Hochmeister

Der Hochmeister (1530 bis 1929: Hoch- und Deutschmeister) ist das höchste Amt im Deutschen Orden (Religiöser Titel). Er entspricht dem eines Generalsuperiors und ist nur im Deutschen Orden vorhanden. In den anderen Ritterorden nennt er sich Großmeister. Bis 1923 hatte dieses Amt immer ein Ordensritter inne. Erst mit dem Wandel in einen Klerikerorden gelangte das Amt an die Priesterbrüder. Heute ist der Hochmeister zugleich Generalsuperior der Deutschordensschwestern und Familiaren. Er ist Abt, trägt Bischofsstab und Mitra, und besitzt das Recht, bischöfliche Kleidung zu tragen. Neben dem Bischofskreuz trägt er zugleich das ritterliche Hochmeisterkreuz am Koulanten und dieses auch auf dem Ordensmantel.

Hochmeisterkreuz

Wappen der Hochmeister des Deutschen Ordens

Das Hochmeisterkreuz besteht aus einem schwarzen Kreuz auf weißem Grund, so wie das Ordenskreuz. Darin liegen, in alle vier Richtungen, ein Marschallstab mit Lilie und in der Mitte ein Wappenschild mit einem schwarzen Adler auf goldenem Grund.

Wirkungsbereich

Der Hochmeister war und ist höchster Oberer des Deutschen Ordens. Vertreten wurde er, der ursprünglich im Heiligen Land höchste weltliche und geistliche Autorität des Ordens war, in Europa durch die Landmeister. Als er dann nach Europa kam, musste er sich erst einmal gegen seine Landmeister durchsetzen. Vor allem die Vertretung nach aussen, wurde er nach der Übersiedlung nach Preußen vor allem dortiger Landesherr. Innerhalb des Ordens jedoch sank seine Autorität, was zahlreiche Generalkapitel demonstrieren, die verschiedene Hochmeister zum Rücktritt zwangen. Nach der Reformation war sein Amt vor allem ein Symbolisches, welches im Range höher stand, als die eigentliche Machtvollkommenheit. Dennoch war diese nicht zu unterschätzen. Die meisten Ritter standen bei fremdem Herren im Dienst, so dass er hierüber einen gewissen Einfluss auf deren Politik nehmen konnte. Dies zeigt besonders Caspar Anton von Belderbusch, Premierminister in Kurköln. Er befahl ihn im Ordensgehorsam auf seine Kommende zurück, was diesen damit faktisch aller Tätigkeit entzog. Nur die persönliche Bitte des Kölner Kurfürst-Erzbischofs konnte diesen auf seinem Posten halten. Innerhalb des Ordens hatte der Hochmeister, über die Disziplin, also noch einen gewissen Einfluss. Außerhalb war er jedoch nicht mehr als ein wohlklingender Titel, da er über kein bedeutsames Territorium verfügte.

Nach der Säkularisation war der Einfluss des Amtes lediglich noch dadurch bestimmt, da er stets durch einen Prinzen des österreichischen Kaiserhauses besetzt wurde. Der Orden, nun nie mehr als etwa 20 adlige umfassend, war vor allem im Militär der K und K Monarchie vertreten, wenige auch in Diplomatie und Wissenschaft. Es handelte sich also bei dem Hochmeister um einen besonderen Würdenträger Österreichs, welcher der kaiserlichen Familie entstammte und einem "quasi" Hausorden vorstand. Er zeichnete sich besonders durch seine Nähe zum regierenden Kaiser von Österreich aus, welcher ihn und seine Mitbrüder im Dienst hielten.

