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Niger

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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République du Niger
Republik Niger
Flagge von Niger Flagge von Niger
(Details) (Details)
Amtssprache Französisch
Hauptstadt Niamey
Staatsform Parlamentarische Demokratie
Präsident Tandja Mamadou
Regierungschef Hama Amadou
Fläche ca. 1.267.000 km²
Einwohnerzahl 11.665.937 (S 2005)
Bevölkerungsdichte 9,2 Einwohner pro km²
Unabhängigkeit von Frankreich am 3. August 1960
Währung CFA-Franc
Zeitzone UTC+1
Nationalhymne La Nigérienne
Kfz-Kennzeichen RN
Internet TLD .ne
Vorwahl +227
Nigers Lage innerhalb Afrikas
Karte Nigers

Die seit 1960 unabhängige Republik Niger (dt.: [ˈniːgər], auch: der Niger; frz.: [niˈʒɛːʀ]) ist eine ehemalige französische Kolonie in Westafrika und grenzt im Norden an Algerien und Libyen, im Westen an Mali und Burkina Faso, im Osten an Tschad und im Süden an Nigeria und Benin. Niger ist ein Binnenstaat mit Anteil an der Sahara, dem Sahel und dem Sudan und gehört zu den am wenigsten entwickelten Ländern der Welt. Nach einer Phase von Staatsstreichen und Aufständen der Tuareg scheint sich Niger politisch zu stabilisieren. Existenzbedrohend für den größten Teil der nigrischen Bevölkerung sind regelmäßig wiederkehrende Dürren und Nahrungsmittelknappheit.

Geographie

Datei:Klimadiagramm - Dornsavanne.JPG
Klimadiagramm von Zinder in Niger

Zwei Drittel des Staatsgebietes der Republik Niger befinden sich in der Sahara. Nur der schmale Streifen des Staatsgebietes, der sich entlang der nigerianischen Grenze hinzieht, befindet sich in der so genannten Sahelzone (Sahel = arab. „Ufer“ der Wüste). Dieser Streifen befindet sich am nördlichen Rand der Trockensavanne.

Siehe auch: Liste der Städte in Niger

Bevölkerung

Es gibt vor allem im Norden des Landes viele Oasenbewohner, Nomaden und Halbnomaden. Viele von ihnen geben jedoch den Nomadismus auf und ziehen in die zum Teil überbevölkerten Städte. Die Mehrheit der Bevölkerung lebt im Süden, zumeist an der Grenze zu Nigeria und Benin.

Die große Mehrheit der Nigrer bekennt sich zum Islam (94 %), der Rest der Bevölkerung teilt sich in Christen und Anhänger indigener Religionen.

Rund 52% der Gesamtbevölkerung gehören der Volksgruppe der Djerma und Songhai an, über 23% sind Haoussa, rund 8% der Bevölkerung sind Tuareg-Berber, etwa 6% sind Beri Beri (Kanuri) und 4,3% Fulbe. Außerdem leben im Land über 3000 Franzosen, meist in den Städten.

75 % der Bevölkerung sprechen Hausa als Erst- oder Zweitsprache, weitere Sprachen neben Französisch sind Songhai-Djerma, Fulfulde, Tamaschagh (eine Tuareg-Berbersprache), Kanuri und andere.

Die sehr hohe Fertilitätsrate von 7,4 Geburten pro Frau führt zu einem Bevölkerungswachstum von jährlich etwa 2,75 %. Die ungebremste Bevölkerungsexplosion stellt das Land vor große Probleme.

74 % der Männer und 90 % der Frauen sind Analphabeten.

Die Lebenserwartung beträgt derzeit etwa 42 Jahre.

Geschichte

Hauptartikel siehe Geschichte Nigers

Zahlreiche Funde und Felszeichnungen belegen die Besiedlung des nigrischen Territoriums seit frühester Zeit. Zum Zeitpunkt der Ausbreitung des Islam um das Jahr 660 waren die Völker Nigers bereits in Staaten organisiert, die sich bis zur Ankunft der Franzosen eine bedeutende Stellung erhalten konnten. Im Jahr 1921 wurde Niger eine französische Kolonie innerhalb Französisch-Westafrikas. Die Grenzziehung erfolgte hierbei ohne Berücksichtigung der historischen kulturellen und sprachlichen Gegebenheiten. Niger wurde 1958 autonome Republik und zwei Jahre später schließlich unabhängig. 1995 konnte eine Rebellion der Tuareg mit der Unterzeichnung eines Friedensvertrages beendet werden und 1999 wurde Tandja Mamadou zum Staatspräsidenten gewählt und bei den Wahlen 2004 im Amt bestätigt.

