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Eberhard Gienger

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Eberhard Gienger MdB (2017)
Video-Vorstellung (2014)

Eberhard Gienger MdB, (* 21. Juli 1951 in Künzelsau) ist ein ehemaliger deutscher Kunstturner und derzeitiger Politiker der CDU. Er gewann bei den Olympischen Sommerspielen 1976 die Bronzemedaille am Reck. Eberhard Gienger ist Sprecher der Arbeitsgruppe Sport und Ehrenamt der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und gehört dem Fraktionsvorstand an. [1]

Leben und Beruf

Eberhard Gienger am 1. August 2010 in Neckarwestheim

Nach dem Abitur 1970 an der Freiherr-vom-Stein-Schule in Frankfurt am Main absolvierte Gienger von 1971 bis 1975 ein Studium an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, welches er als Diplom-Sportlehrer beendete. Anschließend studierte er bis 1981 Russisch und Englisch. Danach war er in der Tätigkeit in der Promotionsabteilung von Adidas France. 1989 wechselte er zur JBW Werbeberatung nach Stuttgart, bis er sich 1990 als Geschäftsführer der Eberhard Gienger Pro-Motion GmbH selbständig machte. Von 1990 bis 1993 war er außerdem Leiter des Sportmarketings Europa bei Hewlett-Packard in Böblingen[2].

Eberhard Gienger ist verheiratet und hat drei Söhne. Zwei davon, Andreas und Markus, gehörten zur deutschen Nationalmannschaft bei der Baseball-Europameisterschaft 2001.[3]

Karriere als Kunstturner

Von 1971 bis 1981 wurde er 6-mal Meister der BRD. Besondere Erfolge errang er im Reckturnen: 1973, 1975 und 1981 wurde er an diesem Gerät Europameister, 1974 Weltmeister und bei den Olympischen Sommerspielen 1976 gewann er die Bronzemedaille am Reck. Nach ihm ist der Gienger-Salto, ein Flugelement am Reck, benannt. Bei diesem Flugelement löst sich der Turner beim Vorschwung vom Reck und turnt einen Salto rückwärts mit einer halben Längsachsendrehung, so dass er dann wieder zum Reck blickt und die Reckstange fassen kann. Im Frauenturnen wird der Gienger-Salto am Stufenbarren geturnt. 1974 und 1978 wurde er in der Bundesrepublik Deutschland Sportler des Jahres. Bereits 1973 wurde er vom Allgemeinen Deutschen Hochschulsportverband (adh) in die „Hall of History“ aufgenommen. 2007 wurde Eberhard Gienger in die International Gymnastics Hall of Fame und 2016 in die Hall of Fame des deutschen Sports[4] aufgenommen.

Politik

Gienger trat 2001 in die CDU ein und gehört seitdem dem Vorstand des CDU-Kreisverbandes Ludwigsburg an. In der CDU/CSU-Bundestagsfraktion ist er Sportpolitischer Sprecher, Vorsitzender der Arbeitsgruppe Sport und Ehrenamt, Mitglied der Arbeitsgruppe Bildung und Forschung, Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Kommunalpolitik sowie Mitglied des Fraktionsvorstands. Darüber hinaus engagiert sich Gienger seit dem 2. Dezember 2010 als parlamentarischer Beirat an der FernUniversität in Hagen

Abgeordneter

Seit 2002 ist Gienger Mitglied des Deutschen Bundestages. Eberhard Gienger ist als direkt gewählter Abgeordneter des Wahlkreises Neckar-Zaber in den Bundestag eingezogen. Bei der Bundestagswahl 2009 erreichte er hier 42,0 % der Erststimmen. Gienger ist als Mitglied der Europa-Union Heilbronn auch Mitglied der Europa-Union Parlamentariergruppe Deutscher Bundestag. Im 18. Bundestag ist Gienger Ordentliches Mitglied und Sprecher im Sportausschuss.[5] Darüber hinaus ist Gienger Stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung.

Gesellschaftliches Engagement

Gienger gehörte von 1986 bis 2006 als persönliches Mitglied dem Nationalen Olympischen Komitee für Deutschland (NOK) an. Von 2006 bis 2010 war er Vize-Präsident des Leistungssports im DOSB, der Nachfolgeorganisation des NOK.

Er war von 1984 bis 1992 Sekretär des Technischen Komitees FIG im internationalen Turnerbund und von 1988 bis 2000 Vorsitzender des technischen Komitees im Deutschen Turner-Bund. Gienger war Vizepräsident für den Olympischen Spitzensport beim Deutschen Turner-Bund bis 2006 und im Anschluss Vizepräsident für den Spitzensport beim Deutschen Olympischen Sportbund von 2006 bis 2010 und gehörte im gleichen Zeitraum dem Vorstand der Stiftung Deutsche Sporthilfe an.