Das Ende des 1. Weltkrieges brachten dem "Schattendasein" des Ordens ein Ende. Die Leitung, und damit das Hochmeisteramt, kamen nun an die Kleriker des Ordens. War der erste Kleriker-Hochmeister ein Bischof, Norbert Klein, so droht der Orden nach ihm in der Versenkung zu verschwinden. Um diesem entgegen zu wirken verlieh der Papst dem Hochmeister die Abtswürde und in der Kleidung die Privilegien eines Bischofs. So hoch sein Ansehen heute auch ist, in Österreich steht er im Range eines Botschafters, innerhalb des Ordens ist er zwar von besonderer symbolischer Bedeutung. Faktisch aber Gast des Priors der Provinz Österreich, von den Abgaben der Provinzen abhängig, deren Ordinarius nicht er, sondern der jeweilige Prior ist.

Der Hochmeister ist zugleich der Generalobere der Deutschordensschwestern, welche dem Deutschen Orden inkorporiert sind, und der Familiaren des Deutschen Orden.

Residenz des Hochmeisters

Die Residenz des Hochmeristers des Deutschen Ordens war ursprünglich Akkon. Hier wurde der Orden begründet, hier hatte er sein wichtigstes Aufgabenfeld. Nach dem Fall von Akkon (1291) verlegte er den Sitz nach Venedig. Dies lag zum Einen daran, dass man immer noch daran glaubte ins Heilige Land zurückzukehren, aber auch an den guten Beziehungen zur Republik Venedig. Erst 1304 wurde der Sitz auf die Marienburg in Preußen verlegt. Neben einer Verlegung des Augenmerkes auf diese Region, war sicherlich auch eine Sicherung des unabhängigen Eigenbestandes damit verbunden. Denn sowohl der Kirchenstaat, also der Papst, wie auch die Republik Venedig, waren in Zeiten des Umbruchs keine sichere Herberge. Zugleich kam aber eine starke Strömung des Ordens hinzu, welche im Baltikum ihre Zukunft sah. Im Juni 1457 wurde der Sitz dann nach Königsberg überführt, da die Marienburg dem Orden entglitten war. Nach der Reformation und dem Verlust des Deutschordenslandes, wurde der Hauptsitz des Ordens in Mergentheim angesiedelt. Auch wenn die Hochmeister hier nicht unbedingt residierten, so war es doch die Hauptverwaltung des Ordens. Erst die Säkularisation brachte eine neue Verlegung des Hauptsitzes mit sich. Nachdem Mergentheim 1804 an das Königreich Württemberg gelangt war, wurde der neue Sitz des Hochmeisters in Wien angesiedelt, wo er sich bis heute befindet.

Kleidung der Hochmeister

Bis 1923 waren die Hochmeister immer Ritter des Ordens. Als solche trugen sie am Kragen einer Uniform, die aus weißem Oberteil, schwarzen Hosen und schwarzen Stiefeln bestand, das Hochmeisterkreuz am Coulant. Über den Schultern lag der weiße Mantel, welcher etwas über das Knie reichte und, vom Träger aus gesehen, mit dem Hochmeisterkreuz besetzt war. An der rechten Hand trug er einen Ring.

Nachdem der erste Kleriker-Hochmeister Bischof war, wurde der zweite Kleriker-Hochmeister in den Abtsrang erhoben. Zugleich wurde ihm eine violette Soutane zugestanden, wie sie auch die Bischöfe tragen. Auf dem Scheitel trägt er einen violetten Pileolus (Scheitelkäppchen) und als Kopfbedeckung ein violettes oder auch weißes Birett. Am Hals trägt er das Hochmeisterkreuz an einem schwarzen Coulanten und auf der Brust ein Pektorale (Bischofskreuz). Über die Schultern trägt er einen weißen Mantel, welcher bis zum Boden reicht und auf welchem ebenfalls das Hochmeisterkreuz zu sehen ist. An der rechten Hand trägt er einen Ring. Bei der Messe kommen ihm Bischofsstab und Mitra zu.

