Javier Solana
Javier Solana de Madariaga (* 14. Juli 1942 in Madrid) war von 1995 bis 1999 NATO-Generalsekretär und ist seit Herbst 1999 Generalsekretär des Ministerrats und Hoher Vertreter für die gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik, eine Position, die im Dezember 1998 durch den Rat von Wien geschaffen wurde und verankert ist in der Sektion 666 der archivierten Dokumente Europas ([1]). Er vertritt gemeinsam mit der zuständigen EU-Kommissarin Benita Ferrero-Waldner die Europäische Union nach außen. Ebenso ist er seit 25. November 1999 Generalsekretär der WEU ("Westeuropäische Union" - das EU-Militärbündnis), das aus zehn permanenten Mitgliedsländern der EU besteht. Paragraph 12 der so genannten "(Empfehlung der WEU Nr. 666)" gibt ihm im Katastrophenfall besondere Vollmachten.
Solana könnte zum Außenminister der Union ernannt werden, falls der Vertrag über eine Verfassung für Europa (VVE) in absehbarer Zeit in Kraft treten würden. Damit ist aber bis auf Weiteres nicht zu rechnen, seit der Entwurf bei Volksabstimmungen in Frankreich und den Niederlanden abgelehnt wurde. ([2]). Als Inhaber dieses Postens würde er die Positionen der Außenkommissarin der Kommission (derzeit gehalten von Ferrero-Waldner) und seine Position als Hoher Vertreter für die Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik zu einer machtvollen Position kombinieren und so erweiterte Macht über das europäische Militär und die Außenpolitik besitzen. Bereits jetzt hat er ein mit dem Wachsen seiner Rollen in der EU zahlenmäßig ansteigendes Kabinett unter sich. Unter der neuen Verfassung würde er zu einer der mächtigsten Figuren in der Europäischen Union aufsteigen, sein Initiativrecht müsste er nur noch mit dem EU-Präsidenten tilen. Auch wäre er automatisch Vize-Präsident der EU-Kommission (entspricht einem "Doppelhut").
Biografie

Familiärer Hintergrund
Javier Solana wurde am 14. Juli 1942 als Francisco Javier Solana de Madariaga in Madrid geboren.
Mütterlicherseits ist er der Enkel des berühmten spanischen Diplomaten und Schriftstellers Salvador de Madariaga (1886 - 1978). Dieser diente zu verschiedenen Zeiten als spanischer Botschafter in den USA und als Chef der Abrüstungsabteilung der League of Nations. Er absolvierte auch eine Lehrlaufbahn in der Universität von Oxford. Von Salvador de Madariaga wird gesagt, er sei bis auf den heutigen Tag einer der zehn besten Redner in Europa gewesen. Er schrieb viele Bücher, darunter über Christoph Columbus und Analysen einer, wie er glaubte, wachsenden kommunistischen Bedrohung Südamerikas.
Solanas Großmutter mütterlicherseits, Constance Archibald de Madariaga war eine Schottin. Wie ihr Ehemann war auch sie eine berühmte Gelehrte. Sie war bekannt als Wirtschaftshistorikerin. Solanas Mutter war, ebenso wie ihr berühmter Vater, eine veröffentlichende Gelehrte und Schriftstellerin. Der volle Name zum Zeitpunkt ihres Todes war Nieves Hayat de Madariaga Mathews (1917 - 2003). Sie war für mehr als zwanzig Jahre bei der FAO (Ernährungs- und Agrarorganisation) beschäftigt, einer UNO-Organisation mit Sitz in Rom. Ihr Buch über das Leben von Sir Francis Bacon wurde 1996 in Yale veröffentlicht ([3]). Das 606 Seiten dicke Buch trägt den Titel Francis Bacon: The History of a Character Assassination. Solanas Mutter behauptet in ihren Widmungen, dass das Buch vorgeschlagen und abgesegnet worden sei von "meinem Lehrer, Osho, der sehr hohe Ansichten von Francis Bacon hatte und dem Buch seinen Segen gab." Osho ist auch bekannt unter dem Namen Bhagwan Shree Rajneesh ([4]). Rajneesh erhielt in den Achtzigern große Aufmerksamkeit weltweit (besonders in den USA und Deutschland) für seinen Kult aus Oregon. Er wurde später aus den USA ausgewiesen. Ebenso wie von Rajneesh, war Solanas Mutter weitreichend beeinflusst durch die Arbeiten von Immanuel Velikovsky.
