Die Rote Fahne
Vorlage:Publikation Die Zeitung „Die Rote Fahne“ (Abkürzung DRF) wurde am 9. November 1918 durch Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg begründet. Neben dem ab 1. Oktober 1876 erstmals herausgegebenen Vorwärts gehört „Die Rote Fahne“ heute zu den traditionsreichsten Zeitungs- bzw. Medientiteln Deutschlands. Die ISSN Nummer der Roten Fahne lautet: ISSN 1862-0450.
Titel, Auflage und Erscheinungsform
Ihr Untertitel lautete bis zum 30. Dezember 1918 „Zentralorgan des Spartakusbundes“, bis 19. September 1920 „Zentralorgan der Kommunistischen Partei Deutschlands (Spartakusbund)“, bis 1942 „Zentralorgan der kommunistischen Partei Deutschlands (Sektion der III. Kommunistischen Internationale)“, nach Wiederherausgabe 1992 „Zeitung der Kommunisten in Deutschland“, seit 2000 „media . philosophie . sozialistische politik . kunst & kultur“.
Die Auflagenhöhe der „Die Rote Fahne“ überschreitet bereits mit ihrer dritten Nummer die Marke von 15.000 Exemplaren, im Oktober 1920 waren es über 30.000, 1932 betrug die Auflage über 130.000 Exemplare. Der Vertrieb erfolgte zunächst vorwiegend im Straßenhandel durch organisierte Arbeitergruppen, danach bildete sich schnell ein fester Kreis von Abonnenten. „Die Rote Fahne“ kostete 1932 60 Pfennig pro Woche und 2,60 Reichsmark pro Monat.
Der Umfang der ersten Nummern belief sich auf etwa vier Blätter pro Ausgabe, ab 1926 auf durchschnittlich zwölf bis vierzehn Seiten. Vom 1. Januar 1921 an, erschien „Die Rote Fahne“ zweimal täglich in einer Morgen- und einer Abendausgabe, Sonntags und Montags jedoch nur einmal. Ab dem 31. Dezember 1922 erschien sie einmal täglich außer am Montag; ab 1. März 1924 wieder täglich, dann von August 1928 bis zum Verbot 1933 wieder täglich außer Montags. In der Illegalität während der Zeit des Nationalsozialismus schwanken von 1933 - 1942 Auflagenhöhe und Umfang situationsbedingt.
Ab 1992 schwankte der Umfang zwischen 4 - 16 Seiten bei monatlicher Erscheinungsweise. Ab 2000 erscheint „Die Rote Fahne“, bis auf einige gedruckte Sonderausgaben, als Nachrichtenmagazin im Internet.
Neben dem Zentralorgan der KPD „Die Rote Fahne“ existierten in den 1920er Jahren einige Ableger als Regionalzeitungen der Kommunistischen Partei Deutschlands, so beispielsweise die „Münchner rote Fahne“, „Rote Fahne der Lausitz“, „Die rote Fahne Westfalens“ und die „Oberschlesische rote Fahne“.
Die Rote Fahne im 21. Jahrhundert
1990 begann der Berliner Publizist Stephan Steins die Wiederherausgabe der „Die Rote Fahne“ zu organisieren. Auf Betreiben unter anderen des 1995 verstorbenen Philosophen Dr. Wolfgang Harich wird Steins auf der ZK Tagung der KPD / Initiative (Zentrales KoordinationsKomitee der KPD / Initiative) vom 16. Mai 1992 zum Chefredakteur und Projektleiter der Zeitung „Die Rote Fahne“ gewählt, woraufhin „Die Rote Fahne“ ab August 1992 wieder erscheint.
1993 bestätigt der Börsenverein des deutschen Buchhandels, dass die Rechte am Titel „Die Rote Fahne“ bei dem heutigen Herausgeber Stephan Steins liegen.
„Die Rote Fahne“ unterstützt aktiv das neue Linksbündnis von WASG, PDS und Intellektuellen beim Prozess der Entwicklung einer neuen Perspektive für die demokratische Linke aus Ost und West, für die Bildung einer gesamtdeutschen sozialistischen Partei. Sie wirkt hierbei als strömungsübergreifendes Kommunikations- und Nachrichtenmedium und trägt zur Vernetzung und Zusammenarbeit der demokratischen Linken bei.
