Fuchsturm (Jena)




Der Fuchsturm (auch lat. Vulpecula Turris) gehört zu den Sieben Wundern von Jena und ist ein 30 m hoher alter Bergfried auf dem Hausberg, der zur Burg Kirchberg gehörte (nicht zur Königspfalz Kirchberg, welche westlich davon lag).[1]
Geschichte
Die Burg fiel 1304 mit dem Geschlecht der Grafen von Kirchberg bei einem Angriff des Städtebündnisses Erfurt, Nordhausen, Mühlhausen und Landgraf Albrechts. Die Burg ist die historische Stammburg der heute noch blühenden, erstmals urkundlich 1145 erwähnten ritterlichen Familie von Jena, deren Ahnen als Ministerialen in den Diensten der Grafen von Kirchberg standen und deren Familienwappen einen stehenden Fuchs mit einer Weintraube im Maul darstellt. Die Burganlagen wurden weitestgehend zerstört, nur der Bergfried blieb damals stehen.
Auf Grund einer grundlegenden Reparatur im 16. Jahrhundert konnte die Substanz des Turmes gerettet werden. 1784 wurden ein Fußweg zum Turm, eine Treppe und ein Dach geschaffen, um damit Johann Ernst Basilius Wiedeburg vom Turm aus astronomische Beobachtungen zu ermöglichen. Der Turm wurde bald zu einem beliebten Wanderziel. Seit dem frühen 19. Jahrhundert ist das Schankrecht für die Turmstube bezeugt. Im Jahre 1842 gründete sich eine Knappschaft und 1861 die Fuchsturmgesellschaft, die den Turm erhielten. 1868 wurde neben dem Turm das Fuchsturmhaus erbaut, welches, mehrmals erweitert, bis heute eine Gaststätte beherbergt.
Legenden
Über den Fuchsturm gibt es mehrere Legenden. Eine davon besagt, dass ein Riese seine Mutter geschlagen habe. Daraufhin sei ein Berg über ihm zusammengebrochen, der ihn unter sich begrub. Der Riese war nur noch in der Lage, seinen Zeigefinger warnend aus seinem Grab zu stechen. Der Fuchsturm ist demnach der Zeigefinger des Riesen, weshalb er früher auch den Namen „Riesenfinger“ erhielt[2].
Legenden ranken sich auch um das Zustandekommen seines heutigen Namens. Eine meint, am Fuchsturm wurde ein Meisterdieb in einem Käfig aufgehängt, andere leiten den Namen durch junge Studenten, die auch als Füchse tituliert werden, her. Wiederum andere meinen, der Name kommt durch die Füchse, die in der Gegend ansässig waren, zustande. Ableiten lässt sich der Name vielleicht auch aus der Zeit, als der Turm erstmals saniert wurde. So wurde im 17. Jhd. ein Goldstück volkstümlich als „Fuchs“ bezeichnet (so 1669 in Grimmelshausens Simplicissimus), deren etliche wohl zur Sanierung investiert wurden. Woher der Name wirklich stammt, ist heute nicht mehr bekannt.
Sekundärliteratur
- Ulrich Engelmann: Die Baugeschichte des Fuchsturmhauses, Teil 8: Von 1930 bis 1945, in: Der Fuchs vom Turm, Band 36 (2006), S. 6–8; Teil 9: Von 1941 bis 1963 in Band 38 (2007), S. 6–8.
- Rüdiger Haufe: Geistige Heimatpflege. Der „Bund der Thüringer Berg-, Burg- und Waldgemeinden“ in Vergangenheit und Gegenwart, in: Joachim Radkau, Frank Uekötter (Hg.): Naturschutz und Nationalsozialismus (= Geschichte des Natur- und Umweltschutzes, Band 1), Frankfurt a. M. 2003, S. 435–446.
- Friedrich Appenrodt: Der Hausberg mit dem Fuchsturm zu Jena, hg. v. d. Arbeitsgemeinschaft „Fuchsturm“ im Deutschen Kulturbund, Jena 1959.
- Fuchsturm und Fuchsturmgesellschaft. Festschrift zur Feier d. 75jährigen Bestehens, hg. vom Vorstand der Fuchsturmgesellschaft, mit einem Vorwort von Julius Kober, Jena: Neuenhahn 1936.
Weblinks
- Fuchsturm-Gesellschaft Jena e.V.
- eine Sage zum Turm in Ludwig Bechsteins Deutschem Sagenbuch bei zeno.org
- Gästebuch der Fuchsturm-Gesellschaft Jena 1838–1932 digital verfügbar auf der Seite der ThULB
Einzelnachweise
- ↑ Fuchsturm auf der Webseite jenaKultur, abgerufen am 27. März 2016
- ↑ L. Bechstein: Deutsches Sagenbuch, 1853, S. 505.
Koordinaten: 50° 55′ 25″ N, 11° 37′ 17″ O