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Brühl (Rheinland)

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Wappen Karte
Wappen fehlt Deutschlandkarte, Position von Brühl hervorgehoben
Basisdaten
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Regierungsbezirk: Köln
Kreis: Rhein-Erft-Kreis
Geografische Lage: Vorlage:Koordinate Text Artikel
Höhe: 65 m ü. NN
Fläche: 36,12 km²
Einwohner: 46.412 (31. Dezember 2005)
Bevölkerungsdichte: 1.218 Einwohner je km²
Postleitzahl: 50321
Vorwahlen: 02232
Kfz-Kennzeichen: BM
Gemeindeschlüssel: 05 3 62 012
Stadtgliederung: 8 Stadtteile
Website: www.bruehl.de
E-Mail-Adresse: stadtverwaltung@bruehl.de
Politik
Bürgermeister: Michael Kreuzberg (CDU)
Stärkste Fraktion: CDU (Stand Oktober 2005)

Brühl ist eine Stadt in Nordrhein-Westfalen zwischen Köln und Bonn im Rhein-Erft-Kreis.

Stadtteile

Brühl besteht aus der Innenstadt mit 23.580 Einwohnern sowie den Stadtteilen

  • Vochem (5.286 Einw.)
  • Kierberg (4.423 Einw.)
  • Heide (1.541 Einw.)
  • Pingsdorf (4.639 Einw.)
  • Badorf (4.982 Einw.)
  • Eckdorf
  • Geildorf
  • Schwadorf (1.694 Einw.)

Geografie

Geografische Lage

Brühl liegt am Rande der Ville, die Teil des Naturparks Naturpark Rheinland ist und die im allgemeinen auch als Vorgebirge bezeichnet wird. Im engeren Sinne versteht man darunter jedoch nur die der Kölner Bucht zugewandte Hangzone der Ville.

Klima und Boden

Durch diese Lage ist das Gebiet klimatisch begünstigt, da es im Lee der Winde aus Südwest und der Eifel liegt. Es kann sich sogar gelegentlich eine Föhnwetterlage entwickeln. Dies und der tiefgründige Lößboden ist die Ursache, dass sich um Brühl und seine Stadtteile herum eine Vielzahl von Obst- und Gemüseanbauflächen befinden. Zudem gilt die Stadt dadurch als gute Wohnlage.

Geschichte

Römerzeit

Durch das heutige Stadtgebiet führte die Eifelwasserleitung, ein römischer Aquädukt zur Versorgung von Köln mit Trinkwasser.

Mittelalter

Erste urkundliche Erwähnungen von Höfen im heutigen Stadtgebiet gibt es um das Jahr 650. Badorfer und Pingsdorfer Keramikgefäße aus dem frühen Mittelalter gehören zu den bedeutenden rheinischen Kulturgütern. Der Name Brühl taucht dann um 1180 auf einer Urkunde auf, als Erzbischof Philipp I. von Heinsberg zwei der Höfe zum Burghof an der Brule zusammenfasst. Der Name folgt aus einem altdeutschen Wort, das die Lage in einer sumpfigen Niederung bedeutet.

Da die Kölner Erzbischöfe und Kurfürsten (die Ämter wurden damals von einer Person bekleidet) in dieser Zeit nicht gern in Köln gesehen waren, wurde Brühl ihr bevorzugter Aufenthaltsplatz. 1285 verlieh der Erzbischof Siegfried von Westerburg Brühl Stadtrechte und übertrug gleichzeitig dem Schöffenrat Selbstverwaltung und Rechtsprechung. Die Stadt wurrde zu einer der stärksten Landesfestungen ausgebaut.

1371 wird erstmals der jüdische Friedhof erwähnt.

1469 erhob Kurfürst Ruprecht Brühl zur Landeshauptstadt von Kurköln. 1530 wurde Brühl fast vollständig von einem Brand zerstört.

Ab 1567 war Bonn Sitz der Regierung. Der Kurfürst residierte aber während der Sommermonate weiterhin in Brühl.

