Konrad von Kreuznach

Konrad von Kreuznach, Cunze von Crutznach oder Conradus de Crucinaco (* in Kreuznach; † 31. Mai oder 13. Oktober 1368 in Mainz) war ein deutscher Musiker, vielleicht auch ein Lyriker (Minnesänger oder Sangspruchdichter) in der Mitte des 14. Jahrhunderts.
Leben
Meister (magister) Konrad von Kreuznach war ein berühmter Fiedler („sollempnis figellator“). Vermutlich wirkte er unter Erzbischof Gerlach von Nassau als ministrallus (Hof-Spielmann) am erzbischöflichen Hof; er besaß eine Kornrente in Dexheim.[1]
Ob er auch als Minnesänger oder Sangspruchdichter zu gelten hat, ist in der Forschung umstritten, da ihm keine Dichtung eindeutig zugeschrieben werden kann. Franz Joseph Bodmann identifizierte 1802 in einem „m[anu]s[crip]to coaevo“ (= zeitgleiche Handschrift; wohl eine Kopie aus dem Anfang des 15. Jahrhunderts[2]) das Marienlied „Ein Furst der hat gejaget lange Zit …“[3] als Werk Konrads von Kreuznach, das „im langen (Ton) Frauenlob(s)“[4] gesungen werden sollte.[5] Gotthelf Fischer von Waldheim, dem er das Gedicht übergab, schrieb es jedoch bei der Erstveröffentlichung 1803 trotz eigener Bedenken dem Minnesänger Heinrich von Meißen, genannt Frauenlob († 1318) selbst zu.[6] Die originale Handschrift, aus der Bodmann auf Konrads Verfasserschaft geschlossen hatte, ist verschollen.[7]

Konrad von Kreuznach wurde im Ostflügel des Kreuzgangs des Mainzer Doms begraben, wo auch der Minnesänger Frauenlob bestattet ist. Sein Grabstein wurde 1785 von Domdechant Georg Karl von Fechenbach restauriert, aber bei der Bombardierung von Mainz 1793 wieder beschädigt.[8] Er wurde vermutlich bei der Renovierung des Kreuzgangs 1841–1845 entfernt und ist heute nicht mehr erhalten.[9] Der Medailleur und Münzgraveur Johann Lindenschmit (1771–1845) fertigte 1806, vielleicht im Auftrag von Franz Joseph Bodmann, eine Abzeichnung an,[10] auf der ein Mann in geistlicher Tracht mit einer Geige unter dem linken Arm dargestellt ist.[11] Seine Fidel im Wert von 7 Gulden, 4 Groschen und 10 Hellern („VII flor. quatuor grossos et X hallenses“) vermachte Konrad der Dompräsenz des Mainzer Domkapitels.[12]
Der Grabstein trug die Inschrift
ANNO D(omi)ÑI. MCCC. LXVIII. FERIA QUARTA. POS[T. PENTE COS]T(es).[13] Ø(biit). MAGIST(er). CONRADVS. DE. CRVCENACO +
(= Im Jahre des Herrn 1368 am Mittwoch nac[h Pfingste]n starb Meister Konrad von Kreuznach).
Im Fundationsbuch des Domes wird der 13. Oktober (iij. Idus octobr.), ein Freitag, als Todestag angegeben, der Mittwoch nach Pfingsten 1368 war der 31. Mai.[14]
Quellen
- Fundationes et consuetudines ecclesiae cathedralis Moguntiae (Martinus-Bibliothek Mainz, Hs. 3)
- Georg Helwich: Syntagma monumentorum et epitaphiorum, um 1611–1623 (Martinus-Bibliothek Mainz, Hs. 225)
Werke
- (unsicher; zugeschrieben von Franz Joseph Bodmann):[5] Im langen frowenlob. Ein Furst der hat gejaget lange Zit … In: Gotthelf Fischer von Waldheim: Uiber einige Denkmäler alt-deutscher Dichtkunst. In: ders.: Beschreibung einiger typographischen Seltenheiten nebst Beyträgen zur Erfindungsgeschichte der Buchdruckerkunst 4 (1803), S. 109–140, bes. S. 112–121 (Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek München)
Literatur
- Valentin Ferdinand von Gudenus: Codex diplomaticus anecdotorum, Bd. II. Nr. 139, Akademische Buchhandlung Göttingen 1747, S. 894 (Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek München), (Google-Books)
- Franz Falk: Der Minnesinger Conrad von Kreuznach im Mainzer Dom. In: Monatsschrift für rheinisch-westfälische Geschichtsforschung und Alterthumskunde 2 (1876), S. 459f (Digitalisat der Universitäts- und Landesbibliothek Münster)
- Franz Falk: Die Stiftung des Fiedler's Conrad von Kreuznach am Dome zu Mainz. Eine Aufzeichnung in dem Pergamentmanuscript Fundationes et Consuetudines eccl. cath. Mogunt. anno 1362–1511 im Besitz des bischöflichen Seminars in Mainz. In: Der Katholik 76/1 (1896), S. 93-96 (Separatdruck: Kirchheim, Mainz 1896)
- Franz Falk: Todestag des Heinrich Frauenlob. Zum 29. November. In: Mainzer Journal 44 (1901), Nr. 279 vom 30. November 1901
- Ernst Neeb: Der Fiedler Konrad von Kreuznach. In: Otto Lutsch (Hrsg.): Festschrift zur Jahrhundertfeier des Gymnasiums und Realgymnasiums zu Kreuznach 1819–1919. Robert Voigtländer, Kreuznach 1920, S. 83–87 (Digitalisat des Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz)
- Fritz Viktor Arens (Bearb.): Die Inschriften der Stadt Mainz von frühmittelalterlicher Zeit bis 1650 (Die deutschen Inschriften. Heidelberger Reihe 2), Druckenmüller, Stuttgart 1958, Nr. 46, S. 47f
- Gerhard Pietzsch: Fürsten und fürstliche Musiker im mittelalterlichen Köln. Quellen und Studien (Beiträge zur rheinischen Musikgeschichte 66), Arno Volk, Köln 1966, S. 83
Einzelnachweise
- ↑ Vgl. G. Pietzsch: Fürsten und fürstliche Musiker (a. a. O.).