Javier Solanas Tante mütterlicherseits ist Isabel de Madariaga, eine Professorin Emeritus der Slawischen Studien im College of London. Auch sie hat historische Arbeiten veröffentlicht, am bekanntesten ist die über die russische Zarin Katharina die Große. Solanas Großvater väterlicherseits war Don Ezequiel Solana Ramirez. Es wird berichtet, dass er ein respektierter Erzieher war, der 1931 gestorben ist. Javier Solanas Vater Francisco Solana ist einer der vier Söhne von Don Ezequiel Solana.
Javier ist der Jüngere zweier Söhne von de Madariagas Tochter Nieves. Sein älterer Bruder, Luis Solana de Madariaga, wurde 1935 in Madrid geboren und ist ein im Ruhestand befindlicher Vorstandsvorsitzender eines spanischen Telefonunternehmens. Er war das erste bekannte sozialistische Parteimitglied, das sich der Trilateralen Kommission anschloss. Javier Solana ist ebenso aktiv in der Trilateralen Kommission, so auch Council on Foreign Relations (CFR) wo er zwar nicht Mitglied, aber ein häufiger Redner und enger Freund vieler seiner Vorsitzenden ist. Desgleichen ist er aktiv in der Foreign Policy Association (FPA), ebenso wie im "East West Institute" mit Sitz in New York.
Die frühen Jahre
Die von Javier Solana am häufigsten erwähnte Mitgliedschaft ist, neben der in der Sozialistischen Partei, die im spanischen Zweig des Club of Rome. Auf persönlicher Ebene erwähnte er, dass er "wenig isst und noch weniger schläft". Manche Zeugen erwähnen, dass trotz seiner aktiven Teilnahme an globalen Abrüstungsbemühungen sein Steckenpferd das "Sammeln von Gewehren" sei.
Beruflich, neben seiner politischen Karriere, hat Solana ein Diplom in Chemie (erhalten in Spanien 1963), einen Master, den er in Großbritannien erhielt, und einen Doktortitel in Physik. Er soll einmal gesagt haben, dass er in einem vorigen Leben als Professor für Festkörperphysik gearbeitet habe. Solana erhielt seinen Doktortitel 1968 während des Studiums an der Universität von Virginia mittels eines Fulbright-Stipendiums in den USA. Von 1968 bis 1971 unterrichtete und forschte er an der University of Virginia. Solana verließ 1971 die USA, um mit einem seiner Mentoren nach Spanien zurück zu kehren. Dort bekam er eine Anstellung an der Madrider Complutense-Universität, Spanien. Er war dort ab 1975 Hochschulprofessor für Festkörperphysik.
1975 starb seine politische Nemesis, General Francisco Franco. Daraufhin involvierte sich Solana, nachdem er in seiner Jugend wegen seiner anti-franquistischen Einstellung ausgeschlossen worden war, wieder im politischen Leben Spaniens.
Seit 1964 ist Solana Mitglied der spanischen Sozialistischen Partei (PSOE). Ebenso schloss er sich in diesem Jahr der „Sozialistischen Jugend“ an. 1976 vertrat er die Sozialisten in einem Internationalen Sozialistenkongress im französischen Suresnes. Er nahm am Kongress in Spanien teil, der 1977 abgehalten wurde. Solana wurde zum Presse- und Informationssekretär der Bundeskommission der PSOE ernannt. Ebenso war er aktiv in der Lehrergewerkschaft, der Vereinigung der Arbeiter in der Erziehung der Allgemeinen Gewerkschaft von Trabajadores (UGT). Als Vertreter der Lehrergewerkschaft bewarb er sich und gewann einen Sitz im Parlament als sozialistischer Kandidat, den er im Juli 1977 einnahm. Seitdem war er ständiger Abgeordneter im spanischen Parlament und stieg stetig durch verschiedene Kabinettposten in der Gonzalez-Regierung auf.
Zwischen 1982 und 1995 hatte er wichtige Posten in der spanischen Regierung inne, darunter den des Kulturministers (1982), Wissenschafts- und Kultusministers (1988) und schließlich den des Außenministers von 1992 bis 1995. Während des größten Teils dieser Zeit war er der offizielle Regierungssprecher der spanischen Regierung. Als Spanien an die Reihe kam, die Präsidentschaft des Rates der Europäischen Union und der Westeuropäischen Union zu übernehmen, wurde Solana dazu erkoren, diesem Posten vorzustehen. Beide Posten fielen 1995 zusammen.
