Missionsbefehl
Der Missionsbefehl oder auch Taufbefehl ist nach christlicher Glaubensauffassung der Auftrag, den Jesus Christus dem biblischen Bericht zufolge nach seiner Auferstehung seinen Jüngern gegeben hat. Der Auftrag zur Missionierung befindet sich am Ende des Matthäus-Evangeliums in Kapitel 28, die Verse 16-18. Er ist nach dem christlichen Selbstverständnis die Begründung für die Missionsaktivitäten der christlichen Religionsgemeinschaften und für die unterschiedlichen Tauf-Liturgien derselben.
Missionsaufträge in anderen Religionen
Andere, zielgerichtet missionierende Religionen, wie der Islam, begründen Missionstätigkeit ebenfalls, dort heißt die umstrittene sechste Säule des Islams, der äußere Dschihad, welcher das Haus des Islam erweitern soll.
Text des Missionsbefehls
- „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und lehret alle Völker und taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes, und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ (Mt. 28,16b–18) [1]
Quellenkritik
Jesus' neutestamentarischer Missionsauftrag legt eine Pflicht zur Verbreitung von Lehre und Taufe auf. Obwohl dieser Auftrag ursprünglich nur den elf Aposteln gegeben wurde, hat die christliche Theologie den Auftrag dahingehend interpretiert, dass Christen jederzeit und an jedem Ort missionieren sollten, da dies die Erfüllung des Vertrags zwischen Abraham und Gott nach Genesis 12:3 sei.
Kritiker monieren, dass der Abschnitt Markus 16, aus dem der Missionsbefehl stammt, nicht Teil der ältesten griechischen Manuskripte des Alten Testamentes sei, weder des Codex Vaticanus noch des Codex Sinaiticus. Beantwortet wird diese Kritik mit der Einlassung, dass diese Forderung eine überirdische Forderung deswegen sei, weil sie indirekt an mindestens drei anderen Stellen des Neuen Testaments genannt wird. Zusätzlich wird den Kritikern entgegengehalten, dass die in Frage stehenden Forderung als Teil des vererbten christlichen Kanons jahrhundertelang als gültig angesehen wurde.
Evangelikale vergleichen den Missionsbefehl häufig mit früheren Missionsaufträgen aus Matthäus 10:5-42, wo der Auftrag auf eine Missionierung von Gläubigen der jüdischen Religion eingeschränkt wird, über welche Jesus als verlorene Schafe im Hause Israels spricht.
Unterschiedliche Rezeption
Nicht alle, die sich Christen nennen und sich auf die Bibel berufen, verstehen die Aufforderung in gleicher Weise. Während die meisten christlichen Konfessionen in ihrer Taufzeremonie eine Formel wie "ich taufe dich im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes" verwenden, machen die Zeugen Jehovas von diesen Worten keinen Gebrauch. Dies ist in ihrer Ablehnung des Konzepts der Dreifaltigkeit begründet.
Etymologie und politische Wirkung
Die Übersetzung Befehl, die durchaus auch durch den Begriff Auftrag ersetzt hätte werden können, rekuriert auf die teilweise gewalttätige, mit militärischen Mitteln vorangetriebene Missionierung, die zu massiven kulturellen Verschiebungen und - teilweise - zu kulturellen, aber auch ökonomischen, gesundheitlichen und ethnischen Katastrophen für konfligierende Religionsgemeinschaften, Kulturen und Bevölkerungsgruppen aber auch bei den beteiligten Soldaten, Mönchen und Missionaren führte und führt.
Quellen
- ↑ Bibelübersetzung Martin Luthers, 1912