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Mossad

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Israel
"Allgemeiner Nachrichten- und Sicherheitsdienst" (Mosad Merkazi leModi'in uLeTafkidim Mejuchadim)
— Mossad —
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Staatliche Ebene Staat
Bestehen seit 13. Dezember 1949[1]
Hauptsitz Tel Aviv
Behördenleitung Yossi Cohen[2]
Mitarbeiter ca. 3000
Website www.mossad.gov.il

Mossad (המוסד למודיעין ולתפקידים מיוחדים, haMosad leModi'in uLeTafkidim Mejuchadim/?, Institut für Aufklärung und besondere Aufgaben, eigentlich Mosad Merkazi leModi'in uLeTafkidim Mejuchadim, „Zentraler Nachrichten- und Sicherheitsdienst“, kurz haMosad, „das Institut“) ist der israelische Auslandsgeheimdienst. Er ist in seiner Funktion vergleichbar mit der US-amerikanischen Central Intelligence Agency (CIA) oder dem deutschen Bundesnachrichtendienst (BND), aufgrund seiner Struktur und, da es ein Ziviler Nachrichtendienst ist. Der Mossad gilt als einer der bestinformiertestn Geheimdienste der Welt. Neben dem Mossad gibt es in Israel den Inlandsgeheimdienst Schin Bet und den Militärgeheimdienst Aman und gab es früher auch einen 1986 aufgelösten vierten Geheimdienst (Lakam), welcher zur Unterstützung des israelischen Nuklearprogramms gegründet worden war. Auch andere jüdische Organisationen wurden „Mossad“ genannt, unter anderem der Mossad le Alija Bet, der die heimliche Immigration nach Palästina organisierte.

Auftrag

Als Ziviler Auslandsnachrichtendienst Israels hat der Dienst primär die Aufgabe, Informationen, die für die Regierung, das Militär und die Sicherheit des Landes von Relevanz sein könnten, mit nachrichtendienstlichen Mitteln wie menschlichen Quellen (HUMINT) und elektronischer Aufklärung (SIGINT) zu beschaffen. Darüber hinaus fungiert der Dienst auch weltweit als operativer Arm der Regierung.

Organisation

Hadar-Dafna-Gebäude (Teilansicht von der Henrietta-Szold-Straße her)

Das Hauptquartier des Mossad befindet sich in Tel Aviv-Jaffa. Einige Romane, Filme und Presseberichte verweisen auf das Hadar-Dafna-Gebäude (hebräisch בנין הדר דפנה) als Sitz der Zentrale.[3] Darstellungen der Tel Aviver Zentrale in Romanen umfassen unter anderem Frederick Forsyths Die Faust Gottes,[4] Tim PowersThree Days to Never[5] oder Patrick Robinsons Nimitz Class.[6] Diese Angaben werden von den Aussagen einzelner ehemaliger Mossad-Agenten wie Victor Ostrovsky[7] oder Gad Schimron[8] gestützt.

Die Personalstärke des Mossad wird auf rund 3000 Mitarbeiter geschätzt. Lediglich ein Bruchteil der Mitarbeiter sind aktive Agentenführer, so genannte Katsas. Die im Vergleich zu anderen Geheimdiensten geringe Anzahl an operativen Mitarbeitern erklärt sich dadurch, dass der Mossad weltweit auf ein engmaschiges Netz an freiwilligen Helfern (Sajanim) zurückgreifen kann. Meistens handelt es sich dabei um Personen (israelische Staatsbürger oder jüdische Sympathisanten anderer Staatsangehörigkeiten), die im Zielland einer Operation ansässig sind und diskret logistische Unterstützung leisten, zum Beispiel durch Bereitstellung von Transportmitteln, sicheren Wohnungen oder durch Beschaffung von Information.

Die jeweilige Identität des Mossad-Chefs war lange ein israelisches Staatsgeheimnis. Seit Ende der 1990er Jahre werden die Namen aber bekanntgegeben.

