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Wert

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Unter dem Wert einer Sache, einer Dienstleistung oder einer Information versteht man die Bedeutung oder Wichtigkeit oder den Nutzen, welche(r) der Sache, Dienstleistung oder der Information für einen Betrachter oder Besitzer anhaftet.

Meistens wird der Begriff im Sinne einer menschlichen Bewertung (als Werturteil) oder einer Werterfahrung gebraucht und ist nicht so neutral gehalten wie der Begriff Bedeutung.

Objektiv - Subjektiv

Zu unterscheiden ist vor allem zwischen einem subjektivem und objektivem Wert. Subjektive Werte sind nicht messbar, sie unterliegen dem menschlichen Gefühl, Geschmack, der menschlichen Psychologie, aber auch der Erziehung und Sozialisation. Welchen Wert man etwas zumisst, kann sich stark unterscheiden. Ein fremdes Familienfoto mag einem Aussenstehenden nahezu wertlos erscheinen, für Angehörige hat es aber einen hohen Wert.

Wertphilosophie und psychologischer Wertbegriff

In der Philosophie ist der Begriff des Wertes seit der Antike Gegenstand kontroverser Untersuchungen. Für Epikur (341-270 v.Chr.) gilt Lust als das, was den Wert des menschlichen Strebens ausmacht, wobei die Abwesenheit von Schmerzen noch höher veranschlagt wird. Dabei hat die theoretische Erklärung von Werten eine lange Tradition in der Begründung des so genannten "Guten". Das Gute ist für Platon (428 oder 427 - 348/347 v. Chr.) das, was jede Seele anstrebt und weswegen sie alles tut, wenn auch oft in Verkennung des wahren Guten. Bei Aristoteles (384 - 322 v. Chr.) ist das Gute ebenfalls das, wonach alles strebt. Und es ist das, was keines weiteren mehr bedarf, was sich selbst genügt. "Jedes praktisches Können und jede wissenschaftliche Untersuchung, ebenso alles Handeln und Wählen strebt nach einem Gut, wie allgemein angenommen wird. Daher die richtige Bestimmung von ‘Gut’ als ‘das Ziel, zu dem alles hinstrebt’." Für Augustinus (354 - 430) liegt das Gute dagegen in der Liebe: "Ein guter Mensch ist nicht, wer weiß, was gut ist - sondern wer es liebt." Liebe geht allumgreifend sowohl auf Sachen wie auf Personen. Die höchste und absolute Liebe ist die Liebe zu Gott. Immanuel Kant (1724 - 1804) fragt vor allem nach dem "absoluten Wert", der neben jenen Werten gegeben ist, die auf dem Gefühl der Lust und der Vermeidung von Unlust beruhen. "Alle Gegenstände der Neigungen haben nur einen bedingten Wert; denn, wenn die Neigungen und darauf gegründete Bedürfnisse nicht wären, so würde ihr Gegenstand ohne Wert sein." Wer dagegen dem Prinzip der Sittlichkeit aus Selbstbestimmung folgt, gibt sich als Person einen inneren, absoluten Wert. Daraus leitet sich der wohl bekannteste Satz der Ethik ab: "Es ist überall nichts in der Welt, ja überhaupt auch außer derselben zu denken möglich, was ohne Einschränkung für gut könnte gehalten werden, als allein ein guter Wille." Bei vielen Denkern werden Werte vor allem in der philosophischen Ethik diskutiert (vergl. Thomas v. Aquin, Descartes, Hobbes, Hume, Adam Smith).

