Oboe
Oboe |
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ital.: oboe, frz.: hautbois |
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Klassifikation |
Aerophon Doppelrohrblatt-Instrument |
Tonumfang: |
b – c’’’’ |
verwandte Instrumente: |
Englischhorn, Fagott |
Musiker |
Liste von Oboisten Kategorie:Oboist |
Die Oboe (v. franz. hautbois „hohes oder lautes Holz“) ist ein Holzblasinstrument mit Doppelrohrblatt. (Ungeachtet dessen, dass das h nicht ausgesprochen wird, kann man in älteren Partituren manchmal auch das Wort „Hoboe“ finden).
Aufbau und Funktion
Oboen werden aus Grenadill-, Buchsbaum- oder Ebenholz gebaut, seltener sind Instrumente aus Rosenholz, Palisander, Cocobolo oder anderen exotischen Hartholzarten. Inzwischen gibt es auch recht erfolgreiche Versuche mit Kunststoff bzw. mit Kompositmaterialien (Holzabfälle und Kohlefasern). Das Instrument hat eine konische Bohrung und überbläst daher in die Oktave. Es gibt voll- und halbautomatische Oboen. Bei der vollautomatischen ist eine Klappe weniger vorhanden, da der Wechsel vom Ton g auf a in der zweiten Oktave durch eine bestimmte automatische Funktion beim Spielen von selbst geschieht (man muss nur wie in der ersten Oktave spielen und die Oktavklappe gedrückt halten, anstatt zusätzlich noch eine gesonderte Klappe betätigen zu müssen). Die vollautomatische Mechanik ist in Deutschland und in den Niederlanden besonders verbreitet.

Das Mundstück der Oboe, kurz "Rohr" genannt, wird vom Oboisten aus den Internodien des Pfahlrohrs (lat. Arundo donax) gefertigt. Das Holz stammt aus Südfrankreich (Frejus) und Kalifornien, wo es auf eigens für diesen Zweck betriebenen Plantagen angebaut wird. Die Lage in Frejus und Frejus2 haben besondere klimatische Bedingungen, für die Qualität der Rohhölzer, die sich schwer woanders nachbauen lassen. Zum Beispiel scheint die warme, trockene Luft der Sahara, die nach durch Südfrankreich fegt mitverantwortlich und AUsschlaggebend zu sein. Daher sind viele Versuche woanders dieses anzubauen gescheitert. Oboenrohre sind empfindlich gegenüber mechanischen Einwirkungen. Vor Gebrauch weicht der Oboist sein Rohr in Wasser ein, um es bespielen zu können. Die Klangqualität und Ansprache des Oboentons und damit das spielerische Niveau des Oboisten hängen in starker Weise von der Qualität des verwendeten Rohrholzes sowie der sorgfältigen Fertigung des Oboenrohrs ab. Oboisten verwenden daher viel Zeit und Sorgfalt auf den Bau ihrer eigens auf ihre persönliche Konstitution zugeschnittenen Rohre.
Der Tonumfang der Oboe reicht normalerweise vom kleinen b bis zum a'''. Mit einer speziellen Ansatztechnik sind allerdings auch noch höhere Töne, wie sie manchmal in zeitgenössischen Kompositionen gefordert werden, bis hin zum c spielbar. Ihr Klang ist ausdrucksstark und klingt - je nach Bläserschule und nationaler Tradition - von nasal-hell bis dunkel-samtig. Weil der Oboenton sehr klare Obertöne hat (speziell den 3., 4. und 5.), ist seine Frequenz besonders deutlich hörbar, daher hat es sich im 18. Jahrhundert eingebürgert, dass der Oboist vor Proben und Aufführungen den anderen Musikern den Kammertona' angibt. Das geschieht auch heute noch, wobei die Musiker zur genauen Kontrolle der Frequenz gerne ein elektronisches Stimmgerät verwenden. Die Behauptung, Oboe spielen würde wegen des benötigten hohen Luftdrucks das Gehirn schädigen, ist falsch, da dieses durch die Schädelbasis gegen den Luftdruck geschützt ist. Umstritten ist, ob der recht hohe Luftdruck während des Spielens bei Oboisten im Alter zu Lungenemphysemen führen kann. Im rechten Daumensattelgelenk kann es bei Berufsmusikern aufgrund langjähriger Belastung zu arthrotischen Veränderungen kommen, zur sogenannten Rhizarthrose, weil an sich mit dem rechten Daumen das gesamte Instrument gehalten wird.
