Königin Augusta Garde-Grenadier-Regiment Nr. 4
Königin Augusta Garde-Grenadier-Regiment Nr. 4 | |
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Aktiv | 5. Mai 1860 bis 1. Juli 1919 |
Staat | ![]() |
Streitkräfte | Preußische Armee |
Truppengattung | Infanterie |
Unterstellung | Gardekorps |
Ehemalige Standorte | Koblenz, Düsseldorf, Spandau, zuletzt Berlin |
Spitzname | „Augustaner“ |


Das Königin Augusta Garde-Grenadier-Regiment Nr. 4 war der Verband der Preußischen Armee.
Geschichte
Der Verband wurde am 5. Mai 1860 als 4. Garde-Grenadier-Regiment aufgestellt. Stab, I. und II. Bataillon waren in Koblenz, das Füsilier-Bataillon in Düsseldorf stationiert. Durch die Ernennung von Königin Augusta zum Regimentschef erhielt der Verband am 18. Oktober 1861 eine neue Bezeichnung und hieß 4. Garde-Grenadier-Regiment „Königin“. Nach dem Tod der Königin im Jahre 1890 wurde das Regiment 1893 von deren letztem Wohnsitz in Koblenz nach Spandau verlegt. Es erfolgte die Umbenennung in Königin Augusta Garde-Grenadier-Regiment Nr. 4. Am 1. September 1895 wurde Großherzogin Luise von Baden zum neuen Regimentschef ernannt. 1897 wurde dann Berlin letzter Friedensstandort der „Augustaner“ (Kasernenanlagen am Columbiadamm).
Zum 25-jährigen Chefjubiläum der preußischen Königin (A.K.O. vom 14. Oktober 1886) erhielten die aktiven Offiziere des Regiments als Geschenk neue Seitenwaffen: „Augustaner-Degen“ für das I. und II. Bataillon und „Augustaner-Säbel“ für das III. (Füsilier-)Bataillon. Es handelte sich dabei um Infanterie-Offizier-Degen und Füsilier-Offizier-Säbel in einer eigenständigen und nur bei diesem Regiment geführten Form. Die Portepee-Unteroffiziere trugen weiterhin die regulären preußischen Offizierseitengewehre.
Erster Weltkrieg
Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs machte das Regiment am 2. August 1914 mobil und rückte im Verband mit der 2. Garde-Division in das neutrale Belgien ein. Hier nahm es zunächst u. a. an den Schlachten an der Sambre und bei St. Quentin teil, bis der Verband Mitte Oktober 1914 in Flandern und Artois in den Stellungskrieg überging. Im Januar 1915 kurzzeitig dem Gardekorps direkt unterstellt, war das Regiment vom 21. Januar bis 20. Februar 1915 bei der 1. Garde-Division und kam anschließend wieder zur 2. Garde-Division. Mit dieser Division verlegte der Verband Ende April 1915 an die Ostfront und kämpfte u. a. in der Schlacht von Gorlice-Tarnów und bei Lemberg. Im September 1915 kehrte das Regiment an die Westfront zurück, nahm im Herbst 1915 an der Herbstschlacht bei La Bassée und Arras sowie 1916 an der Schlacht an der Somme teil. Unterbrochen wurde diese Gefechtstätigkeit durch laufende Stellungskämpfe. Im Oktober 1916 hatte das Regiment eine 2. und 3. MG-Kompanie erhalten. Nach der Schlacht an der Aisne und den folgenden Stellungskämpfen in den Argonnen kam der Verband ein weiteres Mal in den Osten. Hier lag es in Stellungskämpfen und beteiligte sich an der Durchbruchsschlacht in Ostgalizien sowie der Schlacht um Riga. Das Regiment verlegte wieder in den Westen, wo es zunächst in den Stellungskämpfen am Chemin des Dames eingesetzt wurde. Hier erlitt es schwere Verluste, sodass sich die Reste des Regiments am 23. Oktober 1917 zu zwei Kampfbataillonen mit drei MG-Kompanien formierten. Mitte November 1917 bestand es nach Ergänzungen wieder aus drei Bataillonen. Am 8. September 1918 erhielt das Regiment noch eine MW-Kompanie.
Verbleib
Nach Kriegsende wurde das Regiment in Rosenberg zunächst demobilisiert und schließlich am 1. Juli 1919 aufgelöst. Aus den Resten bildete sich bereits Anfang Dezember 1918 ein Grenzschutz-Bataillon, das dann bis April/Mai 1919 bestand. Ferner wurde im Januar 1919 mit der Aufstellung des Freiwilligen-Garde-Grenadier-Regiments Nr. 4 begonnen, dass ebenfalls im Grenzschutz eingesetzt und später als III. Bataillon in das Reichswehr-Infanterie-Regiment 51 übernommen wurde.[1]
Die Tradition übernahm in der Reichswehr durch Erlass des Chefs der Heeresleitung General der Infanterie Hans von Seeckt vom 24. August 1921 die 9. Kompanie des 8. (Preußisches) Infanterie-Regiments in Lübben.