Der eigentliche Wertbegriff wurde von Rudolf Hermann Lotze (1817 - 1881) in die Philosophie eingeführt. Popularität erlangte er dann vor allem durch Friedrich Nietzsches (1844 - 1900) "Umwertung aller Werte". Doch fehlt bei Nietzsche ein ausgearbeitetes Wertkonzept. Die Neukantianer Wilhelm Windelband (1848 – 1915) und Heinrich Rickert (1863 - 1936) gelten als Begründer der "Badischen-" oder auch "Südwestdeutschen Schule". Für Rickert sind "Werte (...) keine Wirklichkeiten, weder physische noch psychische. Ihr Wesen besteht in ihrer Geltung, nicht in ihrer Tatsächlichkeit." Max Scheler (1874 – 1928) und Nicolai Hartmann (1852 – 1950) verstanden Werte im Sinne das "Antipsychologismus" und der Phänomenologie (Edmund Husserl) als "ideales Ansichsein", das ebensolche wahren und allgemeingültigen Wahrheiten erfasst, wie es z.B. mathematische und logische Wahrheiten sind. Gefühle werden dabei im so genannten "Wertfühlen" als zutreffende Charakterisierungen von Werterfahrungen angesehen (vergl. "Materiale Wertethik"). Ähnlich auch schon Franz Brentano (1838 – 1917), der die Möglichkeit einer "als richtig erkannten Liebe" postulierte. Victor Kraft (1880 - 1975) versuchte in "Die Grundlagen einer wissenschaftlichen Wertlehre" (Wien 1951) eine eher empirische Begründung der Werte, die auf verschiedenen "Quellen der Auszeichnung" beruht, darunter auch auf Lust und Unlust.

Allgemein wird angenommen, dass menschliches Verhalten nicht lediglich zielgerichtet, sondern darüber hinaus wertgerichtet ist. Zu unterscheiden sind:

  1. der "Wert" an sich, (z.B. der Gegenstand, das Gut, die nützliche Funktion)
  2. die eigentliche Werterfahrung mit ihrem kognitiven und oft auch emotionalen Gehalt
  3. das darauf beruhende Werturteil

Im Alltag verstehen wir Werte meist objektiv und allgemeingültig, dabei allerdings im Konflikt mit solchen geflügelten Worten wie "Alles Geschmacksache" oder "Über Geschmack lässt sich nicht streiten". Der Wertbegriff umfasst nicht nur konventionelle Wertbegriffe wie "Treue", "Tapferkeit", "Ehrlichkeit", "Demokratie", sondern alle als wertvoll erlebten Eigenschaften und Tätigkeiten, z.B. auch "angenehm", "nützlich", "Schönheit", "Spaß", "Wohlbefinden", "Unterhaltung". In praktisch jeder Art der Wahrnehmung können sich Anmutungsqualitäten zeigen, die Wertcharakter haben, weil sie uns anziehen, interessieren, gefallen, befriedigen usw. Umstritten ist dabei, was genau unter Wert bzw. Wertvollsein verstanden werden soll. Generell ist festzustellen, dass es gegenwärtig weder in der Philosophie noch Psychologie einen Konsens über den Begriff des Wertes gibt. Es ist weitgehend unklar, welche Art von Gegenstand bzw. Erkenntnis der Wert darstellt.

Ein Wertbegriff, der den empirischen und phänomenologischen Gegebenheiten gerecht wird, erfordert vermutlich eine interdisziplinäre Zusammenarbeit von Philosophie, Psychologie, Soziologie und wohl auch Neurophysiologie, die sich momentan allerdings nirgends abzeichnet. Ein Versuch, das Wertvollsein in diesem Sinne zu definieren, findet sich gegenwärtig nur in der Theorie der Emotionalen Intelligenz (Peter Schmidt: "EQ-Training – Die Praxis der Emotionalen Intelligenz", 1999; ders.: "Scanning" 2005). Danach begründet ausschließlich Fühlen unsere Werterfahrungen. Der Grund dafür liegt in der Selbstevidenz des angenehmen und unangenehmen Gefühls. Gefühle sind aber nicht allein hedonistisch zu verstehen, da sich der Wert auch in anstrengender Arbeit, in der Verantwortung und im Helfen zeigen kann. Fühlen wird dabei umfassender verstanden als Lust und Unlust, die nur einen Teilbereich des Fühlens abdecken. Alle anderen Wertbegründungen sind nach dieser Auffassung gescheitert. Ohne das Angenehm- oder Unangenehmsein des Fühlens erleben wir nur gedachte Werte. Bloßes "Wertmeinen" ist für viele gesellschaftliche Fehlentwicklungen verantwortlich. Daher kann der absolute Wert auch nicht, wie bei Kant, in der Moralität der Person liegen. Werte, die nicht gefühlt werden, sind lediglich Nützlichkeitswerte (z.B. Geld, Werkzeug) und bedürfen zur Wertbegründung immer des gefühlten Endwerts. Bloße Sinneserfahrungen, Empfindungen, Gedanken und Vorstellungen oder Wollensintentionen haben keine Wertqualitäten. Das Fragen nach Wertqualitäten führt bei diesen Erfahrungskategorien anders als im Fühlen immer zum unendlichen Regress des Hinterfragens, warum etwas ein Wert sei.

