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Tötungsanstalt Hartheim
Einleitung
Die Tötungsanstalt Hartheim war in den Jahren 1940 und 1941 eine „Euthanasie“-Anstalt der Aktion T4. Sie war im Schloss Hartheim in der Gemeinde Alkoven bei Linz untergebracht. Nach dem Abbruch des Euthanasie-Programmes für Psychiatriepatienten und Behinderte 1941, dem allein in Hartheim mehr als 18.000 Menschen zum Opfer fielen, erfolgte bis 1944 in Schloss Hartheim im Rahmen der Aktion 14f13 die Ermordung weiterer 12.000 KZ-Häftlinge.
Ablauf der Tötungen und dessen heutige Dokumentation
Die bauliche Umgestaltung des Schlosses in eine Tötungsanstalt ging im Frühjahr 1940 in wenigen Wochen über die Bühne.[1] Zusammen mit anderen Umbaumaßnahmen erfolgte in zwei Räumen im Ostteil des Gebäudes der Einbau einer Gaskammer und eines Krematoriums.
Zwischenanstalt Niedernhart
Die Tötungsanstalten der Aktion T4 hatten vorgelagerte Zwischenanstalten. So wurden viele Transporte der Opfer für die Endstation Hartheim über die Landesirrenanstalt Niedernhart in Linz durchgeführt, wo Rudolf Lonauer als Arzt, wie auch in Hartheim, als Leiter tätig war. Tötungen erfolgten dort hauptsächlich durch Unterernährung und Überdosis von Medikamenten. Immer wieder wurden Selektionen und Zusammenstellungen durchgeführt. Mit den ausgewählten Opfern wurde dann ein Bus gefüllt, der nach Hartheim fuhr.[2][3]
Anfahrts- und Zugangsbereich
In den Anfängen der Aktion T4 handelte es sich bei den Bussen, die für die Transporte nach Schloss Hartheim verwendet wurden, um Kleinbusse, die durch das Schlosstor auf der Südseite direkt in den Innenhof einfahren konnten. In weiterer Folge wurden diese durch größere Busse ersetzt, welche an der Westseite des Schlosses hielten. In diesem Bereich wurde daher ein Holzschuppen errichtet, der einerseits vor neugierigen Blicken schützen andererseits aber auch verhindern sollte, dass sich die Menschen nach dem Aussteigen frei bewegen konnten. Stattdessen mussten sie durch einen schmalen Seiteneingang an der Nordwestecke einen mit einem Bretterverschlag abgegrenzten Teil des Schlossinnenhofes betreten.[3]
Der Holzschuppen wurde im Zuge der Rückbaumaßnahmen Ende 1944 wieder abgerissen. Im Zuge eines Kunstprojektes erfolgte ein symbolischer Nachbau in Form von Glas- und Metallplatten. Auf den Glasplatten sind die Ausgangspunkte der Transporte vermerkt.[4]
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Abholungsbus mit Fahrer
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Heutige Nachbildung des Holzschuppens
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Glasscheibe mit den Abfahrtsorten
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Eingangstor an der Nordwestecke
Bretterverschlag und Entkleideraum
Der Arkadengang auf der Nordseite des Schlosses war in der Zeit von 1940 bis 1944 großteils mit einem Bretterverschlag vom Innenhof abgetrennt. Den Opfern der Tötungsaktionen wurde es dadurch beinahe unmöglich gemacht, den eigentlichen Schlossinnenhof zu betreten. Stattdessen erleichterte der Bretterverschlag den Tätern die Menschen in die Funktionsräume der Tötungsaktion zu führen. Die erste Station war dabei der Auskleideraum.[4]
Auch der Bretterverschlag, den man 1944 im Zuge der Rückbaumaßnahmen entfernt hatte, wurde im Rahmen der künstlerischen Umgestaltung von Schloss Hartheim zur Gedenkstätte mit Stahlpanellen symbolisch nachgebaut. Im ersten Arkadenfeld erfolgte durch Anordnung entsprechend gestalteter Paneele die Abbildung der Zahl 1940, dem Jahr in dem die Tötungen begannen, mittels eines Barcodes.[4] Im ehemaligen Auskleideraum ist heute eine Dokumentation untergebracht, in der sowohl einzelne Opfer als auch bestimmte Täter beschrieben werden.