Kommandeure
Dienstgrad | Name | Datum[2] |
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Oberstleutnant/ Oberst |
Guido von Oppell | 1. Juli 1860 bis 16. Mai 1864 |
Oberst | Rudolph von Pawel | 17. bis 19. Mai 1864 |
Oberst | Rudolph Otto von Budritzki | 21. Mai 1864 bis 17. April 1865 |
Oberstleutnant/ Oberst |
Otto von Strubberg | 18. April 1865 bis 21. März 1868 |
Oberst | Gustav von Stiehle | 22. März 1868 bis 30. November 1869 |
Oberstleutnant | Georg von Waldersee | 13. Januar bis 30. Oktober 1870 |
Oberst | Armand von Lucadou | 20. Juni 1871 bis 10. Februar 1875 |
Oberstleutnant | Rudolf von Minckwitz | 11. Februar 1875 bis 11. Februar 1876 |
Oberstleutnant/ Oberst |
Rudolf von Minckwitz | 12. Februar 1876 bis 26. Dezember 1881 |
Oberstleutnant/ Oberst |
Oskar von Schaurath | 27. Dezember 1881 bis 1. November 1882 |
Oberst | Oskar von Schaurath | 2. November 1882 bis 31. August 1887 |
Oberstleutnant | Ludwig von Hammerstein-Loxten | 1. September 1887 bis 13. Februar 1888 (mit der Führung beauftragt) |
Oberst | Ludwig von Hammerstein-Loxten | 14. Februar 1888 bis 10. Juni 1890 |
Oberst | Ludwig von Falkenhausen | 11. Juni 1890 bis 17. Juni 1892 |
Oberstleutnant | Georg von Braunschweig | 24. September 1892 bis 26. Januar 1893 (mit der Führung beauftragt) |
Oberst | Georg von Braunschweig | 27. Januar 1893 bis 29. Mai 1896 |
Oberst | Gustav von Seckendorff | 30. Mai 1896 bis 26. Januar 1898 |
Oberst | Wilhelm von Kanitz | 27. Januar 1898 bis 27. Mai 1901 |
Oberst | Thilo von Westernhagen | 28. Mai 1901 bis 21. April 1905 |
Oberst | Hans von Guretzky-Cornitz | 22. April 1905 bis 30. April 1908 |
Oberst | Horst Ritter und Edler von Oetinger | 1. Mai 1908 bis 21. März 1912 |
Oberst | Hans von Below | 22. März 1912 bis 31. Juli 1914 |
Oberstleutnant | Georg von Walther | 2. August 1914 bis 19. Mai 1915 |
Oberst | Rudolf von der Osten | 9. Juni 1915 bis 3. Juni 1916 |
Oberstleutnant | Gustav von Struensee | 4. Juni 1916 bis 3. November 1917 |
Oberstleutnant | Hans Tieschowitz von Tieschowa | 4. November 1917 bis 21. Januar 1918 |
Oberst | Karl Grote | 22. Januar bis 25. Juli 1918 |
Major | Walter von Schleinitz | 26. Juli 1918 bis März 1919 |
Denkmal
Das Kriegerdenkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges stammt von Bildhauer Franz Dorrenbach, wurde am 11. Oktober 1925 im Beisein des Reichspräsidenten von Hindenburg feierlich enthüllt und befindet sich auf dem städtischen Friedhof am Columbiadamm in Berlin (Neuer Garnisonfriedhof Berlin).
Literatur
- Maximilian von Braumüller: Geschichte des Königin Augusta Garde-Grenadier-Regiments Nr. 4. 2. Auflage, Berlin 1907.
- Jürgen Kraus: Handbuch der Verbände und Truppen des deutschen Heeres 1914-1918. Teil VI: Infanterie. Band 1: Infanterie-Regimenter. Verlag Militaria, Wien 2007, ISBN 978-3-902526-14-4, S. 31–32.
- Günter Wegner: Stellenbesetzung der deutschen Heere 1815-1939. Band 1, Biblio Verlag, Osnabrück 1993.
- Christine Monika Richter: Das Denkmal für die Gefallenen des Königin Augusta Garde-Grenadier-Regiments Nr. 4 auf dem Garnisonfriedhof in Berlin-Neukölln. In: Jahrbuch des Vereins für die Geschichte Berlins. 2004.
- Erich Engelke: Ordnung und Reinlichkeit. Soldatenleben im Fort Konstantin. In: Fort Konstantin. Historischer Ort mit Zukunft. Zum 20-jährigen Bestehen des Vereins PRO KONSTANTIN (1993-2013), Hrsg.: PRO KONSTANTIN e. V. Gesamtredaktion: Sebastian Gleixner, Garwain Verlag, Koblenz 2013, ISBN 978-3-936436-24-2, S. 57–66.
Weblinks
- Rolf Selzer: Die Offizierseitengewehre des 4. Garde-Grenadier-Regiments: Der Augustaner-Degen und der Augustaner-Säbel. PDF-Datei ca. 2,5 MB.
Einzelnachweise
- ↑ Jürgen Kraus: Handbuch der Verbände und Truppen des deutschen Heeres 1914-1918. Teil VI: Infanterie. Band 1: Infanterie-Regimenter. Verlag Militaria. Wien 2007. ISBN 978-3-902526-14-4. S. 31–32.
- ↑ Günter Wegmann (Hrsg.), Günter Wegner: Formationsgeschichte und Stellenbesetzung der deutschen Streitkräfte 1815–1990. Teil 1: Stellenbesetzung der deutschen Heere 1815–1939. Band 2: Die Stellenbesetzung der aktiven Infanterie-Regimenter sowie Jäger- und MG-Bataillone, Wehrbezirkskommandos und Ausbildungsleiter von der Stiftung bzw. Aufstellung bis 1939. Biblio Verlag, Osnabrück 1992, ISBN 3-7648-1782-8, S. 23f.