Am 20. November 1995, während der spanischen Ratspräsidentschaft, schloss Javier Solana einen Vertrag zwischen der EU und Israel ab ([5]). Der Vertrag trat aufgrund späterer Ratifizierung am 1. Juni 2000 in Kraft.
Solanas Rolle in der NATO
Am 30. November 1995 wurde Solana zum NATO-Generalsekretär ernannt. Seine Wahl war für viele eine Überraschung, auch für 52 Kongressabgeordnete der USA, die telegraphisch wegen seiner Verbindungen zum Marxismus und seinen offenen Sympathien zu Fidel Castro gegen diese Ernennung protestierten. Solana war selbst einmal auf die Liste der subversiven Personen der USA gelangt. Er war dafür bekannt, nach einer Übersicht spanischer Zeitungen, welche die Szene überblickten, einer der lautesten und prominentesten NATO-Gegner zu sein. Er hatte einst das Pamphlet 50 Gründe GEGEN die NATO zu sein geschrieben. Zwischen 1995 und 1999 war Solana NATO-Generalsekretär.
Für gewöhnlich hat der NATO-Generalsekretär eine ministeriale Rolle, indem er Anweisungen des Mitgliedsstaatenkonsensus an seine militärischen Komponenten weitergibt, jedoch wurden Solana während seiner NATO-Amtszeit von 1995 bis 1999 einzigartige Autoritäten verliehen, um militärische Entscheidungen bezüglich Jugoslawien zu treffen. Beispielsweise wurden ihm am 30. Januar 1999 Alleinentscheidungsbefugnisse über alle weiteren militärischen Entscheidungen bzgl. der Balkaneinsätze der NATO übertragen. Dies beinhaltete die Entscheidung, ob Bombardements stattfinden sollten oder nicht. US-Staatssekretärin Madeleine Albright sagte damals erklärend: „Solana hat die Macht und er hat diese seit dem 30. Januar 1999. Wir sprechen mit einer Stimme durch Javier Solana.“ und am 21. März 1999 sagte US-Präsident Bill Clinton in einer nationalen Fernsehansprache an das amerikanische Volk bezüglich der bevorstehenden Bombardements: „Ich stimme Javier Solanas Entscheidung zu, dies zu tun.“ Der Befehl zum Beginn der Luftangriffe gegen jugoslawische Ziele wurde am 24. März 1999 von Solana allein erteilt.
US-General Wesley Clark, der als oberster Militär des NATO-Bündnisses an Solana meldete und die Befehle von ihm erhielt, berichtete in seinem Buch Waging Modern War, dass er einmal Solana nach dem Geheimnis seines Erfolges gefragt hatte. Dieser überlegte kurz und antwortete dann: „Erstens: Sich keine Feinde machen. Und dann: Stelle niemals eine Frage, auf welche du die Antwort nicht schon kennst oder magst.“
Trotz seiner Aktivität in der Weltpolitik kennen die meisten Amerikaner weder seinen Namen, noch den „Barcelona-Prozess“ und sicher auch nicht das Ausmaß seiner wachsenden Macht, die in Größe und Einfluss mehr und mehr global werden.
Solanas Rolle in der Europäischen Union und in der W.E.U.
Solanas NATO-Zeit sollte im Dezember 1999 enden; jedoch hatte er den Posten des Generalsekretärs zwei Monate eher verlassen, um im Oktober 1999 das neu geschaffene Amt des Hohen Vertreters für Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik (auch oft kurz "Señor PESC" ("Mr GASP") genannt, Kommissar für Europäische Sicherheit) anzunehmen. Ihm wurden auch der Titel und die Verantwortung des Generalsekretärs der Europäischen Union verliehen; dies war, um gegenüber der sechsmonatigen rotierenden Ratspräsidentschaft eine Kontinuität herzustellen. Diese Positionen führten dazu, dass Solana von der europäischen Presse allgemein als „Zar des Militärs und der Außenpolitik“ bezeichnet wurde.