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Der Arkadengang des Nordteiles war früher durch einen Bretterverschlag eingegrenzt
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Der Bretterverschlag wurde im Rahmen eines Kunstprojektes symbolisch nachgebildet
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Im ersten Arkadenfeld ist die Jahreszahl 1940 in Form eines Barcodes dargestellt
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Der ehemalige Auskleideraum dient heute der Präsentation "Täter und Opfer"
Untersuchungsraum
Im Untersuchungsraum wurde von einem Arzt die Identität der jeweiligen Person festgestellt. Außerdem erfolgte eine Untersuchung auf das Vorhandensein von Goldzähnen, welche dann nach dem Tötungsvorgang durch die "Brenner", dem Bedienungspersonal des Krematoriumsofens, den mit einem Kreuz auf dem Rücken gekennzeichneten Leichen entnommen wurden.[5] Menschen, die aus der Sicht der Ärzte spezielle medizinische Fälle darstellten, wurden im Aufnahmeraum fotographiert. Manchen wurden nach der Ermordung Organe entnommen, die man präparierte.[3]
In der nunmehrigen Gedenkstätte wird in diesem Raum der 30.000 Opfer gedacht. Jeder Name, der ermittelt werden konnte, wurde auf Glasplatten geprägt. Die Festlegung der Reihenfolge der Namen überließ man bewusst einem Computerprogramm, um allfällige Interpretationen hinsichtlich Wertung oder Bedeutung einer Namensreihung von vornhinein auszuschließen.[4]
In diesem Raum sind außerdem noch persönliche Habseligkeiten ausgestellt, welche im Zuge einer archäologischen Notgrabung an der Ostseite des Schlosses freigelegt wurden. Diese Gegenstände waren vom Personal der Tötungsanstalt zwischen 1940 und 1944 vergraben worden. Außerdem enthielten diese Gruben auch die Asche und Knochenreste aus dem Krematorium. Entdeckt hatte man diese Gruben im Zuge von Arbeiten für eine Fernwärmeleitung. Teile der Funde wurde als Block geborgen und sind nun in dieser Form im ehemaligen Untersuchungsraum ausgestellt.[6] Knochenreste und Krematoriumsasche setzte man 2002 und weitere Funde 2009 in einem Sarkophag bei, der sich auf der Ostseite des Schlosses befindet.[7]
Der Untersuchungsraum ist auch der Ausgangspunkt eines Steges über den man die nächsten Räume begehen kann. Dabei handelt es sich natürlich nicht um eine orginale Nachbildung, sondern um eine Maßnahme um einerseits die nachfolgenden Räume für Besucher der Gedenkstätte begehbar zu machen und andererseits den Zustand der gezeigten Räume zu erhalten.[4]
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Im ehemaligen Untersuchungsraum wird heute der Opfer gedacht
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Die Namen der 30.000 Opfer stehen in einer zufälligen Reihenfolge auf Glasplatten
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Elisabeth Bundschuh aus Riedlingsdorf wurde im Februar 1941 umgebracht[8]
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Ausstellung des Ausgrabungsblockes
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Der Untersuchungsraum ist Ausgangspunkt des Steges, der in die anderen Räume führt
Gaskammer




Unmittelbar nach der Untersuchung erfolgte in der angrenzenden Gaskammer die Vergasung der Menschen. Diese Kammer war vom Untersuchungsraum durch eine gasdichte Stahltür getrennt. Um die Opfer zu täuschen befanden sich drei Duschköpfe an der Decke. Auf der Hofseite gab es ein Guckloch, über das der Tötungsvorgang beobachtet werden konnte.[5] Die Vergasung erfolgte meist in Gruppen von 30 bis 60 Personen durch das Einleiten von Kohlenmonoxyd über ein perforiertes Rohr in Bodennähe. Die Öffnung des Gashahns und somit den unmittelbaren Akt der Ermordung der Menschen nahmen in der Regel die Ärzte, in Ausnahmefällen auch die "Brenner", vor. Nach zehn bis fünfzehn Minuten waren die Menschen in dem rund 25 Quadratmeter kleinen Raum tot. Nach einer Stunde, nachdem das Gas abgelassen worden war, schafften die Brenner die Leichname in den Leichenraum.[3]
Heute kann die ehemalige Gaskammer über einen Steg, der im ehemaligen Untersuchungsraum beginnt, begangen werden.
