Zum Inhalt springen

André Utter

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 1. August 2017 um 14:36 Uhr durch Fiona B. (Diskussion | Beiträge) (Leben). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

André Utter (geboren 20. März 1886 in Paris; gestorben 7. Februar 1948 ebd.[1]) war ein französischer Maler. Er wurde als Modell, Muse und Ehemann von Suzanne Valadon bekannt.

Leben

Suzanne Valadon. Adam et Eve, 1909
Suzanne Valadon: Portrait de famille, 1912
Das Atelier in der Rue Cortot 12

André Utters Vater war Klempner, und er soll ebenfalls Handwerker gewesen sein, bevor er sich entschloss als Autodidakt ein Maler der Pariser Bohème zu werden. Maurice Utrillo, ein Freund von Utter, stellte den Zwanzigjährigen 1906 seiner Mutter Suzanne Valadon vor. Er wurde ihr Modell und Geliebter.

Ab 1909 lebten sie mit Utrillo, der damals alkoholabhängig war, in der Rue Cortot 12 auf dem Montmartre und teilten sich ein Atelier. Sie wurden mitunter trinité maudite genannt. Utter kümmerte sich um die Dinge des Alltags und bewunderte die Malerin Valadon. Sie führte ihn in Künstlerkreise ein. Von der Liebe zu ihrem 21 Jahre jüngeren Freund fühlte sie sich zu künstlerischer Schaffenskraft beflügelt. Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhundert stellte ihr sexuelles Verhältnis zwischen Malerin und männlichem Modell eine Umkehrung der traditionellen Geschlechterhierachie dar. In ihren Gemälden von Utter brach Valadon mit allen Konventionen. Zu einer Zeit, als Ressentiments gegen Künstlerinnen bestanden, die nach Akt arbeiteten, malte sie sich mit ihm nackt als Adam und Eva. Um das Gemälde jedoch auszustellen zu können, musste sie seine Genitalien übermalen.[2] Ihr Gemälde Le lancement du filet von 1914[3], eine Studie des nackten männlichen Körpers, das Utter in drei Positionen zeigt, ist das erste einer Künstlerin, das einem männlichen Akt in seiner Schönheit und erotischen Ausstrahlung gewidmet war.[4] Ihre Beziehung zu dritt veranschaulicht ihr Gemäde mit dem Titel Portait de Famille von 1912. Utter erscheint darin auf der äußersten linke Seite, eine symbolische Position, die zu dieser Zeit Autorität bedeutete, jedoch abgewandt von ihr und ihrem Sohn im Zentrum. Auch Valadon stand Utter mehrmals Modell. 1913 porträtierte er sie als stehenden Akt in einem Ölgemälde mit dem Titel Suzanne Valadon se coiffant. Es befindet sich heute in der Sammlung des Museums Petit Palais in Genf.

Utter und Valadon heirateten auf sein Drängen, kurz bevor er zum Ersten Weltkrieg eingezogen wurde. Als er 1918 zurückkam, übernahm er das Management der drei Künstler, später auch die Verantwortung für die Finanzen. Utter zeichnete und malte Landschaften, Porträts, Stillleben im Stil eines moderaten Expressionismus, war auch als Buchillustrator und Maler für Theaterkulissen tätig. Zwischen 1915 und 1922, sowie 1925 und 1932 gab es einige gemeinsame Ausstellungen in Paris und Genf, darunter in der Galerie von Berthe Weill. Utter hatte auch eine Einzelausstellung, war jedoch als Maler nicht erfolgreich. Die guten Kritiken für Valadon und Utrillo sollen zu Streit wegen seiner Eifersucht geführt haben, besonders nachdem Utter angefangen hatte zu trinken. 1923 kaufte Suzanne Valadon ein Château in Saint-Bernard, wo sie gemeinsam Zeit verbrachten, er sich dort zunehmend länger als in Paris aufhielt und sich schließlich dort niederließ. Die letzten beiden Gemälde von Valadon, für die er das Model war, sind auf 1932 datiert. Das eine ist eine Studie seines Kopfes, auf dem anderen posiert er sitzend mit nachdenklichem Ausdruck als Landedelmann mit zwei Hunden in einer herbstlichen Landschaft. 1934, vier Jahre vor ihrem Tod, ließen sie sich scheiden. 1843 kehrte er aus Saint-Bernard nach Paris zurück.

Werke von André Utter befinden sich zusammen mit unveröffentlichten Notizen und anderen Dokumenten im Archiv des Musée National d’Art Moderne in Paris.

Ausstellungen

Quelle

  • Alicia Craig Faxon: UTTER, André, in: Jill Berk Jiminez (Hrsg.): Dictionary of Artists' Models, Routledge, 2000, ISBN 978-1-57958-233-3, S. 529-531 (englisch)

Einzelnachweise

  1. Utter, André. Catalogue Bibliothèque nationale de France
  2. Valeska Doll: Suzanne Valadon (1865-1938) Identitätskonstruktion im Spannungsfeld von Künstlermythen und Weiblichkeitsstereotypen, Herbert Utz Verlag, München 2001, ISBN 978-3-8316-0036-6, Das Adam und Eva-Bild von 1909, S. 193 ff.
  3. Suzanne Valadon: Le lancement du filet (1914). Reproduktion auf der Website des Centre Pompidou (abgerufen am 1. August 2017)
  4. Extrait du catalogue Collection art moderne - La collection du Centre Pompidou, Musée national d’art moderne, sous la direction de Brigitte Leal, Paris, Centre Pompidou, 2007 (abgerufen am 1. August 2017)
  5. Jéremy Billault: Valadon, Utrillo, Utter: le musée de Montmartre au cœur de la création, exponaute.com, 27. Oktober 2015
  6. Suzanne Valadon, Maurice Utrillo, André Utter: 12, rue Cortot, Musée de Montmartre