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Konfirmation

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Konfirmation (v. lat.: confirmatio = Befestigung, Bekräftigung) ist eine feierliche Segenshandlung der evangelischen Kirche.

Geschichte

Die evangelische Konfirmation geht auf den Straßburger Reformator Martin Bucer zurück und ist erstmals 1539 in der Ziegenhainer Kirchenzuchtordnung formuliert. Von Martin Luther wurde sie übrigens abgelehnt. Flächendeckend konnte sie sich erst im 18. Jahrhundert durchsetzen, als der Pietismus in Deutschland zunehmend die Bedeutung des persönlichen Bekenntnisses betonte.

Den Namen hat die Konfirmationsfeier mit dem katholischen Sakrament der Firmung gemeinsam, dessen lateinischer Name ebenfalls confirmatio ist.

Weil lange Zeit die Konfirmation mit dem Ende der Schulzeit zusammenfiel, war sie auch - und ist sie nach wie vor - ein wichtiges bürgerliches Initiationsritual, das als wichtiger Meilenstein auf dem Weg ins Erwachsensein gilt.

Die Schweizer Reformierte Kirchen kennen heute Kindertaufe und Kinderabendmahl, die Konfirmation erfolgt traditionell mit 14-16 Jahren. Mit der jüngsten Einführung des Schuljahrendes im Sommer ist die alte Selbstverständlichkeit der Konfirmation an Palmsonntag hinfällig geworden.

Für breite Bevölkerungsschichten bedeutet die Konfirmation den Eintritt ins Erwachsenenleben; in der Kirche des Kantons Baselland treten die Konfirmierten ins Stimmrecht und in das aktive und passive Wahlrecht der Kirchengremien ein. Beide Deutungen der Konfirmation als Abschluss des kirchlichen Unterrichtes, resp. Eintritt ins Erwachsenenleben oder als Bestätigung der Taufe sind möglich. Oft wird mit der Konfirmation auch das Recht auf die Spende einer Taufpatenschaft verliehen.

Taufgesinnte Freikirchen wie zum Beispiel die Baptisten kennen keine Konfirmation, da erst mit der Gläubigentaufe die Aufnahme in die volle Mitgliedschaft der Gemeinde erfolgt. Allerdings wird in diesen Kirchen ein zwei- bis dreijähriger Bibelunterricht für 12- bis 14jährige angeboten. Am Ende dieses Unterrichts steht ein besonderer Abschlussgottesdienst.

Auch in der Neuapostolischen Kirche und etlichen anderen apostolischen Gemeinschaften ist die Konfirmation die Erlangung der vollen Mitgliedschaft und „Glaubensselbständigkeit“.

In der DDR wurde die evangelische Konfirmation von staatlicher Seite stark bekämpft. Es gelang dort, die Bedeutung der Konfirmationsfeier weitgehend durch die Jugendweihe zu verdrängen. Verzeichnete die Anzahl der Konfirmationen im Bereich der neuen Bundesländer nach dem Ende der DDR und der Wiedervereinigung zunächst wieder eine deutliche Zunahme, ist die Jugendweihe dort inzwischen wieder auf dem Vormarsch, nicht zuletzt weil im Osten Deutschlands die beiden großen christlichen Konfessionen nur eine untergeordnete Rolle spielen und sich die Mehrheit der Bevölkerung als konfessionslos bezeichnet.

Praxis und Bedeutung

Die Konfirmation wird im Rahmen eines Festgottesdienstes vollzogen, in dem Jugendliche im Alter von 14 Jahren ihren Glauben durch das öffentliche Sprechen des Glaubensbekenntnisses bekräftigen sollen. Damit wird an ihre Taufe als Kind angeknüpft, bei der Eltern und Paten stellvertretend für sie den Glauben bekannt haben. Das Konfirmationsalter wird davon bestimmt, dass Jugendliche mit Vollendung des 14.Lebensjahres das Alter ihrer Religionsmündigkeit erreicht haben und nun selbst über ihre Zugehörigkeit zu einer Religionsgemeinschaft entscheiden und bestimmen können und sollen

In einigen evangelischen Kirchen (Methodisten, Altreformierte u.a.) gibt es kein fest gelegtes Konfirmationsalter. Jugendliche bzw. Erwachsene sollen ihren Glauben erst dann bekräftigen, wenn sie sich dazu innerlich in der Lage sehen.

