Ingenieur
Ingenieur (Abk.: Ing.) ist die Berufsbezeichnung für Hochschulabsolventen der Ingenieurwissenschaften. Der Begriff geht auf Sebastien le Pestre de Vauban zurück, den Festungsbaumeister (Chef du Genie) von Ludwig XIV., und wird vom lateinischen Titel "ingeniarius" (Festungsbaumeister) abgeleitet, den auch Leonardo da Vinci trug. Seit dem 19. Jahrhundert hat sich im Englischem die Berufsbezeichnung des "Engineers" vom Maschinisten (Maschinenbediener) zum Akademiker mit hoher Verantwortung, Fachwissen und Kreativität verändert. Genauso dynamisch entwickelt sich derzeit der Bereich der Ingenieursdienstleistungen
Bekannte ingenieurswissenschaftliche Fachrichtungen sind:
- Architektur,
- Arbeitssicherheit,
- Anlagenbau,
- Anwendungstechnik
- Bauingenieurwesen,
- Bergbau- und Metallurgiewesen,
- Chemieingenieurwesen,
- Elektrotechnik und Automation,
- Geoingenieur
- Technische Informatik / Informationstechnik und Kommunikationstechnologie,
- Forst- und Agraringenieurwesen,
- Hochbau
- Holztechnik
- Innenarchitektur,
- Kerntechnik
- Kraftfahrzeugtechnik, (Automotive, Schiffbau, Schienenfahrzeuge, Luft- und Raumfahrt)
- Kybernetik
- Landschaftsarchitektur, Gartenbau
- Lebensmitteltechnologie
- Maschinenbau
- Materialwissenschaft
- Mechatronik
- Metallverarbeitung
- Medientechnik
- Medizintechnik, Biotechnik und Pharmakologie,
- physikalische Technik
- Produktionstechnik
- Raumplanung
- Tiefbau
- Umwelttechnik
- Verfahrenstechnik
- Vermessungswesen/Geodäsie
- Werkstofftechnik
- Werkstoffwissenschaft
- Wirtschaftsingenieurwesen
Ingenieure sind in fast allen Bereichen der Wirtschaft tätig. Die Berufsmöglichkeiten in den Unternehmen sind vorwiegend die Bereiche Beratung, Entwicklung, Planung, Fertigung, Messung (Chemische und Physikalische Untersuchungen), Gutachtenerstellung, Programmierung, Prototyping (Produktentwicklung) Vertrieb, Marketing, Steuerung (Produktions-, Prozess-)Konstruktion, Technische Dokumentation, Controlling und im Management. Ingenieure arbeiten außerdem als selbständige Unternehmer, als Angestellte in Ingenieurbüros oder bei Behörden.
Ingenieure zeichnen sich durch analytisches Denkvermögen, gute theoretische und anwendungsorientierte Fachkenntnisse, verbunden mit praxisorientierten und auf kurzfristige Umsetzung bedachte Vorgehensweisen aus; außerdem verfügen sie über eine weitgestreute gute Allgemeinbildung.
Die Industrie basiert hauptsächlich auf ingenieurmäßige Umsetzung technischen Wissens, wie beispielsweise die Telekommunikation, die KFZ-Industrie, die Computertechnik, die Energieversorgung, usw.)
Ingenieure sind die Berufsgruppe mit der größten Beteiligung an Erfindungen.
Länderspezifische Informationen
Deutschland
Die Ausbildung zum Ingenieur und das Führen der Berufsbezeichnung 'Ingenieur' ist landesrechtlich geregelt. Ingenieure werden an Universitäten und Fachhochschulen wissenschaftlich ausgebildet. Der akademische Grad eines Absolventen lautet dementsprechend Diplom-Ingenieur (FH) (Dipl.-Ing. (FH)) oder (älter) Ingenieur (Ing. (grad.)) für graduierter Ingenieur bzw. an wissenschaftlichen Hochschulen Diplom-Ingenieur (Dipl.-Ing.) oder Diplom-Ingenieur Univ. (Dipl.-Ing. Univ.). Nach einer erfolgreichen Promotion wird weiter der akademische Grad Doktor-Ingenieur (Dr.-Ing.) verliehen.
Absolventen staatlich anerkannter Berufsakademien erhalten eine staatliche Abschlussbezeichnung als Dipl.-Ing. (BA) bzw. Ingenieur (Berufsakademie).
