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Wahl des deutschen Bundespräsidenten 1974

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Bonn, 15. Mai 1974 - Gesamtstimmenzahl 1036 - absolute Mehrheit 519
Wahlgang Kandidat Stimmenzahl % Partei
1. Wahlgang Walter Scheel 530 51,2 % FDP
Richard von Weizsäcker 498 48,1 % CDU
Enthaltungen 5 0,5 %
nicht abgegebene Stimmen 3 0,3 %
Damit war Walter Scheel zum Bundespräsidenten gewählt.

Am 15. Mai 1974 wählte die Bundesversammlung den stellvertretenden Bundeskanzler, Bundesaußenminister und FDP-Vorsitzenden Walter Scheel zum vierten Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland. Scheel war nach dem Rücktritt Willy Brandts am 8. Mai 1974 mit der Wahrnehmung der Geschäfte des Bundeskanzlers beauftragt worden. Scheel war also zum Zeitpunkt seiner Wahl zum Staatsoberhaupt kommissarischer Regierungschef, da Helmut Schmidt erst tags darauf formell zum Bundeskanzler gewählt wurde.

Der bisherige Amtsinhaber Gustav Heinemann hatte auf eine zweite Amtszeit verzichtet. Über die Motive Scheels, Bundespräsident zu werden, schrieb die NZZ seinerzeit: "Seine Absicht, Bundespräsident zu werden, wurde häufig und vom ihm unwidersprochen mit seinem Gesundheitszustand in Verbindung gebracht." Die NZZ konstatierte Scheels "begreiflichen Wunsch nach Entlastung von dem Doppelamt des FDP-Parteivorsitzenden".

Scheel kandidierte als Vertreter von SPD und FDP. Der CDU-Politiker Richard von Weizsäcker verlor diese Wahl zwar, wurde aber dann 1984 seinerseits Bundespräsident.

Ab 1974 fanden die Bundespräsidentenwahlen wieder in Bonn statt. Die Wahlen, die zwischen 1954 und 1969 in West-Berlin stattfanden, wurden von der Regierung der DDR jedesmal als Affront angesehen. Die Regierung in Ost-Berlin argumentierte, der Bundespräsident sei das Staatsoberhaupt der BRD und dürfe nicht in West-Berlin gewählt werden, da diese Stadt mit ihrem Sonderstatus kein Bundesland der BRD sei.

In Berlin wurde erst 20 Jahre später wieder gewählt, nach der Wiedervereinigung des Landes.