Neben der auf der ganzen Welt verbreiteten Bauform der Französischen Oboe existiert auch die Wiener Oboe, die fast ausschließlich in Wien und Niederösterreich gespielt wird (zum Beispiel im Orchester der Wiener Philharmoniker). Sie ist etwas anders mensuriert und hat einen etwas helleren, näselnden Ton und reicht in der Tiefe nur bis zum kleinen h. Generell lässt sich sagen, dass diese Oboe dem Barock-Instrument baulich und klanglich ähnlicher ist. Sie unterscheidet sich auch im Interpretationsstil (weniger Vibrato-Einsatz) und im Klangverhalten (die Klangfarbe ändert sich zwischen piano und forte weniger stark
Stimmlagen
Weitere Instrumente aus der Oboenfamilie sind die Oboe d'amore (eine kleine Terz tiefer als die Oboe, in a stehend) und das Englischhorn (Cor anglais), eine Quinte tiefer, in f stehend. Das Vorgängerinstrument des Englisch Horns wurde Oboe da caccia genannt. Ferner gibt es das Heckelphon und die Baritonoboe (auch Bassoboe genannt), die beide eine Oktave unterhalb der Oboe klingen. Nicht zu vergessen ist die Musette in f, ein Instrument, welches eine Quarte höher als die Oboe gestimmt ist.

Geschichte
Die früheste Abbildung eines Oboenvorläufers stammt aus dem Jahre 3000 v. Chr. Schon während der Antike gab es Oboenähnliche Instrumente wie den griechischen Aulos oder die römische Tibia. Im Mittelalter gab es verschiedene Formen von konischen Doppelrohrblattinstrumenten wie den Pommer oder die Schalmei. Aus letzterer entstand im 17. Jahrhundert durch Jean de Hotteterre die Oboe. Diese sogenannte Barockoboe mit zunächst sieben Grifflöchern und zwei Klappen wurde im Laufe der Zeit von Instrumentenbauern weiterentwickelt, enger mensuriert (Französische Bohrung) und mit einer ausgefeilten Mechanik versehen. Die Bibel erwähnt die Oboe in Form von Chalil. Dieses Instrument wurde im Tempel eingesetzt und es wurde den Überlieferungen nach in ganz Jerusalem gehört. Die Psalmen fordern auf Gott mit dem Chalil zu loben.
Verwendung in der Musik
Solistisch
Seit der Barockzeit ist die Oboe ein beliebtes Soloinstrument, viele Komponisten schätzten sie in der Ausdruckskraft als der menschlichen Stimme am ähnlichsten. Bach setzte sie in zahllosen Kantaten (Kreuzstabkantante, Ich habe genug) und in seinen Passionen gerne als Begleitinstrument zur Darstellung unterschiedlicher Affekte (oftmals Leid oder Trauer, aber es finden sich auch genügend Beispiele für pastorale oder freudige Empfindungen) ein. Der bedeutendste Komponist für Oboe im 18. Jahrhundert aber war Georg Philipp Telemann, von dem allein neun Oboenkonzerte erhalten blieben, hinzu kommen drei Konzerte für Oboe d'amore. Eines der ersten Werke, die er in seinem Verlag publizierte, war die "Kleine Cammer-Music", sechs Partiten "besonders ... vor die Hautbois" von 1716. Diese Partiten sind außerdem Oboisten gewidmet.
So war in der Barockzeit auch die Sonate für Oboe und Generalbass eine beliebte Form, deren Tradition sich später in den Drei Romanzen von Robert Schumann und den Sonaten für Oboe und Klavier von Camille Saint-Saëns oder Paul Hindemith fortsetzt.
Bekannte Oboenkonzerte komponierten Georg Friedrich Händel, Antonio Vivaldi (viele jedoch in Transkription), Joseph Haydn (nach neuerer Forschung vermutlich kein authentisches Werk), Wolfgang Amadeus Mozart, Ralph Vaughan-Williams, Richard Strauss und Bohuslav Martinu.
Unter den Werken für Oboe ohne Begleitung sind die Metamorphosen (nach Ovid) von Benjamin Britten und die Sequenza VII von Luciano Berio zu erwähnen.
Kammermusik
In der Holzbläser-Kammermusik spielt die Oboe im Bläserquintett und in der Harmoniemusik (Bläseroktett) eine wichtige Rolle, eine weniger bekannte Form ist das Oboentrio (3 Oboen oder 2 Oboen und Englischhorn) oder das Rohrblatttrio ("Trio d'Anches", mit Oboe, Klarinette und Fagott). Weitere wichtige Stücke in anderen Besetzungen gibt es von Francis Poulenc, Heitor Villa-Lobos oder André Jolivet
Das Oboenquartett (mit Streichtrio) von Mozart ist das bekannteste Kammermusikwerk für Oboe mit Streichern, in seiner Tradition stehen einige andere Werke dieser Besetzung. Ein weiteres schönes Beispiele für gemischte Kammermusik mit Oboe ist das Nonett von Louis Spohr.