17. und 18. Jahrhundert: Vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Französischen Revolution

Sebastian Furck: Brühler Stadtansicht mit Burg um 1630

1604 wurde die 35jährige Dienstmagd Anna Schmitz als Opfer eines „Hexenprozesses“ gefoltert und verbrandt.

Im Dreißigjährigen Krieg traf sich der Kölner Kurfürst-Erzbischof Ferdinand von Bayern mit Verbündeten der Katholischen Liga auf der Brühler Burg. 1647 plünderten hessische Truppen die Stadt, bevor im folgenden Jahr der Frieden von Münster den Krieg beendete. 1666/67 wurde Brühl von der Pest heimgesucht. Im folgenden Jahr errichteten die Franziskaner an der Uhlstraße ein erstes Krankenhaus. Die Stadt musste schließlich für die kurfüstliche Parteinahme für Frankreich und gegen den Kaiser bezahlen. Sowohl kaiserliche als auch französische Truppen besetzten die Stadt und hinterließen Verwüstungen. So wurde 1689 auch die Burg gesprengt.

Eine Kriegsfolge war, dass angesichts der geschwächten Reichsgewalt die deutschen Fürsten weiter an Macht gewannen. Diese wollten nun entsprechend dem Vorbild des absolutistischen französischen Sonnenkönigs glanzvoll repräsentieren. So legt 1725 Kurfürst Clemens August I. von Bayern den Grundstein für den Bau von Schloss Augustusburg anstelle der zerstörten Burg. 1735 wurde auch die Kirche des benachbarten Franziskanerklosters von 1493 im barocken Stil umgestaltet und mit einer Orangerie an das Schloß angebunden. 1763 spielte hier das siebenjähgrige Wunderkind Wolfgang Amadeus Mozart auf der Orgel. Mit seinem Vater und seiner Schwester machte er im Rahmen seiner ersten großen Tournee in Brühl kurz Station. 1794 floh der letzte Kölner Kurfürst Maximilian Franz von Österreich vor den französischen Revolutionstruppen und die Zeit der Kurfürsten und Erzbischöfe in Brühl ist beendet.

Von 1798 bis 1814 bildete Brühl einen Kanton im Arrondissement Köln / Cologne des französischen Roerdepartements. 1798 wurde in Brühl als Reaktion auf die französische Revolution ein Freiheitsfest gefeiert, ein Freiheitsbaum aufgerichtet und auf der Schlossterasse werden kurfürstliche Insignien verbrandt. Der Code Civil galt nun auch in Brühl. Am 19. September 1804 empfing die Stadt Napoléon Bonaparte frühmorgens zu einem kurzen Besuch.

19. Jahrhundert: Industrialisierung

Der "Feurige Elias" auf dem Brühler Markt um 1900

Nach dem Wiener Kongress 1815 gelangte das Rheinland zu Preußen. In den folgenden Jahrzehnten wandelte die Industrialisierung das Bild der barocken Residenzstadt. Geradezu sinnbildlich passierte am 15. Februar 1844 der erste Eisenbahnzug der neueröffneten Strecke der Bonn-Cölner Eisenbahn das Brühler Barockschloss.

1876 beginnt der Braunkohletagebau in Brühl. Die Flächen sind mittlerweile längst rekultiviert und dienen als Naherholungsgebiet Kottenforst-Ville im Naturpark Rheinland. 1877 wurde der Kaiserbahnhof in Kierberg an der Bahnstrecke Köln-Kalscheuren-Euskirchen fertiggestellt.

Seit 1897 verband als weitere Bahnverbindung die Vorgebirgsbahn Brühl zunächst mit Bonn und im folgenden Jahr auch mit dem Kölner Barbarossaplatz. Die von einer Dampflokomotive gezogene Bahn wurde im Volksmund "Feuriger Elias" genannt und lief ursprünglich mitten durch die Stadt.

Am 18. Juli des gleichen Jahres übernachtete Kaiser Wilhelm II. nebst Gemahlin Kaiserin Auguste Viktoria im Brühler Schloss.

