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Tirana

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Wappen Tiranas
Basisdaten
Fläche 31 km²
Einwohner 343.087
Bevölkerungsdichte >5.000 Einwohner/km²
Geografische Lage Vorlage:Koordinate Text Artikel
110 m über NN
Zeitzone MEZ (UTC+1)
Vorwahl +355(0)4
Gründung 1614
KFZ-Kennzeichen TR
Spitznamen Tirona
Webseite http://www.tirana.gov.al/
Politik
Bürgermeister Edi Rama
Stärkste Fraktion Sozialistische Partei

Tirana (albanisch auch Tiranë [tiˈɾanə]) ist die Hauptstadt der Republik Albanien, liegt am Fluss Ishm und hat 830.000 Einwohner (Stand 2004). Tirana besitzt eine Universität, Museen, einen Flughafen und vielfältige kulturelle Einrichtungen. Sie ist zudem Hauptort der Präfektur Tirana und des gleichnamigen Kreises (rrethi).

Geographie

Stadtzentrum: Skanderbeg-Platz

Geographische Lage

Die Stadt liegt am Fuße des Dajti-Berges (1613 m ü. d. M.) am Übergang von der Ebene in hügelige Landschaft. Bis zur Küste der Adria sind es etwa 30 Kilometer. Im Süden und Westen wird Tirana von Hügeln umgeben, die mit dem Dajti einen grünen Gürtel um die Stadt bilden. Im Nordwesten öffnet sich eine Ebene.

Am nördlichen Stadtrand verläuft der Fluss Tirana. Einige Kilometer südlich fließt der Erzen an Tirana vorbei. Das Stadtzentrum wird vom Flüsschen Lana durchquert. Ein kleiner künstlicher See befindet sich im Großen Park am Ostrand der Innenstadt.

Datei:Klima tirana.png
Klimadiagramm Tirana

Klima

In Tirana herrscht Mittelmeerklima mit einer Jahresdurchschnittstemperatur von 16° C und einer Jahresniederschlagssumme von knapp 1200 mm vor. Im Juli liegt die Durchschnittstemperatur bei 24 °C, im Januar bei 7 °C. Zwei Sommermonate sind arid.

Bevölkerung

Die Einwohnerzahl Tiranas dürfte sich seit 1991 mehr als verdoppelt haben. Im sozialistischen Albanien konnten die Menschen nicht einmal ihren Wohnort frei wählen. So setzt nach dem Zusammenbruch des Kommunismus eine starke Landflucht vor allem aus dem ärmlichen Norden ein.

Zwischenzeitlich entwickelte sich ein eklatanter Unterschied zwischen Reichen und Armen. Während in den modernen Lokalen im Stadtzentrum die Preise weit über Landesdurchschnitt liegen und viele neue Villen und Hochhäuser für die Oberschicht entstanden sind, leben in Neubaugebieten am Stadtrand Zehntausende von Menschen in Siedlungen ohne jegliche Infrastruktur. Die Zuwanderer haben oft illegal Land besetzt und einfache Häuser errichtet, die weder über fließendes Wasser, Strom oder ordentlichen Zufahrtstraßen verfügen. Die Kinder, die in diesen Gegenden leben, können meist keine Schule besuchen, da diese nur in den älteren Stadtteilen existieren.

Konfessionen

Tirana ist traditionell muslimisch. Seit Tirana zur Hauptstadt bestimmt wurde, sind auch viele Bewohner anderer Konfessionen zugezogen. Tirana ist Sitz eines katholischen und eines orthodoxen Erzbischofs. In der Stadt befindet sich eine Medrese. Sie ist zudem das Weltzentrum des Bektaschi-Ordens.

Panorama vom Dajti

Minderheiten

Obwohl im Gebiet von Tirana keine Minderheiten sesshaft waren, leben heute in der Hauptstadt Angehörige aller in Albanien vertretenen Minderheiten. Die größte ethnische Minderheit dürften die Roma sein, die sich mit vielen dreckigen Arbeiten wie dem Einsammeln von Aluminiumbüchsen, aber auch mit Betteln über die Runden bringen.

