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Tour de France

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Hinweis: Der Artikel zur aktuellen Tour (3. - 25. Juli) findet sich unter Tour de France 2004


Die Tour de France, auch Grande Boucle ("Große Schleife") oder einfach Le Tour genannt, ist das berühmteste Radrennen der Welt und eines der wichtigsten sportlichen Großereignisse überhaupt. Seit 1903 wird die Tour alljährlich - mit Ausnahme der Zeit des Ersten und Zweiten Weltkriegs - während dreier Wochen im Juli ausgetragen und führt dabei in wechselnder Streckenführung quer durch Frankreich und das nahe Ausland.

Eine Tour de France der Frauen (grande boucle féminine) mit deutlich kürzeren Etappen wird seit 1984 gefahren. Sie steht medial völlig im Schatten ihres männlichen Pendants.

Strecke

Die Tour de France wird als die schwerste Radrundfahrt der Welt angesehen, obwohl das Streckenprofil oft nicht anspruchsvoller ist als das der beiden anderen großen Rundfahrten Giro d'Italia und Vuelta a Espana. Tatsächlich sind es aber die Radrennfahrer, die das Rennen schwer machen: Bei der Tour wird ohne Zweifel schneller, härter und kompromissloser gefahren als bei jeder anderen Rundfahrt. Jede einzelne Etappe ist umkämpft wie sonst nur die Eintagesklassiker.

Die Tour de France beginnt seit 1967 mit dem so genannten Prolog, einem kurzen Einzelzeitfahren (ca. 5 bis 10 km). Die darauffolgenden meist 20 Etappen, die von zwei Ruhetagen unterbrochen werden, zeichnen dann das französische Hexagon nach, wobei Frankreich abwechselnd im bzw. gegen den Uhrzeigersinn befahren wird. Die insgesamt zu absolvierende Streckenlänge wurde nach dem Dopingskandal von 1998 deutlich reduziert und betrug in den letzten Jahren rund 3500 Kilometer. Die Streckenführung und die Etappenorte wechseln dabei jedes Jahr. Die einzige Konstante stellen die Pariser Champs-Elysées dar, auf denen die Tour de France seit 1975 endet.

Die ersten Tage der Tour de France sind fast immer von schnellen und sprinterfreundlichen Flachetappen geprägt, bevor sich dann im Hochgebirge der Pyrenäen und der Alpen die Gesamtwertung der Tour entscheidet. Weiterhin werden während der Tour de France zwei Einzelzeitfahren und seit 2000 auch wieder ein Mannschaftszeitfahren ausgetragen.

Schon in der Frühzeit des Rennens wurden die französischen Landesgrenzen in einzelnen Etappen überschritten, seit 1954 findet der Start der Tour in unregelmäßigen Abständen im nahen Ausland statt (bisher in Deutschland, Spanien, Italien, den Benelux-Ländern, der Schweiz, England und Irland). Der lang gehegte Plan, die Tour in New York oder auf einem französischen Überseedepartement zu starten, wurde aufgrund der immensen logistischen Probleme bisher nicht umgesetzt.

Teilnehmer

Jährlich werden rund 20 Profimannschaften mit je neun Fahrern zur Tour de France eingeladen. Die meisten Fahrer und Mannschaften kommen üblicherweise aus Frankreich. Auch Spanien, Italien und Belgien sind gewöhnlich stark vertreten, dazu kommen einzelne Teams aus Deutschland, Holland, Dänemark und den USA.

Trikots

Der Fahrer mit der geringsten Gesamtzeit trägt das berühmte Gelbe Trikot (le maillot jaune) des Führenden der Gesamtwertung. Das Leibchen wurde 1919 eingeführt, um die Identifizierung des Spitzenreiters für die Zuschauer zu vereinfachen. Der erste Träger des war der Franzose Eugene Christophe. Am längsten trug der belgische "Kannibale" und fünffache Toursieger Eddy Merckx das gelbe Trikot - insgesamt 96 Etappen lang. Der einzige Fahrer, der von der ersten bis zur letzten Etappe im gelben Trikot fuhr, war der Luxemburger Nicolas Frantz 1928: Als Vorjahressieger trug er das gelbe Trikot bereits auf der ersten Etappe und legte bis zur letzten Etappe nicht wieder ab.