Politik

Die Verfassung ist nach dem Vorbild Frankreichs als semi-präsidentielles System mit Direktwahl des Präsidenten (alle 5 Jahre) gestaltet.

Die Präsidenten der Republik Niger:

Im Parlament (Assemblée Nationale) verfügen die Parteien Mouvement National de la Societé de Développement (MNSD) (38 Sitze) und Convention Démocratique et Sociale (CDS) (17 Sitze) zusammen über eine Mehrheit der 83 Sitze.

Verwaltungsgliederung

Das Staatsgebiet teilt sich in sieben départements und den Hauptstadtdistrikt.

Departements und Arrondissements:

  • Agadez
    • Agadez
    • Arlit
    • Bilma
  • Diffa
    • Diffa
    • Maïné-Soroa
    • N'Guigmi
  • Dosso
    • Birni N'Gaouré
    • Dogon-Doutchi
    • Dosso
    • Gaya
    • Loga
  • Maradi
    • Aguié
    • Dakoro
    • Guidan-Roumdji
    • Madarounfa
    • Mayahi
    • Tessaoua
  • Tahoua
    • Birni N'Konni
    • Bouza
    • Illéla
    • Keita
    • Madaoua
    • Tahoua
    • Tchin-Tabaraden
  • Tillabéri
    • Filingué
    • Ouallam
    • Say
    • Téra
    • Tillabéry
  • Zinder
    • Gouré
    • Magaria
    • Matamey
    • Mirria
    • Tanout
  • Niamey (Hauptstadtbezirk)

Wirtschaft

Die nigrische Volkswirtschaft erreichte 2001 ein Bruttoinlandsprodukt von knapp 1,7 Milliarden Euro, das entspricht einer Wirtschaftsleistung von etwa 150 Euro pro Kopf der Bevölkerung. 40 % des Volkseinkommens stammen aus der Landwirtschaft, während der industrielle Sektor nur etwa 14 % der Gesamtleistung ausmacht. Wichtigstes Exportgut ist Uran, dessen Ausfuhr 32 % der Gesamtexporte generiert, wichtigster Handelspartner bleibt Frankreich. Niger zählt nach wie vor zu den ärmsten Ländern der Welt: noch 2003 belief sich der Anteil der Bevölkerung mit weniger als 1 US-Dollar pro Tag auf 61% (siehe auch: Tabelle: Die höchste Armut weltweit).

Landwirtschaft

In der nigrischen Sahara-Region ist nur in Oasen, etwa im Aïr-Gebirge, Bewässerungsfeldbau möglich. Nur der schmale Streifen entlang der nigerianischen Grenze befindet sich in der Sahelzone und ist somit für den Regenfeldbau geeignet. Die Regenzeit ist extrem kurz, knapp drei bis vier Monate. Darüber hinaus ist die Regenzeit durch eine hohe Variabilität der Regenfälle gekennzeichnet: Regional können ebenso stark unterschiedliche Regengüsse niedergehen, wie die zeitliche Verteilung der Regenmenge während der Regenzeit sehr ungleichmäßig sein kann.

Anbauprodukte sind hauptsächlich verschiedene Hirsearten sowie Bohnen und Erdnüsse. Nur in Trockenflusssenken werden im Bewässerungsanbau Gemüsearten, Henna, Capsicum-Arten, Tabak u.ä. angebaut. Mobiles Kapital sind Kleinviehherden, die in Notzeiten zunächst vermarktet und dann verzehrt werden.

Produktionsmittel sind heute der individualisierte Besitz an Grund und Boden sowie das durch den gemeinsam wirtschaftenden Haushalt erworbene Saatgut, das unter Umständen in Kooperativen hinzugekauft werden muss. Dies geschieht, wenn das Saatgut wegen Nahrungsknappheit verzehrt statt ausgebracht wird. Bei staatlichen Kooperativen oder reichen Händlern verschulden sich die Bauern z.T. auch durch den Kauf von Insektiziden und Düngemittel.

Die Arbeitsmittel sind die einer weitgehend nicht mechanisierten Landwirtschaft: die kurzstielige Hacke und ein langstieliges Jäteisen (Kanuri: ashasha). Ochsengezogene Pflüge befinden sich in der Regel im Besitz reicher Bauern, die meist identisch mit der einheimischen Aristokratie sind. Der überwiegende Teil der Bauern hat hierzu keinen Zugang.