Orchester
Seit der Barockzeit besitzt die Oboe einen festen Platz im Orchester und ist somit neben Flöte und Fagott die erste Vertreterin der Holzblasinstrumente. Üblicherweise gibt es zwei Oboenstimmen (1. und 2. Oboe), besonders in der Romantik jedoch auch drei und vier (vgl. Gustav Mahler, Richard Strauss) und/oder eine Englischhornstimme. Gelegentlich (selten) werden Oboenstimmen verdoppelt. Oboenkonzerte:
- W. A. Mozart: Oboenkonzert C-Dur, KV 314 (später als Flötenkonzert in D-Dur veröffentlicht)
- J. S. Bach: BWV1053 (Oboe d'Amore), BWV 1056 (Oboe), BWV 1060 (Oboe und Violine)
- Alessandro Marcello: Konzert für Oboe und Streichorchester d-moll (c-moll)
Große Oboensoli in der Orchesterliteratur findet man bei allen Komponisten, meistens für lyrische, getragenere Melodien. Erwähnenswert sind neben den erwähnten Werken von Bach zum Beispiel der Trauermarsch in Beethovens 3. Sinfonie, das Thema im langsamen Satz der großen C-Dur-Sinfonie von Schubert oder das Andante aus der 4. Sinfonie von Pjotr Iljitsch Tschaikowski. In schnellen Passagen, vor allem im Staccato kann die Oboe auch einen komischen Effekt erzeugen, wie bei vielen Stellen in Wagner-Opern, Alban Bergs Wozzeck oder auch im "Kükenballet" von Modest Mussorgskis Bilder einer Ausstellung (Ravel-Orchestrierung).
Jazz
Es gibt Versuche, der Oboe als Instrument auch außerhalb ihres klassischen Einsatzbereiches mehr Geltung zu verschaffen. Zu erwähnen ist hier sicherlich der französische Oboist Jean-Luc Fillon, welcher der stärker improvisierten Jazz-Musik durch die Verwendung von Oboe und Englischhorn in seinen Stücken neue Impulse gegeben und unbekannte Klanghorizonte eröffnet hat. Eins der erfogreichsten und bekanntesten Oboisten in der Jazz Szene ist der Nordamerikaner (New York) Paul McCandless mit der Gruppe Oregon unter der Leitung von Ralph Towner. Er spielt eine Lorée mit der Tabuteau- Technik verfeinert in der USA. seit den 50er Jahren.
Rockmusik
Auch in der Rockmusik wurde die Oboe als Instrument gelegentlich eingesetzt. Wenig bekannt ist, daß beispielsweise Peter Gabriel auf verschiedenen Platten von Genesis (Nursery Crime 1971, Foxtrot 1972, Selling England By The Pound 1973, The Lamb Lies Down On Broadway 1974) das markant klingende Holzblasinstrument zur weiteren klanglichen Ergänzung des mitunter filigranen und sehr nuancenreichen Musikstils der Gruppe verwendet hat.
Pädagogik
Bis in die 1970iger Jahre wurde Kindern mit noch nicht ausgereiften Lungen abgeraten, Oboe zu erlernen. Durch die Wiederentdeckung der Barockoboe mit ihren leichter anzublasenden Rohren hat sich dies geändert. So können heute Kinder bereits im Alter von 7–10 Jahren mit dem Oboeunterricht beginnen. Hierzu stehen sogar Kinderoboen (in hoch f, Guntram Wolf) zur Verfügung. Unterrichtet wird das Instrument an den meisten Jugendmusikschulen sowie bei Privatmusiklehrern. Besonders förderlich und motivierend ist das frühe Ensemblespiel, z. B. in kleinen Kammermusikgruppen, im Blasorchester oder klassischen Symphonieorchester.
Bekannte Hersteller
- Deutschland: Ludwig Frank, Püchner, Mönnig
- Frankreich: Marigaux, Buffet-Crampon, Fossati, Lorée, Rigoutat
- Großbritannien: Howarth
- Italien: Patricola, Bulgheroni
- Japan: Yamaha, Josef
- USA: Fox, Selmer
Viele Solisten schätzen Lorée als der beste Oboenhersteller, was aber natürlich subjektiv und vorallem eine Gechmackssache ist. Lorée ist vorallem in USA geschätzt durch die Entwicklung, die mit Tabuteau geführt wurde. Zusammen mit der Oboe ist aber die Technik der Rohrblätter oder Mundstücke mitverantwortliche für die Zusammenstellung des Klanges. Daher müssen diese beide Aspekte für so einen Urteil berücksichtigt werden. Diese Mundstücke hängen wiederum vom eigenen Spieler ab, da jeder Oboist in der Regel seine eigene Mundstücke herstellt oder zumindest endfertigt. Grosse Solisten haben manchmal Schüler oder Beauftragte, die für sie die "schwere" und Zeit intensive Arbeit der Röhrenherstellung abnimmt.
Bekannte Oboisten
Siehe: Liste von Oboisten
Literatur
- Joppig, Gunther: Oboe und Fagott. Ihre Geschichte, ihre Nebeninstrumente und ihre Musik, 1981. ISBN 3795723450
Weblinks
- Galerie alter Instrumente - Entwicklung der Oboe (de)
- Bruce Haynes/Peter Wuttke: Music for Oboe - Online-Version der Bibliographie der Oboenliteratur von 1650 bis 1800 (en)
- Hörbeispiele (en)
- Verschiedene Oboensolisten als Hörbeispiel
- Homepage des Vereins der Freunde der Wiener Oboe (de)
- Guntram Wolf - Instrumentenbau, Kinderoboe