Die Rote Fahne in den Zwanzigern des 20. Jahrhunderts
Das Design der Zeitung ist seit den 20er Jahren bis heute in grundlegenden Gestaltungselementen beibehalten worden. Noch heute findet der Originaltitel (Logo) aus den 20er Jahren mit der hauseigenen Frakturschrift Verwendung. Änderungen in der Gestaltung umfassen vor allem Typographie und Anpassungen des Layouts an eine modernere Formsprache und natürlich ab 2000 an das Internet. Die Titelseite zeigte vor 1933 meist Bilder von hoher plakativer Wirkung, ab 1924 teilweise mit ganzseitigem Rot-Schwarz-Druck und unter häufiger Verwendung von politischen Karikaturen. Die Gestaltung der Titelblätter oblag meist der Zeichnerin Helen Ernst; George Grosz und vor allem John Heartfield entwarfen ebenfalls Titelseiten, darunter sehr berühmte Kollagen.
Neben dem breiten tagesaktuellen politischen Teil wird schon bald in den 20er Jahren ein Feuilleton eingerichtet, die „Arbeiterkorrespondenz“ kommt hinzu und ab 1930 die regelmäßige Glosse „Roter Sport“. Eine herausragende Rolle spielt die Information über das tägliche Radioprogramm und die ständige Anzeige „Proletarische Filme“. In der Glosse „Was dich interessiert“ wird Arbeiteraufklärung in leicht verständlicher Form zu technischen und medizinischen Problemen geboten. Komplettiert wird dieses Angebot durch die „Selbstbildungsecke“, die Parteigeschichte und marxistische Theorie für Arbeiter verständlich zu machen sucht. Besondere Aufmerksamkeit verdienen auch die zahlreichen Beilagen der „Die Rote Fahne“ vor 1933, welche die unterschiedlichsten Bereiche abdecken. Im Einzelnen erschienen Beilagen unter den Titeln: „Tribüne der proletarischen Frau“, „Die werktätige Frau“, „Für die proletarische Jugend“, „Wirtschaftsrundschau“, „Literatur-Rundschau“ (ab 1931), „Die rote Faust“, „Die Kommunistin“, „Der kommunistische Gewerkschafter“ und „Klassenjustiz - Mitteilungen der Roten Hilfe Berlin – Brandenburg“. Außerdem ist hier die Illustrierte „Der Rote Stern“ ergänzend zu nennen.
Gründung
Die Gründung der Zeitung „Die Rote Fahne“ fällt in eine Zeit heftigster politischer Umwälzungen. Am 9. November 1918 ziehen revolutionäre Arbeiter zum Schloss der Hohenzollern in Berlin und Karl Liebknecht proklamiert die „Sozialistische Republik“. Prinz Max von Baden verkündet die Abdankung des Kaisers und überträgt das Amt des Reichskanzlers auf Friedrich Ebert (SPD). In der darauf gebildeten Revolutionsregierung, die paritätisch mit Vertretern der SPD und USPD besetzt wird, gelingt es Reaktionären den Einfluss der Spartakusgruppe (späterer Spartakusbund) auszuschalten. Liebknecht verweigert die Zusammenarbeit mit den reaktionären Kräften in der SPD und damit auch mit der neuen Regierung.
Am Abend des 9. November 1918 besetzen revolutionäre Arbeiter die Redaktion des konservativen „Berliner Lokal-Anzeigers“ und erklären die Zeitung zum Eigentum des revolutionären Proletariats. Das Blatt erscheint nun unter dem Titel „Die Rote Fahne“, wobei in der ersten Ausgabe noch weitgehend der druckfertige Satz des „Berliner Lokal-Anzeigers“ verwendet wird. Nach der Räumung der Redaktion durch regierungstreue Einheiten erscheint am 11. November wieder der „Berliner Lokal-Anzeiger“ in der alten Form. Daraufhin wird von der Spartakusgruppe die Umbenennung in Spartakusbund beschlossen und die Redaktion der „Die Rote Fahne“ in die Hände von Karl Liebknecht, Rosa Luxemburg, August Thalheimer, Paul Levi, Lange und Rück gelegt. Die dritte Nummer kann erst am 18. November erscheinen, da nicht sofort eine Druckerei gefunden wird, welche sich bereit erklärt für den Spartakusbund zu arbeiten. Nach Erscheinen der nächsten Nummern werden Geschäftsstellen unter anderem in Dresden, Kiel und Leipzig gegründet. 1926 bezogen Verlag und Redaktion der „Die Rote Fahne“ eigene Räume im Karl-Liebknecht-Haus in der Kleinen Alexanderstraße in Berlin-Mitte. Erst im Juli 1928 war das Haus auf Grund von Ausbauarbeiten voll nutzbar. Unter anderem wurde im Keller des Flügels an der Bartelstraße auf einem speziell dafür gebauten Fundament eine moderne Rotationsmaschine für den Druck der „Die Rote Fahne“ aufgestellt, die bis in das 1. Stockwerk reichte. Am 23. Februar 1933 wurde das Karl-Liebknecht-Haus gewaltsam durch Polizei und SA besetzt. Am 24. Februar folgte die offizielle Schließung des Hauses.