Politische und gesellschaftliche Konsequenzen des Wertbegriffs

Wie wichtig ein angemessenes Konzept des Wertes ist, wird daraus ersichtlich, dass nicht nur private, sondern gerade auch politische Entscheidungen auf Werturteilen beruhen. So ist die Ideologie des Nationalsozialismus nicht ohne ein rigides und autoritäres Verständnis von Werten denkbar. Bewertungen wie „überlegene“ oder „minderwertige“ Rasse können nur bezogen auf einen allgemeingültigen Wertbegriff vertreten werden. Moderne Wertkonzepte wie das der Theorie der Emotionalen Intelligenz vertreten dagegen eine weitgehende Relativität und Subjektivität der Werte und daraus folgend Wertpluralismus und Toleranz. Kriterium ist dabei die progressive Zunahme von Attractio- und Aversio-Erfahrungen, je mehr Menschen die Regeln Emotionaler Intelligenz innerhalb ihres emotionalen Systems befolgen, in dem sie mit anderen leben. Eine absolute und objektivistische Werttheorie führt dagegen leicht in politische und gesellschaftliche Irrwege, wie der Zweite Weltkrieg mit seinen fünfzig Millionen Toten gezeigt hat.

Siehe auch:

Werte und Ethik

siehe hierzu auch: Werturteilsstreit, Wertvorstellung

Die Mehrzahl des Wortes Wert, nämlich die Werte, hat im allgemeinen Sprachgebrauch eine spezielle Bedeutung: Man versteht darunter vor allem die Grundsätze, nach denen eine Gesellschaft oder eine Gruppe von Menschen ihr Zusammenleben richtet oder richten will (Ethik). Der Begriff drückt hier auch aus, dass die entsprechenden Vorstellungen und Ideen vom Zusammenleben als richtig, und daher wertvoll angesehen werden. Einige Wert-Fragen werden sowohl in der Philosophie wie auch in der Psychologie und Soziologie und neuerdings auch in der Neurophysiologie thematisiert, z.B. die Frage nach der Willensfreiheit beim moralischen Handeln.


Wert und Wissenschaft

Wert und Messwert in der Naturwissenschaft

Objektive Messwerte müssen messbar sein (Naturwissenschaft): Physikalische Phänomene wie Höhe eines Berges, die Länge einer Strecke, die Helligkeit einer Lampe, die Temperatur (siehe Zahlenwert und Maßstab im Artikel Physikalische Größe). Komplexe Phänomene wie etwa Kreativität, Intelligenz oder Schönheit sind schwer messbar. Auch die Kunst entzieht sich der Messbarkeit. Zur einheitlichen Messung dienen wohldefinierte und durch Konsens anerkannte Maßeinheiten: Gleichbleibende Vergleichswerte einer bestimmten Größe. Wie diese selber festgelegt sind, ist allerdings rein willkührlich, so bezog man sich etwa meist wie beim Längenmass Elle auf menschliche Proportionen oder dem Menschen anschauliche Grössen. Mit den so gemessenen Werten kann in Mathematik, Physik oder Chemie gerechnet werden. Es können so auch vereinfachte Modelle erstellt werden (Kybernetik), die reale Phänomene simulieren können.

Werte in der Informatik

Computer verfügen über einen Speicher, in dem Daten gespeichert werden. Der Speicher ist in einzelne Teile unterteilt, die Daten in einem dieser Segmente heißen Wert dieses Speicherabschnittes. Zum Beispiel kann ein Speicherabschnitt von 1 Byte Größe etwa einen Wert zwischen 0 und 255 in ganzen Zahlen speichern.
In der Programmierung werden zur Vereinfachung der Programmerstellung bestimmte Speicherabschnitte mit Namen belegt, denen wie den Speicherwerten bestimmte Daten zugewiesen werden können. Diese Daten heißen Wert der Variable, z.B. kann eine Variable vom Typ "Integer" (engl. für Ganzzahl) mit einem ganzzahligen Wert zwischen 0 und 65536 belegt werden.

