Preußische P 8
Preußische P 8 DRG Baureihe 38.10-40 | |
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Bauart | 2'C h2 |
Läge über Puffer | 18.585 mm |
Ø Treibrad | 1.750 mm |
Ø vorderes Laufrad | 1.000 mm |
Leistung | 1.180 PSi |
Höchstgeschwindigkeit vorw. | 100 km/h |
Höchstgeschwindigkeit rückw. | 50 km/h /85 km/h mit Wannentender |
Kesselüberdruck | 117,7 N/cm² |
Zylinderdurchmesser | 575 mm |
Kolbenhub | 630 mm |
Rostfläche | 2,58 m² |
Verdampfungsheizfläche | 143,28 m² |
Überhitzerfläche | 58,90 m² |
Achslast | 173,6 kN |
Lokreibungslast | 506,0 kN |
Lokdienstlast | 766,9 kN |
Die Gattung P 8 der Preußischen Staatseisenbahnen (Baureihe 38.10-40 der Deutschen Reichsbahn) wurde von der Berliner Maschinenbau AG (vormals Schwartzkopff) seit 1906 und den Linke-Hofmann Werken in Breslau von Robert Garbe konstruiert. Sie war als Nachfolgetyp für die als unbefriedigend angesehene P 6 vorgesehen.
Da Garbe ein Verfechter möglichst einfacher Konstruktion war, wurde bei der P 8 ein einfaches Heißdampf-Zwillingstriebwerk vorgesehen. Besonders zugute kam der P 8 die gerade von Wilhelm Schmidt (Heißdampf-Schmidt) entwickelte Heißdampftechnik, die zu einer für die damalige Zeit herausragenden Leistungsfähigkeit führte. Die P 8 war eine sehr sparsame Lokomotive, die keine großen Ansprüche an das Können der Lokführer stellte. Anfangs plante Garbe die P 8 sogar als Schnellzuglok mit der Erwartung eine Höchstgeschwindigkeit von 110 km/h zu erreichen. Dafür wurden die ersten Exemplare mit windschnittig zugespitzen Führerhäusern ausgerüstet. Zugelassen wurden die Lokomotiven jedoch nur für 100 km/h.
Charakteristisch für die P 8 ist der größere Abstand zwischen der mittleren und der hinteren Kuppelachse. Zu Anfang hatte die P 8 nur einen Dampfdom hinter dem Sandkasten, später kam ein vorderer Speisedom hinzu. Weitere bauliche Veränderungen betrafen u.a. die Führerhausdächer, die Windleitbleche, die Aufbauten.
Um die Lokomotive auch auf kleinen Drehscheiben drehen zu können, stattete die KPEV die P 8 mit Tendern aus, die ursprünglich 21,5 Kubikmeter Wasser und 7 t Kohle fassten. Später kuppelte die Deutsche Bundesbahn die Baureihe 38 mit Tendern ausgemusterter Kriegslokomotiven , vor allem mit Wannentendern, welche mehr Betriebstoffe fassen konnte. Außerdem konnte die Rückwärtshöchstgeschwindigkeit von 50 km/h auf 85 km/h erhöht werden.
Die Deutsche Reichsbahn der DDR hingegen,verwendete zum Teil Schlepptender ausgemusterter Dampflokomotiven der Baureihe 17, sogenannte Langstreckentender.

Die P 8 konnte in der Ebene 300t mit 100 km/h und 400t mit 90 km/h befördern und war nach den Weltkriegen außer in Deutschland in fast ganz Europa zu finden. Der Auftrag zum Bau der ersten 10 Maschinen wurde der Firma Schwartzkopff (die spätere Berliner Maschinenbau AG) im Januar 1906 erteilt. Mit bis zu 14 D-Zugwagen am Haken verliefen die Probefahrten glänzend. Die erste Maschine dieser bald international berühmten Gattung wurde unter der Bezeichnung "Coeln 2401" am Niederrhein.
Die P 8 war sehr vielseitig verwendbar und man fand sie bis auf den schweren Schnellzug- und Güterzugdienst vor fast jedem Zug. Auch die Bahnverwaltungen waren mit diesen Maschinen sehr zufrieden, denn die letzten P 8 wurden bei der Deutschen Reichsbahn der DDR 1972, bei der Deutschen Bundesbahn erst 1974 ausgemustert. Mehr als 500 P 8 erreichten ein Dienstalter von über 50 Jahren!