Geschichte

Im 6. Jahrhundert ließ Justinian eine Festung errichten. Eine richtige Siedlung wurde erst im 17. Jahrhundert unter osmanischer Herrschaft gegründet: 1614 ließ ein lokaler Feudalherrscher an der Kreuzung zweier Handelswege eine Moschee, Bäder und einen Markt errichten und nannte den Ort "Tehran". Tirana blieb lange klein und unbedeutend, bis sie 1920 auf dem Kongress von Lushnja zur Hauptstadt bestimmt wurde.

Bazar um 1923

Darauf wurde schnell aus einem Ort mit wenigen tausend Einwohnern die größte und bedeutendste Stadt des Landes.

König Zog ließ sich hier einen Palast erbauen und mit italienischer Hilfe wurden Ministerien und eine Prachtstrasse angelegt.

Im Zweiten Weltkrieg kämpften Partisanen und die deutsche Wehrmacht mehrere Tage um die Stadt. Zahlreiche historische Gebäude wurden dabei zerstört, darunter auch die wichtigste Moschee, die nicht wieder aufgerichtet wurde. Die neue kommunistische Führung setzte den Ausbau der Hauptstadt fort. Neben Industrieanlagen (insbesondere Nahrungsmittel- und Maschinenfabriken) wurden auch zahlreiche Bildungseinrichtungen (Gründung der Universität 1956) und Kulturzentren (Oper, Museen, Filmstudio) errichtet.

Am 20. Februar 1991 stürzten Demonstranten die überlebensgroße Statue von Enver Hoxha auf dem Skanderbeg-Platz. Nach der Demokratisierung änderte sich das Stadtbild schnell. Überall wurden illegal Gebäude errichtet. Viele Bewohner der Landregionen ließen sich am Stadtrand nieder. Im Stadtzentrum entstanden Läden, Cafés und Restaurants. Ab 1999 wurden die illegalen Bauten im Stadtzentrum abgerissen und die Grünanlagen wiederhergestellt.

Datei:Tirana-color.jpg
Vom Bürgermeister farbenfroh bemaltes Haus

Siehe auch: Operation Libelle, eine Evakuierungsmaßnahme der Bundeswehr im März 1997.

Politik

Die Bürgermeister von Tirana
Nr. Bürgermeister Amtszeit
01. Zyber Hallulli 1913-1914
02. Servet Libohova 1915-1916
03. Ismail Ndroqi 1917-1922
04. Ali Begeja 1922-1923
05. Ali Derhemi 1923-1924
06. Xhemal Kondi 1924-1925
07. Fuat Toptani 1925-1927
08. Izet Dibra 1927-1928
09. Rasim Kalakula 1928-1930
10. Rexhep Jella 1930-1933
11. Abedin Nepravishta 1933-1935
12. Qemal Butka 1936-1937
13. Abedin Nepravishta 1937-1939
14. Qazim Mulleti 1939-1940
15. Omer Fortizi 1940-1943
16. Halil Meniku 1943-1944
17. Keiner? 1944-1991
18. Tomor Malasi 1991-1992
19. Sali Kelmendi 1992-1996
20. Albert Brojka 1996-2000
21. Edi Rama seit 2000

Bürgermeister ist seit Oktober 2000 der ehemalige Basketballspieler, Maler und für kurze Zeit albanischer Kulturminister Edi Rama (PS, Sozialistische Partei). 2003 wurde er bei Kommunalwahlen, die in Tirana mit einigen Unregelmässigkeiten verbunden waren, wiedergewählt. Seine Vorgänger waren nach dem Sturz des Kommunismus Sali Kelmendi (1992-96) und Albert Brojka (1996-2000) von der Demokratischen Partei PD.