Am 20. November 1999 wurde Javier Solana durch einen 10-Staaten-Kern der Westeuropäischen Union (WEU) dazu auserkoren, deren Generalsekretär zu sein, um eine Vereinigung mit der EU zustande zu bringen. Am 5. Juni 2000 verabschiedeten die 10 Mitgliedsstaaten jedoch in ihrer Empfehlung des Rates Nr. 666, dass unter ihren Regierungsverträgen eine komplette Vermengung nicht stattfinden solle, und sie daher einen Vorschlag unterstützen, der veranlasst, dass der Generalsekretär der WEU und Hohe Vertreter der GASP (beides Solana) dem PSC (Politisches Sicherheitskomitee) vorsitzt und den Rat der Europäischen Union im Fall eines Notstandes zusammenberufen kann. Ein solcher Notstand wurde beispielsweise nach den Bombenanschlägen am 11. März 2004 in Madrid ausgerufen.
Diese Ernennung erfolgte an dem Tag, als sich die wichtigsten Führer der Welt in der alten italienischen Villa des verstorbenen Dichters Sir Harold Acton (heute im Besitz der New York University's School of Law) versammelten. Die Versammlung war ein Treffen des „Dritten Weges“. Solana war dabei anwesend, ebenso US-Präsident Bill Clinton mit seiner Frau Hillary, der britische Premierminister Tony Blair, Romano Prodi und viele andere ausgewählte transatlantische Führungspersönlichkeiten.
Javier Solana hat den Vorsitz über das Europäische Politische Sicherheitskomitee (PSC). Alle Mitglieder dieses Komitees haben den Rang eines Diplomaten in der EU und stehen Javier Solana zu Diensten. Alle ausländischen Botschafter der Europäischen Union (im Gegensatz zu denen der Mitgliedstaaten) sind ebenso wie auch sämtliches militärisches Personal ultimativ durch Javier Solana dem Rat der Europäischen Union zur Rechenschaft verpflichtet. Die Hoffnung der EU ist, dass durch die verabschiedete Europäische Verfassung diese europäische Art der Strukturenaufteilung sich weiter stärken und expandiert werden wird.
Javier Solana übernahm die wesentliche Initiierung und Koordination der Barcelona-Konferenz, der Startrampe des 27 Nationen umfassenden Barcelona-Prozesses, der zu einer Freihandelszone rund um das Mittelmeer bis zum Jahre 2010 führen soll. Diese Konferenz wurde durch ihn am 27. November 1995 eröffnet. Er eröffnete mit den Worten der Erklärung, dass es glücksverheißend sei, dass diese gerade am 900. Jahrestag des Aufrufs zum Ersten Kreuzzug durch Papst Urban II. stattfinde, und kommentierte weiter, zu „wie viel Intoleranz und Missverständnis dies geführt habe“. Die Konferenz endete mit der Unterzeichnung der Verträge von Barcelona durch 27 Nationen.
Solana handelte ebenso zahlreiche Assoziationsverträge zwischen der Europäischen Union und verschiedenen Nahost-Ländern aus. Während seiner Amtszeit in der Europäischen Union ist Javier Solana zudem beschäftigt damit, verschiedene Integrationsverträge mit südamerikanischen Staaten wie Bolivien und Kolumbien auszuhandeln. Er war neben Kofi Annan von der UNO, einem russischen Vertreter und einem Vertreter aus den USA das vierte Mitglied des „Quartetts für den Frieden im Nahen Osten“. Es wird von ihm gesagt, dass er der ursprüngliche Architekt der „Roadmap zum Frieden“ sei, welche vom „Quartett“ ausgearbeitet wurde.
Ein weiteres Ziel Solanas war es, einen ständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat für die EU zu erhalten. Er drängte aktiv auf eine „Reform des Sicherheitsrates“. Solana bezeichnet sich häufig als „Europäer und Atlantizist“. Dies bezieht sich auf seine Überzeugung von gemeinsamen westeuropäischen und nordamerikanischen Interessen. Während seiner Zeit als NATO-Chef war Solana ebenso Vorsitzender des Atlantic Council.