Die meisten P 8 baute Schwartzkopff (die spätere Berliner Maschinenbau AG) mit 1027 Stück, gefolgt von Henschel in Kassel mit 740 Stück. Neben der Preußischen Staatsbahn kauften auch die Großherzoglich Oldenburgische Staatseisenbahnen fünf, die Mecklenburgische Friedrich-Franz-Eisenbahn 13 und die Großherzoglich Badische Staatseisenbahnen 40 Maschinen. Bis auf die Lokomotivbauer Hartmann und Esslingen lieferten später alle deutschen Lokomotivfabriken Loks vom Typ P 8.
P 8 in anderen Ländern
Vor dem ersten Weltkrieg wurden etwa 2350 P8 hergestellt. Als Reparationen mußten nach dem Ende des ersten Weltkrieges 628 Exemplare an die Siegermächte abgegeben werden. Polen erhielt 190 (als Ok1), Belgien 168 und Frankreich 162 Lokomotiven. Bis 1923 füllte die neugegründete DRG den Bestand an P 8 durch Neubauten wieder auf. Die letzte Maschine wurde 1923 von der AEG (Berlin-Hennigsdorf) gebaut. Die P 8 wurde in insgesamt 3948 Exemplaren (einschließlich der Nachbauten in Rumänien) gebaut und ist damit die weltweit meistgebaute Personenzuglokomotive.
In Österreich verblieben nach dem Zweiten Weltkrieg die 38 1069, 1391, 1434, 1677, 1809, 1818, 2052, 2692, 3264, 3495 und 3525. Die 38 2052 wurde 1952 an die Deutsche Bundesbahn zurückgegeben. Die 38 1391, 1434, 1818, 3495 und 3525 gingen an die CCCP. Die restlichen 5 Maschinen bildeten die ÖBB Reihe 638. Im Jahr 2004 erwarb die ÖGEG eine Maschine dieser Bauart aus Rumänien (Nachbau), die mit der fiktiven Nummer ÖBB 638.1301 Sonderfahrten durchführt.
Erhaltene P 8
- Eine der erhalten gebliebenen P 8 ist die 38 1182, die dem Verkehrsmuseum Dresden gehört und in den Originalzustand der Vereinigten Preußischen und Hessischen Staatseisenbahnen zurückversetzt wurde. Sie wurde 1910 von Schwartzkopff in Berlin gebaut und stand 61 Jahre lang in Betrieb. Sie steht derzeit im Bahnbetriebswerk Arnstadt/historisch.
- Das Eisenbahnmuseum Bochum-Dahlhausen besitzt die betriebsfähige 38 2267 (Baujahr 1918), die vor Nostalgiezügen im Ruhrgebiet eingesetzt wird.
- Ein besonderes Schicksal hat die 38 3199 des Süddeutschen Eisenbahnmuseums in Heilbronn. Sie wurde 1921 von der Lokfabrik Linke Hofmann in Breslau gebaut. Bei der Deutschen Reichsbahn hatte sie zuerst die Nummer 2580 Elberfeld und wurde dann in 38 3199 umnummeriert. Sie war zuletzt im Bw Breslau stationiert. Bereits 1925 kaufte die rumänische CFR die Maschine. In Rumänien erhielt sie die Nr. 230.106. 1974 wurde sie abgestellt. Eisenbahnfreunde entdeckten sie auf dem Schrottplatz und ließen sie in Klausenburg 1999 im Outfit der frühen Reichsbahn betriebsfähig aufarbeiten. Seit 2002 wird die Lokomotive wieder zu Nostalgiefahrten eingesetzt.
- Im DDM (Deutsches Dampflokomotiv-Museum) in Neuenmarkt befindet sich seit 1977 die 38 2383. Sie wurde 1919 von Henschel gebaut, und war die vorletzte P8 der Deutschen Bundesbahn.
- Im Lokschuppen des BW Siegen steht die letzte P8 der Deutschen Bundesbahn. Offiziell am 5.12.1974 abgestellt, war 38 1772(seit 1968 mit der Computernummer 038 772-0 versehen) noch bis zum 13.02.1975 für Abschiedsfahrten im Einsatz. 1915 bei Schichau gebaut, legte sie bis zu ihrer Ausmusterung 3.719.271 Kilometer zurück. In den 80er Jahren wurde sie für Sonderfahrten durch Eisenbahnfreunde reaktiviert. Seit sie 1993 abgestellt werden mußte, wird 38 1772 als rollfähiges Denkmal erhalten.
Literatur
- Wenzel/Gress 100 Jahre Preußische P8 Eisenbahn-Kurier Special 80 EK Verlag Freiburg
- Jochen Kretschmann berichtet in vielen seiner Erzählungen sehr eindringlich über den zeitweise sehr harten Alltag bei der DR(DDR) auf der P 8 (minderwertige Kohle (Braunkohle), Unterernährung, totale Erschöpfung des Personals).