Bergsteigen
Bergsteigen bezeichnet eine Sportart, die im Gebirge ausgeübt wird. Sie besteht meist im Überwinden größerer Höhenunterschiede in wegloser Gebirgs-Landschaft, aber auch auf schmalen Wegen oder Steigen.
Der Begriff ist nicht klar definiert, denn vielfach wird auch die Kombination von Bergwandern - etwa bei Höhenwanderungen - mit leichten bis mittelschweren Kletterpartien so genannt. Andere verstehen unter dem Bergsteigen eher das Klettern selber, während die Wanderung bis zum Einstieg (in den Fels) als Anstieg bezeichnet wird. Bergtouren, die über Gletscher oder ganzjährig firn- oder eisbedeckte Gebiete führen, werden als Hochtouren bezeichnet. Sie erfordern entsprechende Ausrüstung (Eispickel, Steigeisen, Seil) und Kenntnisse der Sicherungstechnik und Spaltenbergung.
Spielarten des Winterbergsteigens sind Skitouren, Skihochtouren (mit Gletscherbegehung) und neuerdings vermehrt Schneeschuhtouren. Bergsteigen in großen Höhen und abgelegenen Regionen bezeichnet man als Expeditionsbergsteigen.
Ausrüstung
In jedem Fall (eventuell das freie Klettern ausgenommen) wird eine wetterfeste Ausrüstung benötigt, die zumindest aus Rucksack, Anorak oder Pelerine, festen Bergschuhen (oder Kletterschuhen) mit griffiger Sohle, Verbandszeug, Getränken und Proviant besteht. Wenn die Möglichkeit eines Wettersturzes besteht - was ab Zwei- oder Dreitausendern praktisch immer der Fall ist - empfiehlt sich auch bei Schönwetter die Mitnahme von warmer Reservekleidung und Socken, Mütze und Handschuhen sowie einer Taschenlampe.
Bei langen, schwierigen Touren ist es eventuell auch sinnvoll, einen Biwaksack einzupacken.
Zur Ausrüstung für den Winter siehe Skitour und Wintersport.
Planung und Vorbereitung von Bergwanderungen
Eine wesentliche Voraussetzung zur sicheren und erlebnisreichen Durchführung einer Bergwanderung ist die sorgfältige Tourenvorbereitung. Dadurch lassen sich viele Gefahrenquellen bereits im Vorfeld ausschließen. Die Vorkenntnis über Gebietsbesonderheiten ermöglicht deren gezieltes Aufsuchen und erleichtert die Orientierung im Gelände.
Wahl des Tourengebiets
Als Informationsquelle dienen:
- Alpinliteratur mit Gebietsmonografien, Tourenvorschläge in Zeitschriften, Alpenvereinsführer
- Kartenmaterial mit Übersichtskarten (1:100 000), Wanderkarten (min. 1:50 000) und AV-Karten (1:25 000)
- Gebietskenner, Einheimische
- Aktuelle Informationen; telefonisch von Fremdenverkehrsämtern, Hüttenwirten oder den alpinen Auskunftsstellen abfragbar.
Besonders zu berücksichtigen sind:
- Jahreszeit, davon abhängig Tageslänge, Durchschnittstemperatur, Schneeverhältnisse, Hüttenöffnungszeiten.
- Gebietsverhältnisse, z.B. Wegezustand, Schneelage, Vereisung
- Ausweichmöglichkeiten bei Schlechtwetter
- Lage des Stützpunktes zu den Touren: Anzahl und Länge der Tourmöglichkeiten
- Vorausbestellung von Schlafplätzen (bei Mehrtagestouren)
Bei mehrtägigen Überquerungen von Hütte zu Hütte, wie beispielsweise auf alpinen Höhenwegen oder Weitwanderwegen, ist Folgendes zu beachten:
- Im Hinblick auf die Gesamtbelastung über mehrere Tage die Einzelabschnitte nicht zu lang wählen, sondern Ruhepausen mit einplanen.
- Ein allzuschwerer Rucksack (mehr als 12 kg) kann einen Höhenweg zum "Leidensweg" machen. Daher muss man sich besonders gründlich informieren und die Ausrüstung sorgfältig zusammenstellen. Wichtige Kriterien sind:
- Bewirtschaftungsart der Hütten (Verpflegung, Schlafsack)
- Schwierigkeit des Weges und die zu seiner Bewältigung nötigen Mittel (Steigeisen, Pickel, Hilfsseil, Anseilgurt, Helm usw.)
- "Schwergewichtige Errungenschaften" der Zivilisation können über einen gewissen Zeitraum ersatzlos gestrichen werden (Walkman, Laptop usw.)
- Bei Wettersturz oder schlechten Verhältnissen besser umkehren, als unbedingt die nächste Hütte erreichen wollen.
- Eine realistische Einschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit und Erfahrung bzw. die der Begleitperson ist notwendig.
Vor der endgültigen Festlegung des Tourenziels sollte die sichere Durchführbarkeit des Unternehmens noch einmal kritisch betrachtet werden. Wichtigstes Kriterium dabei ist, dass Erfahrungen und Leistungsvermögen der Teilnehmer den zu erwartenden Anforderungen der Bergtour entsprechen.
Wichtige Tätigkeiten vor Antritt der Tour
Feststellen der zu erwartenden Anforderung bezüglich Schwierigkeit und Länge der Einzelunternehmungen durch eingehendes Führer- und Kartenstudium. Wichtige Daten dazu sind:
- Höhenmeter für Aufstieg / Abstieg, Tageshöhenmeter Aufstieg
- Entfernung waagerecht bei Flachstücken
- Höhenlage über Meeresspiegel; über 3.000 m ist Anpassung notwendig
- Gelände- und Wegebeschaffenheit, besondere Schwierigkeiten wie Schneefelder, Klettersteige.