Im November 2004 stand Solana Großbritannien, Frankreich und Deutschland in deren Ansinnen bei, einen Vertrag bezüglich der Nutzung von nuklearem Anreicherungsmaterial mit der Führung des Iran auszuhandeln. Die EU teilte durch Solana mit, dass sie hoffe, durch diese und künftige Verhandlungen eine weitere „amerikanisch-irakische Art von Invasion“ zu vermeiden. Reuters
Andere Beobachter, speziell in den USA und in Großbritannien, waren zynischer bezüglich seiner Motive. Anstatt sie als altruistisch einzustufen, begannen einige britische Beobachter in der späten 90ern Jahren eher zu bemerken, dass möglicherweise die durch Solana verwirklichten EU-Motive darauf abzielen, die USA als derzeit einzige Supermacht im Kampf des 21. Jahrhunderts um immer knapper werdende globale Ressourcen zu verdrängen. Sie wiesen darauf hin, dass die EU unter dem Deckmantel von „Friedenserhaltung“ ein Militär aufbaue, das vielleicht später gegen die USA verwendet werden könnte.
„Solania“

Solana beanspruchte eine starke Rolle darin, Restjugoslawien zusammenzuhalten. Er forderte im Jahr 2003, den Wünschen Montenegros innerhalb einer lockeren Union von Serbien und Montenegro zu entsprechen, anstatt einer vollen Unabhängigkeit der Teilrepublik zuzustimmen. Solana meinte, er täte dies, um einen Dominoeffekt zu vermeiden, der sich auf das Kosovo und die Vojvodina auswirken könne. Lokalmedien betitelten das neue Land sarkastisch nach seinem Architekten als „Solania“. Andere Beobachter bezeichneten dies als eine „Balkan-Reduzierung“. Manche blicken darauf im Zusammenhang mit den erklärten Zielen von Jacques Santer und den kürzlich erfolgten Aufrufen Frankreichs, die USA als eine konkurrierende Supermacht auszuschalten.
Ausblick
Mit dem Jahre 2004 beginnend gibt es für Solana eine wachsende Verantwortung auf Seiten der EU und der WEU, die beachtlich seine militärische und außenpolitische Macht gestärkt hat. Am 29. Juni 2004 wurde Javier Solana vom Rat der Europäischen Union ausgewählt, der erste Außenminister der Union unter der neuen Verfassung zu sein. Bis die formale Ratifizierung der Verfassung erfolgt (geplant war 2006), übt Solana de facto die definierte Autorität seines künftigen Amtes aus, sowie die dazugehörige Macht über ein Budget von ungefähr 26 Mrd. Euro, welches bisher der Außenkommissar verwaltet hatte.
Ein Zeichen dafür ist, dass Solana nicht länger zusammen mit dem rotierenden Präsidenten der EU und dem Außenkommissar als eine regierende EU-„Troika“ umherreist. Seit der Wahl des Ministerrates spricht und reist Solana nun mehr allein.
Dies zeigte sich in dramatischer Weise während der Ereignisse in Israel von 20. bis 22. Juli 2004. Israels Premierminister Ariel Scharon lehnte es ab, sich mit Solana zu treffen, die Stimme der EU im UN-Sicherheitsrat gegen Israel als Grund anführend sagte er, er würde trotz Solanas Prominenz im „Quartett für den Frieden im Nahen Osten“ nicht mit der EU zusammenarbeiten. Solana ließ die Welt, darunter auch Israel, erstaunt aufhorchen, als er antwortete, dass er und die EU in jedem Falle am israelisch-palästinensischen Entscheidungsprozess beteiligt bleiben würden, ob es Israel gefalle oder nicht.
Am 26. November 2004 entschieden sich Scharon und das israelische Parlament (Knesset) für ein Bündnis mit der EU im Rahmen des EU-Nachbarschaftsabkommens und zum Rückzug aus dem Gazastreifen. In dieser Zeit war Solana wahrscheinlich der „Hauptspieler“ bei der Strukturierung des Friedensplanes zwischen Israel und den Palästinensern.
Das Weiße Haus unter Clinton hatte einmal in einer Pressekonferenz verkündet, dass Javier Solana die Erfüllung des langgehegten Wunsches von Henry Kissinger sei, eine einzige Telefonnummer zu haben, mit der man Europa anrufen könne ([6], [7] Post 29. Juni 2004). Auch viele andere Quellen bezogen sich nach dem 29. Juni 2004 auf diese Aussage Kissingers.
