufus)
Größenvergleich mit einer Hand

Foto: [http:/www.epa.gov www.epa.gov]

Die Kolibris (Trochilidae) stellen nach Ansicht mancher Autoren die einzige Familie der Ordnung der Kolibriartigen (Trochiliformes) dar. Sie sind allerdings sowohl mit den Seglern (Apodidae) als auch mit den Nachtschwalben (Caprimulgidae) so nahe verwandt, dass sie mit diesen und einigen weiteren Familien in der Ordnung der Schwalmartigen (Caprimulgiformes) zusammengefasst werden können - siehe auch Systematik der Vögel.

Die Familie der Kolibris umfasst mehr als 100 Gattungen mit mehr als 330-340 Arten.

In den verschiedenen Sprachen werden die Kolibris ganz unterschiedlich benannt, z.B.

  • Hummingbird (englisch)
  • Pica flor (spanisch)
  • Beija flor (portugiesisch)

Aussehen, Körperbau

Kolibris sind meist sehr kleine Vögel. Die kleinste Vogelart überhaupt, die Bienenelfe (Mellisuga helenae), misst samt Schnabel und Schwanzfedern nur 6 cm. Die größte Art, der Riesenkolibri (Patagona gigas), ist ca. 25 cm lang. Die meisten Kolibris haben ein buntes, in der Regel metallisch grün schimmerndes Gefieder. Die Kehle beim Männchen ist oft glänzend rot, blau oder smaragdgrün.

Ein besonderes Merkmal der Kolibris ist der Schnabel, der bei fast jeder Art anders aussieht. Beim Schwertschnabelkolibri (Ensifera ensifera) z.B. ist der Schnabel fast so lang wie der ganze übrige Körper, der 10 cm misst. Demgegenüber hat der Kleinschnabel-kolibri (Ramphomicron microrhynchum) nur eine Schnabellänge von 5 mm. Die Adlerschnabel-Kolibris (Eutoxeres) besitzen einen enorm nach unten gebogenen Schnabel, wogegen der Säbelschnabelkolibri (Avocettula recurvirostris) wiederum einen Schnabel hat, der an der Spitze nach oben gebogen ist. Jeder Schnabel ist auf einen anderen Blütetyp spezialisiert, sodass jede Art ihre eigene ökologische Nische besetzt und damit dem Konkurrenzkampf mit anderen Arten entgeht.

Ihre Zunge ist lang, kann weit hervorgestreckt werden und ist an der Spitze gespalten und strohhalmförmig, sodass der Nektar gut aus den Blüten gesaugt werden kann.

Die Phaethornitinae und die Trochilinae sind Unterfamilien der Kolibris. Bei den Phaethornitinae sind die drei Vorderzehen an der Basis aneinander geheftet. Sie besitzen auch stark verlängerte Steuerfedern. Bei den Trochilinae sind die Vorderzehen frei. Die mittleren Steuerfedern sind hier nicht verlängert.

Besonderheiten

Kolibris fliegen mit einer sehr hohen Frequenz von bis zu 80 Flügelschlägen pro Sekunde. Das ermöglicht ihnen, auch rückwärts oder seitwärts zu fliegen oder in der Luft stehen zu bleiben. Eine weitere Besonderheit der Kolibris ist, dass sie acht Rippenpaare besitzen. Normalerweise haben Vögel sechs Rippenpaare.

Verbreitung und Lebensraum

Kolibris leben (in freier Wildbahn) ausschließlich in Amerika. Sie kommen vom Süden Alaskas bis Feuerland vor. Sie leben in heißen und kalten Wüstengebieten genau so wie in den Waldgebieten am Amazonas. Eigentlich trifft man sie fast überall in Nord- und Südamerika an, außer in der subarktischen und borealen Zone. Von den 330-340 Arten leben fast 130 in der Nähe des Äquators. Nur ein gutes Dutzend Arten lebt in Nordamerika nördlich von Mexiko, die meisten davon im Südwesten der USA. Der Rubinkehlkolibri (Archilochus colubris) brütet als einziger im Osten der USA.