Struktur

Die innere Gliederung des Mossad ist weitgehend unbekannt. Vermutlich verfügt er aber über sechs bis acht Abteilungen:

  • Die Sammlungsabteilung ist die größte Abteilung. Sie leitet sämtliche Spionageaktionen und verfügt über Niederlassungen auf der ganzen Welt, teils geheim, teils als Bestandteil der diplomatischen Vertretungen Israels. Vermutlich ist die Abteilung nach regionaler Zuständigkeit weiter aufgegliedert.
  • Die Abteilung für politische Aktionen und Zusammenarbeit koordiniert die Arbeit mit den Geheimdiensten befreundeter Nationen und unterhält Kontakte zu Nationen, mit denen Israel keine offiziellen diplomatischen Beziehungen hat. In größeren Auslandsvertretungen Israels sind meist auch Mitarbeiter dieser Abteilung stationiert.
  • Die Abteilung für spezielle Operationen Kidon – auch Metsada genannt – führt Anschläge, Sabotage, paramilitärische Operationen und psychologische Kriegführung höchster Geheimhaltungsstufe durch.
  • Die LAP (Lochama Psichologit)-Abteilung ist für psychologische Kriegsführung, Propaganda und Täuschungsoperationen zuständig.
  • Die Forschungsabteilung produziert in regelmäßigen Abständen Geheimdienstberichte über verschiedene Regionen der Welt. Sie ist in 15 regional zuständige Arbeitsgruppen gegliedert, wobei der eindeutige Schwerpunkt auf den Ländern des Nahen Ostens liegt.

Zusätzlich gibt es eine Abteilung, die sich mit Atomwaffen befasst. In ihr gingen wesentlich Teile des ehemals vierten israelischen Nachrichtendienstes Lakam auf, als dieser 1986 aufgelöst wurde.

Leitung

Geschichte

Der Mossad wurde am 13. Dezember 1949[9] durch David Ben-Gurion ins Leben gerufen und soll seine Aktivitäten am 1. April 1951 aufgenommen haben. Es kam zur Zusammenführung der Vorgängereinrichtungen Zentralinstitut für Koordination und Zentralinstitut für Aufklärung und Sicherheit. Bekannt gewordene oder vermutete Aktionen des Mossad in der Vergangenheit werden im Folgenden in Übersichtslisten dargestellt.

Nach dem Mord an Israels Premierminister Jitzhak Rabin und verschiedenen Fehlschlägen musste der in der Öffentlichkeit bis dahin nur als „S“ bekannte Schabtai Schawit als Generaldirektor des Mossad zurücktreten. Am 24. März 1996 wurde Generalmajor Dani Jatom zum neuen Generaldirektor ernannt. Ab diesem Zeitpunkt wurden die Namen der Mossad-Chefs erstmals öffentlich bekannt gegeben. Als Folge des missglückten Attentats auf Chalid Masch'al (siehe unten) und einer missglückten Operation in der Schweiz trat Jatom zurück. Den Posten übernahm im März 1998 Ephraim Halevy. Halevy war zuvor Mossad-Agent und dann Vertreter Israels bei der Europäischen Union gewesen. Im Oktober 2002 entließ der damalige Premierminister Ariel Scharon Halevy, mit dem er wiederholt über die richtige Strategie gegen den palästinensischen Terror in Streit geraten war. Nachfolger wurde General Meir Dagan. Er diente gemeinsam mit Scharon in der israelischen Armee. Dagan leitete eine Kommandoeinheit, die im Gazastreifen militante Palästinenser aufspürte und liquidierte. Unter ihm widmete sich der Mossad wieder mehr verdeckten Operationen und Spezialoperationen und konzentrierte sich auf die Bekämpfung des von Israel als Bedrohung betrachteten atomaren Programms des Iran.

Seit Ende 2015 steht Yossi Cohen an der Spitze des Geheimdienstes.[2]