Mausoleum von Enver Hoxha
Skanderbeg-Platz

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Stadtbild

Das Stadtbild ist teilweise orientalisch, teilweise aus der Zwischenkriegszeit italienisch, zum größten Teil aber durch kommunistische Plattenbauten und zahlreiche Slums geprägt. Die Fassaden ganzer Straßenzüge in der Innenstadt wurden in den letzten Jahren in schrillen Farben und wilden Mustern neu gestaltet. Zum Teil erinnern diese Häuser jetzt an Bauten von Hundertwasser. Durch diese umstrittenen "Mal-Aktionen" des Bürgermeisters und Künstlers Rama wurde wenigstens die kommunistische Tristesse, die manchem Plattenbau und vielen unverputzen Häusern anhingen, gemildert.

Neben zahlreichen Cafés und Restaurants sowie einigen wiederhergerichteten Grünanlagen lädt der Große Park im Süden zum Verweilen.

Bauwerke

Das Wahrzeichen der Stadt ist das Skanderbeg-Denkmal auf dem gleichnamigen Platz. Berühmt ist außerdem die Sulejman-Pasha-Moschee gleich daneben. Andere Überreste aus der Zeit vor der Unabhängigkeit des Landes sind rar. Erhalten blieben lediglich eine Türbe, eine alte Steinbrücke, Mauern der Festung aus osmanischer Zeit und der Uhrturm. In den dreißiger und vierziger Jahren des 20. Jahrhunderts wurden das Hauptgebäude der Universität und ein Ensemble mit Verwaltungsgebäuden im Stil des italienischen Faschismus errichtet. Die ebenfalls in dieser Zeit errichteten schönen Stadtvillen mussten in den letzten Jahren zum großen Teil modernen Hochhausbauten weichen. Baugrund ist in der Innenstadt von Tirana rar und teuer.

Museen

In Tirana finden befinden sich mit dem Historischen Museum, dem Archäologischen Museum und der Kunstgalerie die wichtigsten Museen des Landes.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Tirana liegt 40 Kilometer vom wichtigsten albanischen Hafen Durrës entfernt. Seit dem Jahr 2000 verbindet eine Autobahn die beiden Städte. Von Tirana fahren täglich Busse in alle wichtigen Städte des Landes. Personenzüge der albanischen Eisenbahn verkehren über Durrës nach Vlora und Pogradec sowie nach Shkodra.

Ungefähr 25 Kilometer nordwestlich liegt der internationale Flughafen Tirana-Rinas "Mother Teresa Airport". Verbindungen bestehen in die Metropolen Südosteuropas sowie einige wenige westeuropäische Städte.

Der öffentliche Verkehr innerhalb Tiranas wird ausschließlich durch öffentliche Buslinien bewältigt. Der Bau einer S-Bahn zum Flughafen wird gerade geplant.

Seit Sommer 2005 bringt eine Gondelbahn Besucher in kurzer Zeit auf den Hausberg Dajti. Die von einer österreichischen Firma errichtete Bahn soll das Ausflugsziel vor allzu viel Verkehr bewahren und den Besuchern eine schnelle und bequeme Anfahrt ermöglichen.

Die Lana im Stadtzentrum

Wirtschaft

Tirana war während des Kommunismus ein Schwerpunkt der Industrie in Albanien. Es gab eine Zementfabrik, Maschinenbau, Schuh- und Textilindustrie, glasverarbeitende und Lebensmittelindustrie. Die Industrieanlagen sind - wie im ganzen Land - zwischenzeitlich zum Großteil stillgelegt. Die meisten Bewohner sind heute im Handel, als Staatsangestellte, im Bausektor und im Dienstleistungsbereich tätig.

Söhne und Töchter der Stadt

Literatur

  • Beat Bieri, Velvet Creative Office Gmbh: Tirana in Farbe. Velvet Edition, Luzern 2003 [1] (Fotoband über Aktion der Stadt die Häuser knallbunt anzumalen, sowie Interview mit dem Bürgermeister Edi Rama)