Zum Inhalt springen

21. Waffen-Gebirgs-Division der SS „Skanderbeg“ (albanische Nr. 1)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 15. Mai 2006 um 12:41 Uhr durch Dodo19 (Diskussion | Beiträge) (Literatur). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Datei:Emblem SS-Divison Skanderbeg.jpg
Emblem der SS-Division Skanderbeg (Der Doppeladler Gjergj Kastriotas statt schwarz auf rotem Untegrund, weiß auf schwarz)

Die 21. Waffen-Gebirgs-Division der SS „Skanderbeg“ (albanische Nr. 1) war ein im März 1944 aus Albanern gebildeter Truppenverband, der unter deutschem Kommando auf dem Balkan vornehmlich gegen die Partisanen Titos eingesetzt wurde. Als selbstständige Einheit existierte die Division bis zum Dezember 1944. Angehörige dieses Truppenverbands haben im Kosovo und den angrenzenden Regionen Kriegsverbrechen an der serbischen Zivilbevölkerung verübt. Die Einheit war zudem für die Deportation einiger hundert Juden aus dem Kosovo ins KZ Bergen-Belsen verantwortlich.


Aufstellung und Organisation

Die neue Einheit der Waffen-SS wurde im März 1944 auf Befehl von Heinrich Himmler gebildet. Die albanische Kollaborationsregierung sandte eine Liste von über 11.000 möglichen Rekruten nach Berlin. Die SS hielt davon 9.275 Mann für geeignet; letzten Endes wurden dann aber nur 6.500 Mann für die Division rekrutiert. Dazu kamen noch 300 Albaner, die vorher in der bosnischen 13. Waffen-Gebirgs-Division der SS „Handschar“ gekämpft hatten. Ergänzt wurde der Personalbestand durch deutsche Veteranen und Offiziere. Insgesamt hatte die Division bei ihrer Aufstellung einen Mannschaftsstand von etwas über 8.500 Soldaten und war in zwei Infanterieregimenter, ein Artillerieregiment sowie eine Aufklärungsabteilung, ein Nachrichtenbataillon, eine Panzerjäger-Abteilung und ein Pionierbataillon gegliedert. Kommandeur der Division war der SS-Standartenführer August Schmidhuber. Die Namensgebung wurde analog zu anderen aus Ausländern rekrutierten Verbänden vorgenommen. Reguläre Divisionen wurden als SS-Divisionen bezeichnet, nichtdeutsche Formationen als Waffen-Divisionen der SS.

Die albanischen Rekruten stammten zum größten Teil aus dem Kosovo. Dafür gibt es zwei Gründe: Im eigentlichen Albanien hatte die Kollaborationsregierung kaum noch Rückhalt, und weite Teile des Landes wurden bereits von den kommunistischen Partisanen beherrscht. Außerdem war die Feindschaft zu den Serben außerhalb vom Kosovo, das während des Krieges mit anderen von Albanern besiedelten Gebieten zu einem Großalbanien vereint war, weniger stark ausgeprägt. Kosovarische Albaner ließen sich für die SS-Division Skanderbeg rekrutieren, weil sie gegen die Serben beziehungsweise die jugoslawisch dominierten Partisanen im Kosovo eingesetzt werden sollte. Die SS machte sich also die Feindschaft unter den Balkan-Völkern zu nutze, als sie die neue Einheit aufstellte. Aus diesem Grund erhielt die Division auch den Namen des albanischen Nationalhelden Skanderbeg.

Um die albanischen Soldaten zu motivieren, wurde auch die Rassenideologie der Nazis etwas adaptiert. Es wurde nun gesagt, die Albaner seien Arier, die gemeinsam mit der ihnen artverwandten deutschen Herrenrasse gegen die „slawischen Untermenschen“ ins Feld zögen.

Einsatz und Auflösung

Die SS-Division Skanderbeg sollte zur Partisanenbekämpfung in Jugoslawien eingesetzt werden. Während des Sommers operierte sie im Kosovo und im Norden Mazedoniens weniger als militärischer Verband, denn als Terrororganisation gegen die Zivilbevölkerung. Eine unbekannte, aber zweifellos hohe Zahl von Serben wurde innerhalb weniger Wochen ermordet bzw. aus dem Kosvo vertrieben. Schmidhuber meldete schon im April 1944, dass 40.000 Serben aus dem Kosovo vertrieben worden waren. Der SS-Führer ging davon aus, dass noch mehr als 100.000 serbische Kosovaren vertrieben werden sollen. Am 28. Juli 1944 ermordeten Angehörige der Division im Dorf Veliko 380 Einwohner (darunter 120 Kinder); 300 Häuser wurden abgebrannt. Die Juden im Kosovo wurden, soweit sie nicht hatten fliehen können (vornehmlich ins eigentliche Albanien, wo es keine Judenverfolgung gab), gefangen genommen und ins KZ Bergen-Belsen deportiert. In Skopje unterstand der Einheit ein Lager, in das die mazedonischen Juden verbracht wurden, bevor man sie in deutsche KZs abtransportierte. Die Gewalt der SS-Einheit richtete sich auch gegen die Volksgruppe der Roma.