Als erfolgreich betrachtete Operationen

Der Eichmann-Prozess (1961)
  • Im Mai 1960 spürte der Mossad in der „Operation Garibaldi“ den deutschen Kriegsverbrecher Adolf Eichmann in Argentinien auf und entführte ihn nach Israel (u. a. von Rafi Eitan, der davon abriet, gleichzeitig den Versuch zu unternehmen, Mengele zu fassen). Eichmann wurde in Jerusalem vor Gericht gestellt, zum Tode verurteilt und hingerichtet.
  • In den 1960er Jahren gelang es dem Mossad-Agenten Eli Cohen, wichtige Informationen aus der syrischen Regierung und über militärisch-strategisch wichtige Positionen der syrischen Armee auf den Golanhöhen an Israel weiterzuleiten. Dadurch, dass alle anderen Sender aufgrund eines Stromausfalls lahmgelegt waren und nur Cohens batteriebetriebener Sender funkte, gelang es dem syrischen Geheimdienst, Cohens Sender zu lokalisieren und ihn beim Absetzen eines Funkspruchs nach Tel Aviv festzunehmen. Cohen wurde gefoltert und, trotz internationaler Bemühungen (u. a. des Vatikans), in Damaskus öffentlich als Spion gehängt.
  • 1962 und 1963 verübte der Mossad mit der Hilfe von Informationen seines Agenten Wolfgang Lotz Anschläge auf mehrere deutsche Ingenieure, die seit 1959 am ägyptischen Raketenprogramm arbeiteten - eine entsprechende Betätigung in Deutschland war damals aufgrund alliierter Bestimmungen noch verboten. Der Ingenieur Dr. Heinz Krug verschwand im September 1962 in München. Ein anonymer Anrufer behauptete seinen Tod; seine Leiche wurde nicht gefunden (wohl aber sein Auto). Im Februar 1963 entging der Elektronik-Experte Hans Kleinwächter knapp einem Mordanschlag in Lörrach - sein Wagen wurde blockiert und es wurde mit einer schallgedämpften Pistole auf ihn geschossen. Eine Briefbombe an den Ingenieur Dr. Wolfgang Pilz in Ägypten kostete dessen Sekretärin das Augenlicht; eine weitere Bombe einen Tag später tötete fünf Personen. In der Schweiz wurden zwei israelische Agenten verhaftet, als sie die Tochter des Raketenexperten Prof. Paul Goerke bedrohten. Schließlich musste der verantwortliche Mossad-Chef Harel auf Druck Ben-Gurions zurücktreten, um die Zusammenarbeit mit deutschen Behörden nicht zu gefährden, und die Arbeit des Mossad in dieser Sache wurde in moderatere Bahnen gelenkt. Als die Ägypter Mitte der 1960er Jahre stattdessen mit der Sowjetunion und anderen Ostblockstaaten wie der DDR kooperierten, erübrigte sich ein weiteres Vorgehen.
MiG-21 im Museum der Israelischen Luftwaffe in Chazerim
  • Am 16. August 1966 gelang es dem Mossad, einem irakischen Piloten mit seiner neuen MiG-21 zur Flucht nach Israel zu verhelfen (Operation Penicillin). Die MiG-21 wurde benötigt, um die eigene Luftwaffe, die mit französischen Mirage ausgerüstet war, an dem schneller beschleunigenden Feindflugzeug auszubilden und die höhere Manövrierfähigkeit der Mirage zu nutzen.
    Bei einem Luftkampf am 7. April 1967 schoss die israelische Luftwaffe sechs syrische MiG-21 ab und verlor dabei kein einziges eigenes Flugzeug. Den Sechstagekrieg (Juni 1967) gewann Israel. Einige Monate später verlieh Israel die MiG an die USA. Die USA waren wegen des damaligen Vietnamkrieges besonders daran interessiert, die MiG-21 bzw. deren Eigenschaften zu kennen.[10]
  • Charles de Gaulle, französischer Staatspräsident von 1959 bis 1969, wollte nach dem Sechstagekrieg (Juni 1967) 50 bereits bezahlte und gebaute Mirage nicht nach Israel ausliefern lassen. Im Februar 1968 bemühte sich eine „Beschaffungskommission des Staates Israel in Paris“ um Baupläne der Mirage-Triebwerke des schweizerischen Lizenzbauers. Nachdem die Schweizer Firma den Verkauf abgelehnt hatte, bestach der Mossad einen Mitarbeiter des Schweizer Unternehmens mit $ 200.000 und schaffte demonstrativ 47 Zentner Akten über die Bundesrepublik Deutschland nach Israel. Es ist auch die Ansicht vertreten worden, dies sei mit insgeheimer Unterstützung der Franzosen geschehen, die nur offiziell keine Waffen an Israel liefern wollten.[11]