- Zusammenstellung der erforderlichen Ausrüstung.
- Berechnung der Gehzeiten anhand der Führerangaben sowie eigener Berechnungen. Grundlage dafür sind folgende Erfahrungswerte (welche natürlich von der persönlichen Kondition und den klimatischen Bedingungen abhängen):
Alleingeher bzw. Kleingruppen gehen in 1 Stunde etwa
- 500 Höhenmeter im Aufstieg
- 800 Höhenmeter im Abstieg
- 5 km Horizontalentfernung
Größere Gruppen legen in 1 Stunde zurück:
- 400 Höhenmeter im Aufstieg
- 600 Höhenmeter im Abstieg
- 4 km Horizontalentfernung
Die tatsächliche Gehzeit einer Strecke erhält man nach folgender Berechnungsformel: Von den Horizontal- und Vertikalentfernung errechneten Zeiten wird der kleinere halbiert und zum größeren addiert.
Dazu ist es natürlich notwendig, Karten lesen zu können. Hier nur ein paar kleine Anmerkungen:
- Karten sind üblicherweise genordet, das heißt, der obere Kartenrand ist Nordrichtung
- Höhenlinien-Beschriftungen zeigen immer ins Tal
- Je näher die Höhenlinien zusammen liegen ("Scharung"), desto steiler ist das Gelände
- Maßstab und Aktualität der Karte beachten
Kartenlesen sollte man schon geübt haben, bevor man am Berg steht und sich orientieren muss.
Berühmte Bergsteiger bzw. Kletterer
bis 1850
- Josef Naus (1793-1871)
- Alfred Pallavicini (1848-1886)
- Francesco Petrarca (1304-1374)
- Ludwig Purtscheller (1849-1900)
- Gottlieb Samuel Studer (1804-1890)
- Edward Whymper (1840-1911)
1850-1900
- Peter Aufschnaiter (1899-1973)
- Karl Blodig (1859-1954)
- Hans Dülfer (1892-1915)
- Rudolf Fehrmann (1886-1948)
- Konrad Kain (1883-1934)
- George Mallory (1886-1924)
- Oliver Perry-Smith (1884-1969)
- Paul Preuß (1886-1913)
- Giovanni Piaz (1879-1948)
- Karl Prusik (1896-1961)
- Luis Trenker (1892-1990)
- Willo Welzenbach (1899-1934)
- Matthias Zurbriggen (1856-1917)
- Jeanne Immink (1853-1929)
1900-1925
- Hermann Buhl (1924-1957)
- Heinrich Harrer (1912-2006)
- Anderl Heckmair (1906-2005)
- Maurice Herzog (1919)
- Edmund Hillary (1919)
- Louis Lachenal (1921-1955)
- Sepp Larch (1920?)
- Willy Merkl (1900-1934)
- Fritz Moravec (1922-1997)
- Matthias Rebitsch (1911-1990)
- Tenzing Norgay (1914-1986)
- Lionel Terray (1921)
- Fritz Wiessner (1900-1988)
1925-1950
- Bernd Arnold (1947)
- Armando Aste (1926)
- Walter Bonatti (1930)
- Chris Bonington (1934)
- Kurt Diemberger (1932)
- Peter Habeler (1942)
- Toni Hiebeler (1930-1984)
- Reinhard Karl (1946-1982)
- Jerzy Kukuczka (1948-1989)
- Reinhold Messner (1944)
- Wanda Rutkiewicz (1943-1992)
- Pete Schoening (1927-2004)
- Pit Schubert (1935)
- Erich Vanis (1928-2004)
- Renato Casarotto (1948-1986)
1950-1975
- Catherine Destivelle (1960)
- Stefan Glowacz (1965)
- Wolfgang Güllich (1960-1992)
- Alexander Huber (1968)
- Thomas Huber (1966)
- Hans Kammerlander (1956)
- Jon Krakauer (1954)
- Juanito Oiarzabal (1956)
- Anatoli Boukreev (1958-1997)
- Christian Kuntner (1962-2005)
- Jean-Christophe Lafaille (1956-2006)
Vereine und Organisationen
- Deutscher Alpenverein
- Österreichischer Alpenverein
- Schweizer Alpen-Club
- UIAA (Union Internationale des Association d’Alpinisme bzw. International Mountaineering and Climbing Federation)
- NaturFreunde Deutschlands
- Internationale Kommission für alpines Rettungswesen (IKAR)
- siehe auch: Liste von Alpenvereinen
Literatur
- Luisa Francia: Der untere Himmel. Frauen in eisigen Höhen. München : Nymphenburger, 1999 (über Bergsteigerinnen)
- Sherry B. Ortner, Life & Death on Mt. Everest: Sherpas & Himalayan Mountaineer, Princeton University Press 1999 - ethnologische Untersuchung
- Bergwandern sicher und umweltbewusst: Eine Broschüre des DAV zum Thema "Erlebnis Bergwandern" mit Informationen zum naturverträglichen Bergsteigen (PDF-Format)
Siehe auch
Sporthelm, Lawine, Alpen, Alpinismus
Weblinks
- WWW.BERGBUCH.INFO Bücher von Bergen - Berge von Büchern
- Alpenfuehrer - Umfassene Informationen für alle, die ihre Freizeit gerne in den Bergen verbringen
- www.einstieg.tk eine sehr umfangreiche Kletterlinkssammlung
- OpenDirectory-Verzeichnis:Bergsteigen
- www.expeditionsbergsteigen.com
- alpinisten.info - Bergsteigen und Outdoor
- Bergsteigen in Südtirol und Umgebung
- Tourentipps für Südtirol