Manche Leute denken, sie hätten in Deutschland schon einmal einen Kolibri gesehen, aber das war dann nur ein Schmetterling namens Taubenschwänzchen.


Ernährung

Die Kolibris ernähren sich vorwiegend von Blütennektar. Diese sehr energiereiche Nahrung macht den kraftraubenden Flugstil erst möglich. Insbesondere knallig rot oder orange gefärbte Blumen ziehen die Kolibris an.

In den Blüten sammeln sich zudem Insekten, die ebenfalls von den Kolibris gefressen werden und eine ausreichende Versorgung mit Eiweiß sicherstellen. Daneben werden noch Pollen und Fruchtfleisch gefressen. Um den Flüssigkeitsbedarf zu decken trinken die Kolibris zusätzlich noch Wasser.

Fortpflanzung

Um bei den Weibchen Interesse zu wecken, führen die Männchen eine Balz auf. Das ist ein Tanz, um das Weibchen in Paarungsbereitschaft zu bringen. Nachdem die Weibchen begattet wurden, bauen sie ein winziges Nest, das aus Spinnweben, Pflanzenwolle, Flechten oder Moos angefertigt wird. Das Nest wird in geringer Höhe in einem Busch oder einem Baum versteckt gebaut. Das Weibchen legt zwei Eier im 2-Tage-Abstand. Es bebrütet die Eier 14 bis 19 Tage. Die Jungen werden anschließend 3-4 Wochen lang gefüttert. Dabei kommt das Weibchen bis zu 140 mal pro Tag zum Nest, um die Jungen mit Futter zu versorgen.

Feinde

Natürliche Feinde der Kolibris sind Raubvögel und Raubkatzen. Die Feinde der Kolibris sind aber auch die Menschen. Sie verarbeiten Teile der Kolibris zu Schmuck.

Gattungen und Arten

Unterfamilie Eremiten-Kolibris (Phaethornithinae)

  • Adlerschnabel-Kolibris (Eutoxeres)
  • Schattenkolibris (Phaethornis)
  • (Threnetes)
  • (Glaucis)
  • (Ramphodon)

Unterfamilie Kolibris i.e.S. (Trochilinae)