Zensur, Repression und Mord
In ihrer Geschichte sieht sich „Die Rote Fahne“ immer wieder staatlicher Repression ausgesetzt. So wird gegen „Die Rote Fahne“ eine Rationierung in der Papierzuteilung praktiziert. Aus diesem Grund kann „Die Rote Fahne“ oft nur mit einem Umfang von vier Blättern, manchmal nur als Einblattdruck, erscheinen. Am 6., 7. und 13. Dezember 1918 werden die Redaktionsräume von Soldaten besetzt. Am 15. Januar 1919 wird ein großer Teil der aktuellen Auflage beschlagnahmt und erneut die Redaktion besetzt. Einige Redakteure werden verhaftet, anderen gelang es unterzutauchen. Am 15. Januar 1919 werden die Schriftführer der „Die Rote Fahne“, Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht, in Berlin-Wilmersdorf durch Freikorps-Soldaten verschleppt und der „Garde-Kavallerie-Schützendivision“ übergeben. Sie wurden im Berliner Hotel Eden verhört und schwer misshandelt. Anschließend ließ der Kommandant Waldemar Pabst sie anschließend ermorden, er behauptete später, dies sei nach Rücksprache mit Gustav Noske (SPD) und der Heeresführung geschehen. Der am Seitenausgang des Hotels bereitstehende Jäger Otto Wilhelm Runge schlug Rosa Luxemburg beim Abtransport mit einem Gewehrkolben nieder, dies sollte als spontanes Attentat „aus der Menge“ wirken. Der Leutnant Hermann Souchon ermordete sie dann während der Fahrt mit einem aufgesetzten Schläfenschuss. Ihre Leiche wurde in den Berliner Landwehrkanal geworfen und dort erst am 1. Juni 1919 aufgefunden. Am 13. Juni wurde sie neben dem Grab von Karl Liebknecht in Berlin-Friedrichsfelde beigesetzt. Nach der Ermordung Liebknechts und Luxemburgs gibt es mehrere Wechsel der leitenden Redakteure.
Am 3. Februar 1919 kann „Die Rote Fahne“ wieder erscheinen, sieht sich aber im März und April neuen Verboten gegenüber. In der Folgezeit ist die Zeitung wieder und wieder mit Verboten belegt, die meist für acht bis vierzehn Tage das Erscheinen der „Die Rote Fahne“ unterbinden. Eine der längeren Verbotsphasen umfasst die Zeit von Oktober 1923 bis März 1924 als Folge des Verbotes der KPD. Während der Verbotszeiträume wird „Die Rote Fahne“ illegal unter anderem Titel in verschiedenen Druckereien herausgebracht. Als „Rote Sturmfahne“ oder „Die Fahne der Revolution“ wird sie von geheimen Quartieren aus verteilt, wobei 60% der Auflage in Betriebe gingen und der Rest in Wohnbezirken verteilt wurde.
Die Rote Fahne in der NS-Zeit
Im Januar 1933 ist „Die Rote Fahne“ eine der wenigen sozialistischen Zeitungen, welche noch erscheinen. Nach dem Reichstagsbrand kommt am 28. Februar 1933 das durch die Nazis durchgesetzte Verbot der gesamten kommunistischen und sozialistischen Presse. „Die Rote Fahne“ erscheint illegal bis 1942 weiter im antifaschistischen Widerstand. Im laufe dieser Jahre verringert sich die Auflagenhöhe, auch nimmt die Qualität des Druckerzeugnisses stetig ab. Die letzten Ausgaben in den 40er Jahren werden nur noch auf Schreibmaschine getippt und konspirativ weiterverteilt. Zahlreiche Mitarbeiter werden durch das NS-Regime in Konzentrationslager verschleppt und ermordet.
Weitere Zeitungen ähnlichen Namens
In der Bundesrepublik Deutschland gab es in den 1970er Jahren verschiedene Projekte „Die Rote Fahne“ wieder herauszugeben, darunter Organe verschiedener Splitterparteien mit kommunistischem Anspruch. So gibt die „Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands - MLPD“ heute noch eine Zeitung namens „Rote Fahne“ heraus, nebst Internet-Site. Im Unterschied zum Original „Die Rote Fahne“ firmiert diese Publikation aber unter dem Namen „Rote Fahne“ (ohne Die) und bezieht sich nicht auf das 1918 begründete Original. Zur Vermeidung urheberrechtlicher Konflikte verwendet die „Rote Fahne“ der MLPD neben einem anderen Titel auch ein deutlich unterscheidbares Logo bzw. Zeitungskopf.