  • In der Weihnachtsnacht 1969 kaperten Mossad-Agenten in der Operation Noa acht Raketenboote, die im französischen Cherbourg für Israel gebaut worden waren, die Präsident Charles de Gaulle aber nicht ausliefern lassen wollte. Im November 1968 diente der 1142-BRT-Uranfrachter Scheersberg A dem Mossad in der Operation Plumbat zum Transport von Uraninit. Es wird angenommen, dass er ein Jahr später den Schnellbooten auf ihrem Weg nach Israel als Versorgungsschiff diente.
  • Am 24. Dezember 1969 besetzte ein Mossad-Kommando innerhalb von drei Stunden eine sieben Tonnen schwere sowjetische P-12-Radarstation der ägyptischen Flugabwehr, die auch Flugzeuge im Tiefstflug erfassen konnte. Das Kommando brachte die Radarstation nach Israel; die Besatzung - vier ägyptische Techniker - wurde nach Israel entführt.
  • Am 8. Juli 1972 wurde der arabische Schriftsteller Ghassan Kanafani, nachdem er das Amt des Sprechers der „Volksfront zur Befreiung Palästinas“ (PFLP) übernommen hatte, durch eine vom Mossad an seinem Wagen angebrachte Bombe getötet. Dabei starb auch seine Nichte.
  • Nachdem am 5. September 1972 ein Kommando des Schwarzer September in München elf Sportler der israelischen Olympia-Mannschaft zunächst als Geiseln genommen und dann getötet hatte, bildete der Mossad auf Anweisung des israelischen Sicherheitskabinettes unter Golda Meir die Sondereinheit Caesarea, deren Aufgabe die Liquidierung der Attentäter und deren angeblicher Hintermänner war. Im Zuge der unter dem Namen Operation Zorn Gottes bekannt gewordenen Aktionen exekutierten Mossad-Kommandos etwa 20 Palästinenser, deren Verbindung zur Geiselnahme von München allerdings teilweise umstritten ist. Bei den häufig mit Bomben durchgeführten Anschlägen kamen nicht nur Zielpersonen, sondern auch Begleiter und Passanten zu Tode. Die gezielte, irrtümliche Tötung eines Unschuldigen wurde als Lillehammer-Affäre bekannt.
  • 1973 wurde im Rahmen der Operation Zorn Gottes die Operation Frühling der Jugend ausgeführt, die Tötung von Muhammad Youssef Al-Najjar und Kamal Adwan in Beirut. Da eine Reihe von Zielpersonen der Liquidations-Liste in gut gesicherten Häusern im Libanon wohnte und somit mit den bisherigen Anschlag-Methoden nicht zu erreichen war, startete Caesarea die Operation Frühling der Jugend (Operation Spring of Youth). In der Nacht vom 9. auf den 10. April 1973 drangen Sajeret-Matkal-Kommandos, ein Team Fallschirmjäger und eins der Schajetet 13, der israelischen Kommando-Kampfschwimmer, nach Beirut und Sidon ein. Dort töteten sie einige hochrangige Mitglieder der PLO und des Schwarzen Septembers, u. a. Muhammad Youssef Al-Najjar (Abu Youssef), den Führungsoffizier des Schwarzen September und PLO-Offiziellen, Kamal Adwan, einen Führungs- und Geheimdienstoffizier des Schwarzen September und Leiter aller Terroroperation auf israelischen Staatsgebiet, sowie Kamal Nasser, den PLO-Sprecher. Youssef und seine Frau wurden in ihrem Badezimmer durch Gewehrfeuer getötet, als ein Kommando ihre Beiruter Wohnung stürmte.[12]
  • Am 7. Juni 1981 wurde der irakische Kernreaktor Osirak von der israelischen Luftwaffe zerstört, nachdem der Mossad Informationen darüber beschafft hatte.
  • 1986 entführte der Mossad den israelischen Atomtechniker Mordechai Vanunu, der Informationen über das israelische Atomwaffenprogramm in Dimona an die Presse weitergegeben hatte.
  • 1988 bereitete der Mossad die Ermordung von Chalil Ibrahim al-Wazir in Tunis vor.
  • Der Mossad übernahm 1991 vom BND sowjetische Panzer aus NVA-Beständen und verschiffte sie als „landwirtschaftliche Ersatzteile“ nach Israel.
  • Im Oktober 1995 wird der palästinensische Arzt und Mitbegründer des „Islamischen DschihadFathi Schakaki auf Malta erschossen.[13]
  • Insgesamt konzentriert sich der Mossad hauptsächlich auf arabische Länder und Organisationen. Sein nachrichtendienstliches Interesse erstreckt sich aber auch zum Beispiel auf NATO-Länder. Darüber hinaus organisiert er die Schleusung jüdischer Flüchtlinge aus aller Welt nach Israel.