Die Konfirmation ist gewöhnlich mit einem Familienfest und Geschenken verbunden. An der früher allgemein verbreiteten Festlegung der Konfirmation auf den Palmsonntag wird noch in einigen Landeskirchen festgehalten (z.B. in der Pfalz), andere deutsche Landeskirchen haben sich davon verabschiedet; so können die Konfirmationen im Rheinland frühestens an Quasimodogeniti, dem Sonntag nach Ostern, und spätestens an Trinitatis stattfinden.

Die Konfirmanden empfangen den Segen durch Handauflegung sowie einen biblischen Konfirmationsspruch, der sie weiter durch ihr Leben begleiten soll. Danach (heute oft auch am Vorabend oder zu einem anderen geeigneten Zeitpunkt) nehmen sie häufig zum ersten Mal am Abendmahl teil. Seit in einigen evangelischen Landeskirchen das Kinderabendmahl eingeführt wurde, verliert diese Zulassung zum Abendmahl jedoch zunehmend an Bedeutung. Das eigene „Ja“ zum Glauben gewinnt dafür an Gewicht.

Vorbereitung

Die Vorbereitung auf die Konfirmation dauert je nach Landeskirche und/oder Kirchengemeinde neun Monate bis zwei Jahre.

Traditionell findet der Konfirmandenunterricht einmal wöchentlich statt und wird von einem Pfarrer oder einer Pfarrerin abgehalten. In den letzten Jahrzehnten werden daneben in vielen Landeskirchen zahlreiche andere Formen erprobt: Es gibt 14-tägigen Unterricht oder Kursunterrichtsmodelle und Blockunterrichtsmodelle. Gemeinsame Freizeiten gewinnen an Bedeutung. An vielen Orten beginnt der Unterricht inzwischen schon in der 3. oder 4. Klasse, eine Phase der Jugendarbeit schließt sich an, bevor dann mit 14 Jahren die Konfirmation stattfindet. Zunehmend wirken auch andere Personen am Unterricht mit: Ehrenamtliche, jugendliche Mitarbeiter, Eltern.

Während dieser Zeit sind die Konfirmanden angehalten, öfters Gottesdienste ihrer Kirchengemeinde zu besuchen. Allerdings ist das Interesse an der Teilnahme an den Gottesdiensten unter den angehenden Konfirmanden im Bereich der Landeskirchen im Allgemeinen recht gering, so dass die meisten Kirchengemeinden seit vielen Jahren ein Kontrollsystem eingeführt bzw. eine Mindestbesuchszahl als Voraussetzung für die Zulassung zur Konfirmationsfeier festgelegt haben.

Im Konfirmandenunterricht werden viele Glaubensinhalte ausführlich behandelt. Traditionell wurden große Teile des Katechismus auswendig gelernt und das Gelernte in strengen Abfragen überprüft. Heute steht am Ende der Konfirmandenzeit in der Regel ein Vorstellungsgottesdienst, in dem zum einen die Konfirmanden noch einmal der Gemeinde vorgestellt werden. Zum anderen stellen die Konfirmandinnen und Konfirmanden Inhalte des Unterrichts vor und geben so exemplarische Einblicke in das Gelernte.

Kritik

Es gibt die Kritik, ein Großteil der Konfirmanden nehme vor allem aus familiären und finanziellen Gründen an der Konfirmationsfeier teil. Der Glaube an Gott, Jesus Christus oder die Bibel spiele nur in wenigen Fällen eine Rolle für die Teilnahme an der Konfirmationsfeier, wie religionssoziologische Untersuchungen zeigten. Das gebe eine große Zahl der betroffenen Jugendlichen auf Nachfrage auch offen zu. Nur wenige hätten allerdings den Mut, bei Glaubenszweifeln oder völligem Unglauben der Feier zu entsagen und auf die damit verbundenen nicht unerheblichen materiellen Vorteile zu verzichten. Diese Kritik führte in evangelikalen und einigen freikirchlichen Kreisen zu Kritik an der Konfirmationspraxis der evangelischen Landeskirchen. Sie sehen in der formellen Einsegnung anlässlich der Konfirmationsfeier eher eine de facto „Aussegnung“: Für viele Konfirmanden sei die Feier der vorläufig letzte Kontakt mit ihrer Kirchengemeinde.

Mit der Kritik an der landeskirchlichen Konfirmation ist in einigen Punkten darüber hinaus eine Kritik an der Praxis der Kindertaufe verbunden: Eine Konfirmation im religionsmündigen Alter ist nur nötig, weil die Kinder zuvor als Unmündige (in der Regel noch als Säuglinge) getauft wurden. Tauf- wie Konfirmationspraxis müsse auf einer mündigen Entscheidung für den christlichen Glauben beruhen.

Siehe auch