20. Jahrhundert

Brühl zwischen den Weltkriegen

Brühl lag 1914 im Aufmarschgebiet für den Ersten Weltkrieg und wurde Garnisions- und Lazarettstandort. 1917 wurden 150 Schwerverwundete von der Westfront in Brühl behandelt. Fünf Tage zuvor war als letzter kaiserlicher Besuch Auguste Viktoria nochmals zu Gast in der Stadt gewesen. Am 9. November 1918 beendete die Novemberrevolution den Weltkrieg und das Kaiserreich. Auf dem Markt wurde vom Balkon des Brühler Ratskellers, ein Arbeiter- und Soldatenrat ausgerufen. 1922 bis 1924 entstanden Bergarbeitersiedlungen zwischen Liblarer Straße und Donnersbach. Die soziale Not in den Anfangsjahren der Weimarer Republik führte Anfang 1924 zu einem mehrmonatigen Bergarbeiterstreik. Durch Aussperrungsmaßnahmen verloren viele ihr Wohnrecht und die Stadt musste Ersatzwohnraum z. B. auf den Apfelwiesen an der Bergerstraße (genannt "Appela") bereitstellen.

Am 9. November 1938 wurden im Rahmen der Novemberpogrome jüdische Geschäfte geplündert und die Synagoge an der Friedrichstraße von SA-Trupps in Brand gesteckt.


Bereits 1942 kam es im Zweiten Weltkrieg zu einem ersten Luftangriff. 1943 begannen größere Evakuierungsmaßnahmen. Am 28. November 1944 verwüstete ein Luftangriff vor allem den südlichen Stadtbereich und hinterließ 180 Tote. Am Am 7. März 1945 beendete der Einmarsch von US-Truppen die nationalsozialistischen Herrschaft.


Politik

Wappen

Das Wappen ist nach einem Schöffensiegel von 1319 gestaltet und zeigt den heiligen Apostel Petrus über einem silbernen Schild mit Kölner Stiftskreuz. In der rechten Hand hält er zwei Schlüssel in der linken ein Evangelienbuch. Umgeben wird er von sieben Schöffenköpfen. Das städtische Wappen befindet sich übrigens auch auf den Gullideckeln der kommunalen Stadtwerke.

Städtepartnerschaften

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Bahn

Mit dem Bahnhof Brühl an der Linken Rheinstrecke Köln - Bonn - Koblenz und dem Bahnhof Kierberg an der Eifelbahn Köln - Trier ist Brühl gut an das überregionale Schienennetz angebunden.

Hinzu kommt die Vorgebirgsbahn mit mehreren Haltepunkten im Stadtgebiet, auf der in dichtem Takt eine Stadtbahn nach Köln und Bonn verkehrt (Linie 18 des Verkehrsverbundes Rhein-Sieg).

Am 6. Februar 2000 um 0:13 Uhr ereignete sich am Bahnhof Brühl ein schweres Zugunglück, bei dem neun Insassen eines Schnellzuges ums Leben kamen. Im Bahnhof wurden danach die das Unglück auslösenden Weichen und Gleise entfernt. Insgesamt wurden von den Feuerwehren, den Hilfsorganisationen und dem THW 847 Kräfte sowie etwa 300 Beamte der Polizei und des Bundesgrenzschutz vor Ort eingesetzt.

Straßen

Die kurze Bundesautobahn A 553 verbindet Brühl mit den Autobahnen A 61 und A 1. Die B 51 verbindet Brühl mit der Eifel, die B 265 Köln - Schleiden tangiert Brühl im Nordwesten.

Bildungseinrichtungen

Brühl hat drei von der Bundesregierung getragene Hochschulen: die Fachhochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung, die Bundesakademie für öffentliche Verwaltung und die Bundesfinanzakademie. Dazu kam zuletzt die staatlich anerkannte private Europäischen Fachhochschule, die derzeit vier Studiengänge im Bereich Industrie-, Handels- und Logistikmanagement sowie Wirtschaftsinformatik anbietet.