Fehlgeschlagene Operationen

  • Wiederholt wurden in der Vergangenheit Mossad-Agenten mit gefälschten Pässen oder beim Versuch, sich unter Angabe falscher Tatsachen echte Papiere zu erschleichen, verhaftet, was jeweils zu diplomatischen Verstimmungen zwischen Israel und der betroffenen Nation führte.
  • Während der sogenannten "Operation Plumbat" (von Lateinisch "plumbum", also Blei) wurde Deutschland verdächtigt, geheime Urangeschäfte zu betreiben. Tatsächlich war Dan Ert (alias Dan Aerbel), ein Israeli und Mitglied des Mossad, Eigentümer des Schiffs, der 1973 in Norwegen verhaftet wurde.
  • 1974 töteten Mossad-Agenten im Rahmen der sog. Lillehammer-Affäre irrtümlich den marokkanischen Kellner Ahmed Bouchiki, den sie für Ali Hassan Salameh hielten, einen der Verantwortlichen der Geiselnahme von München. Fünf israelische Agenten wurden von einem norwegischen Gericht zu Gefängnisstrafen verurteilt.
  • 1996 berichtete der Geheimdienstmitarbeiter Yehuda Gil, dass die Verlegung der 14. Division der syrischen Armee Teil eines Planes sei, die Golanhöhen in einem Überraschungsschlag zurückzuerobern. Die von Gil bewusst gefälschte Analyse wurde an die Amerikaner weitergegeben, was nach Auffliegen der Affäre den Ruf des Mossad in den USA und anderswo nachhaltig schädigte.
  • 1997 scheiterte ein geplantes Giftattentat auf den Hamas-Führer Khalid Meshaal in Jordanien. Laut Aussage von Rafi Eitan, einem ehemaligen Mossad-Agentenführer, war der Fehlschlag auf ungenügende Ausbildung der beteiligten Agenten zurückzuführen. Dieser Misserfolg konnte nur durch diverse politische Zugeständnisse Israels gegenüber Jordanien kompensiert werden.
  • 1998 scheiterte ein versuchter Lauschangriff im schweizerischen Liebefeld bei Bern und führte die involvierten Agenten als Amateure vor. Bei der Aktion gingen die Geheimdienstler so lautstark vor, dass eine Anwohnerin die Polizei alarmierte und diese die Agenten in flagranti überraschte und verhaften konnte.[14]

Unklare oder umstrittene Mossad-Beteiligung

Die Beteiligung des Dienstes wird von unterschiedlicher Seite bei folgenden Operationen angenommen, kann aber naturgemäß nicht oder noch nicht abschließend belegt werden:

  • Die Ermordung von Gerald Bull 1990 in Brüssel. Bull war ein kanadischer Waffeningenieur, der für den Irak eine „Superkanone“ entwickeln wollte.
  • Langjährige Unterstützung kurdischer Rebellen, speziell die Ausbildung von Spezialkräften zur geheimen Infiltration von syrischem und iranischem Gebiet (die Grenzregionen sind größtenteils kurdisch geprägt). Mögliche Unabhängigkeitsbestrebungen der Region (insbesondere vom Irak und Teilen der östlichen Türkei) werden von Experten als große Gefahr für die Stabilität im Nahen Osten eingeschätzt.[15]
  • Eine Reihe von Autobombenanschlägen im Libanon, bei denen unter anderem am 25. Mai 2006 in Sidon Mahmoud al-Majzoub ums Leben kam. Der libanesische Geheimdienst verhaftete im Juni 2006 den Polizeibeamten Mahmoud Rafeh. Er soll laut libanesischen Angaben zugegeben haben, als Anführer einer Terrorzelle seit Jahren im Libanon tödliche Anschläge im Auftrag des Mossad durchgeführt zu haben. Die libanesische Regierung will den Fall vor den UN-Sicherheitsrat bringen und dem UN-Sonderermittler Serge Brammertz, der das Attentat auf den Fahrzeugkonvoi des früheren libanesischen Ministerpräsidenten Rafiq al-Hariri untersucht, die Ergebnisse der Ermittlungen seines Geheimdienstes übergeben.
Zimmer des Rotana-Hotels (Dubai), in dem Mahmud al-Mabhuh ermordet wurde.
  • Die Ermordung des Hamas-Führers Mahmud al-Mabhuh, der am 20. Januar 2010 erstickt in einem Hotelzimmer in Dubai aufgefunden wurde. Die Polizei Dubais präsentierte später Videoaufzeichnungen des Vorgehens der mutmaßlichen Mörder vor und nach der Tat. Dadurch erlangte die Ermordung ungewöhnlich starke Medienberichterstattung.[16][17][18]
  • Die Entführung des Ingenieurs Dirar Abu Sisi, stellvertretender Leiter des einzigen Kraftwerks des Gazastreifens. Abu Sisi verschwand am 18. Februar 2011 unter bislang ungeklärten Umständen auf einer Reise in der Ukraine. Am 20. März 2011 gaben die israelischen Behörden zu, den Ingenieur in ihrer Gewalt zu haben.[19]
  • Entwicklung des Computerwurms Stuxnet und dessen Einschleusung in iranische Atomanlagen 2010 unter Umständen in Zusammenarbeit mit der CIA. [20]
  • Der Mossad wird beschuldigt Masoud Alimohammadi, Ardeshir Hosseinpour, Majid Shahriari, Darioush Rezaeinejad und Ahmadi-Roshan ermordet zu haben. Die vorhergenannten Personen sind Wissenschaftler, die am iranischen Atomprogramm arbeiteten. Es wird außerdem vermutet, dass der Mossad auch hinter dem versuchten Anschlag auf Fereydoon Abbasi steckt.[21][22]