Absolventen früherer Ingenieurschulen bzw. deren Vorgängereinrichtungen können nach landesrechtlicher Regelung die vormals verliehene staatliche Bezeichnung Ing.(grad.) weiterführen oder sich als staatliche Bezeichnung Dipl.-Ing. nennen. An staatlich anerkannten Bergakademien oder Bergschulen ausgebildete Betriebsführer (Bergbau) führen ebenfalls die Berufsbezeichnung 'Ingenieur'.
Die Berufsbezeichnung 'Ingenieur' ist in der Bundesrepublik Deutschland erst seit Anfang der 1970er Jahre gesetzlich geschützt und wird seither nur an Absolventen entsprechender Einrichtungen verliehen. Zuvor durften (und dürfen auch weiterhin) auch Personen ohne eine entsprechende Ingenieurausbildung, aber mit langjähriger einschlägiger Berufspraxis die Standesbezeichnung 'Ingenieur' führen.
Ingenieure sind in den jeweiligen Berufsverbänden oder auch fachübergreifend, beispielsweise im Verein Deutscher Ingenieure (VDI), organisiert.
Ein 'Beratender Ingenieur' muß bestimmte gesetzlich festgeschriebe Vorgaben erfüllen und sich in die Liste der 'Beratenden Ingenieure' der Ingenieurkammer seines jeweiligen Bundeslandes eintragen. Die Berufsbezeichnung Beratender Ingenieur für einen freiberuflich tätigen Ingenieur ist landesrechtlich geschützt.
Österreich
In Österreich ist die Bezeichnung Ingenieur auch eine Standesbezeichnung, die vom Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit verliehen wird.
Voraussetzung hierfür ist die Reife- und Diplomprüfung einer österreichischen Höheren Technischen Lehranstalt oder einer Höheren Land- und Forstwirtschaftlichen Lehranstalt, sowie eine dreijährige einschlägige fachliche Tätigkeit in dem Fachgebiet, wo die Reife- und Diplomprüfung abgelegt wurde. Ohne Reife- und Diplomprüfung, aber mit nachgewiesenen gleichwertigen Fachkenntnissen, kann die Standesbezeichnung auch nach acht Jahren Praxis verliehen werden. Vergleichbar dem 'staatlich geprüften Techniker' in Deutschland ohne Reifeprüfung.
Zusätzlich gibt es aber auch den Diplom-HTL-Ingenieur, der sechs Jahre Praxis, sowie eine Diplomarbeit und eine kommissionelle Diplomprüfung ablegen muss. Diese Bezeichnung und die damit verbundenen berufsrechtlichen Rechte werden in der EU (Europäischen Union) anerkannt. Die nächste Stufe stellt der Absolvent der Fachhochschule mit dem akademischen Grad "Diplom-Ingenieur Fachhochschule" (Abk. Dipl.-Ing. (FH)) dar. Der Zusatz "FH" ist auf Grund des Fachhochschulstudiengesetzes immer zu führen.
Daneben existiert in Österreich der Ingenieur mit Universitätsabschluss. Den Absolventen der technischen Studiengänge der (Technischen) Universitäten wird der akademische Grad Diplom-Ingenieur (Abk.: Dipl.-Ing. oder DI) auf Master-Niveau verliehen.
Trivia
- "Ich war der oberste Leiter jeden Werkes und alle Werkstätten standen unter meinem Befehl. Ich war groß über alle Begriffe, immer machtvoll und hatte keine Unglücke. Ich war der Aufseher aller Aufseher und irrte mich nie." Grabinschrift eines Ingenieurs, der beim Pyramidenbau in Ägypten beteiligt war.
- "Dem Ingenieur ist nichts zu schwer" nach Heinrich Seidel
- "Die Zeichnung ist die Sprache des Ingenieurs"
- Motto aller Luft- und Raumfahrtingenieure: "Die Farbe gibt dem Flugzeug die Stabilität!"
- Motto aller Kybernetiker: "Das kriegen wir schon geregelt!"
Literatur
- Walter Kaiser, Wolfgang König (Hrsg.): Geschichte des Ingenieurs. Ein Beruf in sechs Jahrtausenden, Carl Hanser Verlag, München, Wien, 2006
Siehe auch
Bauingenieur, Chemieingenieur, Physikingenieur, Wirtschaftsingenieur, Liste bedeutender Ingenieure