In der Sekundarstufe gibt es ein erzbischöfliches und ein städtisches Gymnasium, eine erzbischöfliche und eine städtische Realschule, eine Gemeinschaftshauptschule, eine Gesamtschule sowie ein Wirtschaftsgymnasium.

Freizeit

Brühl hat einen der ältesten und beliebtesten Freizeitparks Deutschlands: Das Phantasialand. Im Westen Brühls befindet sich der Naturpark Rheinland mit zahlreichen Seen, darunter die Badeseen Heider Bergsee und Bleibtreusee. In der Innenstadt findet man eine abwechslungsreiche Gastronomie- und Kneipenszene vor. In Brühl gibt es ein umfangreiches Kulturangebot sowie ein reges Vereinsleben in unterschiedlichsten Bereichen wie Musik, Karneval, Sport, Jugend und vielem anderen.

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Brühler Zucker

Industrie

Da die Erschließung der rheinischen Braunkohle in Brühl 1876 begann, siedelte sich 1888 hier ein Eisenwerk an, das die nötigen Einrichtungen lieferte und das bis heute existiert. Hinzu kamen Unternehmen der Schließtechnik sowie zur Herstellung von Verpackungen und Verpackungsmaschinen. Ferner befindet sich die Zentrale von Renault/Nissan Deutschland in Brühl.

Die 1883 gegründete Zuckerfabrik in Brühl Ost musste über 100 Jahre später den Betrieb einstellen. Auf der großen Industriebrache zwischen Franzstraße und Bergerstraße ist mittlerweile ein neues Wohngebiet entstanden.

1874 übernahm Friedrich Giesler eine Brauerei an der Uhlstraße. Im Jahr 2000 wurde der Familienbesitz von der Kölner DOM-Brauerei übernommen. Seitdem wird "Giesler-Kölsch" in Köln gebraut. Seit 1976 brennt die in Köln gegründete Flimm KG u.a. den Magenhalbbitter "Kabänes" in Brühl.


Museen

Max-Ernst-Museum

Werke des in Brühl geborenen und aufgewachsenen Künstlers Max Ernst werden im nahe dem Schloss Augustusburg gelegenen Max-Ernst-Museum ausgestellt, das am 3. September 2005 durch Bundespräsident Horst Köhler eröffnet wurde. Am 30. September 2005 wurde bereits der 15.000. Gast begrüßt.

  • Keramikmuseum
  • Museum für Alltagsgeschichte

Beide Museen befinden sich in historischen Fachwerkhäusern in der Kempishofstraße (Museumsinsel).

Gebäude

  • Schlösser Augustusburg und Falkenlust
  • Schlosskirche "St. Maria von den Engeln", 1493, umgebaut 1735 mit Innengestaltung von Balthasar Neumann
  • Haus "Zum Stern", 1525, am Markt
  • Kaiserbahnhof Brühl Kierberg, 1877
  • altes Rathaus am Markt, 1858, danach mehrfacher Umbau
  • Nitsche Hochhaus, 1960, Friedrichstraße. Erstes Hochhaus in Brühl des gleichnamigen Brühler Architekten
  • kath. Pfarrkirche St. Stephan, 1964 gebaut von Dominikus Böhm, Rheinstraße Brühl-Ost

Bis zum Umzug der Bundesregierung und des Bundespräsidenten von Bonn nach Berlin im Jahre 1999 war die Stadt hauptsächlich bekannt durch die Schlösser Augustusburg und Falkenlust, in deren Räumen bis 1994 der Bundespräsident Empfänge für Staatsgäste abhielt. Die Schlösser wurden in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

Sonstige bekannte Brühler

Literatur

  • Jacob Sonntag: Brühl, Geschichte und Geschichten, Schriftenreihe zur Brühler Geschichte Band 2, Brühl 1976 ISBN 3921300010
  • Brühl heute, hg. von der Stadt Brühl, 1979
  • Wolfgang Drösser: Brühl. Geschichte, Bilder, Fakten, Zusammenhänge, Brühl 2005 ISBN 3921300053

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