Militärische Erfolge gegen die Tito-Partisanen konnte die Division nicht erringen. Die Partisanen kontrollierten zu diesem Zeitpunkt schon weite Teile des Kosovo, praktisch den ganzen Süden Serbiens um Vranje und die angrenzenden mazedonischen Gebiete. Im Operationsgebiet der Division riefen die Tito-Partisanen am 2. August 1944 die Republik Mazedonien aus.

Die Kampfkraft der albanischen Division war gering und viele ihrer Angehörigen verabschiedeten sich nun aus dem bereits verlorenen Krieg. Aufgrund der hohen Desertionsrate wurde im September 1944 beschlossen, die Division aufzulösen. Wie im Fall der bosnischen SS-Division „Handschar“ bildete das deutsche Personal eine Kampfgruppe, die dann im Verband der 7. SS-Freiwilligen-Gebirgs-Division „Prinz Eugen“ weiterkämpfte.

Im Oktober 1944 wurde die Divison nach Skopje verlegt. Im August war Bulgarien aus dem Krieg ausgeschieden und das vormals bulgarische Besatzungsgebiet musste nun von deutschen Truppen kontrolliert werden, damit der Rückzugsweg für noch in Griechenland stehenden Verbände offen blieb. Die Truppe musste nun gegen die mittlerweile mit der Sowjetunion verbündeten Bulgaren kämpfen.

Zum Jahreswechsel 1944/45 existierte die Division nicht mehr als eigenständiger Verband. Die Reste der Truppe gingen im Januar 1945 nach Kosovska Mitrovica zurück. Wenige Soldaten erreichten über Brcko im Norden Bosniens bis zum Mai 1945 Österreich, wo sie bei Kriegsende erlebten.

Selektive Geschichtsschreibung und Instrumentalisierung im Kosovokonflikt der 1990er Jahre

Die SS-Divison Skanderbeg und die von ihr verübten Kriegsverbrechen wurden in den 1990er Jahren zum Thema der Geschichtspolitik und dienen seither als Munition im Kosovo-Konflikt.

Von albanischer Seite hat es bisher kaum historische Untersuchungen zu diesem Thema gegeben. Die Kollaboration von Teilen der albanischen Eliten und der Bevölkerng mit den italienischen Faschisten und den deutschen Nazis wird kaum thematisiert. Bis heute weit verbreitet ist die Interpretation aus dem kommunistischen Albanien, wonach das Volk fast einmütig gegen die Okkupanten kämpfte und nur einige Elemente der Bourgesie mit dem Feind gemeinsame Sache gemacht haben. Zum Teil werden die Kollaborateure zu aufrechten albanischen Patrioten umgedeutet, denen gar nichts anderes übrig blieb, als mit den Deutschen gegen die Jugoslawen und für ein Großalbanien zu kämpfen. Eine differenzierte eigene historische Forschung zu Widerstand und Kollaboration steht noch aus.

Auf der serbischen Seite rückte die albanische Kollaboration und nicht zuletzt die SS-Division Skanderbeg ins Zentrum des Interesses. Die Verbrechen der Kollaborateure wurden intensiv untersucht und dokumentiert und in einem zweiten Schritt für den Kosovo-Konflikt instrumentalisert. Zum einen verschweigt man die Rolle der albanischen Partisanen beim Widerstand gegen die Nazis weitgehend, zum anderen konstruiert man eine Kontinuität von der SS-Division bis zur UÇK. Der im zweiten Weltkrieg an den Serben begonnene Genozid sei in den 1990er Jahren von den Albanern mit den gleichen Mitteln und der gleichen ideologischen Ausrichtung fortgesetzt worden. Diese Interpretation wurde auch von verschiedenen Medien außerhalb Serbiens (zum Beispiel Junge Welt) kritiklos übernommen.

Literatur

  • Chris Bishop, SS - Hitler’s foreign divisions. Foreign volunteers in the Waffen SS, 1940-45. Staplehurst 2005. ISBN 1-86227-289-1
  • Nicholas J. Costa, Shattered illusions. Albania, Greece and Yugoslavia. New York 1998.
  • Bernd Jürgen Fischer, Albania at war, 1939-1945. West Lafayette 1999. ISBN 1-557-53141-2
  • Laurent Latruwe, Gordana Kostic, La division Skanderbeg. Histoire des Waffen-SS albanais des origines idéologiques aux débuts de la guerre froide. Paris 2004. ISBN 2-84191-172-1
  • Georg H. Stein, The Waffen-SS. Hitler's Elite Guardat War. Ithaca, London 1966.