Die vorkoloniale Gesellschaftsstruktur sieht eine gemeinschaftliche Nutzung der Böden durch eine Großfamilie, ein gandu (Hausa: Haushalt) vor. Individueller Besitz an Grund und Boden war weitgehend unbekannt. Seit der Kolonialzeit hat sich durch die Konsolidierung familiärer Besitzansprüche und einer zunehmenden Vermarktung von Grund und Boden ein individueller Besitz von Boden etabliert. Der Bevölkerungsdruck führte zu Landknappheit. Erbteilung führte zur Fragmentierung von Landbesitz. Individuelle Parzellen können heute eine (Klein-)Familie kaum noch ernähren.

Ein weiteres Problem stellt die großflächige Abholzung zur Gewinnung von Brennmaterial dar, sowie das fast vollständige Abtragen von Pflanzenmaterial nach der Ernte, so dass Ackerflächen zum einen vor der Sonneneinstrahlung nicht mehr geschützt sind und zum anderen der Düngungseffekt durch verrottendes Pflanzenmaterial ausbleibt. Die Böden verarmen.

Die lange Trockenzeit macht ein Vorratshaltungssystem notwendig, das in vorkolonialer Zeit sozial und religiös sanktioniert war. Diese Vorratshaltung war eng an die vorkoloniale Struktur der Haushalte, ihrer Arbeits- und Konsumptionsstruktur gebunden. Mit der Fragmentierung der Haushalte und der Individualisierung von Bodenbesitz vor allem seit der Dekolonisierung geht eine Auflösung dieser vorkolonialen Umverteilungsstrukturen einher. Heutige (Klein-)Familien können kaum noch auf ein Netz familiärer und nachbarschaftlicher Solidaritätsstrukturen zurückgreifen, vor allem angesichts des allgemein herrschenden ökologischen Druckes auf die ökologisch fragile Klimazone.

Hungersnöte und Nahrungsmittelknappheit

Die folgenden Punkte gelten als ursächlich für die immer wiederkehrenden katastrophalen Hungersnöte im Land:

  • Bevölkerungsexplosion durch eine der höchsten Fertilitätsraten der Welt.
  • Mangelnde Bildung aufgrund der bildungsfeindlichen Tradition des Islam, besonders was den Schulbesuch von Mädchen angeht.
  • Niger ist aus historischen Gründen ein reines Binnenland und besteht überwiegend aus Wüste.
  • Heuschreckenplagen zerstören die Ernten.

Kultur

  • Nationalfeiertag:

3. August (Unabhängigkeitstag)

18. Dezember (Tag der Republik)

  • Sonstige Gesetzliche Feiertage:

1. Jan. 2006 Neujahr

10. Jan. Tabaske (Opferfest)

11. April Mouloud (Geburtstag des Propheten)

17. April Ostermontag

24. April Concord-Tag

1. Mai Tag der Arbeit

22.-24. Okt. Eid al-Fitr (Ende des Ramadan)

25. Dez. Weihnachten.

Anmerkung:

Islamische Feiertage sind nach dem Mondkalender berechnet und verschieben sich daher von Jahr zu Jahr. Die wenigen Christlichen Gemeinden feiern auch Ostern und andere kirchliche Feste.

Literatur

  • Cornelia Nicodemus: Indigene Vorratshaltung und koloniale Krisenpräventionspolitik. Zwangsspeicher und Sociétés Indigènes de Prévoyance in der Kolonie Niger nach 1932, Frankfurt 2000.
  • Boureima Alpha Gado: Une histoire des famines au Sahel. Étude des grandes crises alimentaires (XIX-XXe siècles), Paris 1993.
  • Polly Hill: Population, Prosperity and Poverty. Rural Kano 1900 and 1970, Cambridge, 1977.
  • Guy Nicolas: Dynamique et appréhension du monde au sein d´une société haoussa, Paris 1975.
  • Claude Raynaut: Structures normatives et relations électives. Étude d´une communauté villageoise haoussa, Paris 1972.
  • Holger Weiss: Babban Yunwa. Hunger und Gesellschaft in Nord-Nigeria und den Nachbarregionen in der frühen Kolonialzeit, Helsinki 1997.
  • Mano Dayak: Geboren mit Sand in den Augen: Die Autobiographie eines Führers der Tuareg- Rebellen, Unionsverlag, Zürich 1997. ISBN 3-293-00237-4

Film

Wiktionary: Niger – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

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