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Trojaburg

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Grundriss einer aus Steinen gelegten Trojaburg
Stor-Haraskär in Ångermanland

Als Trojaburgen (schwedisch Trojeborg, plural Trojeborgar; finnisch: Jatulintarha, Jungfrudans - Jungfrauentanz) werden Steinsetzungen in pseudolabyrinthischer schlingenartiger Form aus faust- bis kopfgroßen Steinen bezeichnet. Die Durchmesser der Anlagen betragen zwischen fünf und 25 m. Die Steine liegen in Endlosreihen, meistens lose dicht aneinander auf dem Erdboden, sie bilden ein begehbares Wegesystem ohne Verzweigungen. Die kurvilineare Figur ist unabhängig voneinander in verschiedenen Kulturen entstanden und taucht in vielen Varianten nicht nur in Europa auf, sondern auch in der Neuen Welt, so in der Nazca-Kultur in Peru und bei den nordamerikanischen Hopi-Indianern.[1]

Trojaburgen fanden oder finden sich häufig in Küstennähe und auf Inseln (Gotland), seltener im Binnenland (z.B. Labyrinth von Tibble). In Grundriss und Größe ähneln sie den manchmal ebenfalls als Trojaburgen bezeichneten Rasenlabyrinthen.

Seit dem 19. Jahrhundert begannen sich Archäologen und Völkerkundler für diese Stätten zu interessieren. Die meisten Trojaburgen befinden sich im skandinavischen Raum; es existieren etwa 300 in Schweden, etwa 200 wurden in Finnland nachgewiesen, etwa 60 liegen in Russland (Labyrinthe auf Bolschoi Sajazki), 20 in Norwegen sowie einige in Deutschland (Trojaburg Calbe).

Alter, Herkunft, Zweck

Trojaburg bei Visby, Gotland
Finnische Trojaburg - Jatulintarha

Eine der ältesten Darstellungen, bei dem ein Labyrinth mit dem Begriff Troy, (Troja) verbunden ist, wurde auf einer etruskischen Vase aus Tragliatella aus dem 7. Jahrhundert v. Chr. gefunden, wo der Name „Truia“ eingeritzt ist. Die Form war in Europa schon in der Antike bekannt, sie kam auf griechischen Münzen vor. Eine bekannte Wandzeichnung in Pompeji mit dem Text „HIC HABITAT MINOTAVRUS“ bringt sie mit der Sage von Minotaurus und dem legendären Labyrinth von Knossos auf Kreta in Zusammenhang. Weitere Labyrinthe finden sich in mittelalterlichen Kirchenmalereien in Dänemark[2], Schweden (Hablingbo), Frankreich und Italien. Schätzungen zum Alter der Trojaburgen weichen voneinander ab: Die meisten Trojaburgen sind offenbar jüngsten Ursprungs (19. und 20. Jahrhundert). Die Altersbestimmung ist schwierig, da nur von wenigen Anlagen schriftliche Zeugnisse existieren. Eine Altersbestimmung kann mit der Lichenometrie versucht werden. Zu welchem Zweck man die Steinlabyrinthe verwandte, ist unbekannt. Vorgeschlagene Erklärungen sind Tanzspiele („Jungfrudans“) im Mittelalter, Trainieren von Streitrossen und religiöse Riten.

Trojaburgen

Ulmekärr
  • Schweden
    • Blå Jungfrun, 15 Ringe
    • Borås
    • Fröjel, Gotland
    • Lindbacke
    • Majbacken, Gotland
    • Labyrinth von Tibble (Schweden) 15 Ringe
    • Ulmekärr (Schweden) 11 Ringe; auch „Trälleborgs slot“ genannt. Die Verbindung Trelleborg und Trojaborg findet sich häufiger.
    • Visby auf Gotland (Schweden)
  • Deutschland
  • Dänemark
    • Rørslev auf Fünen
    • Gl. Holtegård auf Seeland
  • Finnland
    • Maaria Kyrka (Turku) Labyrinth und Swastika als Wandmalerei
    • Perna
    • Sipoo (Sibbo)
  • Norwegen

Die norwegischen Labyrinthe bilden die westliche Gruppe. Auffällig ist, dass sie nicht in Kirchen gefunden werden. In Seljord ist eines an die westliche Fassade in der Nähe des Eingangs gemalt. In Vestre Slidre liegt eines an der Außenseite der Kirchentür. Die Lage der Labyrinthe könnte darauf hindeuten, dass sie einem apotropäischen Zweck dienten. Labyrinthe auf oder neben Kirchentüren bleiben auf Norwegen beschränkt.

Literatur

  • Christina Bäcksbacka: Stenlabyrinter i Finland. Finska Fornminnesföreningens Månadsblad (1972)
  • Frithjoff Hallmann: Das Rätsel der Labyrinthe. Ardagger, Damböck 1994, ISBN 3-900589-15-1.
  • Waltraud Hunke: Die Trojaburgen und ihre Bedeutung. Dissertation. München 1941.
  • John Kraft: Die Göttin im Labyrinth. edition amalia, Bern 1997, ISBN 3-905581-00-0.
  • Hermann Kern: Labyrinthe. 4. Auflage. Prestel, München 1999, ISBN 3-7913-0614-6.
  • Dennis Krüger: Das Symbol der Trojaburg. In: Trojaburg. 3/2006.
  • Mechthild Meinike: Die Trojaburg von Steigra. In: Megalithos. 3/2005.
  • Reinhard Schmoeckel: Die Trojamär in den frühen fränkischen Quellen. In: Trojaburg. 1/2006.
  • Siegfried Schumann: Im Bannkrteis von Trojaburgen, heiligen Steinen und Kultplätzen. Bottendorf 2015

Einzelnachweise

  1. Sig Lonegren: Labyrinths, ISBN 978-0-906362-69-3, 4. Auflage 2007. [1], abgerufen am 12. Juni 2015
  2. In vier dänischen Dorfkirchen sind Trojeborgen als Fresken des 15. Jahrhunderts zu sehen. In sechs anderen Kirchen sind sie registriert und übermalt worden. In der Gevninge Kirche bei Roskilde gibt es zwei mit etwa 50 cm Durchmesser auf der Wand über dem Altarbogen. Auf einem der Gewölbe in der Kirche von Hesselager im östlichen Funen gibt es ein Labyrinth von etwa 40 cm Durchmesser. In der alte Kirche von Skive liegt eines auf der Westwand, hat etwa 125 cm Durchmesser und ist halb hinter dem Orgel verborgen. Ein besonders schönes Labyrinth befindet sich in der Kirche von Roerslev östlich von Middelfart. Die zweifarbige Troeborg liegt über dem Altarbogen und misst 125 × 110 cm.