Schwefelhexafluorid
Strukturformel und Kalottenmodell | |
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Allgemeines | |
Name | Schwefelhexafluorid |
Andere Namen | Schwefel(VI)-fluorid |
Summenformel | SF6 |
CAS-Nummer | 2551-62-4 |
Kurzbeschreibung | farbloses Gas |
Eigenschaften | |
molare Masse | 146,06 g/mol |
Aggregatzustand | gasförmig bei Raumtemperatur (20°C) |
Dichte | 6,16 g/l |
Relative Dichte (Luft = 1) | 5,114 g/cm³ |
Schmelzpunkt | -50,8 °C |
Sublimationspunkt | -63,8 °C |
Kritische Temperatur | 45,55 °C |
Kritischer Druck | 3,76 MPa |
Dampfdruck | 21 bar bei 20 °C |
Löslichkeit | 41 mg/l in Wasser |
Sicherheitshinweise | |
Gefahrensymbole | |
keine | |
R- und S-Sätze | R: - S: - |
MAK | 6000 mg/m3 |
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen. |
Schwefelhexafluorid ist eine anorganische, chemische Verbindung aus den Elementen Schwefel und Fluor mit der Summenformel SF6. Es ist unter Normalbedingungen ein farb- und geruchloses, ungiftiges Gas, das unbrennbar ist und sich äußerst reaktionsträge, ähnlich wie Stickstoff, verhält.
Gewinnung und Darstellung
Schwefelhexafluorid kann direkt aus den elementaren Verbindung, durch Umsetzung von elementarem Schwefel (S8) im Fluorgasstrom (F2) synthetisiert werden. Die Reaktion verläuft stark exotherm.
Neben SF6 bilden sich bei diesem Syntheseweg auch weitere Schwefelfluoride, wie zum Beispiel Dischwefeldecafluorid (S2F10). Daher wird bei der technischen Herstellung das Gas auf 400 °C erhitzt, wodurch eine Disproportionierung von Dischwefeldecafluorid in Schwefelhexafluorid und Schwefeltetrafluorid (SF4) erfolgt.
Durch Waschen des Gasgemisches in Lauge wird das Schwefeltetrafluorid zerstört, während SF6 durch die Lauge nicht angegriffen wird.
Durch anschließende Druckdestillation wird das reine SF6 abgetrennt.
Eigenschaften
Physikalische Eigenschaften
Schwefelhexafluorid ist unter Normal- und Standardbedingungen gasförmig. Es ist ca. 5 mal dichter als Luft. Sein Schmelzpunkt liegt bei -50,8 °C, der Sublimationspunkt bei -63,8 °C. Die kritische Temperatur beträgt 45,55 °C und der kritische Druck liegt bei 3,76 MPa.
Chemische Eigenschaften
Die sechs Fluoratome sind perfekt oktaedrisch um das zentrale Schwefelatom angeordnet, die Bindungslänge beträgt jeweils 156,1 pm. Aufgrund seiner Struktur (der Schwefel ist koordinativ abgesättigt) ist es praktisch inert (reaktionsträge) und verhält sich chemisch dadurch ähnlich wie elementarer Sticktstoff (N2) oder die Edelgase. Es ist nahezu unlöslich in Wasser und nicht entflammbar.
Reaktionen von SF6 sind einzig mit Natrium in flüssigem Ammoniak zu Natriumsulfid (Na2S) und Natriumfluorid (NaF)
sowie die Komproportionierung mit Schwefelwasserstoff (H2S) zu elementarem Schwefel und Fluorwasserstoff (HF) bekannt.
SF6 ist weiterhin isoelektronisch zu den Anionen Hexafluorophosphat (PF6-), Hexafluorosilicat (SiF62-) und Hexafluoroaluminat (AlF63-).
Verwendung

Da Schwefelhexafluorid sehr reaktionsträge ist, wird es als Isolationsgas in der Hochspannungstechnik eingesetzt, z.B. in Hochspannungsschaltern in Schaltanlagen wie auch in komplett gekapselten Schaltanlagen von 6 kV bis 800kV. Dort dient es auch als Löschgas, um den Schaltlichtbogen zu unterbrechen. Die Durchschlagsfestigkeit ist bei Atmosphärendruck fast dreimal höher als Luft oder Stickstoff. Diese geringen dielektrischen Verluste machen es als Schutzgas in Koaxialkabeln geeignet. Zur Befüllung von Autoreifen wurde es bis etwa zum Jahr 2000 eingesetzt, dort wurde aus Kosten- und Umweltgründen auf die Befüllung mit dem Reifengas Stickstoff umgestellt.
Weiterhin wird SF6 in Halbleiter-, Displaytechnik und Mikrotechnik eingesetzt. Im Halbleiterbereich dient es als Ätzgas und wird als Isoliergas beim Routinetesten mikroelektronischer Schaltkreise im Rahmen der Qualitätssicherung verwendet. Außerdem wird es zum Reinigungsätzen eingesetzt. Dies ist auch das primäre Einsatzgebiet von SF6 im Display-Bereich. In der Mikrotechnik ist SF6 ein Schlüsselmedium im sehr verbreiteten DRIE-Prozess (DRIE-Prozess = Deep Reactive Ion Etching).
Weiterhin verwendet man SF6 in großem Umfang als Schutzgas bei der technischen Erzeugung von Magnesium. Das spezifisch schwere SF6 verhindert hier den Kontakt der heißen Metallschmelze mit der Luft. Prozessbedingt werden bei dieser Anwendung sehr große SF6-Mengen in die Atmosphäre abgegeben.
Einfluss auf die Umwelt
Laut einer Studie des Intergovernmental Panel on Climate Change (Zwischenstaatlicher Ausschuss für Klimaänderungen) ist Schwefelhexafluorid das stärkste bekannte Treibhausgas. Sein Treibhauspotenzial ist etwa 23.900 mal größer als das von Kohlenstoffdioxid (CO2). Aufgrund der sehr geringen Konzentration von SF6 in der Erdatmosphäre (ca. 0,005 ppb volumenbezogen, was 0,12 ppmV-CO2-Äquivalent entspricht.; CO2 ca. 365 ppm) wird sein Einfluss auf die globale Erwärmung jedoch als äußerst gering betrachtet.
Kurioses
Zu einem interessanten Effekt kommt es, wenn SF6 eingeatmet wird. Im Gegensatz zu Helium erhält man wegen einer wesentlich höheren spezifischen Masse von SF6 als Luft eine tiefe Stimmlage. Ebenfalls im Gegensatz zu Helium verflüchtigt sich dieses Gas nicht von selbst aus der Lunge, bei Selbstversuchen ist also Vorsicht angebracht.
Literatur
- Holleman A.F., Wiberg E.: Lehrbuch der Anorganischen Chemie. 101. Aufl., S. 561 ff, de Gruyter, Berlin 1995, ISBN 3-11-012641-9
Weblinks
- SF6 in elektrischen Betriebsmitteln > 1000 Volt Informationsseiten zum Thema SF6 vom Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie e.V. (ZVEI)
- International Chemical Safety Cards: Schwefelhexafluorid (en)