Der beste Sprinter vor allem bei Etappenankünften, aber auch bei Zwischensprints wird seit 1953 mit dem grünen Trikot (le maillot vert) geehrt. Erik Zabel hat das Sprintertrikot bisher sechs Mal nach Paris tragen können und ist damit alleiniger Rekordhalter vor dem Iren Sean Kelly (4 Mal).

Ein Bergpreis wird bereits seit 1933 ausgelobt, aber erst seit 1975 wird auch hier ein Trikot - weiß mit roten Punkten (le maillot à pois rouges) - verliehen. Punkte für das Bergtrikot werden in den Kategorien 4 (leicht) bis 1 (schwer) sowie der hors categorie (außerordentlich schwer) vergeben. Die Kletterer Richard Virenque (Fra), Federico Bahamontes (Esp) und Lucien Van Impe (Bel) gewannen je 6 Mal.

Weitere Wertungen ermitteln den besten Jungprofi unter 25 Jahren (mit weißem Trikot, seit 1975), den aggressivsten Fahrer (rote Startnummer) sowie die beste Mannschaft (seit 1930).

Berge

Die Gesamtwertung der Tour entscheidet sich in jedem Jahr neben den Zeitfahren vor allem im Hochgebirge. Einige Berge und Pässe stehen sehr häufig im Programm der Tour und haben im Laufe der Jahre einen geradezu mythischen Ruf erworben.

Die drei "heiligen Berge" der Tour de France sind der Col du Tourmalet (2114 m, Pyrenäen), der im Jahre 1910 als erster Hochgebirgspass erklommen wurde, der Col du Galibier (2645 m, Alpen), der ein Jahr später ins Programm aufgenommen wurde und der Mont Ventoux (1909 m, Provence), dessen einsam aufragender, vulkanartiger Kegel erstmals 1951 befahren wurde und durch den Tod von Tom Simpson 1967 zu trauriger Berühmtheit gelangte.

Dazu kommt noch der inzwischen legendäre Anstieg zur alpinen Skistation L'Alpe d'Huez, deren legendäre 21 Kehren hinauf auf 1850 m zum ersten Mal 1952 bewältigt wurden.

Geschichte

Die Tour de France geht auf eine Idee des Journalisten Geo Lefèvre zurück, der mit einem landesweiten Radrennen die Auflage der Zeitung L'Auto (der heutigen L'Équipe) steigern wollte. Lefèvre konnte den Chefredakteur der Zeitung, Henri Desgrange, für seine Idee begeistern, so dass die Tour de France 1903 zum ersten Mal ausgetragen wurde. Erster Sieger der Tour war der Franzose Maurice Garin.

Die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg wird als "heroische Epoche" der Tour bezeichnet, weil damals regelmäßig Tagesdistanzen von über 400 km zurückgelegt wurden - aus heutiger Sicht genauso unglaublich wie die bescheidene damalige technische Ausstattung der Rennräder und die miserable Qualität der Straßen, die man heute nur noch beim Radklassiker Paris-Roubaix findet. Ab 1910 wurden auch Etappen im Hochgebirge ausgetragen, was den Mythos des Rennens als "Tour der Leiden" nochmals verstärkte.

Von 1930 bis 1961 wurde die Tour de France von Nationalmannschaften bestritten, seitdem bestimmen Firmenmannschaften das Aussehen der Rundfahrt.

Mit 36 Erfolgen konnte bisher Frankreich die weitaus meisten Toursiege für sich verbuchen, gefolgt von Belgien (18). Mit deutlichem Abstand folgen Italien (9), Spanien (8), die USA (8) Luxemburg (4), Schweiz und Holland (je 2). Die französisch-belgische Dominanz spiegelt allerdings nicht das aktuelle Kräfteverhältnis wieder. Der letzte Sieger aus einer der beiden Nationen wurde vor fast 20 Jahren gekürt: 1985 gewann der Franzose Bernard Hinault seine fünfte Tour. Seit dieser Zeit hat sich eine Reihe von neuen Nationen in die Siegerliste eingetragen: 1986 gab es den ersten von inzwischen acht amerikanischen, 1987 den ersten irischen, 1996 den ersten dänischen Sieg. 1997 schließlich errang der 23-jährige Jan Ullrich den ersten und bisher einzigen deutschen Toursieg.