Manche Solana-Beobachter erwähnen seinen kometenhaften Aufstieg zur Macht mit steigender Faszination. Sie sagten, dass gegenwärtig drei Länder Solana im Weg stünden, um nach seiner Aussage den Posten des Außenministers so führen zu können, dass er mit einer Stimme effektiv für Europa sprechen könne. Die drei Länder, die gegenwärtig anscheinend vorbeugende Maßnahmen ergreifen, um ihn zu blockieren, sind Deutschland, Frankreich und England. Auch wenn sie von Zeit zu Zeit Solana enthusiastisch unterstützen, scheint es, als würden sie eine Art „EU-Direktorat“ bilden. Daran konnten auch die Beteuerungen von Tony Blair, Jacques Chirac und Gerhard Schröder in einem Artikel der BBC News aus dem Jahre 2004 ([8]) nichts ändern, dass sie dies nicht vorhätten. Das offensichtliche Ziel sei, so viel wie möglich von der Außenpolitik kontrollieren zu können, sobald die EU-Verfassung in Kraft tritt.
Manche Beobachter bemerken, dass es wohl zu einem unschönen Machtkampf kommen würde, wenn Solana die Macht ausüben wollte, die ihm mit den neuen Posten verliehen wurde. Offensichtlich ist sich Solana dieser Konflikte bewusst. In letzter Zeit spielte er in der Öffentlichkeit die potenzielle Macht, die sein Amt birgt, sehr herunter, mit dem Hinweis, dass diese nur im vollständigen Zusammenwirken der Mitgliedsländer ausgeübt werden könnten. Wenn man Solanas Talent, Konsens zu schaffen und gleichzeitig da wo es nötig ist Druck auszuüben, berücksichtigt, wird es interessant werden, wie Solana und/oder seine Nachfolger in diesem von ihm geschaffenen Amt die Rolle des neuen EU-Außenministers ausfüllen werden.
Am 21. Januar 2005 lud Solana den neugewählten Präsidenten der Ukraine, Wiktor Juschtschenko, ein, um mit ihm über die Möglichkeit einer künftigen EU-Mitgliedschaft zu sprechen ([9]). Interessanterweise enthält der Bericht den Hinweis darauf, dass die EU-Kommission gerade eine Woche vorher erklärt hatte, über keinerlei Pläne bezüglich eines ukrainischen EU-Beitritts zu verfügen. Das zeigt, wie mächtig Solana inzwischen geworden ist, dass er sogar die Autorität der Kommission und des EU-Parlamentes zu übertrumpfen scheint.
Ende Februar 2004 warnte Elmar Brok, CDU-Abgeordneter und Vorsitzender des Komitees für Auswärtige Angelegenheiten des Europäischen Parlaments in Brüssel davor, dass Solana „zu mächtig werden und zu viel Verantwortung bekommen könnte“. ([10]).
Anfang Januar 2006 greift Solana erfolgreich vermittelnd in den Gasstreit zwischen Russland und der Ukraine ein, obwohl die österreichische EU-Präsidentschaft, die gerade mit dem 01. Januar den Ratsvorsitz übernommen hatte, eine Vermittlung nicht als dringend notwendig betrachtet hatte. Dennoch, waren laut Herald Tribune hinter den Kulissen EU-Offizielle in "aggressiver Diplomatie" engagiert. Zeugen sprachen davon, dass Solana "aggressiv auf Moskau eingedrungen habe", ([11]) Dabei war nicht klar gewesen, ob es sich um eine EU-Mission gehandelt hatte, oder ob Solana auf eigene Initiative gehandelt hatte. ([12])
Persönlichkeit
Als Anti-Franco-Aktivist in seiner Jugend und als Anti-NATO-Aktivist in seinen 40ern, im Kontrast zu seiner späteren Position in der NATO und der Heirat mit Concepción Gimenéz, der Tochter eines hohen Franco-Generals, wurde Javier Solana manchmal als „Quadrator des Kreises“ bezeichnet.
Javier Solana hat zwei erwachsene Kinder, seinen Sohn Diego und seine Tochter Vega. Er ist, wie berichtet wird, nie mit seiner ganzen Familie (Frau und Kinder) nach Brüssel gezogen, obwohl dies doch sein Hauptwohnsitz ist, seit er 1995 die NATO-Position und später seine EU-Posten übernommen hatte. Solana hat einmal zugegeben, dass sein Familienleben durch seine Ernennung zu den hohen Ämtern in NATO und EU gelitten habe.
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Solana, Javier |
KURZBESCHREIBUNG | Spanischer Politiker und Außenminister der EU |
GEBURTSDATUM | 14. Juli 1942 |
GEBURTSORT | Madrid, Spanien |