Liste der Hochmeister

In der Zeit des Deutschen Ordens als Hospitalbruderschaft (1190–1198):

1. Meister Sibrand (1190)
2. Gerhard (1192)
3. Heinrich (Prior = Priester) (1193/94)
4. Ulrich
5. Heinrich, praeceptor (wahrscheinlich identisch mit Heinrich Walpot, 1196)

In der Zeit des Deutschen Ordens als geistlicher Ritterorden (1198–1929) und klerikaler Orden (seit 1929):

1. Heinrich Walpot (1198–1200)
2. Otto von Kerpen (1200–1208)
3. Heinrich von Tunna gen. Bart (1208–1209)
4. Hermann von Salza (1209–1239)
5. Konrad von Thüringen (1239–1240)
6. Gerhard von Malberg (1240–1244)
7. Heinrich von Hohenlohe (1244–1249)
8. Gunther von Wüllersleben (1249–1252)
9. Poppo von Osterna (1252–1256)
10. Anno von Sangershausen (1256–1273)
11. Hartmann von Heldrungen (1273–1282)
12. Burchard von Schwanden (1283–1290)
13. Konrad von Feuchtwangen (1291–1296)
14. Gottfried von Hohenlohe (1297–1303)
15. Siegfried von Feuchtwangen (1303–1311)
16. Karl von Trier (1311–1324)
17. Werner von Orseln (1324–1330)
18. Luther von Braunschweig (1331–1335)
19. Dietrich von Altenburg (1335–1341)
20. Ludolf König (1342–1345)
21. Heinrich Dusemer (1345–1351)
22. Winrich von Kniprode (1352–1382)
23. Konrad Zöllner von Rotenstein (1382–1390)
24. Konrad von Wallenrode (1391–1393)
25. Konrad von Jungingen (1393–1407)
26. Ulrich von Jungingen (1407–1410)
27. Heinrich von Plauen (1410–1413)
28. Michael Küchmeister von Sternberg (1414–1422)
29. Paul von Rusdorf (1422–1441)
30. Konrad von Erlichshausen (1441–1449)
31. Ludwig von Erlichshausen (1450–1467)
32. Heinrich Reuß von Plauen (1467–1470)
33. Heinrich Reffle von Richtenberg (1470–1477)
34. Martin Truchsess von Wetzhausen (1477–1489)
35. Johann von Tiefen (1489–1497)
36. Friedrich von Sachsen (1498–1510)
37. Albrecht von Brandenburg-Ansbach (1510–1525)
38. Walther von Cronberg (1527–1543)
39. Wolfgang Schutzbar gen. Milchling (1543–1566)
40. Georg Hund von Wenckheim (1566–1572)
41. Heinrich von Bobenhausen (1572–1590/95)
42. Maximilian von Österreich (1590/95–1618)
43. Karl von Österreich (1618–1624)
44. Johann Eustach von Westernach (1625–1627)
45. Johann Kaspar von Stadion (1627–1641)
46. Leopold Wilhelm von Österreich (1641–1662)
47. Karl Joseph von Österreich (1662–1664)
48. Johann Caspar von Ampringen (1664–1684)
49. Ludwig Anton von Pfalz-Neuburg (1684–1694)
50. Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg (1694–1732)
51. Clemens August von Bayern (1732–1761)
52. Karl Alexander von Lothringen (1761–1780)
53. Maximilian Franz von Österreich (1780–1801)
54. Karl Ludwig von Österreich (1801–1804)
55. Anton Victor von Österreich (1804–1835)
56. Maximilian Joseph von Österreich-Este (1835–1863)
57. Wilhelm von Österreich (1863–1894)
58. Eugen von Österreich (1894–1923)
59. Bischof Dr. Norbert Klein (1923–1933)
60. Abt Paul Heider (1933–1936)
61. Abt Robert Schälzky (1936–1948)
62. Abt Dr. Marian Tumler (1948–1970)
63. Abt Ildefons Pauler (1970–1988)
64. Abt Dr. Arnold Othmar Wieland (1988–2000)
65. Abt Dr. Bruno Platter (seit 2000)

Für die Liste der Landmeister Livlands siehe auch: Livland

Weblinks

• Deutscher Orden
• Teutonic Order