Technikraum
Im anschließenden kleinen Technikraum war das Kohlenmonoxyd in Gasflaschen gelagert, welche man von der Firma I.G. Farben aus Ludwigshafen bezog.[3]
Auch der ehemalige Technikraum kann heute über den Steg begangen werden.
Leichenraum
Nach dem Tötungsvorgang leitete man das Gas ab, danach transportierten die Brenner die Leichname der Opfer in den sogenannten Leichenraum. Dort verblieben sie oft für mehrere Tage, bis sie im Krematorium verbrannt werden konnten. Der 1947 in Landsberg am Lech für seine Taten hingerichtete "Brenner" Vinzenz Nohel beschrieb in einer Zeugenaussage makarbe Details dieses Prozesses.[5]
Der heute im Untersuchungsraum beginnende Steg führt auch durch den verfliesten Leichenraum und ermöglicht so eine Begehung durch den Besucher der Gedenkstätte.
Krematorium
Der in Schloss Hartheim installierte Krematoriumsofen verfügte über zwei Brennkammern, in denen bis zu acht Tote gleichzeitig verbrannt werden konnten. Die Befeuerung des Ofens erfolgt mittels Koks. Da nicht der gesamte Körper eines Opfers verbrannte, setzte man auch eine elektrische Knochenmühle ein, um die Knochen der Toten zu zermahlen. Die Asche des Krematoriums füllte man in Säcke und brachte sie anfangs mittels eines Lieferwagens zur rund vier Kilometer entfernten Donau. Im weiteren Verlauf erfolgte die Entsorgung der Asche im Schlossgarten, wo sie 2001 im Zuge der archäologischen Grabungen gefunden wurde. Ein Teil der Asche sandte man auch in Urnen an Angehörige, wobei man diese Urnen wahllos mit den Rückständen des Krematoriums befüllte.[5][3]
Heute endet der Steg, über den die einzelnen Funktionsräume der Tötungsaktion besichtigt werden können, im ehemaligen Krematoriumsraum. Da im Zuge des Rückbaues Ende 1944 auch der Krematoriumsofen verschwand, wird seine alte Position exakt von der Decke mit Licht ausgeleucht.[4]
Hartheimer T4-Personal
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Vinzenz Nohel (während des Mauthausen-Prozesses 1946), in Hartheim "Brenner"
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Franz Reichleitner, Verwaltung
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Franz Stangl, stellvertretender Büroleiter
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Christian Wirth, Büroleiter
Einzelnachweise
- ↑ Tötungsanstalt Hartheim 1940–1944, Webseite www.schloss-hartheim.at, abgerufen am 3. August 2017
- ↑ Lebensunwert - Schloss Hartheim, Webseite www.lebensunwert.at, abgerufen am 3. August 2017
- ↑ a b c d e f Forum OÖ Geschichte - Hartheim, Webseite www.ooegeschichte.at, abgerufen am 3. August 2017
- ↑ a b c d e f Tötungsanstalt - Künstlerisches Konzept, Webseite www.schloss-hartheim.at, abgerufen am 3. August 2017
- ↑ a b c d Die Tötungsanstalt Hartheim, Webseite www.bizeps.or.at, abgerufen am 3. August 2017
- ↑ Archeonova - Bergung und Restaurierung Hartheim, Webseite www.archeonova.at, abgerufen am 3. August 2017
- ↑ Schloss Hartheim - Friedhof, Webseite www.schloss-hartheim.at, abgerufen am 3. August 2017
- ↑ Elisabeth Bundschuh, Opfer des Euthanasie-Programmes, Webseite regiowiki.at, abgerufen am 3. August 2017