- ↑ So datiert G. Fischer: Denkmäler (a. a. O.), bes. S. 113 Anm. 2.
- ↑ Vgl. Leopold Krentzenbacher: Mystische Einhornjagd. In: Sitzungsberichte der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Philosophisch-historische Klasse 1978, Heft 6. Beck, München 1978, bes. S. 59ff (Pdf; 50,08 MB).
- ↑ Vgl. Michael Baldzuhn: Vom Sangspruch zum Meisterlied. Untersuchungen zu einem literarischen Traditionszusammenhang auf der Grundlage der Kolmarer Liederhandschrift. (Münchener Texte und Untersuchungen zur deutschen Literatur des Mittelalters 120). Max Niemeyer, Tübingen 2002, S. 55, 84, 102, 157, 167f, 468, 478 u. ö; Johannes Rettelbach (Bearb.): Katalog der Töne. (Repertorium der Sangsprüche und Meisterlieder des 12. bis 18. Jahrhunderts 2,1). Max Niemeyer, Tübingen 2009, S. 58f (Google-Books).
- ↑ a b Randbemerkung Bodmanns zu seinem Exemplar von V. F. Gudenus: Codex diplomaticus anecdotorum (a. a. O.), Bd. II. Nr. 139, mitgeteilt von F. Falk: Der Minnesinger Conrad von Kreuznach (a. a. O.), bes. S. 459 Anm. 1.
- ↑ Vgl. G. Fischer: Denkmäler (a. a. O.), bes. S. 111 und S. 122.
- ↑ Parallelüberlieferungen: 7 Strophen im Langen Ton Frauenlobs. Ein furst der hat gejaget also lange zit … aus dem Kloster Eberhardtsklausen, Anfang des 16. Jahrhunderts; Stadtbibliothek Trier (Hs. 1032/1943, Blätter 151–154); Deutsche Meisterlieder … frŏwen lob lang ton roswinn. Ein fürst der hatt geiaget also lange zit, Sammelhandschrift des Basler Dominikanerklosters aus dem Besitz von Stephan Irmy († 1488), Mitte des 15. Jahrhunderts; Universitätsbibliothek Basel (Cod. A IX 2, Blatt 183).
- ↑ Vgl. F. Falk: Der Minnesinger Conrad von Kreuznach (a. a. O.), bes. S. 459.
- ↑ Vgl. E. Neeb: Der Fiedler (a. a. O.), S. 86.
- ↑ Zeichnung im Stadtarchiv Mainz (Nachlass Karl Anton Schaab, Karton 03).
- ↑ Vgl. Hermann Stumpf: Geschichten und Sagen des Nahegaus. 2. Aufl. K. Scheffel, Kreuznach 1921, S. 39.
- ↑ Die „Dompräsenz“ war der Teil des Vermögens des Domkapitels, aus dem die Mitglieder des Kapitels entsprechend ihrer Anwesenheit bei den Gottesdiensten entlohnt wurden.
- ↑ Lesung um 1612 von Domvikar Georg Helwich nach F. Falk: Frauenlob (a. a. O.).
- ↑ Vgl. F. V. Arens (Bearb.): Inschriften der Stadt Mainz (a. a. O.), S. 48.
Personendaten | |
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NAME | Konrad von Kreuznach |
ALTERNATIVNAMEN | Cunze von Crutznach; Conradus de Crucinaco |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Lyriker (Minnesänger oder Sangspruchdichter) und Musiker |
GEBURTSDATUM | 13. Jahrhundert oder 14. Jahrhundert |
GEBURTSORT | Kreuznach |
STERBEDATUM | 31. Mai 1368 oder 13. Oktober 1368 |
STERBEORT | Mainz |