Einige Spekulationen gehören in den Bereich der Verschwörungstheorien, wie die unterstellte Beteiligung am Tod von Uwe Barschel (vertreten hauptsächlich durch Victor Ostrovsky) und des britischen Medienverlegers Robert Maxwell (hier wird als Motiv angeführt, dass dieser von einer angeblichen Beteiligung des Mossad an dem Putsch gegen Michail Gorbatschow gewusst hätte und im Zuge eines Streits um Geldangelegenheiten damit gedroht hätte, dies publik zu machen) oder gar eine angebliche Verwicklung des Mossad in die Terroranschläge am 11. September 2001. Der Mossad ist daher oftmals auch Objekt und Argument antisemitischer Verschwörungstheorien, die den Judenstaat hinter vielerlei Unstimmigkeiten in der Welt sehen wollen.

Beziehungen mit Verbündeten

Entführung von Schnellbooten der späteren Sa'ar-1-Klasse nach Israel

Die Affäre um deutsche Raketenexperten in Ägypten führte vor der Aufnahme von diplomatischen Beziehungen von Westdeutschland und Israel zu erheblichen Belastungen, insbesondere auch deswegen, weil der Mossad damals vor Anschlägen in Westdeutschland nicht zurückschreckte. 1963 kam es deswegen zum Rücktritt von Isser Harel als Leiter des Mossad, was die israelische Opposition heftig kritisierte. Der Rücktritt des Regierungschefs Ben-Gurion im Juni 1963 hing mittelbar damit zusammen. Dem ungeachtet gibt es eine lange Tradition der israelisch-deutschen Rüstungskooperation, die vom Mossad mit betreut wurde.[23]

Die Lawon-Affäre sowie Operation Plumbat zeigen Beispiele für Konflikte mit anderen europäischen Staaten, insbesondere Frankreich auf, bei denen der Mossad eine Rolle spielte. Die wesentliche militärische Unterstützung Israels kam vor 1969 aus Frankreich, der Tschechoslowakei sowie Deutschland. Aufgrund des politischen Umschwungs in Frankreich nach dem Sechstagekrieg 1969 wie der Unabhängigkeit Algeriens 1962 verkündete Charles de Gaulle 1969 einen Rüstungsboykott gegenüber Israel. In der Operation Cherbourg entführten Mossadagenten in Frankreich mit deutscher Technik gebaute Schnellboote aus Frankreich nach Israel.[24]

