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Johann Georg Hamann

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Johann Georg Hamann

Johann Georg Hamann (* 27. August 1730 in Königsberg; † 21. Juni 1788 in Münster) war ein deutscher Philosoph und Schriftsteller. Sein Hang zum Irrationalen und die mystisch-prophetische Sprache führten zu dem Beinamen „Magus des Nordens.“

Hamanns Vater war Wundarzt und Bader. 1746 begann er an der Universität Königsberg Theologie zu studieren; später wechselte er zur Rechtswissenschaft, beschäftigte sich aber vor allem mit Sprachen, Literatur und Philosophie, auch mit Naturwissenschaften. Er gehörte 1749/50 zu den Herausgebern der Wochenzeitschrift »Daphne«. Ohne Abschluss verließ er 1752 die Universität und wurde Hofmeister in Livland.

1756 wurde er von einem Rigaer Handelshaus angestellt und reiste ein Jahr später nach London, wo er bis zum Frühsommer 1758 blieb. Er geriet in eine tiefe Krise und studierte intensiv die Bibel. Dabei kam es 1758 zu einem „Erweckungserlebnis”. In Gegnerschaft zu den Philosophen der Aufklärung (unter anderem sein Freund Kant) verfocht Hamann unter dem Eindruck Giordano Brunos, Leibniz’, Spinozas und des Neuplatonismus eine Rückbesinnung auf Motive wie Gottesbestimmung, Schöpfung und göttliche Menschwerdung sowie auf die Einheit von Vernunft und Sinnlichkeit, Allgemeinem und Einzelnem bzw. Begriff und wahrnehmbarem Zeichen.

Anfang 1759 kehrte er wieder nach Königsberg zurück, kümmerte sich jedoch wie stets nur wenig um einen bürgerlichen Beruf. 1762 begann die Freundschaft mit Johann Gottfried Herder. 1764 reiste er nach Frankfurt, die Möglichkeit einer dortigen Anstellung zerschlug sich allerdings.

Durch Vermittlung Kants erhielt Hamann 1767 eine Übersetzerstelle bei der preußischen Zollverwaltung; er begann eine nie legalisierte „Gewissensehe“ mit Anna Regina Schumacher, aus der vier Kinder hervorgingen. 1777 wurde er zum Packhofverwalter ernannt. Die berufliche Tätigkeit ließ ihm genügend Zeit zu ausgedehnter Lektüre und zum Schreiben. Von 1764 bis 1779 war er Mitarbeiter der „Königsbergschen Gelehrten und Politischen Zeitungen“, für die er viele Rezensionen schrieb. 1787 erhielt er auf eigenes Gesuch seinen Abschied; er reiste nach Düsseldorf zu Friedrich Heinrich Jacobi und nach Münster, wo er Kontakt zum Kreis um Amalia Fürstin Gallitzin aufnahm. Dort starb er am 21. Juni 1788.

Bedeutende Werke Hamanns sind Sokratische Denkwürdigkeiten (1759), Golgatha und Scheblimini (1784) sowie Metakritik über den Purismus der reinen Vernunft (1784). Als Wegbereiter des Sturm und Drang sowie der Romantik hatte Hamann nachhaltigen Einfluss auf Denker wie Johann Gottfried Herder, Johann Wolfgang Goethe, Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Friedrich Wilhelm Joseph Schelling oder Søren Kierkegaard und Ernst Jünger.

Rezeption

Geistige Verwandtschaften bemerkte schon Kierkegaard. Neben einer vielfältigen Rezeption in der Philosophie zur Sprache hatten die Schriften Hamanns einen nicht unbedeutenden Einfluss auf Ernst Jünger; vgl. u.a. Das Abenteuerliche Herz. Zweite Fassung (1938). u. ö.

Werke

  • Hamann, Johann Georg: Gedanken über meinen Lebenslauf, 1758/59
  • Hamann, Johann Georg: Sokratische Denkwürdigkeiten, 1759
  • Hamann, Johann Georg: Kreuzzüge des Philologen, 1762
  • Hamann, Johann Georg: Golgotha und Scheblimini, 1784


  • Josef Nadler (Hrsg.): Sämtliche Werke, Nadler gab 1949-1957 diese nicht unumstrittene historisch-kritische Ausgabe in 6 Bänden heraus. Seit 1999 gibt es einen Reprint.


Literatur

  • Baudler, Georg: Im Worte sehen. Das Sprachdenken Johann Georg Hamanns. Bonn 1970
  • Oswald Bayer: Zeitgenosse im Widerspruch. Johann Georg Hamann als radikaler Aufklärer. München 1988
  • Bernhard Gajek: Ernst Jünger und Johann Georg Hamann. In: Etudes Germaniques. Nr. 51 (1996). S. 677-692.
  • Ders.: Ernst Jüngers Hamann Erlebnis. In: Figal, Günter / Knapp,Georg ( H.G). Verwandtschaften. Jünger-Studien. Bd. 2. Tübingen. Attempo Verlag. 2003. S. 53-73.