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Hermann Reichling

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Datei:Hermann Reichling (1890-1948).jpg
Hermann Reichling

Hermann Reichling (* 24. Januar 1890 in Heiligenstadt (Eichsfeld); † 6. Juni 1948 in Münster) war ein deutscher Naturschutzpionier. Von 1919 bis 1921 leitete er das „Provinzialmuseum für Naturkunde“, das heutige LWL-Museum für Naturkunde in Münster und von 1921 bis 1948 war er dessen Direktor.

Leben

Der Vater Dietrich Reichling zog mit seiner Frau Adelheid und zehn Kindern im Jahre 1896 nach Münster. Reichling besuchte das Gymnasium Paulinum und machte 1909 sein Abitur. Nach einem Studium der Naturwissenschaften in seiner Heimatstadt promovierte er im Jahr 1913 über die "Flügelfederkennzeichen der nordwestdeutschen Vögel" (veröffentlicht 1915) im "Journal für Ornithologie".

Nach der Übernahme der Museumsdirektion im Jahre 1921 überarbeitete er das Museumskonzept grundlegend und ordnete die Schausammlungen nach modernen wissenschaftlichen Kriterien neu. In diesen Jahren wuchs auch seine Fotosammlung, die vor allen Dingen wegen der Aufnahmen aus der Vogelwelt bekannt geworden ist. Herausragend sind Bilderserien über den Fang der damals "Krammetsvogel" genannten Wacholderdrossel, die u. a. in Ostbevern-Vadrup und Lienen-Kattenvenne aufgenommen wurden.

Ab November 1926 wurde das "Westfälische Provinzialkommitee für Naturdenkmalpflege" neu konstituiert und Hermann Reichling sein Geschäftsführer. Reichling eckte als kompromissloser Naturschützer bei der nationalsozialistischen Regierung an. Schon 1933 wurde er beurlaubt und am 7. April 1934 als Direktor entlassen. Es folgte eine Inhaftierung im Konzentrationslager Esterwegen bis September 1934. Hermann Göring war persönlich mit dem "Fall Reichling" befasst. Das führte zur Vergabe eines Forschungsprojektes "Die Natur am Dümmer". Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges sank das Interesse in Berlin an der Arbeit Reichlings. Dieser produzierte weiterhin Naturfilme und -fotos.

Die Rehabilitierung erfolgte nach Kriegsende. Die Wiedereröffnung des Zoos in Münster erlebte Reichling schwer erkrankt und inzwischen fast ohne Stimme.

Leistungen

Hermann Reichling gilt als Pionier der Naturfotografie. Seine Bilder sind historische Zeugnisse des Naturraumes und der Tierwelt in Westfalen und im südlichen Niedersachsen.

Werke

  • Reichling, Hermann: Die Flügelfederkennzeichen der nordwestdeutschen Vögel. Aus d. Zool. Inst. d. Univ. Münster. Bernburg, 1915. (Münster, Phil. Diss., 1916)
  • Reichling, Hermann: Aufruf zur Mitarbeit für eine Ornis Westfalens. Münster, 1919
  • Reichling, Hermann: Anweisungen zur Mitarbeit an der Durchforschung der Ornis Westfalens. Münster, 1920
  • Reichling, Hermann: Die Schönheit der niedersächsischen Landschaft. Ein Heimatbuch in Bildern. Münster: Aschendorff, 1927
  • Reichling, Hermann: Naturschutz-Merkbuch für die Provinz Westfalen. 2., erw. Aufl.. Verlag: Münster i. W. : Theissing, 1929

Literatur

  • Naturfotograf und Naturschutzpionier: die Fotosammlung Dr. Hermann Reichling (1890–1948). Johannes Hofmeister, Stephan Sagurna, Ulrike Gilhaus, Bernd Tenbergen. Hrg. vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL), LWL-Medienzentrum für Westfalen, LWL-Museumsamt für Westfalen. Münster, 2016. ISBN 978-3-944327-37-2.
  • Vogelfänger, Venntüten und Plaggenstecher. Natur und Landschaft vor 100 Jahren, Bilder und Filme von Dr. Hermann Reichling (1890–1948); Begleitbuch zur gleichnamigen Wanderausstellung. Bernd Tenbergen. Münster, 2016. ISBN 978-3-940726-44-5.