Danach wurde die Zusammenarbeit der Israelis mit den USA und deren Central Intelligence Agency intensiviert. Dennoch kam es mehrfach zu Irritationen in den Beziehungen zu US-Geheimdiensten, zum Beispiel 1967 zur NSA durch den Angriff auf deren Schiff USS Liberty im Sechstagekrieg mit mehreren Toten. Dieser wurde zwar offiziell von der US-Regierung heruntergespielt, sorgte in US-Geheimdienstkreisen aber für nachhaltige Verstimmung.[25] Die Geheimdienstbeziehungen zu den USA wurden zudem Mitte der 1980er Jahre von der Affäre des für Israel spionierenden Mitglieds des Geheimdienstes der US-Navy Jonathan Pollard schwer belastet, der 1986 in den USA zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. Er verriet u.a. zahlreiche CIA-Agenten, ebenso wie die US-amerikanischen Abhör- und Satellitenbeobachtungsmethoden gegen Israel und die Angriffspläne US-amerikanischer U-Boote gegen die Sowjetunion. In der Folge sollen einige US-Agenten in der Sowjetunion aufgeflogen sein. Nachdem die israelische Regierung eine Spionagetätigkeit Pollards lange bestritten hatte, gab sie schließlich 1998 unter Benjamin Netanyahu bekannt, dass dieser nicht wie anfangs angenommen, für den Mossad tätig war. Pollard soll für einen speziellen, inzwischen in der Folge der Affäre aufgelösten Geheimdienst Lakam tätig gewesen sein. Der im Zuge der Affäre entlassene Führungsoffizier von Pollard, Rafi Eitan war im Mossad unter anderem an der Eichmann-Entführung und der Affäre des mit Uranmaterial umgeleiteten Frachters Scheersberg beteiligt.[26]

Literatur

  • Markus Glatzel: Der Mossad. Ein Dossier über den israelischen Auslandsgeheimdienst. Grin, München 2007 ISBN 3-638-84954-6.
  • Janusz Piekałkiewicz: Israels langer Arm – Geschichte der israelischen Geheimdienste und Kommandounternehmen. Goverts, Frankfurt 1975.
  • Dennis Eisenberg, Uri Dan, Eli Landau: The Mossad inside stories: Israel's secret intelligence service. Paddington Press, New York 1978, ISBN 0-448-22201-9.
  • Wolfgang Lotz alias Rusty Bey alias Major (i.R.) Zeev Gur-Arieh: Handbuch für Spione. Moewig, München 1981, ISBN 3-8118-6615-X.
  • Erich Follath: Das Auge Davids. Die geheimen Kommandounternehmen der Israelis. Gruner und Jahr, Hamburg 1989, ISBN 3-570-01777-X.
  • Ian Black, Benny Morris: Israel's Secret Wars. A History of Israel's Intelligence Services. London 1991 (deutsche Ausgabe: Mossad – Shin Bet – Aman. Palmyra, Heidelberg 1994, ISBN 3-930378-02-7).
  • Victor Ostrovsky: Der Mossad. 5. Auflage, Goldmann, München 2000: Der Mossad. Ein Ex-Agent enthüllt Aktionen und Methoden des israelischen Geheimdienstes. ISBN 3-442-15066-3 (erste Darstellung des Dienstes von einem ehemaligen Katsa; im Original: By way of deception: The making and unmaking of a Mossad Officer. New York City 1990).
  • Dan Raviv, Yossi Melman: Die Geschichte des Mossad. Aufstieg und Fall des israelischen Geheimdienstes. Heyne, München 1992, ISBN 3-453-05805-4.
  • Victor Ostrovsky: Im Dienste des Mossad. Hoffmann und Campe, Hamburg 1993, ISBN 3-455-05829-9.
  • Victor Ostrovsky: Geheimakte Mossad. Goldmann, München 1996, ISBN 3-442-12658-4.
  • Michael Opperskalski: Mossad: Israels Auftragskiller und Geheimagenten. Unrast, Münster 1998, ISBN 3-928300-87-3.
  • Ronald Payne: Mossad. Israels geheimster Dienst. Straube, Erlangen 1991, ISBN 3-927491-41-1.
  • Gordon Thomas: Die Mossad-Akte. Israels Geheimdienst und seine Schattenkrieger. Knaur Taschenbuch 77540, München 2001, ISBN 3-426-77540-9.

