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Unternehmen Doppelkopf

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Unternehmen Doppelkopf war im Zweiten Weltkrieg der Deckname einer vom 16. bis 27. August 1944 in Kurland stattfindenden Offensive der Wehrmacht. Sie hatte das Ziel, die durch die Rote Armee unterbrochene Landverbindung zwischen der abgeschnittenen Heeresgruppe Nord auf dem Gebiet Lettlands und Estlands und dem Rest des von der Wehrmacht gehaltenen Gebietes wiederherzustellen und die strategisch wichtigen Orte Schaulen und Mitau zurückzuerobern. Auf deutscher Seite war sie von einer sehr kurzen Planungsphase, überhöhten Erwartungen des deutschen Oberkommandos der Wehrmacht und dem Mangel an notwendigen Reserven gekennzeichnet.

Der Angriff

Der Gegenangriff der 3. Panzerarmee unter Generaloberst Raus versuchte den Durchbruch über Schaulen auf Mitau, Ziel war die Wiederherstellung der Landverbindung zu der im Raum Riga abgeschnittenen Heeresgruppe Nord. Das XXXIX. Panzerkorps (General Dietrich von Saucken) eröffnete den Angriff aus dem Raum Moscheiken am 16. August mit der Kampfgruppe Mäder. Der nach Osten angesetzte Angriff der 4. und der 5. Panzer-Division (General Karl Decker) warf die sowjetische 51. Armee (General Kreiser) zurück und erreichte Autz, lief sich dann aber vor Doblen und Schagarren an der herangeführten sowjetischen 6. Garde-Armee (General Tschistjakow) fest.

Der südlicher angesetzte Angriff des XXXX. Panzerkorps (General Otto von Knobelsdorff) versuchte mit der Panzergrenadier-Division Großdeutschland, der 7. Panzer-Division und der 14. Panzer-Division auf Schaulen durchzustoßen, wurde jedoch bereits an der Linie KursenaiKelme durch das sowjetische 11. und das 13. Garde-Schützenkorps der 2. Garde-Armee (General Tschantschibadze) gestoppt. Marschall Hovhannes Baghramjan, der Oberbefehlshaber der 1. Baltischen Front, verstärkte den bedrohten Abschnitt westlich Schaulen durch das Heranholen des 1. Panzerkorps und des 103. Schützenkorps.

Der aus dem Norden nach Süden geführte Angriff der am linken Flügel angesetzten Kampfgruppe unter General Hyazinth Graf Strachwitz wurde vom Rigaer Meerbusen her durch das Feuer des deutschen Kreuzers Prinz Eugen gedeckt. Er erreichte bis 20. August über Tuckum vordringend die Verbindung zur Korpsgruppe von General Philipp Kleffel der 16. Armee. Die 43. Sowjetarmee (General Beloborodow) musste ihren Angriff auf Riga vorerst einstellen und ihr 19. Panzerkorps nach Mitau zurückziehen. Der Aufmarsch der sowjetischen 5. Garde-Panzerarmee unter General Wolski ab 17. August bei Schaulen stabilisierte die dortige Front ausreichend.

Bis zum 27. August konnte der Korridor zwischen der 3. Panzerarmee und der 16. Armee auf etwa 20 Kilometer Breite vergrößert werden, obwohl auch dieser Abschnitt erneut unter Druck frischer sowjetischer Reserven gekommen war.

Folgen

Der Angriff endete mit dem begrenzten taktischen Erfolg der Wiederherstellung einer Landverbindung zur Heeresgruppe Nord bei der lettischen Ortschaft Tuckum, ohne dass weitere Ziele – wie die Rückeroberung von Mitau – erreicht werden konnten. Die 3. Panzerarmee verlor bei dem Unternehmen Doppelkopf etwa 15.500 Mann und 80 Panzer. Während der Baltischen Operation konnte die 1. Baltische Front (Armeegeneral Baghramian) am 9. Oktober bei Memel erneut zur Ostsee durchbrechen, womit die Verbindung zwischen der 3. Panzerarmee und der Heeresgruppe Nord wieder verloren ging. Die 16. und 18. Armee gaben Riga zwischen dem 13. und 15. Oktober auf und zogen sich nach Kurland zurück.

Siehe auch

Literatur

  • Karl-Heinz Frieser (Hrsg. i. A. des MGFA): Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg. Band 8: Karl-Heinz Frieser, Klaus Schmider, Klaus Schönherr, Gerhard Schreiber, Kristián Ungváry, Bernd Wegner: Die Ostfront 1943/44 – Der Krieg im Osten und an den Nebenfronten. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2007, ISBN 978-3-421-06235-2.
  • Erhard Raus, Steven H. Newton (Hrsg.): Panzer Operations: The Eastern Front Memoir of General Raus 1941–1945. Stackpole-Verlag, Harrisburg PA 2007, ISBN 0-811-73371-8.
  • Rolf Hinze: Ostfrontdrama 1944 – Rückzugskämpfe der Heeresgruppe Mitte. Motorbuchverlag, Stuttgart 1988, ISBN 3-613-01138-7.
  • Gerd Niepold: Panzeroperationen „Doppelkopf“ und „Cäsar“. Mittler-Verlag, Herford 1987, ISBN 978-3-813-20259-5.
  • Anton Detlev von Plato: Die Geschichte der 5. Panzer-Division. Walhalla und Praetoria Verlag, Regensburg 1978.