Die Überflieger

Fünf Fahrer haben die Tour de France bisher fünf Mal gewinnen können:

Die letzten Jahre

Tour de France 2004
Tour de France 2003

Alle Sieger der Tour

Sieger der Tour de France

Krisen

Die Tour de France wurde zwei Mal durch den Tod eines Fahrers überschattet. Kurz vor dem Gipfel des Mont Ventoux brach am 13. Juli 1967 der englische Radprofi Tom Simpson tot zusammen. Ursache waren eine Mischung von Amphetaminen zum Aufputschen sowie Alkohol zum Betäuben der Schmerzen. 1995 wiederum erlag der junge italienische Radprofi Fabio Casartelli seinen Verletzungen, die er sich bei einem Sturz bei der Abfahrt vom Col du Portet d'Aspet (Pyrenäen) zugezogen hatte.

Während der Tour des Jahres 1998 erlebte der Radsport eine schwere Glaubwürdigkeitskrise: Bei der so genannten Festina-Affäre wurde im Spitzenteam Festina (mit den Stars Richard Virenque und Alex Zülle) eine systematische, flächendeckende Dopingpraxis aufgedeckt, nachdem bei Willy Voet, einem Betreuer der Mannschaft, durch Zufall große Mengen unerlaubter Substanzen - vor allem Erythropoietin (EPO) - gefunden worden waren. Diese Entdeckung verdeutlichte auch die Unwirksamkeit der damaligen Dopingkontrollen: Keiner der Festina-Fahrer war positiv getestet worden. Es kam schließlich zum Ausschluss der Mannschaft Festina und TVM, die spanischen Mannschaften zogen sich aus Protest gegen die Ermittlungsmethoden der französischen Behörden von der Tour zurück. Die Tour de France 1998 wurde schließlich von Marco Pantani gewonnen, der dann ein Jahr später selbst wegen eines auf Doping hinweisenden stark erhöhten Hämatokritwerts vom Giro d'Italia ausgeschlossen wurde...

Der Welt-Radsport-Verband UCI trug mit seinem oft wenig konsequenten Umgang mit der Dopingproblematik dazu bei, dass der Radsport in der Öffentlichkeit immer öfter mit Doping in Verbindung gebracht wurde. Auch der Tour-Sieger der Jahre 1999-2003, Lance Armstrong, musste sich immer wieder mit dem Verdacht auseinander setzen, sein Erfolg wäre auf Medikamente zurückzuführen, die bei der Therapie seiner schweren Krebserkrankung verwendet wurden. Heute hat der Radsport eines der strengsten Dopingkontrollsysteme im internationalen Sport, in regelmäßigen Abständen werden neue Dopingfälle nachgewiesen. Trotzdem ist unklar, inwieweit Doping weiterhin ein übliches Mittel der Leistungssteigerung im Radsport darstellt.

Kleines Tour de France - Lexikon

  • caravane publicitaire - Werbekarawane, die vor den Fahrern herfährt
  • chapeau - "Hut ab", Ehrenbezeugung für die Champions
  • contre-la-montre - "gegen die Uhr", Zeitfahren
  • finisseur - Sprinter
  • flamme rouge - "Teufelslappen", kennzeichnet den Beginn des letzten Kilometers
  • grande boucle - "große Schleife", Bezeichnung der Tour
  • grimpeur - "Kletterer", Bergfahrer
  • hors categorie - Bergwertung der schwersten ("Ehren")Kategorie
  • maillot jaune - gelbes Trikot des Führenden der Gesamtwertung
  • peloton - Hauptfeld
  • poursuivant - Verfolger
  • radio tour - der offizielle Tourfunk
  • tête de la course - "Kopf des Feldes", Spitzengruppe
  • voiture balai - "Besenwagen", Fahrer, die das Rennen aufgeben, müssen ihre Startnummer beim verantwortlichen Kommissar des am Ende des Feldes fahrenden Schlusswagens abgeben
  • tour d'honneur - "Ehrentour", letzte Etappe, die auf den Champs-Elysées endet, bei der der Träger des gelben Trikots traditionell nicht mehr angegriffen wird


Literatur