Filme/Serien:

- Navy CIS (ab Staffel 3)

- Blacklist (Ab Staffel 2)

Wiktionary: Mossad – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Nissim Mischal, Michael Bar-Zohar: Mossad: Missionen des israelischen Geheimdienstes. Bastei Entertainment, 2012, ISBN 978-3-7325-1379-6, S. 34 (Google Books).
  2. a b c Peter Münch: Der neue Mossad-Chef - sie nennen ihn "das Model". Süddeutsche Zeitung, 9. Dezember 2015, abgerufen am 31. Januar 2016.
  3. Gideon Levy: The Mossad's new mission: Mideast peace. In: Haaretz vom 5. Dezember 2010; englisch, abgerufen am 29. April 2013.
  4. Frederick Forsyth: Die Faust Gottes. Orbis Verlag, München 1998, ISBN 3-572-00940-5, S. 183.
  5. Tim Powers: Three Days to Never. Harper, New York 2006, ISBN 978-0-380-79837-7, S. 194 (englisch).
  6. Patrick Robinson: Nimitz Class. HarperPaperbacks, New York 1998, ISBN 0-06-109594-X, S. 198 (englisch; im Deutschen unter gleichem Titel erschienen beim Heyne-Verlag, München 1998, ISBN 3-453-12908-3).
  7. Vgl. Angaben in: Victor Ostrovsky: Der Mossad. Ein Ex-Agent enthüllt Aktionen und Methoden des israelischen Geheimdienstes. Taschenbuchausgabe. Droemersche Verlagsanstalt, München 1992, ISBN 3-426-77022-9, S. 48, 249.
  8. Vgl. Interviews mit Gad Schimron u. A. im Fernseh-Dokumentarfilm Lizenz zum Töten – Wie Israel seine Feinde liquidiert, Regie Egmont R. Koch, WDR/ARD 2013 (Kurzangaben zum Film. www.programm.ARD.de, 3. April 2013, abgerufen am 29. April 2013.)
  9. http://www.mossad.gov.il/Eng/About/History.aspx History of the Israeli Secret Intelligence Service
  10. www.jewishvirtuallibrary.org
  11. Janusz Piekałkiewicz: Israels langer Arm - Geschichte der israelischen Geheimdienste und Kommandounternehmen. Goverts, Frankfurt 1975.
  12. J. Bowyer Bell: Assassin: Theory and Practice of Political Violence. Transaction Publishers, New Brunswick 2005, ISBN 1-4128-0509-0, S. 138.
  13. Zimmert schon die Särge. In: Der Spiegel. 45/1995, 6. November 1995.
  14. Biblische Plage. Blamage in Bern: Der missratene Mossad-Lauschangriff in der Schweiz offenbart den Niedergang des legendären Geheimdienstes.“, Der Spiegel, 2. März 1998.
  15. Gary Younge: Israelis 'using Kurds to build power base'. In: The Guardian. 21. Juni 2004 (englisch).
  16. Hans Leyendecker: Mossad, ein Mythos mit Kratzern. In: Süddeutsche Zeitung. 19. Februar 2010.
  17. Joseph Croitoru: Die Medien und der Mossad: Liquidieren mit Stil. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 17. März 2010.
  18. Rainer Hermann und Hans-Christian Rößler: Dubai: Mord in Zimmer 230 In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 17. März 2010.
  19. „Mossad entführt Palästinenser“. In: Sueddeutsche.de, 22. März 2011. Abgerufen am 29. März 2011.
  20. Ethan Bronner, William J. Broad: In a Computer Worm, a Possible Biblical Clue. In: NYTimes. 29. September 2010, abgerufen am 2. Oktober 2010 (englisch).
  21. Ulrike Putz: Anschlag auf Atomwissenschaftler in Iran In: Spiegel Online, SpiegelNet GmbH, 11. Januar 2012. Abgerufen am 13. Januar 2012 
  22. Geopolitical Diary: Israeli Covert Operations in Iran. Stratfor, 2. Februar 2007, abgerufen am 4. Februar 2007: „der Artikel wird nur auf die email-Adresse gesendet.“
  23. BITS Webseite zum Thema, Besondere Beziehungen, Die deutsch-israelische Rüstungskooperationvon Otfried Nassauer
  24. Thomas, Gordon: Gideon's Spies: The Secret History of the Mossad (1999)
  25. Bamford: The puzzle palace: a report on America's most secret agency. Houghton Mifflin, Boston 1982, ISBN 0-395-31286-8.
  26. US-Juden über Israel empört. In: Der Spiegel. Nr. 12, 1996 (online16. März 1987).

Koordinaten: 32° 8′ 32,8″ N, 34° 48′ 14,4″ O