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Kanten

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Kanten eines Roggenbrots mit Kümmel

Der Kanten (von „Kante“; besonders in Norddeutschland verwendete Bezeichnung) ist der Anschnitt oder das Endstück eines Brotlaibes.[1] Im Bäckergewerbe werden Kanten Anschnitt und Abschnitt genannt.[2]

Weitere regionale Bezeichnungen

Regional unterschiedlich werden auch andere Bezeichnungen für den An- und Abschnitt verwendet. Dass überhaupt ein Ausdruck für diesen Teil des Brotes existiert, ist darauf zurückzuführen, dass der Anschnitt eines frisch gebackenen Brotes sehr begehrt war, während das erst nach mehreren Tagen zu verbrauchende Endstück bereits hart und trocken war und oftmals in Flüssigkeit eingetaucht werden musste, bevor man es verzehren konnte.

  • Von Knust, Knus, Kniest, Knistchen, Kniezchen, Knüppchen, Küppchen oder Knaust spricht man im Nordosten und Nordwesten Deutschlands, aber auch teilweise im Ostmitteldeutschen.
  • Knorz, Knörzel, Knüstchen, Kürschtje, Knapp oder Knäppchen, Knörzchen, Knärzchen, Knetzle, Knerzla oder Köppla verwendet man im Rheinland, in Hessen, Franken und angrenzenden Gebieten.
  • Rand, Ränftchen, Ranft, Ranften, Ranftl, Ränftl, Ränftel, Rauft, Rindl, Rumptschn sind Ausdrücke für Kanten im Mittel- und Süddeutschen Raum.
  • In Mittelthüringen sind auch die Begriffe Feeze oder Fietze, in Südthüringen der Küppel bekannt.
  • Knäusle, Knüssle, Mürggel, Riebel, Riebele (auch Brotriebel) sind Ausdrücke, die im schwäbisch-alemannischen Sprachraum gebräuchlich sind.
  • Eine besonders im Bairischen und Österreichischen verbreitete Variante ist das Scherzl oder Scherze(r)l (von italienisch scorza = Rinde) und betrifft ausschließlich die Endstücke.[3]
  • Im Pfälzischen ist der Begriff Knorze gebräuchlich.
  • Krüstchen sagt man im Limburger Raum, im Hinterland und im Westerwald.
  • In Schwaben hört man für alle Arten von Anschnitt gelegentlich auch den Begriff Giggel.[2]
  • Im Wiener Dialekt kommt Bugl (für Bugel bzw. Buckel[4]) zur Anwendung. Dies insbesondere im Zusammenhang bei der Bestellung beim Würstelstand („A Eitrige, an Bugl und a 16er Blech“ für „Eine Käsekrainer, ein Brotendstück und eine Dose Ottakringer Bier“).[5]

Knust und Knaust stehen auch für ein dickes, unförmiges, nicht sauber geschnittenes Stück Brot oder Teil eines Brötchens. Auch dazu existieren mehrere umgangssprachliche Varianten. So sagt man in Österreich Trumm, im Oberdeutschen Mocken und im Nord- und Mitteldeutschen Runken oder Ranken. In Oberfranken gibt es den Ranften. Der Begriff Knust wird regional auch für das Kerngehäuse von Kernobst gebraucht.

Als Verkleinerungsformen für den Kanten existieren z. B. Käntchen und Känchen. Scherzhaft wird der Kanten auch Schaukelbemme oder „Hintern“ genannt.

Siehe auch

Literatur

  • Wilfried Seibicke: Duden: Wie sagt man anderswo? Landschaftliche Unterschiede im deutschen Sprachgebrauch. 2. Auflage. Bibliographisches Institut, Mannheim/Wien/Zürich 1983, ISBN 3-411-01978-6
  • Eberhard Krienke: Uns Uckermark. Sprache und mundartliche Literatur einer Region. Schibri Verlag, Mirow 1996, ISBN 3-928878-46-8
Wiktionary: Kanten – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Kanten auf Duden.de
  2. a b * Von Knäppchen, Knäuschen und Knörzchen. In: Spiegel Online, 13. September 2006. Abgerufen am 19. August 2012.
  3. Einträge für Scherze bis Scherzerei in: Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm, Bd. 14, Sp. 2597 bis 2600.
  4. Brotanschnitt – Buckel. Eintrag in ostarrichi.org – Sprache in Österreich. Abgerufen am 19. August 2012.
  5. Robert Sedlaczek: Das 16er Blech macht Karriere. Sedlaczek am Mittwoch in: Wiener Zeitung, 13. März 2007. Abgerufen am 19. August 2012.