Er engagiert sich bis heute als Vorsitzender der Sportgemeinschaft Deutscher Bundestag e.V., als Vorsitzender des „Freundeskreis Turnen“ in der Stiftung des Schwäbischen Turnerbundes e.V. (STB) in Stuttgart und ist Mitglied des Kuratoriums der DFL Stiftung in Frankfurt am Main. Weiterhin ist er Mitglied des Kuratoriums Deutsche Kinderturnstiftung des DTB ebenfalls in Frankfurt am Main, sowie Mitglied des Kuratoriums der Heinz Ziehl-Stiftung in Künzelsau. Außerdem ist er bis heute Mitglied des Kuratoriums der Stiftung Deutsche Sporthilfe in Frankfurt am Main, Mitglied des Kuratoriums der Stiftung Sporthilfe Hessen und Mitglied des Kuratoriums des Internationalen Wirtschaftsforums Baden-Baden GmbH. Darüber hinaus engagiert er sich in Stuttgart als Mitglied des Beirates Wir sind Stuttgart 21 e.V. und als Mitglied des Beirates der Oesophagus-Stiftung für Kinder mit Speiseröhrenmissbildung.

Eberhard Gienger engagierte sich als Stadtpate für das soziale Hilfsprojekt Wir helfen Afrika zur Fußball-Weltmeisterschaft 2010. Er war dabei Stadtpate für seinen Geburtsort Künzelsau.[6]

Sonstiges

Zur Deutschen Einheit 1990 sprang er gemeinsam mit dem DDR-Olympiasieger von 1972 (München), Klaus Köste (Leipzig) und dem TV-Turnreporter des DFF, Eckhard Herholz, per Tandem-Sprung live in eine Fernsehsendung unter dem Titel „One and One is One“, die in der Jahn-Stadt Freyburg an der Unstrut die Vereinigung der beiden Turnverbände symbolisieren sollte.

Erst im Jahre 1999 berichtete Eberhard Gienger, dass er 1975 während der Kunstturn-Europameisterschaften in Bern (Schweiz) seinem damaligen Konkurrenten Wolfgang Thüne aus der DDR zur Flucht verholfen hat. Er versteckte ihn in seinem PKW und brachte ihn in die Bundesrepublik Deutschland.[7]

Bei einem Fallschirmsprung im Mai 2000 verletzte sich Eberhard Gienger. Etwa zehn Meter über dem Erdboden wurde sein Fallschirm von einer Windböe erfasst und zusammengefaltet. Daraufhin stürzte er fast ungebremst zu Boden.[8] Der Unfall ging letztlich relativ glimpflich aus, denn er kam mit einigen Knochenbrüchen davon.[9]

Im Herbst 2006 nahm er an der ProSieben-Sendung „Stars auf Eis“ teil. Nach Erreichen der vierten Runde schied er aus.

Im Mai 2006 bekannte sich Gienger dazu, in den 1970er Jahren nach einer Verletzung das anabole Steroid Fortabol genommen zu haben.[10] Nach einer Operation wurden ihm die Medikamente über acht Tage hinweg von Armin Klümper verordnet.[11]

Eberhard Gienger war 2012 bis 2013 Schirmherr von „Familie gewinnt!“[12], einer Initiative der umstrittenen Wasser-Marke Pure Life des Nestlé-Konzerns und des Deutschen Turner-Bunds.

Am 5. Juni 2016 war er Tandempartner der zum damaligen Zeitpunkt 90-jährigen Wettkampfturnerin Johanna Quaas bei einem Sprung aus 3000 m Höhe am Flugplatz Böhlen.[13]

Literatur

  • Jo Viellvoye, Josef Göhler: Eberhard Gienger. Das Abenteuer der Turnkunst. Badenia, Karlsruhe 1978, ISBN 3-7617-0147-0
  • Andreas Götze, Jürgen Uhr: Eberhard Gienger präsentiert Mond-Salto. Die großen Erfinder. Steinmeier, Nördlingen 1994, ISBN 3-927496-26-X
Commons: Eberhard Gienger – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Pressemitteilung der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag
  2. Biografie Eberhard Gienger. Abgerufen am 27. Juni 2017.
  3. Sieben Bonner bei Baseball-EM dabei, in: General-Anzeiger (Bonn) vom 22. Juli 2001 (abgerufen am 16. August 2013).
  4. Die Mitglieder - Eishockeymuseum. In: www.eishockeymuseum.de. Abgerufen am 17. Juli 2016.
  5. Mitglieder Sportausschuss - 18. Bundestag Bundestag online, abgerufen am 20.September 2014
  6. Künzelsauer helfen Afrika
  7. Eberhard Gienger als Fluchthelfer. In: Spiegel Online Ausgabe vom 28. Oktober 1999.
  8. Schwerverletzt nach Fallschirmabsturz. In: Spiegel Online Ausgabe vom 28. Mai 2000.
  9. Eberhard Gienger: Ich werde wieder springen. In: Welt Online Ausgabe vom 9. Juni 2000.
  10. Dopingermittler: Kontrolleure mit einschlägiger Erfahrung, abgerufen am 3. September 2012
  11. Eberhard Gienger: Habe Anabolika genommen. In: Frankfurter Allgemeine Ausgabe vom 13. Mai 2006.
  12. Eberhard Gienger ist Schirmherr von "Familie Gewinnt!", einer Aktion des Konzerns Nestlé, abgerufen am 7. Mai 2013
  13. Für die Queen: 90-Jährige Hallenserin springt in Böhlen mit dem Fallschirm ab. In: Leipziger Volkszeitung vom 5. Juni 2016