  • Hakenkolibris (Androdon)
  • (Doryfera)
  • (Phaeochroa)
  • Degenflügel-Kolibris (Campylopterus)
  • (Aphantochroa)
  • Breitschwingenkolibris (Eupetomena)
  • Blumennymphen (Florisuga)
  • (Melanotrochilus)
  • Schuppenkolibris (Colibri)
  • Mango-Kolibris (Anthracothorax)
  • Säbelschnabelkolibris (Avocettula)
  • (Topaza)
  • (Eulampis)
  • (Chrysolampis)
  • (Orthorhyncus)
  • (Klais)
  • (Stephanoxis)
  • (Abeillia)
  • Schopfkolibris (Lophornis) - 10 Arten
  • (Popelairia)
  • Diskuskolibris (Discosura)
  • (Trochilus)
  • (Chlorestes)
  • (Chlorostilbon)
  • (Panterpe)
  • (Elvira)
  • (Eupherusa)
  • (Goethalsia)
  • (Goldmania)
  • (Cynanthus)
    • Braunkopfkolibri (C. sordidus)
    • Breitschnabelkolibri (C. latirostris)
  • (Cyanophaia)
  • (Thalurania)
  • (Damophila)
  • (Lepidopyga)
  • Schwammkolibris (Hylocharis) - 8 Arten, u.a.:
    • Schwarzstirnsaphir (H. xantusii)
    • Weißohrsaphir (H. leucotis)
  • (Chrysuronia)
  • (Leucochloris)
  • (Polytmus)
  • (Leucippus)
  • (Taphrospilus)
  • Amazilia-Kolibris (Amazilia) - 32 Arten
  • Schneekrönchenkolibris (Microchera)
  • (Anthocephala)
  • (Chalybura)
  • (Lampornis) - 6 Arten, u.a.:
    • Blaukehlnymphe (L. clemenciae)
  • (Lamprolaima)
  • (Phlogophilus)
  • (Adelomyia)
  • (Clytolaema)
  • (Heliodoxa)
  • Dickschnabelkolibris (Eugenes)
    • Dickschnabelkolibri (E. fulgens)
  • (Hylonympha)
  • (Sternoclyta)
  • (Urochroa)
  • (Boissonneaua)
  • (Aglaeactis)
  • (Oreotrochilus)
  • (Lafresnaya)
  • (Coeligena)
  • Schwertschnabelkolibris (Ensifera)
    • Schwertschnabelkolibri (E. ensifera)
  • (Pterophanes)
  • Riesenkolibris (Patagona)
    • Riesenkolibri (P. gigas)
  • Chile-Kolibris (Sephanoides)
  • Sonnennymphen (Heliangelus)
  • Schneehöschen-Kolibris (Eriocnemis)
  • (Haplophaedia)
  • Weißspitzkolibris (Urosticte)
  • Flaggensylphen (Ocreatus)
  • (Lesbia)
  • Schleppensylphen (Sappho)
    • Schleppensylphe (S. sparganura)
  • (Polyonymus)
  • Kurzschnabelkolibris (Ramphomicron)
    • Kleinschnabelkolibri (R. microrhynchum)
    • Schwarzrückenkolibri (R. dorsale)
  • (Oreonympha)
  • Helmkolibris (Oxypogon)
  • Glanzschwänzchen-Kolibris (Metallura)
  • (Chalcostigma)
  • Degenschnabel-Kolibris (Opisthoprora)
  • (Taphrolesbia)
  • (Aglaiocercus)
  • (Augastes)
  • (Heliothryx)
  • (Heliactin)
  • (Philodice)
  • Wundersylphen (Loddigesia)
  • (Heliomaster)
  • (Rhodopis)
  • Cora-Kolibris (Thaumastura)
  • (Tilmatura)
  • (Doricha)
  • Amethystkolibris (Calliphlox)
  • (Microstilbon)
  • (Calothorax)
    • Luziferkolibri (C. lucifer)
    • Schmuckkolibir (C. pulcher)
  • Zwergelfen (Mellisuga)
    • Zwergelfe (M. minima)
    • Bienenelfe (M. helenae)
  • Erzkolibris (Archilochus)
    • Rubinkehlkolibri (A. colubris)
    • Schwarzkinnkolibri (A. alexandri)
  • Calypte-Kolibris (Calypte)
    • Annakolibri (C. anna)
    • Costakolibri (C. costae)
  • (Atthis)
  • Sternelfen (Stellula)
    • Sternelfe (S. calliope)
  • (Myrtis)
  • (Eulidia)
  • Kurzschwanzelfen (Myrmia)
  • (Acestrura)
  • (Chaetocercus)
  • (Selasphorus) - 6 Arten, u.a.:
    • Dreifarbenkolibri (S. platycercus)
    • Zimtkolibri (S. rufus)
    • Allenkolibri (S. sasin)

Fossilien

Der deutsche Paläoornithologe Gerald Mayr vom Frankfurter Forschungsinstitut Senckenberg hat die vermutlich ältesten Kolibrifossilien der Welt in der Grube Unterfeld im baden-württembergischen Frauenweiler entdeckt. Er beschreibt im Fachmagazin "Science" den Fund zweier über 30 Millionen Jahre alter Fossilien, die den heute lebenden amerikanischen Kolibris ähnelten. Es sind die ersten Funde von Kolibris in der Alten Welt.

Die Skelette sind etwa vier Zentimeter lang, haben einen langen Schnabel, um Blütennektar zu saugen, sowie Flügel, die zum Schweben auf der Stelle befähigen. Damit zeigen sie die typischen Merkmale moderner Kolibris.

Mayr taufte sie auf den Namen Eurotrochilus inexpectatus - "unerwartete europäische Art des Trochilus".