Der Wert in der Ökonomie

Wert als Äquivalenz

Verschiedene Wertbegriffe gibt es in der Ökonomie (Siehe Liste unten). Auf diesen Wertbegriff bezieht sich, anders als etwa beim naturwissenschaftlichen Längenmass, das Adjektiv wertvoll. Den Wert seines Anlagevermögens und Umlaufvermögens ermittelt ein Unternehmen durch Bewertung der, durch Inventur(also durch Messen, Zählen und Wiegen) festgestellten Mengen an Vermögensgegenständen mit einem Marktpreis. Gold oder Platin sind Beispiele von eher raren Materialien, denen ein hoher Wert zuerkannt wird.

In der Ökonomie drückt sich der Wert durch Beträge von Geld aus. Der Wert von Dingen oder Arbeit kann dabei aber immer nur relativ zu anderen festgelegt werden (Tausch, z. B. eine Jeans = ca. 100 Tafeln Schokolade = ca. 4 Stunden Arbeit o.ä.), welchen absoluten, tatsächlichen Wert ein Ding oder sonst ein Phänomen aus sich selbst heraus, unabhängig von anderen hat, ist somit unmöglich auszudrücken oder zu bemessen (Zirkelschluss).

Wert und Preis

Im alltäglichen Sprachgebrauch wird unter dem Wert auch der Geldbetrag verstanden, den man beim Verkauf einer Sache erzielen kann. (Wert eines Autos, einer Briefmarke, eines PC usw.). Nicht zu verwechseln ist der Wert mit dem Preis. Wert und Preis können sehr verschieden sein. siehe:Markt, Angebot und Nachfrage, klassisches Wertparadox

Wert und Werte

In der neueren, wirtschaftsphilosophisch fundierten Managementdiskussion wird zunehmend der Zusammenhang zwischen materieller Wert-Schöpfung und immaterieller Werte-Entwicklung in einer wissensbasierten Ökonomie (Wissensgesellschaft) thematisiert: Wie können Wert und Werte in einer „Wertebalancierten Unternehmensführung“ (Bernhard von Mutius) in eine neue, ausgewogene Beziehung gebracht werden? Wie lässt sich das Verhältnis von Sach- und Finanzkapital auf der einen Seite sowie dem intellektuellen und Sozial-Kapital auf der anderen Seite angemessen bestimmen und bewerten?

Marxismus

Bei Karl Marx (Das Kapital) spielt der Wertbegriff und das Zustandekommen von ökonomischem Wert eine zentrale Rolle. Marx unterscheidet zwischen Tauschwert und Gebrauchswert (siehe auch Wertkritik).

Der Tauschwert der Waren (Ware X tauscht sich in soundsoviel Ware Y) wird dabei durch ihren Wert im Sinne der Arbeitswertlehre bestimmt, der Wert erscheint als Tauschwert. Der Tauschwert einer Ware in Geld ausgedrückt (Ware X tauscht sich in soundsoviel Geldmünzen) ist der Preis.

Im Produktionsprozess entsteht ein Neuwert m+v (Wertschöpfung). Zieht man davon das variable Kapital v, der Teil des Kapitals, der aus Sicht der Kapitalisten für den Kauf von Arbeitskraft investiert wird, der also bei den Lohnarbeitern als Lohn als Einkommen erscheint, verbleibt der Mehrwert m, das Ziel der kapitalistischen Produktion.

Die Behauptung, dass der Wert einer Ware durch die zu ihrer Herstellung im gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt notwendige Arbeits-Zeit bestimmt wird, wird oft Marx zugeschrieben. Dieser hatte jedoch die Arbeitszeit als Wertmaß von früheren Wirtschaftswissenschaftlern wie David Ricardo übernommen und diesen Gedanken dann kritisch weiterentwickelt.

(zu ergänzen)

Soziologische Wertbegriffe

(zu ergänzen)

Ökonomische Wertbegriffe

Philosophische Wertbegriffe

Wikiquote: Wert – Zitate
Wiktionary: Wert – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

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